Vor der Fahrt in einen langen Strassentunnel wird es manchen mulmig zumute. Nicht ungewöhnlich, sagen Psychologen. Sie vergleichen das Gefühl mit der Flugangst. Helfen kann eine gute Vorbereitung und das richtige Verhalten. Sie steigern das Sicherheitsgefühl.
Vorbereitung vor der Tunneleinfahrt
Der wichtigste Punkt auf der Vorbereitungs-Liste ist die Kontrolle der Tankfüllung sowie der Reichweite. Es ist ein echtes Horrorszenario: Mitten im Tunnel gerät der Motor ins Stottern und stellt schliesslich ganz ab. Obwohl man am Zündschlüssel dreht, geht gar nichts mehr. Der Grund: Tank oder Akku sind leer. Gerade bei einem Strassentunnel mit Gegenverkehr und nur einer Fahrspur wie dem Gotthard-Strassentunnel löst das ein Verkehrschaos aus und ist zudem richtig gefährlich.
Das sieht auch der Gesetzgeber so. Wer in der Schweiz in einem Tunnel ohne Treibstoff steckenbleibt, wird verzeigt. Das kann zu einer saftigen Geldstrafe und einem Ausweisentzug führen. Gemäss dem Strassenverkehrsgesetz ist ein Fahrzeug in diesem Fall nämlich nicht betriebssicher. Und das gehört zur Unterhaltspflicht des Autolenkenden. Geregelt wird das in Art. 29 des Strassenverkehrsgesetzes. Auch wer es noch knapp in eine Notfallnische schafft, kommt nicht ungeschoren davon. In diesem Fall gibt es eine Busse von 120 Franken.
Schon bevor du in den Tunnel fährst, solltest du die Lüftung im Auto auf Umluft stellen, damit die schmutzige Luft aus dem Tunnel nicht ins Auto gelangt.
Verhaltensregeln während der Tunneldurchfahrt
Das Fahren in Tunneln erfordert besondere Aufmerksamkeit und das Einhalten spezifischer Verkehrsregeln, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Obwohl viele Autofahrer wissen, dass das Abblendlicht im Tunnel eingeschaltet werden muss, sind die Verhaltensregeln bei Unfällen, Pannen oder Bränden oft weniger bekannt.
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1. Geschwindigkeit und Abstand
Im Tunnel ist es besonders wichtig, einen grossen Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu halten. Du solltest deine Geschwindigkeit den Bedingungen anpassen und niemals die Höchstgeschwindigkeit überschreiten. Im Tunnel sollte der Abstand im Zweifel lieber noch grösser sein. Denn im Gegensatz zu einer Landstrasse oder der Autobahn kannst du nicht nach rechts ausweichen, wenn du von einem abrupten Bremsmanöver des vorderen Autos überrascht wirst.
Viele werden automatisch langsamer, wenn sie auf das dunkle Loch zufahren, auch wenn das Tempolimit gleich bleibt. Die Reaktion ist normal, weil es enger wird und das Licht wechselt. Aber wenn es Sicht, Verkehr und Limit zulassen, bitte bewusst konstant weiterfahren. Dadurch schrumpfen nicht plötzlich die Abstände, es entsteht kein Stau «aus dem Nichts», und es verhindert, dass ungeduldigere Lenkende genervt den Langsameren dicht auffahren.
Halber Tacho - diese Regel sollte jedem Autofahrerenden etwas sagen. Die Hälfte der Geschwindigkeit in Metern gilt als idealer Abstand auf das vorausfahrende Fahrzeug. Sprich: bei 120 km/h 60 Meter.
2. Licht einschalten
Moderne Autos haben eine Lichtautomatik, die im Tunnel von Tagfahr- auf Abblendlicht umschaltet. Die funktioniert im Tunnel zuverlässiger als beispielsweise im Regen oder im Nebel. Trotzdem schadet ein kurzer Kontrollblick nicht. Oft zu sehen, aber verboten: Standlicht ist ausserhalb des Tunnels kein Tagfahr- und im Tunnel kein Abblendlicht. Wer ein Auto ohne Lichtautomatik fährt, muss von Hand das Abblendlicht einschalten. Es geht nicht nur darum, besser zu sehen, sondern gut gesehen zu werden. Besonders in Tunneln mit weissen Wänden und starken LED-Lampen geht das oft vergessen. Hier alles zum Thema Licht.
