Emotionale Abhängigkeit bezieht sich auf die übermässige emotionale Abhängigkeit von einem anderen Menschen. Im Unbewussten werden emotional bedeutende Themen verbunden, welche meist nicht wirklich zusammengehören.
Anfangs betrachtete ich mich ausschliesslich als Opfer dieser Situation. Oft hört man, dass Menschen in co-abhängigen Beziehungen mehr Selbstwertgefühl und Selbstliebe benötigen. Aber stimmt das auch wirklich?
Die Höhen und Tiefen meiner Erfahrungen haben mich gelehrt, die Herausforderungen als Möglichkeiten für meine persönliche Entwicklung zu sehen. Während dieses Prozesses habe ich gelernt, das Beste aus den Schwierigkeiten zu ziehen und meinen eigenen Weg zur Heilung zu finden.
Was ist Co-Abhängigkeit?
Co-Abhängigkeit beschreibt eine psychologische Dynamik zwischen zwei oder mehr Personen, insbesondere in Verbindung mit Substanzabhängigkeit oder problematischen Verhaltensmustern. In solchen Beziehungen neigen die Beteiligten dazu, ihre eigene Identität und ihr Wohlbefinden stark von der Zustimmung und dem Verhalten des anderen abhängig zu machen. Das geht oft mit einem übermässigen Drang einher, den Partner zu kontrollieren, zu retten oder zu unterstützen - häufig auf Kosten der eigenen Bedürfnisse.
Co-Abhängigkeit wird meist im Zusammenhang mit Suchterkrankungen betrachtet, da sie oft mit dem Helfersyndrom einhergeht. Personen, die unter Co-Abhängigkeit leiden, übernehmen oft eine übermässige Verantwortung für die Probleme ihres Partners und vernachlässigen dabei ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen.
Lesen Sie auch: Wann professionelle Hilfe suchen?
Wichtig ist zu betonen, dass Co-Abhängigkeit nicht nur auf Sucht beschränkt ist, sondern auch in anderen Beziehungsformen auftreten kann, in denen eine dysfunktionale Abhängigkeit und ein Mangel an individueller Autonomie vorliegen.
Kindheitseinflüsse auf Co-Abhängigkeit
Die Kindheit spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Co-Abhängigkeit. Hier sind einige Szenarien, die diesen Pfad begünstigen können:
- Vernachlässigung: Mangelnde emotionale Unterstützung.
- Traumatische Ereignisse: Verluste, Unfälle oder familiäre Krisen.
- Instabile Familienstrukturen: Fehlende klare Regeln und Sicherheit.
- Suchterkrankungen in der Familie: Der Umgang mit Abhängigkeit.
- Überforderung: Übermässige Verantwortung für Geschwister und oder andere Familienangehörige.
Ursachen für das Helfersyndrom in der Kindheit
Das Helfersyndrom hat oft seine Wurzeln in einer komplexen Kindheit:
- Überfürsorgliche Eltern: Ständige Bedürfnisserfüllung für die Eltern.
- Geringes Selbstwertgefühl: Suche nach Anerkennung durch Hilfeleistung.
- Mangelnde Selbstbestimmung: Fehlende Möglichkeit eigener Entscheidungen.
- Unausgeglichene Familienstrukturen: Kompensation durch Helfen.
- Vernachlässigung eigener Bedürfnisse: Fokus auf anderen.
Unterschied zwischen Helfersyndrom und Co-Abhängigkeit
Die Begriffe Helfersyndrom und Co-Abhängigkeit werden in der Psychologie oft synonym verwendet, aber sie haben entscheidende Unterschiede. Das Helfersyndrom beschreibt die zwanghafte Neigung, anderen zu helfen, während Co-Abhängigkeit auf einer dysfunktionalen Beziehungsdynamik basiert, oft in Verbindung mit Suchterkrankungen.
Welche Partner suchen Co-Abhängige aus?
Co-Abhängige neigen dazu, Partner auszuwählen, die Hilfe benötigen oder von ihrer Unterstützung abhängig sind. Diese Beziehungen führen oft zu einem ungesunden Machtgefälle, das für beide Seiten schädlich sein kann.
