Besteht beim Kind der Verdacht auf ADHS oder hat es die Diagnose erhalten, haben Eltern meist viele Fragen. Rund fünf Prozent der Kinder in der Schweiz sind von ADHS betroffen. Das bedeutet, dass in einer Schulklasse mit 20 Schülerinnen und Schülern im Schnitt ein Kind mit ADHS ist. Manche von ihnen erhalten schon in jungen Jahren die Diagnose, andere erst als Teenager, Erwachsene oder nie. In der heutigen Leistungsgesellschaft fallen Kinder mit ADHS vermehrt negativ auf.
Viele Eltern von Kindern mit ADHS spüren schon früh, dass ihr Kind anders ist als Kinder befreundeter Familien. Vielleicht ist ihr Kind etwas ungestümer, schusseliger oder temperamentvoller. Möglicherweise ist es aber auch verträumter, langsamer oder länger in eine Tätigkeit vertieft als gleichaltrige Kinder. Die Buchstabenkombination ADHS steht für «Attention Deficit Hyperactivity Disorder - Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung». Das Gehirn von Menschen mit ADHS arbeitet anders als jenes anderer Menschen.
Ursachen von ADHS
In wissenschaftlichen Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass bei ADHS ein Mangel an den Botenstoffen Noradrenalin und Dopamin besteht. Noradrenalin steuert die Aufmerksamkeit, Reaktionsbereitschaft und wirkt stressregulierend. Dopamin ist wichtig für die Regulierung von Emotionen sowie die Bewegungssteuerung, wirkt motivierend und aktiviert das Belohnungszentrum.
Weshalb es zu diesem Mangel an Botenstoffen kommt, ist nicht geklärt. Verschiedene Faktoren können ADHS begünstigen. Den grössten Einfluss haben genetische Ursachen: ADHS kann vererbt werden. Auch Umwelteinflüsse können einen Einfluss haben: Kinder, welche als Frühchen geboren wurden oder deren Mütter Nikotin oder andere Drogen konsumiert haben, sind öfter von ADHS betroffen.
Symptome von ADHS
ADHS zeigt sich bei jedem Kind etwas anders. Manche Kinder sind stark betroffen, andere nur schwach. Manche kommen im Alltag trotz ADHS gut zurecht, andere leiden unter ihrer Andersartigkeit. Es gibt ein grosses Spektrum an Ausprägungen.
Lesen Sie auch: Kleinkind-ADHS: Worauf achten?
Folgende Symptome können, müssen aber nicht, bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS vorkommen:
- Probleme, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, die als langweilig und uninteressant empfunden werden, oder zuzuhören, wenn das Gesagte sie nicht interessiert.
 - Schnelle Ablenkbarkeit und Empfindsamkeit auf Reize wie zum Beispiel Hintergrundgeräusche.
 - Auffälligkeiten im Bereich der Emotionsregulation oder im Sozialverhalten sowie Schwierigkeiten in der Selbstregulation ihres Verhaltens.
 - Schulisch schwache Leistungen. Kinder und Jugendliche mit ADHS können in der Schule meist nicht ihr ganzes Potenzial entfalten und machen viele Flüchtigkeitsfehler.
 - Mühe, sich in der Klasse einzugliedern und Freunde zu finden. Störendes Verhalten im Unterricht.
 - Auffälligkeiten bezüglich Motorik, zum Beispiel beim Schneiden mit der Schere oder beim Schreiben.
 - Probleme, sich zu organisieren: Betroffene sind oft chaotisch, verzetteln sich und haben Mühe, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Sie vergessen Termine, Abgabefristen und verlegen oder verlieren Schulmaterial und andere Dinge.
 - Ungeduld und niedrige Frustrationstoleranz.
 - Fehlendes Zeitgefühl.
 - Hohe Sensibilität und Empfindsamkeit: Manche Betroffene fühlen sich schnell zurückgewiesen und können für Aussenstehende übertrieben emotional auf Kleinigkeiten reagieren.
