Disney: Freude, Kummer und Emotionen in "Alles steht Kopf 2"

Ich als absoluter Disney-Kinderfilm-Fan und Fan der "alten" guten Kinderserien/filme habe "Alles steht Kopf" im Kino gesehen und war absolut begeistert. Die Idee, die hinter der Handlung steckt und deren Umsetzung sind fantastisch, amüsant und bezaubernd zugleich. Die Figuren und die Welt in der alles spielt ist farbenfroh und fantasievoll und reisst den Zuschauer sofort in ihren Bann. Es ist ein Spass für die ganze Familie und zum immer wieder ansehen! Ganz in gewohntem Disney Stil, wird uns hier die Geschichte der jungen Riley erzählt.

Wie bei allen Lebenwesen, wohnen auch in ihrem Kopf die fünf Emotionen Freude, Kummer, Angst, Wut und Ekel und gemeinsam steuern sie Rileys Unterbewusstsein, sammeln ihre Erinnerungen und Verwalten alle Gefühle.

Die Fortsetzung: "Alles steht Kopf 2"

In Disney•Pixars "Alles steht Kopf 2" kehren wir in den Kopf des nun frischgebackenen Teenagers Riley zurück - genau zu dem Zeitpunkt, an dem das Hauptquartier plötzlich abgerissen wird, um Platz für etwas völlig Unerwartetes zu schaffen: neue Emotionen! Freude, Kummer, Wut, Angst und Ekel, die seit langem erfolgreich Rileys Kopf managen, sind sich nicht sicher, was sie fühlen sollen, als Zweifel auftaucht. Zweifel ist die erste neue Emotion, die sich ankündigt. Sie wird alles im Hauptquartier (und darüber hinaus) auf den Kopf stellen. Zweifel ist ein absolutes Energiebündel und sorgt mit Begeisterung dafür, dass Riley auf alle möglichen negativen Szenarien vorbereitet ist.

In "Alles steht Kopf 2" gibt es ein Wiedersehen mit Riley und ihren irrwitzigen Emotionen - die bisweilen ein ganz schönes Chaos anrichten können. Allerdings ist die kleine Riley nun eine Teenagerin und steht kurz vor ihrem Eintritt in die Highschool. Wir kehren in den Kopf der nun frischgebackenen Teenagerin Riley zurück, die sich gerade an ihr neues Leben an der High School gewöhnt.

Doch ausgerechnet als sie übers Wochenende in ein Eishockey-Camp eingeladen wird, bricht in ihrem Gefühlshauptquartier der «Pubertätsalarm» aus und es finden folgenschwere Umbauten statt, um Platz für neue Emotionen zu schaffen. Freude, Kummer, Wut, Angst und Ekel, die seit langem erfolgreich Rileys Kopf managen, bekommen Gesellschaft von Zweifel, Neid, Peinlich, Nostalgie und Null Bock. Vor allem der erstgenannte Neuankömmling übernimmt binnen kurzer Zeit zunehmend das Kommando und tritt folglich in direkte Konkurrenz mit Freude. Haben wirklich beide Rileys Wohlergehen im Sinn?

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Neue Emotionen im Teenageralter

Die Neuen rocken die Hütte. Rileys neue Emotionen in «Inside Out 2» sind eine Bereicherung. Anxiety, Embarrassment, Ennui und Envy decken einen grossen Teil der breitgefächerten Gefühlspalette während der Pubertät ab. «Bin ich genug?», «Gehöre ich dazu?» oder «Warum sind meine Alten so verbohrt?», solche Fragen haben wir uns während der ersten zaghaften Schritte auf dem Pfad des Erwachsenwerdens innerlich alle gestellt, wieder und wieder. Und wenn wir ganz ehrlich sind, hören wir diese und ähnliche Stimmen bis heute ab und zu, denn sie sind in der Pubertät gekommen, um zu bleiben.

Mein persönlicher Liebling von den neuen Gefühlen in «Inside Out 2» ist ganz klar Ennui mit ihrer herrlichen Leck-mich-am-Arsch-Attitüde. Mit ihrer ausgeprägt sarkastischen und ironischen Art hat sie mich in jeder ihrer Szenen zum Schmunzeln oder Lachen gebracht. Vielleicht, weil ich mich selbst so sehr in ihr erkenne? Leader of the new Pack ist aber zweifellos Anxiety, die in Rileys pubertärem Gefühlschaos die Fäden zieht, oder vielmehr spinnt. Etwa, wenn sie in Rileys Erinnerungen herumwühlt.

Aus dem Kind ist eine Teenagerin geworden, die sich neben dem angewachsenen Gefühlschaos auch noch mit ihrem frisch erlangten Selbstkonzept auseinandersetzen muss. Und wer kennt es nicht noch von sich selbst, in dieser wegweisenden Phase des Heranwachsens zu stecken? Plötzlich ist es einem extrem wichtig, wie man von der Umwelt wahrgenommen wird. Doch zwischen Selbst- und Idealbild klafft zuweilen eine augenscheinlich unüberbrückbare Lücke. Kein Wunder also, dass anstelle von Freude plötzlich Zweifel am Ruder sitzt und nicht so schnell gedenkt, wieder abzutreten.

