Wie erkennt man ADHS bei 2-Jährigen: Symptome und Früherkennung

Ein Kind mit der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) stellt die Eltern vor besondere Herausforderungen. Typisch für eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind Probleme bei der Aufmerksamkeit, impulsives Verhalten, Hyperaktivität und eine gestörte Selbstkontrolle. Betroffene Kinder bleiben mit ihrer Aufmerksamkeit nicht lange bei einer Sache, sind unruhig, ungeduldig und aggressiv.

Häufig fallen Kinder mit ADHS schon im Kleinkindalter auf. Die Diagnose wird dann oft in den ersten Schuljahren gestellt. «Lehrpersonen wissen heute besser über ADHS Bescheid und raten den Eltern deshalb häufiger zu einer Abklärung», sagt Schaffter-Wieland.

Symptome von ADHS im Kleinkindalter

Die ADHS-Kriterien von ICD-10 und DSM-IV, die vor allem im Kindergartenund noch stärker im Schulalltag beurteilbar werden, machen eine Diagnose im Säuglingsalter und frühen Kleinkindalter nahezu unmöglich.

Im Säuglings- und Kleinkindalter zeigen sich einige «Vorboten» und psychosoziale Risikofaktoren für die Entstehung einer ADHS, die den Zugang zu präventiven und interventionellen Massnahmen eröffnen. Rauchen in der Schwangerschaft, früh auftretende ausgeprägte hyperkinetische Symptome, ungünstige Erziehungsbedingungen, familiäre Notlagen, gestörte Mutter-Kind-Beziehungen und -Interaktionen sowie depressive Erkrankung der Mutter sind wesentliche Aspekte.

Allerdings weisen weniger als die Hälfte der Vorschulkinder, die die Kriterien einer ADHS erfüllen, eine dementsprechende Symptomatik auch im späteren Kindesund Jugendalter auf.

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Eltern von Kindern mit einer Störung des Sozialverhaltens fühlten sich belasteter durch ihr 2-jähriges Kind. Kinder mit Regulationsstörungen zeigten im Verlauf häufiger eine hyperkinetische Symptomatik, ebenso wie Kinder mit einer negativen MutterKind-Interaktion und schwierigen familiären Verhältnissen.

Häufig sind die folgenden Auffälligkeiten aus den Bereichen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität:

  • Das Kind achtet häufig nicht auf Details oder macht Flüchtigkeitsfehler.
  • Es hat oft Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten.
  • Es scheint häufig nicht zuzuhören, wenn es direkt angesprochen wird.
  • Es befolgt Anweisungen oft nicht und kann Arbeiten oder Aufgaben nicht zu Ende bringen.
  • Es hat oft Mühe, Aufgaben zu organisieren.
  • Es hat eine Abneigung gegen Aufgaben, die länger dauernde geistige Anstrengung erfordern.
  • Es verliert oft Gegenstände, die für Aktivitäten benötigt werden, z. B. Schulmaterial, Bücher, Schlüssel etc.
  • Es lässt sich häufig durch äussere Reize ablenken.
  • Es ist bei Alltagsaktivitäten oft vergesslich.
  • Das Kind zappelt oft mit den Händen oder Füssen oder rutscht auf dem Stuhl herum.
  • Es steht in Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird, oft auf.
  • Es läuft häufig herum oder klettert in Situationen, in denen dies nicht angebracht ist.
  • Es hat oftmals Mühe, ruhig zu spielen oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen.
  • Es ist oft "auf dem Sprung" und wirkt "wie von einem Motor angetrieben".
  • Es spricht oft übermässig viel.
  • Das Kind platzt häufig mit einer Antwort heraus, bevor eine Frage zu Ende gestellt worden ist.
  • Es hat oft Mühe, zu warten, bis es an der Reihe ist.
  • Es unterbricht andere häufig oder stört, indem es sich in Gespräche oder Spiele einmischt.

Ursachen von ADHS

ADHS ist eine neurobiologische Funktionsstörung im Gehirn und nicht die Folge einer falschen Erziehung der Eltern, wie manchmal landläufig angenommen wird.

Die körperlichen Ursachen, welche zu den Symptomen führen, sind noch nicht eindeutig geklärt, man geht jedoch davon aus, dass eine fehlerhafte Informationsverarbeitung zwischen bestimmten Hirnabschnitten der Störung zugrunde liegt.

Psychosoziale Einflüsse können den Krankheitsverlauf verschlimmern, können aber als einzige Ursache für die Störung der Betroffenen ausgeschlossen werden.

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Kinder, in deren Familien es bereits ADHS gibt, sind zudem einem höheren Risiko ausgesetzt, selbst darunter zu leiden.

Es gibt Hinweise darauf, dass ADHS durch ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn verursacht wird. Die neurobiologischen Ursachen sind noch nicht im Detail erforscht. Man geht aber davon aus, dass die Weiterleitung von Informationen und Reizen durch die Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin und Serotonin beeinträchtigt ist.

ADHS ist vermutlich genetisch bedingt und tritt innerhalb einer Familie oftmals bei mehreren Mitgliedern auf.

In der Foschungsliteratur, die sich auf Zwillings- und Familienstudien stützt, wird der genetische Einfluss heute auf circa 0.75 geschätzt. Damit sind etwa 75% der Ursachen für den Ausbruch der ADHS im Kindesalter genetischer Natur.

