Wer diagnostiziert Burnout? Eine umfassende Betrachtung

Das Burnout-Syndrom ist in unserer leistungsbezogenen Gesellschaft eine weit verbreitete Erkrankung, die viele Menschen direkt oder indirekt betrifft. Ein Burnout wird in der Küchenpsychologie schnell diagnostiziert. Aber welche Anzeichen deuten wirklich auf ein Burnout hin? Und wie verläuft ein Burnout typischerweise?

Burnout ist zwar keine offizielle medizinische Diagnose, aber ein in der Schweiz weit verbreitetes Leiden, das zeigt die neue Umfrage in aller Deutlichkeit: 17 Prozent der Erwachsenen haben ein Burnout erlebt, und 25 Prozent der Erwerbstätigen haben das Gefühl, wegen der Arbeit Burnout-gefährdet zu sein. Zudem kostet die Überlastung die Arbeitgebenden jährlich rund 6.5 Milliarden Franken, weil Arbeitskräfte ausfallen oder weniger produktiv sind.

Was ist Burnout?

Als Burnout oder Burnout-Syndrom wird ein Zustand von körperlicher und psychischer Erschöpfung bezeichnet. Der Begriff des Burnout hat sich in den letzten Jahren stark in unserer Gesellschaft etabliert. Wie das englische Wort besagt, fühlen sich Menschen mit einem Burnout ausgebrannt, leer und energielos. Dennoch, fehlt bis heute offiziell eine klare und einheitliche Definition dieses Phänomens.

Das wichtigste und deutlichste Merkmal für ein Burnout-Syndrom ist die chronische Erschöpfung, die an dieser Krankheit leidende Menschen spüren. Diese kann dazu führen, dass schon einfache Pflichten des Alltags nicht mehr gemeistert werden können, ähnlich wie bei einer Depression. Auch die eigene Arbeit weiterzuführen, ist mit Burnout nicht ohne Weiteres und nur selten ohne Einschränkungen möglich - einige erkrankte Menschen werden gar für längere Zeit krankgeschrieben und benötigen psychologische Unterstützung in grösserem Umfang.

Symptome eines Burnouts

Es gibt sehr viele Symptome, die bei einem Burnout oder auf dem Weg dorthin auftreten können. Sie reichen von psychischen, über emotionale bis hin zu körperlichen Beschwerden. Jedes betroffene Individuum verfügt dabei über ein eigenes, individuelles Beschwerdebild.

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Die Symptome für das Burnout entwickeln sich schleichend, oft über Wochen und Monate. Betroffene fühlen sich zunehmend erschöpft, die Freude an der Arbeit und/oder Freizeitbeschäftigungen lässt nach, wodurch auch die Leistungsfähigkeit und Kreativität eingeschränkt wird. Aufgaben, die früher problemlos erledigt werden konnten, sind mit zunehmend grosser Anstrengung verbunden. Auch soziale Interaktionen lassen nach und laufen oft auf eine erhöhte Reizbarkeit hinaus. Im weiteren Verlauf des Burnout-Prozesses können sich Schlafstörungen und/oder physische Symptome, etwa Kopf- und Gliederschmerzen entwickeln.

Ein Burnout hat in der Regel drei Komponenten:

  1. Emotionale Erschöpfung: Das ist das Gefühl überbeansprucht, ausgelaugt zu sein, keine Energie mehr zu haben und sich nach der Arbeit nicht mehr erholen zu können.
  2. Verminderte Leistungsfähigkeit: Menschen, die an einem Burnout leiden, können sich häufig nicht mehr konzentrieren, sind fahrig, machen Fehler.
  3. Innere Abgrenzung: Die Betroffenen distanzieren sich von der Arbeit und den Arbeitskolleginnen und -kollegen, sind nicht mehr voll dabei und wirken abgestumpft. Ein Schutzmechanismus, der einsetzt, um mit der Überlastung fertig zu werden.

Burnout-Prozessphasen

Ein Burnout ist kein einmaliges sofortiges Ereignis - es ist ein schleichender Prozess. Insbesondere ist zu beachten, dass ein Burnout kein einmaliges Ereignis, sondern einen schleichenden Prozess darstellt, der sich über Monate und Jahre hinwegziehen kann. Man kann deshalb zwischen mehreren Burnout-Prozessphasen mit jeweils unterschiedlichen Symptomen unterscheiden.

