Emotionale Instabile Persönlichkeit: Eine Definition

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine psychische Erkrankung, die das emotionale Leben und die zwischenmenschlichen Beziehungen einer Person stark beeinflusst.

Was ist eine Borderline-Erkrankung?

Bei der "Borderline-Krankheit" handelt es sich um eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung gehört zu den häufigsten Persönlichkeitsstörungen: Rund zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz leiden darunter.

Die Betroffenen erleben sich als Opfer ihrer heftigen Stimmungen und neigen zu selbstschädigendem, manchmal auch fremdaggressivem Verhalten. Sie wirken sehr launisch und reagieren sensibel auf Zurückweisung.

Persönlichkeitsstörungen können als extreme Ausprägung eines Persönlichkeitsstils mit unflexiblen, starren und unzweckmässigen Persönlichkeitszügen betrachtet werden, die dabei die Lebensqualität des Betroffenen beeinträchtigen, zu (subjektivem) Leid oder zu häufigen Konflikten mit seiner Umwelt führen.

Abweichende, unangepasste Erlebensweisen, Erfahrungs- und Verhaltensmuster schränken dabei den Betroffenen in seiner Zufriedenheit und im Erreichen seiner persönlichen Ziele ein oder führen zu häufigen Problemen mit anderen Menschen oder der Gesellschaft.

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Menschen mit dieser Störung können sich oft von einem Extrem zum anderen bewegen und haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu kontrollieren. Sie können sich manchmal sehr glücklich und euphorisch fühlen, dann aber plötzlich traurig, wütend oder ängstlich werden.

Symptome der Borderline-Erkrankung

Das Symptomspektrum ist sehr breit und umfasst fast alle möglichen psychiatrischen Symptome. Erst das Gesamtbild, die Intensität und das Muster der verschiedenen Symptome ermöglichen eine Diagnose. Sehr oft ist für eine sichere Diagnose ein längerer zeitlicher Überblick nötig. Grund dafür ist, dass nicht die momentane, sondern die längerfristige Funktionsweise eines Menschen auf eine Borderline-Erkrankung hinweist.

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist ein schweres psychiatrisches Krankheitsbild. Insgesamt leiden etwa 3% der Allgemeinbevölkerung an der Krankheit.

Bei der Borderline-Störung handelt es sich um eine Persönlichkeitsstörung, die durch Impulsivität und Instabilität von Emotionen und Stimmung, der Identität sowie zwischenmenschlichen Beziehungen charakterisiert ist. Es handelt sich um ein schwerwiegendes psychiatrisches Krankheitsbild, das auch als emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs bezeichnet wird.

Für die Diagnose einer Borderline-Störung müssen mindestens fünf der folgenden Symptome vorhanden sein:

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  • ein chronisches Gefühl der Leere
  • starke Stimmungsschwankungen
  • andauernde Instabilität in Bezug auf Gefühle
  • rasch wechselnde, intensive Gefühlszustände wie Angst, Leeregefühl oder Wut
  • häufig dramatisch verlaufende Beziehungen mit hoher emotionaler Intensität
  • Beziehungsabbrüche
  • wiederholte traumatische Erfahrungen
  • Tendenz zu Selbstverletzungen, Risikoverhalten und Suizidversuchen
  • Suchtmittelkonsum, anderes Suchtverhalten und Essstörungen

Weitere typische Symptome sind:

  • Instabile zwischenmenschliche Beziehungen: Menschen mit BPS können Schwierigkeiten haben, stabile und dauerhafte Beziehungen aufrechtzuerhalten. Sie können extrem idealisierende oder abwertende Ansichten über andere haben und starke Stimmungsschwankungen in Bezug auf Menschen in ihrem Leben erleben.
  • Impulsives Verhalten: Impulsives Handeln ohne Rücksicht auf Konsequenzen ist typisch für BPS. Dies kann sich in riskantem Verhalten wie impulsivem Geldausgeben, Drogenmissbrauch, ungeschütztem Sex, unkontrollierten Wutausbrüchen oder Essstörungen äußern.
  • Instabile Emotionen: Starke, intensive und schnell wechselnde Emotionen sind charakteristisch für BPS. Betroffene können sich leicht von Gefühlen der Euphorie zu Wut, Angst oder Traurigkeit bewegen.
  • Angst vor Verlassenwerden: Menschen mit BPS können eine starke Angst vor dem Verlassenwerden haben und extreme Maßnahmen ergreifen, um dies zu verhindern. Gleichzeitig können sie aber auch Menschen aktiv abstoßen, um ihre Angst zu bewältigen.
  • Identitätsstörung: Eine instabile Selbstwahrnehmung und Identität sind häufig. Betroffene können Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Ziele, Werte und Interessen zu definieren.
  • Selbstverletzendes Verhalten: Manche Menschen mit BPS neigen dazu, sich selbst zu verletzen, um mit emotionaler Belastung umzugehen. Dies kann sich in Form von Selbstverletzungen, wie Schnitten oder Verbrennungen, äußern.
  • Stimmungsschwankungen: Intensive und schnelle Stimmungswechsel sind häufig. Diese können von Hochgefühlen bis hin zu tiefen Depressionen reichen.
  • Leere oder Langeweile: Betroffene können ein tiefes Gefühl der inneren Leere oder Langeweile erleben, das sie dazu veranlassen kann, impulsives Verhalten zu zeigen.

Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Ursächlich für die Entstehung von Persönlichkeitsstörungen sind zum einen genetische Faktoren, die zu einer anlagebedingten negativen Affektivität oder erhöhter Impulsivität führen können. Eine entscheidende Rolle spielen jedoch ungünstige und belastende Erfahrungen und Ereignisse sowie die unzureichende Bewältigung von Lebensaufgaben und Konflikten in der Kindheit und im Jugendalter.

Im Falle der Borderline-Störung fördern bestimmte, oft traumatische Lebenserfahrungen, ungünstige Grundeinstellungen und schädliche Verhaltensmuster die Entstehung und Aufrechterhaltung dieser Persönlichkeitsstörung. Besonders häufig finden sich in der Biografie der Betroffenen sexuelle und/oder körperliche Gewalterfahrungen und/oder schwere emotionale Vernachlässigung. Oftmals werden diese Erfahrungen bereits in der (frühen) Kindheit gemacht. Sie führen zu konkreten, unter anderem funktionellen Veränderungen im Gehirn.

Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Es gibt Hinweise darauf, dass Veranlagungen in der Familie eine Rolle spielen könnten. Menschen, deren Familienmitglieder BPS oder andere psychische Störungen haben, könnten ein höheres Risiko für die Entwicklung von BPS haben.
  • Abnormale Aktivität oder Veränderungen in bestimmten Gehirnregionen, die Emotionen, Impulskontrolle und die Verarbeitung von Informationen steuern, könnten bei BPS eine Rolle spielen.
  • Ungleichgewichte von Neurotransmittern im Gehirn, wie Serotonin und Noradrenalin, werden mit BPS in Verbindung gebracht. Diese Chemikalien beeinflussen die Stimmung, Emotionen und Impulskontrolle.
  • Traumatische Erfahrungen in der Kindheit, wie Missbrauch, Vernachlässigung oder andere Formen von Trauma, könnten das Risiko für die Entwicklung von BPS erhöhen.
  • Stress, instabile familiäre Beziehungen oder problematische soziale Umstände könnten das Risiko für BPS beeinflussen.
  • Menschen mit BPS können Schwierigkeiten haben, Emotionen zu regulieren und mit intensiven Gefühlen umzugehen. Dies könnte teilweise auf neurobiologische Faktoren zurückzuführen sein.

Diagnostik

Für die Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung müssen insbesondere ein stark impulsives Verhalten sowie ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in den Affekten, im Selbstbild und in den zwischenmenschlichen Beziehungen vorliegen. In den meisten Fällen zeigen sich die Verhaltensweisen über einen längeren Zeitraum und haben sich bereits in der Pubertät abgezeichnet.

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Mit Hilfe von strukturierten und standardisierten Interviews, Fragebögen und Checklisten kann eine erste Einschätzung getroffen werden, ob und wenn ja, welche Art von Persönlichkeitsstörung vorliegt. Einerseits wird versucht, den Subtyp möglichst genau einzugrenzen, andererseits dürfen eventuell parallel vorliegende Persönlichkeitsstörungen nicht übersehen werden.

Die Diagnose von BPS basiert auf den diagnostischen Kriterien des DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen, 5. Auflage) oder anderer diagnostischer Leitlinien. Die Fachperson überprüft, ob die Symptome des Patienten mit den Kriterien übereinstimmen.

Die Diagnose wird von einer Fachperson aufgrund sich wiederholender Symptome und Angaben des Patienten zu seiner Lebensgeschichte gestellt. In einer aktuellen Untersuchung wird das eigene Erleben des Verhaltens erfragt. Daneben sind aber auch Informationen über die Biographie, die bisherige Lebensbewältigung und Aussagen der Angehörigen sehr wichtig. Zusätzlich können testpsychologische Untersuchungen die Diagnose erhärten.