Durch bildgebende Verfahren kann gezeigt werden, dass das Gehirn von Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S anders arbeitet und auch von der Struktur her anders aussieht: Dies gilt vor allem für Hirnbereiche, die an der Aufmerksamkeit/ Kognition, der Planung und Organisation, dem Arbeitsgedächtnis, der Bewegungskontrolle, dem Unterdrücken von Impulsen und der Belohnung und Motivation beteiligt sind.

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Diagnose von ADHS

Obwohl ADHS häufig vorkommt, ist die Diagnosestellung anspruchsvoll. Eine Abklärung sollte durchgeführt werden, wenn ADHS-typische Verhaltensauffälligkeiten - Hyperaktivität, Impulsivität, und/oder Unaufmerksamkeit - im Alltag mit funktionalen Einschränkungen einhergehen.

Normalerweise sollte die ADHS-Diagnose durch eine speziell dafür ausgebildete Fachperson erfolgen. Das sind in erster Linie Kinder- und Jugendpsychiater*innen und -Psycholog*innen, sowie Kinderärzt*innen.

Es sollte untersucht werden, ob die ADHS-Symptome vielleicht durch eine andere Störung ausgelöst werden, die dann anders behandelt werden müsste als eine ADHS.

Aufbau der diagnostischen Untersuchung:

  • Befragung von Eltern/Bezugspersonen und Kind: Wichtigster Teil der Untersuchung ist das gemeinsame Gespräch mit den Eltern und dem Kind.
  • Ausschluss von anderen Ursachen (Differentialdiagnose): Es sollte untersucht werden, ob die ADHS-Symptome vielleicht durch eine andere Störung ausgelöst werden.
  • Abklären von Begleitstörungen: Fachpersonen klären ausserdem ab, ob zusätzlich zur ADHS noch andere Probleme vorliegen, was häufig vorkommt (etwa 60% der Fälle).
  • Fragebogenverfahren: Viele Fachpersonen setzen ADHS-Fragebogenverfahren ein, die von den Eltern, Lehrpersonen und, je nach Alter, von dem betroffenen Kind selbst ausgefüllt werden.
  • Testpsychologische Untersuchungen: Testpsychologische Untersuchungen werden eingesetzt, um Leistungsprobleme und -Stärken zu erfassen.
  • Fremdbefragung: Um zu überprüfen, wie sich ADHS-Symptome in der Schule (dem Kindergarten) zeigen, gehört eine Befragung der wichtigsten Lehrperson(en) in der Regel zur Diagnostik dazu, natürlich mit Einverständnis der Eltern.

Behandlung von ADHS

Ist die Diagnose ADHS durch einen Arzt gestellt worden, gibt es verschiedene Behandlungsmethoden, damit die Betroffenen und ihre Angehörigen besser damit leben können, denn heilbar ist die Krankheit nicht.

Zum einen wird die Krankheit mit verschiedenen nicht-medikamentösen Therapien behandelt. Zum anderen erhalten die Kinder und Jugendlichen häufig den Wirkstoff Methylphenidat als Behandlung, welches in der Umgangssprache häufig als Ritalin bezeichnet wird.

Wichtig ist, dass der Diagnose eine geeignete Unterstützung folgt. «Der erste Schritt ist die sogenannte Psychoedukation, in der die Eltern über die Symptome der ADHS, einen guten Umgang damit und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt werden», sagt Schaffter-Wieland.

Kinder mit ADHS brauchen klare Regeln. Beim Elterncoaching erfahren die Eltern zum Beispiel, dass es wichtig ist, sich konsistent und wohlwollend zu verhalten und Druck und Stress zu vermeiden.

Als Daniela Chirici von der ADHS-Diagnose erfuhr, zog die Familie auf einen Bauernhof, wo Kilian seinen Bewegungsdrang besser ausleben konnte. Kilian besucht, seit er acht Jahre ist, regelmässig eine Verhaltenstherapie, die ihm bisher sehr geholfen hat.

Stellen Sie klare Regeln auf und schaffen Sie eine verlässliche Tagesstruktur. Das gibt Ihrem Kind Orientierung und Halt. Sagen Sie Ihrem Kind, was Sie von ihm erwarten. Loben Sie Ihr Kind, wenn es die Regel eingehalten hat. Auf Verletzungen der Regeln sollten Sie angemessen und konsequent reagieren.

Fördern Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes. Achten Sie auf seine Stärken und auf das, was es gut gemacht hat, und loben Sie es dafür. Überlegen Sie, was wirklich von Bedeutung ist und welcher «Kampf» sich wirklich lohnt. Vermeiden Sie plötzliche Veränderungen, weil das bei Kindern mit ADHS Stress auslöst. Sieht Ihr Kind rot, nehmen Sie sich selbst emotional heraus und lassen Sie sich nicht auf Diskussionen ein. Sprechen Sie mit ruhiger Stimme. Bleiben Sie mit Ihrem Kind in einer guten Beziehung.

Tabelle: Übersicht über ADHS-Typen und Merkmale

ADHS-Typ Merkmale
Unaufmerksamer Typ (ADS) Ruhig, verträumt, leicht ablenkbar, Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren
Hyperaktiv-impulsiver Typ Hoher Bewegungsdrang, Impulsivität, Rededrang, Schwierigkeiten, stillzusitzen
Kombinierter Typ Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität treten in Kombination auf

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