ADHS Symptome bei Kleinkindern erkennen

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) ist eine psychische Störung mit zahlreichen Symptomen. Dazu gehören übermässige Unruhe, schlechte Aufmerksamkeit und impulsives Verhalten.

Mindestens jedes 20. Kind ist im deutschsprachigen Raum von ADHS betroffen. Aktuellen Studien zufolge sind circa 5 - 6 % der Kinder und Jugendlichen von dieser Störung betroffen, wobei die Diagnose circa vier Mal häufiger an Jungen als an Mädchen vergeben wird.

ADHS tritt in Familien auf und wird zu fast 75% vererbt. Jedoch spielen die Umweltfaktoren eine grosse Rolle, wie sich das ADHS auswirkt.

Formen von ADHS

Es gibt drei Hauptformen von ADHS:

  • die vorwiegend unaufmerksame Form, bei der Kinder und Jugendliche Probleme haben, sich zu konzentrieren und zu fokussieren
  • die vorwiegend hyperaktiv-impulsive Form, bei der Kinder und Jugendliche impulsiv und übermässig aktiv sind
  • die kombinierte Form, bei der Kinder und Jugendliche Symptome von Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität zeigen

Aus der Kombination der Verhaltensauffälligkeiten lassen sich drei Erscheinungsbilder diagnostizieren. Es gibt Betroffene, die vorwiegend bis ausschliesslich Schwierigkeiten mit der Unaufmerksamkeit haben (Vorwiegend unaufmerksames Erscheinungsbild: „Träumer“), jedoch kaum Auffälligkeiten in der Impusivität oder Hyperaktivität zeigen. Diese Kinder sind meistens sehr verträumt und eher in sich gekehrt und sind oft emotional besonders empfindlich. Beim vorwiegend hyperaktiven-/impulsiven Erscheinungsbild steht der hohe Bewegungsdrang und die mangelnde Impulskontrolle im Vordergrund.

Lesen Sie auch: Unterstützung für ADHS Betroffene in Freiburg

Symptome von ADHS

Die Kernsymptome (Merkmale) dieser Entwicklungsstörung sind: Unaufmerksamkeit, Impulsivität und eventuell Hyper- oder Hypoaktivität. Typische Symptome für ADHS sind eine Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwäche, eine ausgeprägte Impulsivität und extreme Unruhe (Hyperaktivität).

Unaufmerksamkeit

Die Kindersind häufig unaufmerksam gegenüber Details oder machen Sorgfaltsfehler bei den Schularbeiten und sonstigen Arbeiten und Aktivitäten, sind häufig nicht in der Lage, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben und beim Spielen aufrecht zu erhalten, hören häufig scheinbar nicht, was ihnen gesagt wird, können oft Erklärungen nicht folgen oder ihre Schularbeiten, Aufgaben oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht erfüllen (nicht wegen oppositionellen Verhaltens oder weil die Erklärungen nicht verstanden werden), sind häufig beeinträchtigt, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren, vermeiden häufig ungeliebte Arbeiten, wie Hausaufgaben, die geistiges Durchhaltevermögen erfordern, verlieren häufig Gegenstände, die für bestimmte Aufgaben wichtig sind, z. B. für Schularbeiten, Bleistifte, Bücher, Spielsachen und Werkzeuge, werden häufig von externen Stimuli abgelenkt, sind im Verlauf der alltäglichen Aktivitäten oft vergesslich.

Hyperaktivität

Die Kinderfuchteln häufig mit Händen und Füßen oder winden sich auf den Sitzen, verlassen ihren Platz im Klassenraum oder in anderen Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wirdlaufen häufig herum oder klettern exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen und Erwachsenen entspricht dem nur ein Unruhegefühl), sind häufig unnötig laut beim Spielen oder haben Schwierigkeiten bei leisen Freizeitbeschäftigungen, zeigen ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer Aktivitäten, die durch den sozialen Kontext oder Verbote nicht durchgreifend beeinflussbar sind.

Impulsivität

Die Kinderplatzen häufig mit der Antwort heraus, bevor die Frage beendet ist, können häufig nicht in einer Reihe warten oder warten, bis sie bei Spielen oder in Gruppensituationen an die Reihe kommen, unterbrechen und stören andere häufig (z. B. mischen sie sich ins Gespräch oder Spiel anderer ein), reden häufig exzessiv ohne angemessen auf soziale Beschränkungen zu reagieren.

Für eine erfüllte Diagnose sollte ein Kind mindestens 6 Symptome der Unaufmerksamkeit zeigen, mindestens 3 Symptome der Hyperaktivität und mindestens ein Symptom der Impulsivität.

Lesen Sie auch: Lernerfolg steigern

ADHS-Symptome nach Altersgruppen

ADHS gilt als angeborene Störung, die sich schon vor dem sechsten Lebensjahr bemerkbar macht. Oft bleibt sie ein Leben lang bestehen. Die ADHS-Symptome äussern sich allerdings bei Säuglingen, Kleinkindern, Jugendlichen und Erwachsenen unterschiedlich.