 - Aufgaben werden nicht begonnen oder nicht beendet. Manche Betroffene können nur unter Druck arbeiten.
 
Für das Umfeld ist oft unverständlich und nicht nachvollziehbar, wieso die Kinder diese Probleme haben. Denn in gewissen Situationen können sie sich sehr wohl konzentrieren: Interessiert sie etwas, können sich Menschen mit ADHS vertieft und lange auf etwas einlassen. Eltern, Lehrer oder andere Bezugspersonen denken in der Folge oft, dass diese Kinder könnten, wenn sie nur wollten. Doch das stimmt nicht. Es ist ihnen nicht möglich, ihre Aufmerksamkeit oder ihren Fokus willentlich auf etwas zu steuern, wenn sie kein Interesse daran haben.
Stärken von Kindern mit ADHS
Kinder mit ADHS haben aber auch ganz viele positive Seiten und besondere Stärken. Sie sind häufig äusserst kreativ, sensibel, lebhaft, hilfsbereit, neugierig, unterhaltsam, empathisch und haben einen grossen Gerechtigkeitssinn. Interessiert sie etwas, sind sie darin oft überdurchschnittlich gut.
Nicht von ungefähr gibt und gab es viele berühmte Persönlichkeiten, die ADHS haben oder bei denen ADHS vermutet wird. So etwa die Schauspielerin Emma Watson, der Schauspieler Johnny Depp, Sänger Justin Timberlake oder Astronaut Scott Kelly. Auch Genies wie dem Physiker Albert Einstein, dem Künstler Vincent Van Gogh oder dem Schriftsteller Hermann Hesse wird nachgesagt, dass sie vermutlich ADHS hatten.
ADHS bei Mädchen und Jungen
Bei Jungen wird ADHS viel häufiger diagnostiziert als bei Mädchen. Das bedeutet aber nicht, dass Mädchen weniger von ADHS betroffen sind. Die Symptome sind bei ihnen oftmals weniger auffällig. Einerseits können sie ihre Besonderheit besser verbergen, respektive werden sie zu grösserer Anpassungsleistung erzogen als Jungen und können durch Intelligenz viele Symptome kompensieren. Andererseits werden typische ADS-Symptome des unaufmerksamen Typs mit dem stereotypen Bild eines Mädchens assoziiert. Deshalb werden sie nicht abgeklärt. Und selbst wenn eine Abklärung erfolgt, werden Mädchen und Frauen manchmal nicht richtig diagnostiziert, weil die Fragebögen und Diagnosekriterien auf der Forschung mit männlichen Probanden beruhen. Probleme treten oft erst an der weiterführenden Schule oder im Studium auf.
Lesen Sie auch: Unterstützung für ADHS Betroffene in Freiburg
Weitere psychische Belastungen
Kinder und Jugendliche mit ADHS sind öfters von weiteren psychischen Störungen betroffen als andere Kinder. Sie sind häufiger in Konflikte involviert als Gleichaltrige und haben verbreitet das Gefühl, nicht zu genügen. Obwohl viele von ihnen sehr intelligent sind, können sie nicht ihr ganzes Potenzial ausschöpfen und erbringen in der Schule oder Ausbildung keine guten Leistungen. Nicht selten kommt es zu Schul- oder Lehrabbrüchen.
ADHS hat nichts mit Erziehungsfehlern zu tun. Eltern trifft keine Schuld.
Betroffene Personen haben ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken oder eine Angststörung zu entwickeln. Undiagnostiziert steigt zudem das Risiko für eine Suchterkrankung, weil Suchtmittel gerne genutzt werden, um mit ADHS-Symptomen umzugehen.
