Dem Begriff «Freude» und alle weiteren Synonyme für «Freude» wirst du im alltäglichen Sprachgebrauch sehr häufig begegnen. Das Substantiv beschreibt eine positive Emotion oder ein Gefühl, das durch Erlebnisse, Ereignisse oder Gedanken ausgelöst wird, die als angenehm oder befriedigend empfunden werden. Ein anderes Wort für «Freude» wäre z.B. «Begeisterung».
Das Substantiv «Freude» drückt ein starkes positives Gefühl aus. «Freude» ist eine äußerst subjektive Empfindung.
Freude als spirituelle Tugend
Angela Gorrell hat an der Universität Yale zu «Theologie der Freude und des guten Lebens» geforscht («Theology of Joy and the Good Life»). Um diese Ressource zu erschliessen, plädiert Angela Gorrell dafür, Freude als spirituelle Tugend zu üben: Sich immer wieder darauf zu konzentrieren, was einem in einer Situation Freude gibt, Freude auch bewusst zu suchen. Sich an Schönes zu erinnern und Dankbarkeit zu üben.
Das bedingt, dass man die Komplexität des Lebens akzeptiert und es nicht schwarz-weiss sehen will. Dass man es aushält, dass Freude manchmal mitten in einer Situation der Trauer oder des Leidens aufkommt. Freude vertreibt Leiden und Trauer nicht. Und Freude soll auch nicht dazu dienen, Missstände, die sich ändern müssen, schönzureden oder zu übertünchen. Im Gegenteil.
Beides gehöre zusammen: Auch in Momenten tiefster Trauer und schweren Leidens können Lachen, Freude, Freundschaft, Platz haben. Wir werden täglich mit Unterhaltung, Action und Ablenkung überflutet. Freude schafft Gemeinschaft. Freude hilft, Wunden zu heilen, denn auch etwas Kleines kann für einen Moment Trost bringen.
Lesen Sie auch: Erfahren Sie mehr über die Ursachen von Zwangsstörungen
Die Quellen der Freude
Birgit Schilling hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt, was die Freude im Leben verschüttet und was das Biotop ist, in dem Freude aufblühen kann. Sie betont, dass Freude kein Luxus für Privilegierte ist, sondern eine Notwendigkeit für alle. Gott ist für sie Ursprung und Grund aller Freude, und wir sind für die Freude geschaffen, da unser Schöpfergott der Ursprung aller Freude ist. Gott ist die Liebe, und die Freude ist ein Teil dieser Liebe.
1. Dankbarkeit
Das Kernbiotop für das Aufblühen der Freude ist die Dankbarkeit. Prof. Martin Seligman, der Begründer der Positiven Psychologie, sagte bei einem Kongress: «Wer hat die grösste Lebenszufriedenheit? Wer sind im Leben die glücklichsten Menschen? Von allen Möglichen gibt es ein einziges Kennzeichen: Das ist die Dankbarkeit!» Dankbare Menschen sind am glücklichsten und zufriedensten.
Ich habe mit der Dankbarkeit eine lange und schwierige Geschichte. Nach und nach aber wurde mir klar: Die wirkliche Dankbarkeit ist von unfassbar hohem Wert und hat mit dieser Kindheitserfahrung nichts zu tun. An der Dankbarkeit oder Undankbarkeit entscheidet sich, ob wir freudige Menschen sind oder nicht. Und inwieweit wir geniessbar für diejenigen sind, die mit uns zu tun haben: unsere Familie, Freunde, Nachbarn und Kollegen.
Mein Mann und ich haben ein kleines Ritual, wenn wir wandern gehen oder gemeinsam zu Abend essen. Wir erzählen uns gegenseitig abwechselnd von zehn Dingen, Situationen oder Menschen, für die wir gerade von Herzen dankbar sind. Manchmal ist der Auslöser für dieses Ritual ein gefühlter Mangel oder ein Ärger. Manchmal machen wir es auch einfach, um unsere Herzen wieder zu öffnen und an die Dankbarkeit anzuschliessen. Im gemeinsamen Nachdenken, Erzählen und Zuhören spüren wir beide, wie unsere Stimmung steigt, Freude in unserem Herz auflebt und im Miteinander spürbar wird.
2. Leben in der Gegenwart
Freude können wir nur in der Gegenwart erleben. Es geht im geistlichen Leben immer um das Heute. Ja, wir können über die Vergangenheit nachdenken. Das hilft uns, Belastendes zu verarbeiten oder uns in der Erinnerung über Schönes erneut zu freuen. Doch meistens verweilen wir viel zu lange im Hadern, Bedauern und in Gedanken von Bitterkeit über die Vergangenheit.