ADHS-Symptome im Kleinkindalter

Auch bei Kleinkindern ist ADHS nur schwer zu erkennen. Ein ADHS-Kleinkind schreit in der Regel sehr viel, hat keine Lust zu spielen und nur eine geringe Fähigkeit zur Aufmerksamkeit. Typische ADHS-Symptome sind in diesem Alter ausgeprägte motorische Unruhe und Rastlosigkeit.

  • Soziale Probleme: ADHS belastet das Kind und seine Eltern oft gleichermassen. Betroffene Kinder finden durch ihr störendes Verhalten nur schlecht Anschluss. Sie haben Probleme, sich mit anderen Kindern anzufreunden.
  • Schlechte Konzentrationsfähigkeit: Kleinkinder mit ADHS haben grosse Schwierigkeiten, sich längere Zeit auf eine ruhige Aktivität zu konzentrieren. Nach kurzer Zeit wechseln sie von einem Spiel zum nächsten. Eine Folge ihres unberechenbaren Verhaltens können auch häufigere Unfälle sein.
  • Ausgeprägte Trotzphase: Auch die Trotzphase verläuft bei ADHS-Kindern heftiger als bei anderen Kindern. Die Betroffenen platzen oft mitten in Gespräche hinein. Manche strapazieren auch die Geduld ihrer Eltern, indem sie ständig Geräusche produzieren.
  • Auffälliger Spracherwerb: Der Spracherwerb bei Kleinkindern mit ADHS geschieht entweder auffallend früh oder aber verzögert.
  • Mangelnde Bewegungskoordination: Der Umgang mit Bastelwerkzeugen ist für viele Kinder mit ADHS aufgrund ihrer mangelnden fein- und grobmotorischen Koordination schwierig.

Ursachen von ADHS

Die Forschung zeigt, dass die AD(H)S aus einem Bündel von Ursachen entsteht. Zu diesem Bündel gehört eine starke genetische Komponente. Ist zum Beispiel ein Elternteil selbst betroffen, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für eine Betroffenheit des Kindes um den Faktor 8. In der Foschungsliteratur, die sich auf Zwillings- und Familienstudien stützt, wird der genetische Einfluss heute auf circa 0.75 geschätzt. Damit sind etwa 75% der Ursachen für den Ausbruch der ADHS im Kindesalter genetischer Natur. Ob sich eine AD(H)S ausbildet, hängt jedoch auch von verschiedenen Risikofaktoren während der Schwangerschaft (z.B. Rauchen, Stress) und bei der Geburt (z.B.

  • Genetische Veranlagung
  • Ungleichgewicht von Neurotransmittern im Gehirn, wie Dopamin und Noradrenalin, wird vermutet.
  • Frühkindliche Hirnentwicklungsstörungen

Durch bildgebende Verfahren kann gezeigt werden, dass das Gehirn von Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S anders arbeitet und auch von der Struktur her anders aussieht: Dies gilt vor allem für Hirnbereiche, die an der Aufmerksamkeit/ Kognition, der Planung und Organisation, dem Arbeitsgedächtnis, der Bewegungskontrolle, dem Unterdrücken von Impulsen und der Belohnung und Motivation beteiligt sind. Diese weisen Abnormalitäten auf. Daneben wird ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn vermutet, die für die Informationsweiterleitung eine wichtige Rolle spielen.

Ein Hirnbereich, der im Zusammenhang mit ADS / ADHS besonders stark beforscht wurde, ist der präfrontale Cortex. Er ist für die Aufmerksamkeitslenkung, Planung und Organisation u.v.m. zuständig und bildet sozusagen die „Kommandozentrale“ unseres Gehirns.

Lesen Sie auch: Der Zusammenhang zwischen Darm und ADHS

Diagnose von ADHS

Die ADHS-Diagnose sollte immer durch Fachpersonen erstellt werden. Die Diagnosestellung für ADHS ist aufwändig und anspruchsvoll. In unserer Klinik nutzen wir für die Diagnosestellung die internationale Klassifikation der Störungen ICD-11 der WHO, nach der die Kriterien und Symptome definiert werden. Nach den neuesten Kriterien können die Symptome gleich stark ausgeprägt sein, oder es können einzelne überwiegen. In der Regel bestehen die Symptome seit der Kindheit und treten in verschiedenen Situationen auf.

Zur Erteilung der Diagnose müssen die Symptome bereits im Kindesalter (bis 12 Jahre) auftreten, mindestens 6 Monate vorliegen und in zwei oder mehreren Lebensbereichen (Familie, Schule etc.) zu beobachten sein.

Um die Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung zu stellen, muss ein Kind zumindest moderat beeinträchtigt sein in seiner Funktionsfähigkeit. Die Symptome und die daraus resultierenden Funktionseinschränkungen treten situationsübergreifend auf. Sollte dies nicht der Fall sein, das heisst, die Symptome treten nur in einer spezifischen Situation auf, sind weitere Abklärungen vorzunehmen. Der Beginn der Störung findet vor dem 7. Lebensjahr statt. Ausserdem sollten die Symptome seit mindestens 6 Monaten bestehen.

Bei Kindern müssen für die ADHS-Diagnose je 6 Symptome der Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität vorliegen, bei Erwachsenen ab 17 Jahren je 5.