Diagnose von ADHS
Erste Anlaufstelle für eine ADHS-Abklärung kann der Kinderarzt oder die Kinderärztin sein. Zeigen sich Auffälligkeiten primär in der Schule, können sich die Eltern an den schulpsychologischen Dienst wenden. Beide Stellen können Kontakte vermitteln und eine Überweisung an eine Fachstelle veranlassen. Eine Abklärung sollte umfassend erfolgen, um andere Krankheiten und Fehldiagnosen auszuschliessen. So gehören neben Fragebögen für Eltern und andere Bezugspersonen auch Seh- und Hörtests zum Standard.
Bekommt ein Kind die Diagnose ADHS, löst das bei den Betroffenen sowie den Eltern oft Ängste und Unsicherheit aus. Vielleicht kommen auch Schuldgefühle dazu, weil man die Erkrankung dem Kind vererbt haben könnte. Doch trifft die Eltern keine Schuld und hat ADHS nichts mit Erziehungsfehlern zu tun.
Lesen Sie auch: Lernerfolg steigern
Behandlung und Unterstützung
Was Kinder mit ADHS an Unterstützung brauchen ist individuell und hängt stark von der Ausprägung, den jeweiligen Symptomen und vom Leidensdruck ab. Manche Kinder profitieren von einer Behandlung mit Medikamenten. Diese können insbesondere bei Konzentrationsschwierigkeiten oder Problemen mit der Emotionsregulation helfen. Bei der Frage, ob und welche Medikamente sinnvoll sind, können Kinderärzte und Kinderärztinnen gut unterstützen.
Bei Auffälligkeiten bezüglich Motorik kann eine Psychomotorik- oder Ergotherapie sinnvoll sein. Für ältere Kinder kommt vielleicht ein psychologisches Coaching oder eine Psychotherapie infrage. In einem solchen Setting erlernen sie Strategien, um mit ihren Emotionen und insbesondere ihrer Impulsivität umzugehen. Weil Kinder mit ADHS viel Kritik hören, ist es besonders wichtig, das Kind für Dinge zu loben, die es gut kann.
Hat ein Kind Schwierigkeiten in der Schule und sind die Möglichkeiten der Klassenlehrperson ausgeschöpft, kann der schulpsychologische Dienst eine gute Anlaufstelle sein. Gemeinsam kann geschaut werden, welche Unterstützungsmöglichkeiten das Kind braucht. Kinder mit der Diagnose ADHS haben ein Recht auf Nachteilsausgleich.
Viele von ADHS Betroffene entwickeln mit den Jahren Kompensationsstrategien für ihre Schwächen. Auch scheint die motorische Hyperaktivität mit zunehmendem Alter nachzulassen. Wirklich auswachsen wird sich ADHS aber nicht. Verglichen mit anderen können sich Betroffene oft auch als Jugendliche oder Erwachsene schlechter konzentrieren. Die äussere Hyperaktivität wandelt sich meist in eine innere Unruhe um. Umso wichtiger ist, dass Betroffene Unterstützung in Form einer Therapie erhalten und bei Leidensdruck nicht einfach abgewartet wird.
Eltern dürfen zuversichtlich sein, dass auch ihr Kind seinen Weg finden wird. Weitere Informationen und Unterstützung erhalten Eltern bei elpos Schweiz.
ADHS im Erwachsenenalter
ADHS Symptome bei Erwachsenen können sich oft subtil und verwirrend äussern. Als ich kürzlich meine ADHS-Diagnose erhielt, war es, als würde ein Licht angehen. Jahrelang hatte ich gespürt, dass etwas anders war, konnte aber die typischen ADHS Symptome als Erwachsene bei mir selbst nie richtig einordnen. Unsere ADHS-Reise begann überraschenderweise bei meiner Tochter. In diesem Artikel teile ich meine Erfahrungen mit ADHS Symptomen im Erwachsenenalter und biete einen Leitfaden für Erwachsene, die möglicherweise unerkannt mit ADHS leben. Oh, ADHS - das kleine Chaos, das uns Erwachsene in Schach hält!