Im Kern ist «Alles steht Kopf 2» eine klassische Coming-of-Age-Geschichte: Riley möchte von ihrer Umwelt akzeptiert werden, zugleich aber ihre Rolle im Leben finden. Sie muss sich daher die immens wichtigen Fragen beantworten: «Wer bin ich eigentlich? Wer möchte ich sein? Was bin ich bereit, dafür zu tun - und was nicht?» Im Gegensatz zu herkömmlichen Filmen dieses Genres erhält das Publikum dank «Alles Steht Kopf 2» einen tatsächlichen Einblick in den Konflikt zwischen all den widersprüchlichen Emotionen, die uns während der Pubertät buchstäblich auf den Geist gehen.

Um die Gedankengänge während einer derartigen Identitätskrise von Teenagern glaubhaft darzustellen, wurde neben dem Psychologen Dacher Keltner, der bereits am ersten Teil mitwirkte, nun die klinische Psychologin Lisa Damour zu Rate gezogen. Sie unterstützte die Macher des Films dabei, den emotionalen Wandel, den Menschen während der Pubertät durchleben, kindgerecht und zugleich akkurat darzustellen.

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Pädagogischer Mehrwert und Familienfilm

Dieser Blick hinter diese Gefühlskulisse ist - wie schon im Vorgänger - nicht nur für das jugendliche Zielpublikum interessant. «Alles steht Kopf» half neben den Kids wohl auch manch einem Elternteil dabei, sich der Daseinsberechtigung von «negativen» Emotionen wie Kummer bewusst zu werden. Teil zwei könnte derweil dafür sorgen, dass man fortan nachsichtiger darauf reagiert, wenn der eigene pubertierende Teenager wieder besonderen Weltschmerz verspürt - und das jeden in Hörweite wissen lässt.

Ein Prädikat, das wahrlich nicht häufig verliehen werden darf: «Alles steht Kopf 2» hat einen pädagogischen Mehrwert für jeden, der ihn sich ansieht, und ist folglich ein perfekter Familienfilm. Sollte es dennoch nicht gelingen, den störrischen Spross vom gemeinsamen Familienfilmabend zu überzeugen, weiss man nun wenigstens, woran es liegt: Null Bock hat gerade das Sagen, aber keine Sorge: Das ändert sich wieder.

Kritik und Rezeption

Mit «Inside Out» stellte Pixar 2015 alles auf den Kopf, um es mit der deutschen Übersetzung des Filmtitels zu sagen. Die Geschichte der elfjährigen Riley, deren personifizierte Gefühle Joy (Freude), Anger (Wut), Sadness (Kummer), Disgust (Ekel) und Fear (Angst) wegen eines Umzugs verrückt spielen, sorgte rund um den Globus für Begeisterungsstürme. Gleichzeitig ist er enorm tiefgründig und geht ans Herz, sodass kaum ein Auge trocken bleibt.

«Inside Out» ist grosses Kino für Jung und Alt. Mit dem Oscar für den besten animierten Spielfilm und einem Einspielergebnis von über 850 Millionen Dollar im Gepäck war es deshalb keine grosse Überraschung, als Disney und Pixar im September 2022 eine Fortsetzung des Blockbusters ankündigten.

«Inside Out 2» veranschaulicht die Irrungen und Wirrungen der Pubertät auf höchst unterhaltsame Art und Weise, ohne den gebotenen Tiefgang ausser Acht zu lassen. Die Pubertät dürfte nämlich eher die Ü10-Zielgruppe ansprechen. Regisseur Kelsey Mann hat bislang vornehmlich als Storyboard-Artist bei Pixar gearbeitet. Die Hausaufgaben für sein Regie-Debüt hat er zweifellos gemacht und sich das Erfolgsrezept von «Inside Out»-, «Soul»- und «Up»-Regisseur Pete Docter genau abgeschaut. Aber vielleicht etwas zu gut.

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Abgesehen von den neuen Gefühlen und der etwas anderen Thematik vermisse ich im zweiten Teil die Kreativität, Innovation und neue Ideen, die den ersten Teil auszeichnen. Teilweise wähnte ich mich tatsächlich in einer 1:1-Kopie von «Inside Out». More of the same halt. Das ist einerseits okay, weil «the same» ja zum Besten gehört, was Pixar je abgeliefert hat. Gleichzeitig ist es etwas schade, weil der Überraschungseffekt fehlt.

Kelsey Mann thematisiert in «Inside Out 2» zwar die Pubertät, handelt sie aber bequem im Stile seines Vorgängers Pete Docter ab, bei dem sich die Gefühle in Rileys Kopf zuerst streiten und Chaos auslösen, ehe sie sich am Ende doch wieder zusammenraufen. Kurz: Kelsey geht auf Nummer sicher.

Fazit

«Inside Out 2» erweitert die Klaviatur der Emotionen und nimmt sich dem Gefühlschaos in der Pubertät an. Der Mix aus kunterbuntem Spass und emotionalem Tiefgang funktioniert ähnlich gut wie beim ersten Teil, ohne je aus dessen Schatten zu treten. Abgesehen von den neuen Figuren wurde kaum etwas Neues gewagt. Das macht «Inside Out 2» sehenswert für die ganze Familie.

tags: #Disney #Freude #Kummer #Emotionen