Die Fachperson beobachtet das Verhalten, die Interaktionen und die emotionalen Reaktionen des Patienten, um Hinweise auf BPS zu finden.

Die Symptome sollten über einen längeren Zeitraum hinweg (normalerweise mehrere Jahre) bestehen, um eine Diagnose von BPS zu rechtfertigen.

Wichtig bei der Diagnostik ist:

  • Ein ausführliches Gespräch zwischen dem Psychiater/Psychologen und dem Patienten ist entscheidend. Dabei werden Informationen über die Symptome, die Krankengeschichte, familiäre Belastungen und frühere Lebenserfahrungen gesammelt.
  • Es ist wichtig, andere psychische Störungen auszuschliessen, die ähnliche Symptome wie BPS haben könnten. Dazu gehören beispielsweise bipolare Störungen, Depressionen, Angststörungen oder andere Persönlichkeitsstörungen.

Behandlung der Borderline-Erkrankung

Für die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen sind psychotherapeutische Methoden und Verfahren von grösster Bedeutung. Für jede Störung gibt es bestimmte Therapiekonzepte, die die jeweiligen Gegebenheiten berücksichtigen. Für einige Persönlichkeitsstörungen gibt es inzwischen massgeschneiderte Behandlungskonzepte, die sehr gut wirksam sind. Das ist besonders für die Borderline-Störung der Fall.

In den letzten Jahren sind verschiedene Psychotherapieverfahren für die Borderline-Erkrankung entwickelt worden, die im Einzel- oder im Gruppensetting angewendet werden können. So etwa die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT), die Schematherapie, die mentalisierungsbasierte Therapie und die übertragungsfokussierte Therapie.

Die Behandlung einer Borderline-Erkrankung ist herausfordernd und bedarf Geduld. «In den letzten Jahren sind verschiedene Psychotherapieverfahren entwickelt worden, die im Einzel- oder im Gruppensetting angewendet werden können», sagt Roland Stehr. In erster Linie geht es darum, dysfunktionale Bewältigungsstrategien ab- und funktionale Strategien aufzubauen.

Insbesondere für die Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung ist es wichtig, dass zwischen dem Patienten und dem Therapeuten bestimmte Therapievereinbarungen getroffen werden. Das sind beispielsweise klare Regeln, die festlegen, wie mit Selbstmordabsichten oder Suizidversuchen, aber auch bei anderen Krisen umgegangen wird.

Etablierte Methoden sind unter anderem die Dialektisch Behavioralen Therapie (DBT) nach Marsha Linehan sowie die Schematherapie nach Jeffrey Young.

Die Behandlung von BPS erfordert oft eine kontinuierliche Langzeitbetreuung, um langfristige Fortschritte aufrechtzuerhalten.

Wichtige Bestandteile der Behandlung sind:

  • Eine vertrauensvolle und respektvolle Beziehung zwischen dem Behandlungsteam und der betroffenen Person bildet die Grundlage der Behandlung. Eine unterstützende und einfühlsame Atmosphäre fördert das Heilungsumfeld.
  • Training und Techniken zur Emotionsregulation sind zentral, um den Umgang mit intensiven Emotionen zu lernen und selbstverletzendes Verhalten zu reduzieren.
  • Die Entwicklung gesunder zwischenmenschlicher Fertigkeiten kann helfen, stabile Beziehungen aufzubauen und effektivere Kommunikation zu fördern.
  • Die Entwicklung gesunder Bewältigungsstrategien für Stress, Angst und emotionalen Druck ist von großer Bedeutung.
  • Ein unterstützendes soziales Netzwerk kann helfen, Isolation zu reduzieren und das Wohlbefinden zu steigern.

In einigen Fällen können bestimmte Medikamente wie Stimmungsstabilisatoren oder Antidepressiva zur Linderung von Symptomen eingesetzt werden.

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Aspekte der Borderline-Persönlichkeitsstörung zusammen:

Aspekt Beschreibung
Definition Psychische Erkrankung mit starker Beeinträchtigung des emotionalen Lebens und der zwischenmenschlichen Beziehungen.
Symptome Instabile Beziehungen, Impulsivität, intensive Emotionen, Angst vor Verlassenwerden, Identitätsstörung, Selbstverletzung, Stimmungsschwankungen, Leere.
Ursachen Genetische Faktoren, traumatische Erfahrungen, ungünstige Kindheitserlebnisse, neurobiologische Faktoren.
Diagnose Anamnese, klinische Beobachtung, DSM-5 Kriterien, Ausschluss anderer psychischer Störungen.
Behandlung Psychotherapie (DBT, Schematherapie), Medikamente, Emotionsregulationstraining, soziale Unterstützung.

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