Diese Symptome sind im Erwachsenenalter nicht weniger chaotisch als bei Kindern. Die Symptome sind so vielseitig wie eine wilde Achterbahnfahrt und können den Alltag gründlich durcheinanderwirbeln. Diese Symptome organisieren unseren Alltag manchmal mehr in Richtung Chaos und beeinflussen unsere Beziehungen mit liebgewordenen anderen. ADHS in Beziehungen kann ein mittleres Chaos anrichten. Den Umgang mit diesen Wirbelwinden zu lernen, kann zu stabileren Beziehungen führen.
Um ADHS bei Erwachsenen zu erkennen, greifen Ärzte auf den Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) der American Psychiatric Association zurück. Es stellt sicher, dass die Diagnose richtig ist und die Behandlung darauf abgestimmt werden kann.
Unaufmerksamkeit: Darunter fällt das Chaos bei der Organisation von Aufgaben, Dinge ständig verlieren, oder einfach etwas vergessen. Oder wie es mir passiert, ich schneide mich praktisch jeden Tag beim Gemüserüsten.
Hyperaktivität-Impulsivität: Hierzu zählt nervöse Unruhe und Impulsivität, wie zum Beispiel das ständige Unterbrechen anderer oder unüberlegte Entscheidungen. Hier fühle ich manchmal eine grauenhafte Unruhe, die mich fast zum Erbrechen bringt.
Diese Anzeichen müssen schon vor dem 12. Lebensjahr vorhanden gewesen sein und in verschiedenen Bereichen des Lebens auftauchen (z.B. Je nach Altersgruppe wird eine unterschiedliche Menge an Symptomen benötigt, um ADHS festzustellen. Der Alltag mit ADHS kann echt knifflig sein, wenn man erwachsen ist. ADHS haut in viele Ecken meines Lebens rein. Mein Gedächtnis und meine Fähigkeit, ordentlich zu planen, lassen oft zu wünschen übrig. Dadurch vergesse ich wichtige Termine oder soziale Treffen. Bei meinen Beziehungen sorgen diese Symptome oft für Missverständnisse und Zank. Meine impulsive Art und Chaotik haben schon mal Frust bei meinen Lieben ausgelöst. Andererseits ist diese Impulisivität auch wieder schön um Bekanntschaften zu finden und Menschen schätzen mich.
Viele von uns Erwachsenen schleppen ADHS schon seit den Kindertagen mit sich rum, merken’s aber erst viel später. Bei mir sind die Symptome nicht so auffällig wie bei Kids. Für mich war es ein Aha-Moment zu checken, dass ADHS der Grund für vieles ist.
Die Diagnose von ADHS im Erwachsenenalter kann ganz schön knifflig sein. Im Gegensatz zu Kindern müssen Erwachsene nicht so viele Symptome zeigen - es reichen 5 von 9 in den letzten sechs Monaten. Wichtig ist, dass diese Symptome schon in der Kindheit da waren, auch wenn sie mal mehr und mal weniger aufgefallen sind.
Ein grosser Stolperstein oder Schwierigkeit ist, dass die Symptome einer ADHS bei Erwachsenen leicht mit anderen Alterserscheinungen wie frühem Alzheimer verwechselt werden können. Ausserdem fehlt oft die detaillierte Kindheitsdokumentation, die für eine genaue Diagnose so wichtig wäre.
Die ADHS-Symptome überschneiden sich oft mit denen anderer psychischer Erkrankungen, was die Diagnose erschwert. Angststörungen, Depressionen oder Stimmungsschwankungen zeigen ähnliche Symptome und treten häufig gemeinsam mit ADHS auf. Bei Erwachsenen nehmen die hyperaktiven Symptome, die man oft bei Kindern mit ADHS sieht, oft ab. Dafür bleiben Probleme mit Impulsivität, Rastlosigkeit und Konzentrationsstörungen erhalten.