Die Diagnostik umfasst:

  • Befragung von Familie, Kind, Jugendlichem und anderen Bezugspersonen. Gefragt wird nach den aktuellen Verhaltensproblemen und typischen Situationen, in denen das Problemverhalten auftritt, sowie nach dem Leidensdruck aller Beteiligten. Es werden lebensgeschichtliche Ereignisse und Entwicklungsschritte in Familie, Kindergarten oder Schule des Kindes erfragt.
  • Ausschluss von anderen Ursachen (Differentialdiagnose): Wir prüfen, ob die ADHS-Symptome durch andere Störungen ausgelöst werden. Es kann dazu z.B. eine Untersuchung des Kindes erforderlich sein (bspw. Hör- und Sehtests), Laboruntersuchungen, selten neurologische Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren. Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen treten bei Kindern mit ADHS häufiger auf.
  • Fragebogenverfahren: Wir setzen ADHS-Fragebogen ein, die von den Eltern, Lehrpersonen und -je nach Alter - von dem betroffenen Kind selbst ausgefüllt werden. Dabei wird systematisch nach den für ADHS relevanten Problemen inkl.
  • Testpsychologische Untersuchungen: Mittels Tests erfassen wir Leistungsprobleme oder auch Stärken. Meist wird zunächst ein Test zum allgemeinen Leistungsniveau (Intelligenztest) durchgeführt, der sich aus mehreren Untertests zu unterschiedlichen Fähigkeiten zusammensetzt. Weitere Testverfahren, auch am Computer, z.B.

Behandlung von ADHS

ADHS ist eine behandelbare medizinische Störung. Die ADHS-Behandlung hängt vom Alter des Kindes ab und kann Medikamente, Elterntraining, Verhaltenstherapie, Coaching und pädagogische Unterstützung (Nachhilfe, Nachteilsausgleich etc.) umfassen.

Wir besprechen gemeinsam mit den Eltern und dem Kind die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und diskutieren über Vor- und Nachteile einer Medikation.

Die Behandlung kann umfassen:

  • Verhaltenstherapie: Strukturierte Interventionen zur Förderung von Selbstregulierung und sozialen Fähigkeiten.
  • Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen können stimulierende Medikamente wie Methylphenidat verschrieben werden.
  • Unterstützung im schulischen Umfeld: Individuelle Lernpläne und Lehreranpassungen können den Schulerfolg fördern.
  • Elterntraining: Eltern werden darin geschult, Techniken zur Bewältigung von ADHS-bezogenen Herausforderungen zu erlernen.

Aufklärung über die Behandlungsoptionen und Notwendigkeiten sowie gemeinsame Entscheidungsfindung. Wenn eine sehr deutliche Beeinträchtigung vorliegt, besteht die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung. Für Eltern mit einem Kind mit ADHS bis 12 Jahre besteht zudem die Möglichkeit der Teilnahme an einem störungsspezifischen Elterntraining.

Aufgrund ihrer Schwierigkeiten benötigen Kinder mit AD(H)S in der Schule und bei den Hausaufgaben mehr und gezieltere Unterstützung als andere Kinder.

ADHS und Schule

Kinder mit Aufmerksamkeit-Defizit-(Hyperaktivitäts)- Störung stellen nicht nur für ihre Eltern, sondern insbesondere auch für ihre Lehrkräfte eine grosse Herausforderung dar. Einige von ihnen träumen in den Schulstunden vor sich hin, sie arbeiten langsam und unsorgfältig, wenn sie Arbeitsaufträge ausführen sollen. Andere stören mit ihren impulsiven Wortbeiträgen und ihrem erhöhten Bewegungsdrang den Unterricht und lenken sich und andere permanent ab. Wie eine Reihe von Studien zeigt, weisen Lehrkräfte beim Unterrichten von AD(H)S- Kindern ein deutlich erhöhtes Stresslevel auf.

Die differentialdiagnostische Abklärung spielt eine wichtige Rolle, da gerade Konzentrationsschwierigkeiten und hyperkinetische Störungen Ausdruck vieler Erkrankungen sein können.

ADHS-Symptome können Kinder und Jugendliche (6-17 Jahre) in der Schule, zu Hause und/oder in sozialen Situationen beeinträchtigen. Schwierigkeiten, sich zu organisieren. Hat z. B. Unterbricht häufig andere oder drängt sich auf. Erhöhtes Risiko für schlechte Noten und den Abbruch der weiterführenden Schule, resp. Bei Kindern, die nicht frühzeitig behandelt werden, verschlechtert sich ihr Leistungsniveau zu Beginn der Mittelstufe und in der Oberstufe. Sie haben Schwierigkeiten mit sozialen Ablenkungen, dem Zeitmanagement, den Übergängen zwischen den Klassen und anspruchsvolleren Kursen. Das kann überwältigend sein und Reizbarkeit, Angstzustände und Depressionen treten auf. Wir nennen das ADHS-Sekundär-Störungen.

Viele Schwierigkeiten (z.B.

tags: #adhs #symptome #kleinkinder #erkennen