3. Sonnenbrille abnehmen
Vor der Tunneleinfahrt sollte man die Sonnenbrille abnehmen. Brillenträger, die dann auf die normale Korrekturbrille wechseln müssen, sollten bei einer Strecke mit vielen Tunneldurchfahrten lieber diese Brille nutzen. Düstere Tunnel wirken mit Sonnenbrille wie eine Nachtfahrt. Sie strengen unsere Augen an, machen müde und lassen uns auf Gefahren langsamer reagieren.
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4. Verkehrsfunk aktivieren
Die Lieblingsmusik auf Spotify, unser Hörbuch oder der Podcast haben einen Nachteil: Schaltet man Verkehrsfunk-Unterbrechungen (oder das Radio ganz) aus, gibt es auch keine Infos zu Gefahrenlagen - so können wir auch nicht richtig reagieren. Bei einem Brand in einem langen Tunnel kann frühzeitige Reaktion Leben retten. Deshalb solltest du im Tunnel auf Radioempfang umstellen oder den Verkehrsfunk aktivieren.
5. Umluft einschalten
Die Luft im Tunnel ist nicht die beste. Das lässt sich schon an den geschwärzten Wänden sehen: Abgase und Reifenabrieb belasten die Luft. Wenn wir die Klimaanlage nicht schon vor dem Tunnel auf Umluft umstellen, gelangt der ungesunde Mief ins Auto. Also auf Umluft stellen und - wichtig - am Tunnelende wieder auf Frischluft.
Vor allem bei Regen können zudem die Scheiben innen wie aussen anlaufen. Also parat sein, den Scheibenwischer auch im Tunnel zu nutzen, und Lüftung auf die Frontscheibe richten. Wenn das nicht ausreicht, aktiviere die Klimaanlage, da diese der Luft sehr schnell die Feuchtigkeit entzieht.
6. Verboten: Wenden und Rückwärtsfahren
Die meisten Tunnel sind Einbahnstrassen, bei Gegenverkehr trennt mindestens eine doppelte ausgezogene Sicherheitslinie die Fahrspuren. Diese solltest du dir als massive Mauer vorstellen: Wenden und auch Rückwärtsfahren sind absolute No-Gos im Tunnel - auch wenn alte Navis mal das Signal verlieren und «Bitte wenden!» sagen. Wende nur dort, wo es auch erlaubt ist - ausserhalb des Tunnels.
Verhalten im Notfall
Kommt es bei der Fahrt durch die Röhre in eine Gefahrensituation, kann das richtige Verhalten lebensrettend sein. Deshalb sollten Sie wissen, wie Autofahrer im Tunnel richtig reagieren.
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Stau
Bahnt sich im Tunnel ein Stau an, schalten Sie umgehend die Warnblinker ein, damit der nachfolgende Verkehr frühstmöglich die Gefahrensituation erkennen kann. Bei Stillstand halten Sie genug Abstand zum Vordermann und orientieren Sie sich am rechten Fahrbahnrand, wenn Sie auf der rechten Spur fahren, am linken, wenn Sie links unterwegs sind. So können Sie im Notfall schneller eine Rettungsgasse in der Mitte bilden. Bei längerer Standzeit ist ausserdem der Motor abzuschalten, um zu vermeiden, dass sich mehr Abgase als nötig im Tunnel sammeln. Achten Sie anschliessend auf Radiodurchsagen und die Anzeigen auf den Infotafeln im Tunnel.
Unfall
Sollte Sie oder ein anderer Verkehrsteilnehmer im Tunnel in einen Unfall verwickelt werden, leisten Sie Erste Hilfe und sichern Sie wie gewohnt die Unfallstelle ab. Schalten Sie den Motor Ihres Fahrzeugs aus, Sie die Warnblinker ein und suchen Sie eine Notrufstation auf.