Für eine korrekte Diagnose ist es wichtig, gründlich zu prüfen und mögliche Begleiterkrankungen herauszufinden. Eine umfassende Anamnese und passende Diagnose-Tools wie das DSM-5-Kriterien sind entscheidend.
Manchmal fühle ich mich wie ein Esel, der versucht, durch einen Ameisenhaufen zu balancieren - so kann sich ADHS anfühlen. Aber keine Sorge, es gibt wirklich coole Tricks, die helfen können, dieses Mysterium zu entschlüsseln.
Behandlungsmöglichkeiten für Erwachsene mit ADHS
Na klar, Medikamente sind oft der erste Schritt für uns Erwachsene, um ADHS zu zähmen. Sie können wie eine Auszeit für unser chaotisches Gehirn sein. Oft greifen Ärzt und Ärztinnen zu Stimulanzien wie Methylphenidat oder Amphetaminen, weil sie echt gute Arbeit leisten beim Feintuning unserer Denkkapazitäten - quasi wie ein Ölwechsel fürs Gehirn. Es gibt aber auch nicht-stimulierende Optionen wie Atomoxetin, die einfach die unsichtbaren Stromkreise stabilisieren.
Gut, mal abgesehen von den Pillen: Fachleute haben auch Beratung und intensive Lernprogramme im Angebot.
- Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Ein echter Gamechanger - identifiziere und entwirre diesen mühsamen Gedankenmatsch!
 - ADHS-Coaching: Manchmal brauch ich einfach jemanden, der mich wie ein Motivations-DJ auf Trab hält. Coaches unterstützen beim Tagesplanen oder dabei, Träume zu fassen und sie wirklich anzugehen.
 - Schulungsprogramme: Ein bisschen Nachhilfe in sozialer Kompetenz: Check. Uneinigkeiten jonglieren lernen: Check.
 
Diese Programme und Therapieansätze schaffen es, das durcheinandergewürfelte Chaos in den Griff zu bekommen.
Lebensstil-Anpassungen zur Unterstützung bei ADHS
Wenn ich mit ADHS zurechtkommen will, kann es hilfreich sein, den Lebensstil ein wenig umzukrempeln.
- Sport und Bewegung: Regelmässiger Sport ist ein echter Hit, wenn es darum geht, ADHS-Symptome abzuschwächen. Ist ja kein Geheimnis, dass Bewegung meine Konzentration, Motivation und Laune steigern kann.
 - Schlafhygiene: Schlaf und ADHS sind beste Freunde - und oft auch Erzfeinde. Viele mit ADHS schlafen schlecht.
 - Ernährung: Das, was auf meinem Teller landet, spielt auch eine Rolle. Es geht nicht nur darum, was ich esse, sondern auch, wie ich esse. Regelmässig Essen ohne Zuckerüberraschungen verbessert meinen Fokus. Weiter ist es wichtig, dass ich meinen Körper mit den benötigten Nährstoffen versorge, insbesondere Omega 3 und B-Vitamin-Komplex.
 - Achtsamkeitsmeditation: Ein bisschen Fokus fürs Gehirn gefällig? Achtsamkeit kann mich auf Trab halten. Das tägliche Üben und Affirmieren lässt mich klarer denken und mit meinen Gedanken besser klarkommen.
 - Yoga und Tai Chi: Die Klassischen! Diese Kombination aus Bewegung und Ruhe tut Körper und Geist gut.
 - Entspannungstechniken: Ob Atemübungen, Muskelentspannung oder Visualisierung - entspannen kann Wunder wirken.
 
Mit diesen Tricks kann ich besser mit ADHS klarkommen und mein Leben ein wenig mehr im Griff haben.
Soziale Interaktion und Emotionserkennung bei ADHS
Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung erschwert nicht nur das schulische bzw. berufliche Vorankommen, sondern wirkt sich in vielen Fällen auch negativ auf das Sozialleben der Betroffenen aus. Betroffenen mit hyperaktiv-impulsiven Symptomen gelingt es in vielen Momenten nicht, sich an wichtige soziale Regeln zu halten („Kannst du die anderen auch `mal zu Wort kommen lassen?). Oftmals fühlen sie sich innerlich angespannt und unruhig und leiden unter Gefühlsschwankungen, an denen sich nicht selten Konflikte entzünden („Musst du immer so ausrasten?).