Lesen Sie auch: Mehr zum Thema Burnout
Mir wurde plötzlich bewusst, dass der Heilige Geist mir nur die Ausrüstung von Zuversicht, Kraft und Einsicht schenkt, die ich gerade brauche. Im «Jetzt-Moment» ist er voll dabei. An ihm darf sich unser Herz freuen. Immer und immer wieder! Das heisst: In der Gegenwart ist alles da, um heute mit Gottes Hilfe aus Sorgen, Ängsten, Bedauern, Hadern und Bitterkeit auszusteigen, um wieder auf den Weg des Friedens und der Freude zu gelangen, die sich aus der Verbundenheit mit Gott nährt.
Der Autor Henri Nouwen schreibt: «Es mag seltsam klingen, wenn ich sage, dass Freude das Ergebnis unserer Wahl ist. Wir stellen uns oft vor, dass manche Leute glücklicher sind als andere und dass deren Freude von den Begleitumständen ihres Lebens abhängt. Doch wir können wählen, nicht so sehr, was die Umstände unseres Lebens betrifft, sondern die Art und Weise, in der wir auf diese Umstände reagieren.»
3. Gelassenheit
Zu wachsender Freude gehört es, in Bezug auf mich selbst gelassen zu bleiben. Ich habe mich Jesus gelassen. Und zwar immer wieder neu in einer konkreten Lebenssituation. In der Gelassenheit gebe ich dem Leben, einer Situation oder einem Menschen die Erlaubnis, genauso zu sein, wie er oder sie ist, und zwar unabhängig davon, ob sie mir gefallen oder nicht.
Humor gehört auf jeden Fall zur Gelassenheit. Eigentlich ständig und immer wieder anders als erwünscht - im Grossen und im Kleinen -, und das darf sein. Darüber muss ich mich nicht ärgern. Ich darf darüber schmunzeln und wieder froh meiner Wege gehen.
4. Selbstannahme
Wenn ich mit mir nicht im Reinen bin und ständig an mir herumnörgele, kann die Freude nicht aufblühen. Ich bin eben, wie alle anderen auch, angewiesen auf andere. Und wenn ich mich zu meiner Hilfsbedürftigkeit stelle, kommen Erleichterung und Freude auf: Lebensfreude und Schaffensfreude und das tiefe Wissen: «Es ist gut, dass ich bin, wie ich bin.
Lesen Sie auch: Umgang mit Bipolaren Störungen
Diese Selbstannahme ist nie ein für alle Mal in der Tasche. Dankbarkeit. Ein Leben, das sich auf die Gegenwart konzentriert. Gelassenheit. Und die Bereitschaft, mich selbst so anzunehmen, wie ich bin. Diese vier Lebenseinstellungen haben mir geholfen, meinen Weg der Freude und meinen Weg zur Freude zu finden.
Die Funktion der Freude
Die Emotion dient dir, um deine Freude auszudrücken. Freude zeigt sich, wenn Dinge so passieren, wie du es magst oder dir gewünscht hast. Sie vermittelt dir ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit, deine Stimmung wird besser und löst Dankbarkeit aus. Das praktizieren wir in unserer Familie sehr gerne und stossen dann gemeinsam auf etwas an, das uns freut oder gelungen ist. Das kann eine erfolgreich bestandene Prüfung sein, ein neuer Job, ein guter Arztbericht oder natürlich auch ein neues Familienmitglied.
Freude und der Glaube
Die Katholische Kirche und die religiösen Traditionen haben eine grosse Bedeutung für sie. Sicher sind auch im Lötschental nicht alle heilig, aber meiner Überzeugung nach, versuchen es zumindest die allermeisten heilig zu werden.
Es zeigt, dass Gott so solidarisch mit den Menschen ist, dass er auch sein Haus durch die Schuttmassen zerstören lässt, um in aller Deutlichkeit zu zeigen, dass er ihnen nahe ist und er nicht möchte, dass es ihm besser gehe als seinen Geschöpfen. Ist das nicht ein phantastischer Gott? So nahe in Freude und Leid!
Die Auswirkungen von Freude
Freude ist in sich schon ein Riesengewinn. Unser Herz ist im Zustand der Freude leicht und froh. Darüber hinaus aber wirkt sich Freude auch langfristig positiv auf unser ganzes Leben aus. Freude verbessert unsere Widerstandskraft (Resilienz), stärkt unsere Kreativität und Intelligenzleistung und lässt uns Probleme leichter lösen. Freude hat einen positiven Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit, mildert Stressreaktionen und hilft, Stress rasch abzubauen.