Inflation ist ein allgemeiner Anstieg der Preise für Waren und Dienstleistungen. Wenn das Preisniveau steigt, sinkt der Wert des Geldes. Ein einfaches Beispiel dafür ist der Preis für Zucker: Nehmen wir an, 1kg Zucker kostete vor einem Jahr 1 Franken. Die Notenbanken versuchen die Inflation in einem Zielband von 2% zu halten. Inflation hilft aber auch Schuldnern, da mit der Geldentwertung auch der reale Wert von Schulden schrumpft. Ist die Inflationsrate höher als der Hypothekarzins, zu dem man sich das Geld z. B. für ein Haus geliehen hat, schmelzen Schulden auf wunderbare Weise dahin.
Inflation ist unter anderem deshalb problematisch, weil dadurch das bestehende Vermögen schleichend an Wert verliert. Lesebeispiel: Nach Abzug der Steuern und 2 Prozent Inflation sind 50'000 Franken nach 10 Jahren real noch 39'012 Franken wert - das ist ein Wertverlust von 10'988 Franken. Mit 1 Prozent Zins pro Jahr schrumpft die Kaufkraft in 10 Jahren um 7'542 Franken. Der Zins auf dem Sparkonto reicht oftmals nicht aus, um die negativen Einflüsse der Inflation zu kompensieren.
Auswirkungen der Inflation
Inflation hat vielfältige Verteilungswirkungen:
- Erspartes verliert an Wert: Mit Bargeld oder Geld auf tief verzinsten Konti kann man am Ende weniger als zu Beginn des Jahres kaufen. Inflation wirkt entsprechend wie eine Steuer auf das Halten von Bargeld oder flüssigen Mitteln.
- Kreditgeber verlieren: Der rückzahlbare Betrag am Ende der Periode ist inflationsbereinigt weniger wert. Auch private Anleger oder Pensionskassen werden nach Ende der Laufzeit zwar denselben Betrag zurückerhalten, nur hat dieser bis dahin deutlich an Wert verloren.
- Personen ohne stabile Einkommensverhältnisse verlieren: Andere Gruppen wie Rentner oder Langzeitarbeitslose bleiben in vielen Ländern auf der Strecke.
- Steuersystem kann die Steuerlast erhöhen: Aufgrund der häufig progressiv ausgestalteten Einkommenssteuer führt der Teuerungsausgleich dazu, dass bei gleichem realen Einkommen prozentual höhere Steuern bezahlt werden müssen.
- Verzerrung der relativen Preise: Inflation bedeutet nämlich nicht, dass alle Preise im Gleichschritt und im exakt gleichen Ausmass angepasst werden. Vielmehr steigt die Preisvariabilität innerhalb einer Volkswirtschaft tendenziell mit der Höhe der Inflationsrate an.
- Erschwerte Planung von langfristigen Projekten: Beispielsweise nimmt bei mittel- und langfristigen Bau- und Ausrüstungsinvestitionen die Unsicherheit bezüglich der tatsächlich anfallenden Kosten und somit auch bezüglich der Rentabilität zu.
Inflation provoziert also erhebliche Verteilungswirkungen in einer Volkswirtschaft. Und je länger sie andauert und je höher sie steigt, desto mehr Menschen verlieren. Wenn die grosse Mehrheit verliert, und der Konsum und die Investitionen gehemmt werden, dann kann dies, wie in den 1970er-Jahren, zu einer Stagflation führen. Also das gleichzeitige Auftreten von Inflation und wirtschaftlicher Stagnation.
Beispiele für Inflationsraten
In der Schweiz betrug die Inflationsrate im Januar 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat 1,6 Prozent. Bei einem Negativzins von -0,75 verlor das Geld auf einem Transaktionskonto innerhalb eines Jahres 2,35 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland betrug die Inflationsrate im Januar 2022 4,9 Prozent im Vergleich zum Januar 2021. Bei Negativzinsen von 0,5 Prozent hat ein Sparer somit innerhalb von 12 Monaten 5,3 Prozent verloren. Würde dies so anhalten, würde innerhalb von nur 13 Jahren der Wert eines Betrags auf dem Transaktionskonto halbiert. In den USA ist dies noch ausgeprägter, betrug die Inflation im Dezember 2021 doch 7,5 Prozent.
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Anlagestrategien in Zeiten der Inflation
Ihnen stehen unterschiedliche Wertanlagen zur Verfügung: Von Edelmetallen oder Rohstoffen über Immobilien und Aktien bis hin zu Kryptowährungen. Alle Anlageklassen haben verschiedene Vor- und Nachteile . Die dabei erwarteten Erträge und Wertgewinne helfen, das Vermögen vor der Inflation zu schützen.