Die Forschung zeigt, dass ADHS-betroffene Kinder bereits in jungen Jahren schwerer Anschluss finden und häufiger ausgeschlossen oder gehänselt werden (Bagwell, Molina, Pelham & Hoza, 2001; Unnever & Cornell, 2003). So legte die Forschergruppe Pelc und Kollegen (2006) Kindern mit und ohne ADHS beispielsweise Fotos vor, auf denen Menschen mit ärgerlichem, glücklichem, traurigem und angeekeltem Gesichtsausdruck abgebildet waren. Beide Gruppen von Kindern konnten die glücklichen und angeekelten Gesichtsausdrücke gleich gut zuordnen. Traurigkeit und Wut / Ärger wurden von den ADHS-betroffenen Kindern jedoch deutlich schlechter korrekt erkannt als von der Kontrollgruppe.
Eine japanische Forschergruppe (Ichikawa et al., 2014) wollte dieser Frage auf den Grund gehen. Dazu luden sie Kinder mit und ohne ADHS in ihr Labor ein uns maßen deren Hirnaktivität, während sie Bilder von glücklichen bzw. wütenden Gesichtsausdrücken vorgeführt bekamen. Hirnbereiche, die stark an der Emotionserkennung beteiligt sind, zeigten bei Kindern mit ADHS eine signifikante Reaktion, wenn sie die glücklichen Gesichter ansahen. Legte man ihnen die wütenden Gesichter vor, blieb diese Aktivierung aus. Dieser Befund deutet darauf hin, dass das Gehirn ADHS-betroffener Kinder negative Gefühle bei anderen schlechter "lesen" kann und weniger dadurch aktiviert wird. Dies könnte auch ein Grund dafür sein, dass -wie viele Eltern uns erzählen- ihr Kind oft nicht spürt, wenn es die Grenzen anderer verletzt und etwa das Geschwisterkind weiter triezt, obwohl dieses bereits deutlich zeigt, dass es verärgert ist.
Möchten wir ADHS-betroffene Kinder im sozialen Bereich unterstützen, können wir uns diese Erkenntnisse zunutze machen. Als Eltern oder Lehrpersonen können wir immer wieder bewusst Abstand nehmen von Gedanken wie "Sag mal, will der mich eigentlich absichtlich ärgern?! Das kann doch nicht sein, dass er das nicht merkt?!", die man nicht selten in sich hineinfrisst, bis man irgendwann im ungünstigsten Fall die Fassung verliert, weil das Kind einfach weitermacht. Stattdessen können wir unsere Gefühle frühzeitig klar kommunizieren: "Es macht mich wütend, wenn du das tust, weil... Ich wünsche mir von dir / Ich erwarte, dass du..." und dem Kind mit Wärme und Wertschätzung begegnen, wenn es versucht, darauf zu reagieren. Darüber hinaus ist es wertvoll, wenn wir Kindern dabei helfen, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen und zu beeinflussen.
Arbeitsleben mit ADHS
Erwachsene mit ADS haben meistens Schwierigkeiten beim selbständigen, auf sich allein gestellten Arbeiten. Auch den Überblick behalten, sowie das Strukturieren und Planen machen oft Mühe. Ständig werden Sachen vergessen, Wichtiges wird aus den Augen verloren, man verliert / vertrödelt viel Zeit, schweift ab. Die Betroffenen arbeiten ineffizient und können ihr Potenzial nicht adäquat in Leistung umsetzen.