Lesen Sie auch: Definition Essstörung
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Co-Abhängigkeit
Die Geschlechtsunterschiede zeigen sich in den Verhaltensweisen von Co-abhängigen Frauen und Männern (als Tendenzen zu verstehen):
- Frauen definieren Identität durch Beziehungen.
- Männer zeigen Überkompensationsverhalten.
- Frauen suchen oft die Rolle der Beschützerin.
- Männer neigen zu Kontrollverhalten.
- Frauen zeigen oft stärkere Opferbereitschaft.
In welchen Berufen findet man Co-Abhängige oft?
Co-Abhängige Menschen sind in Berufen wie Sozialarbeit, Pflege, Therapie, Lehre und im medizinischen Bereich häufig anzutreffen, da ihre hilfsbereite Natur in diesen Umgebungen gefragt ist.
Gefahren der Co-Abhängigkeit
Co-Abhängigkeit kann zu emotionaler Erschöpfung, Depressionen und in extremen Fällen zu psychosomatischen Krankheiten führen. Diese Störung beeinträchtigt nicht nur die psychische, sondern auch die physische Gesundheit.
Wie können Co-Abhängige ihrem Umfeld "schaden"?
Die Auswirkungen von Co-Abhängigkeit erstrecken sich über die eigene Person hinaus und können anderen schaden:
- Verstärkung von Suchtverhalten durch Unterstützung: Co-abhängige Verhaltensweisen können dazu führen, dass die Person, die an der Sucht leidet, weniger Verantwortung für ihr eigenes Verhalten übernimmt. Durch ständiges Helfen, Decken von Fehlverhalten oder Schonen können sie das eigentliche Problem der Sucht aufrechterhalten, anstatt dazu beizutragen, dass die Person Hilfe sucht und sich ändert.
- Unterdrückung der Selbstständigkeit des Partners: Co-abhängige Personen neigen dazu, das Leben und Verhalten des Partners (oder Freunden) zu kontrollieren oder zu dominieren, um sich gebraucht zu fühlen. Dies kann dazu führen, dass die Eigenständigkeit des Partners untergraben wird, was langfristig zu einem Verlust des Selbstwertgefühls und der Autonomie führen kann.
- Förderung von Vermeidungsstrategien: Co-abhängige Verhaltensweisen können dazu führen, dass Konflikte oder Probleme vermieden werden, um die Oberfläche ruhig zu halten. Dies kann jedoch dazu führen, dass wichtige Themen ignoriert werden, anstatt sie anzugehen und zu lösen.
- Aufrechterhaltung toxischer Beziehungsstrukturen: Co-abhängige Personen können dazu neigen, in toxischen Beziehungen zu bleiben, sei es eine Beziehung zu einem Süchtigen oder zu einer Person, die missbräuchlich ist. Dies kann dazu führen, dass negative und schädliche Beziehungsdynamiken aufrechterhalten werden, ohne dass Veränderungen oder Verbesserungen stattfinden.
- Entwicklung von Abhängigkeiten bei Kindern: Kinder, die in einem Umfeld von Co-Abhängigkeit aufwachsen, können lernen, dass das Verhalten der Co-abhängigen Person normal ist. Dadurch könnten sie in ähnliche Muster geraten, entweder indem sie selbst co-abhängige Beziehungen eingehen oder indem sie selbst suchtanfälliges Verhalten entwickeln.
Von wem werden Co-Abhängige oft ausgenutzt?
Manipulative Menschen erkennen oft das Helfersyndrom von Co-Abhängigen und nutzen es aus, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
Lesen Sie auch: Ursachen und Symptome von Panikattacken
Warum fühlen sich Co-Abhängige und People-Pleaser von Narzissten "wie magisch" angezogen?
Co-Abhängige und Narzissten ziehen sich oft an, da die Bedürfnisse des einen mit den Bedürfnissen des anderen korrespondieren. Die Helfermentalität des Co-Abhängigen und oder eines People Pleasers erfüllt die narzisstische Suche nach Bewunderung und Bestätigung.