- Aktien: Beim Erwerb von Aktien erwirbt man einen Anteil an einem Unternehmen, womit es sich um einen Sachwert handelt. Jedoch bieten nicht alle Aktien einen gleich guten Schutz vor Inflation. Ein Beispiel: Bei steigender Inflation dürften viele Konsumentinnen und Konsumenten weniger Geld ausgeben. Mit Aktien kaufen Sie Anteile an einem Unternehmen, die Gewinne durch Kurssteigerungen und Dividenden mit sich bringen können, aber auch höhere Risiken als Obligationen bergen. Grundsätzlich sollte für die Anlage in Aktien ein längerer Zeithorizont eingeplant werden.
- Obligationen: Obligationen sind festverzinsliche Wertpapiere, die von Unternehmen oder Staaten ausgegeben werden, um Kapital zu beschaffen. Während einer bestimmten Laufzeit, erhalten Sie auf Ihr geliehenes Geld einen Zins, sowie bei Ende der Laufzeit ihr investiertes Kapital zurück.
- Immobilien: Immobilien kommen nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch als Renditeanlage in Frage. Sie bieten Chancen auf eine Wertsteigerung und einen Inflationsschutz.
- Fonds: Wenn Sie in einen Fonds investieren, investieren Sie in eine Vielzahl von Wertpapieren, die innerhalb dieses Fonds verwaltet werden. Sie bieten somit eine grosse Diversifikation. Es gibt verschiedene Fonds, wie beispielsweise Aktienfonds (die nur in Aktien investieren) oder Strategiefonds, die eine bestimmte Strategie verfolgen (z. B. Strukturierte Produkte bestehen aus einer Kombination verschiedener Anlagekomponenten, wie z. B. Aktien, Anleihen oder Derivate. Sie bieten massgeschneiderte Risiko-Rendite-Profile und können auf spezifische Markterwartungen zugeschnitten sein.
Die Rolle der Zentralbanken
Die aktuelle und zukünftige Inflation sind wichtige Faktoren, die die Expertenteams der LUKB bei ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen. Die EZB setzt die Zinspause fort. Am Donnerstag beliess die Europäische Zentralbank die Leitzinsen unverändert. Es muss den Zentralbanken gelingen, die Inflation rechtzeitig zu brechen. Denn eine längere Inflationsphase würde zunächst langsam, dann immer stärker am Vertrauen in die Institutionen rütteln.
Staatsschulden und Inflation
Glaubt man dem Wirtschaftswissenschaftler Steve Hanke, so gibt es grundsätzlich mehrere Möglichkeiten, einem hohen Staatsdefizit zu begegnen: «Die eine ist die direkte Besteuerung von Konsumenten und Unternehmen, die andere die indirekte Belastung durch eine Inflationssteuer», argumentiert Hanke. Daran, den Staat effizienter zu organisieren und auf diese Weise die viel zu hohen öffentlichen Ausgaben zu senken, scheint er erst gar nicht erst zu denken.
Demgemäss werden sie dafür sorgen, dass das Zinsniveau unter der Inflation und diese wiederum über längere Zeit hinweg unter dem nominalen Wachstum liegen werden. So nähmen Staatsschulden über die Zeit im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung ab und die makroökonomische Lage entspanne sich. Das ist ein «altes Rezept», das sich in der Vergangenheit schon mehrfach bewährt hat.
Allerdings ist die Schuldenquote in den letzten 20 Jahren deutlich angestiegen, in den USA von etwas über 60 bis gegen 120 Prozent. Ähnlich hoch liegt die Schuldenquote in Frankreich. In beiden Ländern sind die Defizite zu gross, damit die Quote wenigstens konstant bleibt. Trump will deshalb das nominale Wirtschaftswachstum beschleunigen - einerseits über Deregulierungen, anderseits, indem man eine etwas höhere Inflation toleriert.
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Ausblick und Empfehlungen
Unter diesen Umständen bleibt die Geldanlage herausfordernd. Experten geben verschiedene Empfehlungen:
- Kein «Krisen-Timing» betreiben.
- Finanzielle Verpflichtungen berücksichtigen.
- Diversifikation ist weiter wichtig.
- Sich verschulden oder nicht? Im Zweifel geht es in unsicheren Zeiten zuerst darum, die eigene Handlungsfähigkeit zu erhalten. Hohe Schulden schränken diese ein.
- Auf Realwerte setzen.
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