Verliert sich in Details, weiss nicht, wo/wie anfangen, weshalb Betroffene nur ganz kurze Zeit an einer Aufgabe bleiben, dann ausweichen, die Arbeit aufschieben, sich etwas anderem zuwenden und sich wieder abwenden. Sie beginnen mit der Aufgabenbearbeitung voreilig-dreinschiessend, ohne ausreichend zu planen und zu überlegen, gehen wenig systematisch vor, wählen wenig effiziente Strategien, arbeiteen umständlich und kompliziert, müssen häufig korrigieren, machen gehäuft Flüchtigkeitsfehler.
Die Schwierigkeiten sind grösser bei nicht bzw. wenig vorstrukturierten Aufgaben. Dadurch wird vor allem sehr viel Zeit benötigt / verloren! Es wird ineffizient gearbeitet, die erbrachte Leistung steht in krassem Widerspruch zum Potenzial und zum geleisteten Arbeitsaufwand. Die Betroffenen gelten als unzuverlässig, eventuell als wenig motiviert, es wird mangelnder Einsatz vorgeworfen. Und die erbrachten Arbeitsleistungen sind tatsächlich ungenügend.
Der Druck steigt: Die Betroffenen möchten möglichst gute Arbeit leisten, was aber nicht gelingt. Das ist gar nicht möglich, weil eine Überforderung aufgrund von Teilleistungsschwächen vorliegt, was Betroffene selber aber nicht wissen. Eine solche Situation verunsichert natürlich, reduziert das Selbstvertrauen, führt zu Ängsten, erhöht den Stress und senkt so die Leistungsmotivation und das Leistungsvermögen. Die Erfolgszuversicht nimmt ab und die Misserfolgsängstlichkeit nimmt zu, die Angst vor erneutem Versagen bzw.
Der Druck kommt, ausgesprochen oder unausgesprochen, gewöhnlich von drei Seiten:
- Erstens selbst auferlegt, aufgrund eigener Ansprüche an seine Arbeit.
 - Zweitens seitens des Arbeitgebers.
 - Drittens seitens der Umgebung (Familie, Freunde, Arbeitskollegen).
 
Psychische Reaktionen und Bewältigungsstrategien
Psychische Reaktionen treten in diesem Dauerstress früher oder später immer auf, auch kombiniert und in wechselnder Ausprägung. Wahllos aneinandergereiht sind das: schlechte Laune, Missmut, Überempfindlichkeit, Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmung, Passivität, Resignation, Rückzug, nervliche Anspannung, kann zuhause nicht abschalten, verliert gegenüber den eigenen Kindern die Geduld, neigt zu "Überreaktionen", Aggressivität, Schlafstörungen, körperliche Beschwerden ("psychosomatisch"), Suchtverhalten und anderes. Am häufigsten ist dies deshalb der Fall, weil sich die konkreten beruflichen Anforderungen geändert haben oder gestiegen sind.
Manchmal gelingt es, seine diskreten Teilleistungsschwächen zu kompensieren, z.B. mittels erhöhtem Zeitaufwand. Aufgrund zusätzlicher Aufgaben und damit höherer Belastung, z.B. bedingt durch eine Familiengründung, steht diese zusätzliche Zeit nicht mehr zur Verfügung und die Teilleistungsschwächen können nicht mehr wett gemacht werden. Oder aufgrund eines psychisch-emotional sehr belastenden Ereignisses (z.B. Trennung, Verlust einer nahen Person) stehen die bisher zusätzlich aufgewendeten Energien nicht mehr zur Verfügung beziehungsweise gelingt es nicht mehr, die diskreten Teilleistungsschwächen wie bis anhin zu kompensieren.
Bei einer insgesamt überdurchschnittlichen Hirnleistungsfähigkeit und anspruchsvoller Berufsarbeit können sich bereits sehr diskrete neuropsychologische Teilleistungsschwächen verheerend auswirken! Es ist wie ein bisshen Sand im Getriebe eines Traktor beziehungsweise im Getriebe eines Formel 1-Boliden: Der Traktor fährt sein Tempo unvermindert weiter.