Das Gegenteil von Narzissmus ist Altruismus. Narzissmus ist gekennzeichnet durch übermäßige Selbstbezogenheit, Selbstbewunderung und Selbstzentriertheit, während Altruismus sich auf selbstloses Verhalten, Mitgefühl und die Bereitschaft, anderen zu helfen, bezieht. Altruistische Menschen neigen dazu, die Bedürfnisse und Wünsche anderer über ihre eigenen zu stellen und handeln im Interesse des Gemeinwohls oder zum Wohl anderer, ohne dabei eigene Vorteile anzustreben.
Wie kommt man aus einer Co-Abhängigkeit heraus?
- Selbstreflexion und Erkenntnis des Problems.
- Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
- Klare persönliche Grenzen setzen.
- Unabhängigkeit entwickeln und eigene Interessen verfolgen.
- Teilnahme an Selbsthilfegruppen.
- Achtsamkeit und Selbstliebe kultivieren.
- Loslassen von Kontrollverhalten.
- Entwicklung von gesunden Beziehungsmustern.
- Positive soziale Unterstützung suchen.
- Langfristige, funktionierende Selbstpflegepraktiken etablieren.
Wie kann ich mein Helfersyndrom heilen und ein besseres Leben führen?
- Gesunde Priorisierung der eigenen Bedürfnisse.
- Klare Kommunikation über eigene Grenzen.
- Loslassen von Verantwortung für andere.
- Selbstwertgefühl auf unabhängige Quellen stützen.
- Entwicklung von Selbstakzeptanz.
- Ausbau eigener Interessen und Hobbys.
- Lernen, um Hilfe zu bitten, wenn nötig.
- Erlernen von Grenzsetzung ohne Schuldgefühle.
- Anerkennen eigener Erfolge und Fortschritte.
- Fortlaufende Selbstreflexion und Anpassung.
Sind Menschen mit dem Helfersyndrom oder in co-abhängigen Situationen ausschliesslich "die Opfer"?
Nein, denn selbst in einer co-abhängigen Situation könnten die Handlungen letztlich stärker von den eigenen Bedürfnissen geprägt sein, obwohl sie anfangs als selbstlose Hilfe erscheinen.
Co-Abhängigkeit macht natürlich auch vor Berühmtheit nicht halt. Einige berühmte Paare, bei denen Anzeichen von Co-Abhängigkeit zu erkennen sind, sind Whitney Houston und Bobby Brown sowie Johnny Depp und Amber Heard. Diese Beziehungen waren von toxischen Mustern und Abhängigkeiten geprägt.
Emotionale Abhängigkeit: Fragen und Antworten
Wie äussert sich eine emotionale Abhängigkeit?
Eine emotionale Abhängigkeit äußert sich oft durch ein starkes Bedürfnis nach Bestätigung, Aufmerksamkeit und Zuneigung von anderen. Betroffene können Angst davor haben, allein zu sein, und fühlen sich unvollständig oder unsicher ohne die Anwesenheit oder Zustimmung ihrer Partner oder Freunde.
Wie werde ich emotional unabhängig von ihm?
Um emotional unabhängiger von jemandem zu werden, ist es wichtig, sich auf sich selbst zu konzentrieren und eine gesunde Beziehung zu sich selbst aufzubauen. Das bedeutet, Ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ziele zu erkennen und zu akzeptieren, dass Sie nicht von anderen abhängig sind, um glücklich und erfüllt zu sein.
Ist emotionale Abhängigkeit eine Krankheit?
Emotionale Abhängigkeit ist keine offizielle Krankheit oder Störung, aber es kann zu erheblichem emotionalen Leid führen und das Wohlbefinden und die Lebensqualität beeinträchtigen.
Wie löse ich mich von einer toxischen Beziehung?
Um sich von einer toxischen Beziehung zu lösen, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Beziehung Ihnen mehr schadet als nützt. Es kann hilfreich sein, eine Liste der Vor- und Nachteile der Beziehung zu erstellen und zu überlegen, was Sie wirklich wollen und brauchen.