Brand
Wenn ein anderes Auto im Tunnel brennt und es bereits zu einem Stau gekommen ist, verlassen Sie Ihr Fahrzeug und suchen Sie eine Notrufstation im Tunnel auf. Hier erhalten Sie weitere Anweisungen vom Sicherheitspersonal. Lassen Sie dabei den Schlüssel in Ihrem Auto stecken und schalten Sie die Zündung aus. Fängt das eigene Fahrzeug Feuer, fahren Sie wenn möglich aus dem Tunnel heraus und stellen Sie das Auto dann schnellstmöglich am Fahrbahnrand ab.
Generell gilt bei Feuer oder starker Rauchentwicklung im Tunnel, dass Sie die Gefahrenzone zügig verlassen und sich in Richtung des nächsten Fluchtausgangs bewegen sollten.
Weitere Hinweise
- Fahrzeug verlassen und helfen: Steige vorsichtig aus, ziehe eine Warnweste an und leiste, wenn nötig, Erste Hilfe.
 - Verlasse den Tunnel: Wenn möglich, fahre aus dem Tunnel heraus. Ist das nicht möglich, stelle dein Fahrzeug am rechten Rand oder in einer Pannenbucht ab.
 - Flüchte: Lösche das Feuer nur, wenn es noch klein ist. Im Tunnel sind Feuer und Rauch extrem gefährlich. Dein Leben hat immer Priorität vor deinem Auto oder deinen persönlichen Gegenständen.
 
Sicherheitsmassnahmen in Tunneln
Nach dem Brand im Gotthard-Strassentunnel vor über 20 Jahren hat das ASTRA sämtliche Nationalstrassentunnel überprüft und umfangreiche Sicherheitsmassnahmen umgesetzt. Wie im Beitrag Blogbeitrag „1.6 Milliarden Franken für mehr Sicherheit in Tunnels“ beschrieben, wurde seither laufend investiert - unter anderem in die Optimierung der Warnsysteme für die Tunnelbenutzerinnen und -benutzer.
Wird im Tunnel eine Notlage erkannt, schaltet sich eine deutlich hellere Beleuchtung ein. Im Ereignisfall wird die Signalisation der Fluchtwege automatisch aktiviert. Blinkende orange Ampeln im Tunnel warnen vor akuten Risiken - etwa bei plötzlichem Stau oder stockendem Verkehr. …wird die sogenannte Brandnotbeleuchtung eingeschaltet - sie leuchtet auf der Seite der Notausgänge. Kommt es zu einem Brand, Unfall oder Rückstau im Tunnel, wird dieser aus Sicherheitsgründen gesperrt. Eine solche Sperrung wird mit Rotlicht am Tunneleingang angezeigt - auch „Portalrot“ genannt.
Alle Tunnel im Nationalstrassennetz sind mit sogenannten Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen (BSA) ausgestattet. Dazu zählen unter anderem Beleuchtungen, Signale, Notrufeinrichtungen und Brandmeldeanlagen. Letztere erkennen Rauch oder Feuerentwicklung bereits in einem sehr frühen Stadium. Damit im Ernstfall alles reibungslos funktioniert, werden diese Anlagen regelmässig getestet.
Sollten Sie anhand der genannten Hinweise auf eine mögliche Gefahr aufmerksam gemacht worden sein, zählt vor allem eines: mit Ruhe und dem richtigen Verhalten zur Sicherheit im Tunnel beizutragen.
ADAC-Tunneltest
Statistisch gesehen sind Unfälle in Tunneln sehr selten. Der neue ADAC-Tunneltest hinterlässt ein gutes Gefühl. Das Ergebnis ist das beste aller Zeiten. Dennoch kann es in einem Tunnel immer zu einem Unfall oder einer Panne kommen.
20 Tunnel in fünf EU-Ländern hat der ADAC getestet. 14 Tunnel erhielten von den Experten die Testnote "sehr gut", sechs Tunnel wurden mit "gut" ausgezeichnet. Das Ergebnis zeigt, dass gerade die Autotunnel in Europa gemessen an ihren Sicherheitsstandards sehr gut ausgestattet sind. Unfälle, Pannen oder Feuer in Tunneln lassen sich aber auch dadurch nicht ausschliessen.
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