Zu Beginn stecken betroffene Personen für ihre Verhältnisse sehr viel Energie in ihre Arbeit. Sie zeichnen sich durch äusserst hohes Engagement und grosse Leistungsfähigkeit aus. Aber schon im Verlauf dieser ersten Phase treten die ersten Symptome auf, die auf ein Burnout hindeuten. Anschliessend machen sich dann auch erste Erschöpfungsanzeichen breit. Auf der nächsten Stufe des Burnout-Prozesses fangen die betroffenen Personen an, ihr persönliches Engagement in ihrem Beruf stark zurückzufahren, während sich ihre Leistungsfähigkeit in Bezug auf die Arbeit verringert. Besonders risikobehaftet sind dabei Personen, die eine erwartete Belohnung für die übermässige Anstrengung nicht erhalten.

Zusätzlich reduziert sich dann auch die Leistungsfähigkeit und die tatsächlich erbrachte Leistung der betroffenen Personen. Die betroffenen Personen fangen an Fehler zu machen und Sachen zu vergessen, Ihre Kreativität und ihre Fähigkeit mit Problemen umzugehen nehmen ab. Geprägt ist diese Phase vor allem durch ein starkes Desinteresse an allem und jedem. Die betroffenen Personen sind nun die meiste Zeit resigniert, antriebslos, niedergeschlagen und pessimistisch. Sie verlieren immer mehr das Interesse an ihren Hobbys, ihren Partnern und ihrer Familie. Teilweise kommt es auch dazu, dass Burnout-Betroffene sich zwar allgemein aus ihrem sozialen Leben zurückziehen, sich gleichzeitig aber stark auf eine bestimmte ihnen nahestehende Person fokussieren.

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Ausserdem sind die betroffenen Personen nicht mehr in der Lage Ferien und Freizeit als entspannend zu erleben, viel mehr werden diese oft sogar als zusätzlich stress-produzierend empfunden. Ebenfalls macht sich der fortlaufende Burnout-Prozess über stärkere emotionale Reaktionen bemerkbar, innere Unruhe macht sich breit. Die betroffene Person fängt an, Schuldige zu suchen, entweder bei sich selbst oder bei ihrer Umwelt. Einerseits treten dabei depressive Symptome auf, wie z.B. Pessimismus, Angstzustände oder Antriebslosigkeit. Andererseits kommt es zu aggressiven Symptomen, wie z.B. Reizbarkeit, Schuldzuweisungen gegen Kollegen und Vorgesetzte oder Intoleranz.

In der vorletzten Phase des Burnouts beginnen die psychischen und emotionalen Beschwerden auch negativ auf den Körper einzuwirken. Spätestens jetzt treten körperliche Symptome auf. In der letzten Phase haben betroffene Menschen das Stadium der Burnout-Depression oder Stressdepression erreicht. An diesem Punkt zeigen die von Burnout betroffenen Personen Menschen Symptome, die auch bei starken Depressionen auftreten.

Ursachen für ein Burnout

Als Ursachen für ein Burnout gelten Situationen einer erhöhten Belastung (v.a. Zeitdruck), die das Individuum zunehmend nicht mehr bewältigen kann. Neben den externen Faktoren wie erhöhte Belastung, aber auch unklare Verantwortlichkeiten und Organisationsstrukturen sind auch persönliche Eigenschaften, wie hoher Leistungsanspruch, grosse Verantwortlichkeit und perfektionistische Einsatzbereitschaft mit einer parallelen Vernachlässigung der eigener Bedürfnisse Faktoren, die an der Entwicklung eines Burnout beteiligt sind.

Hohe Arbeitsbelastung, Zeitdruck, monotone Tätigkeiten oder wenig Selbstbestimmung in der Arbeit sind äussere Faktoren, welche die Entstehung eines Burnouts begünstigen können. Meist beginnt ein Burnout schleichend mit Schlafproblemen, Lustlosigkeit, Konzentrationsstörungen, Gereiztheit und zunehmender Energielosigkeit. Oft kommen auch körperliche Beschwerden wie Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen und Muskelverspannungen hinzu. Betroffene beachten diese Warnsignale in der Regel zu wenig und versuchen weiterhin, allen Anforderungen zu genügen, bis eines Tages die Batterien komplett leer sind. Nicht selten kommt es dann zu einem totalen Zusammenbruch.

Nicht alle sind gleich stark gefährdet: Jüngere Erwerbstätige haben tendenziell weniger Ressourcen, um Belastungen aufzufangen als ältere, Frauen weniger als Männer. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass junge Erwachsene und insbesondere junge Frauen rund um die Familiengründung sowieso stark belastet sind, das macht sie anfälliger. Zudem erleiden Personen mit tiefen Einkommen häufiger ein Burnout als jene mit hohen Einkommen.

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Wer diagnostiziert Burnout?

Prinzipiell sollten Sie sich bei Verdacht auf ein Burnout immer zuerst an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin wenden. Diese werden Sie, sollte sich der Verdacht verhärten, dann an einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin, weiterverweisen und sie für ihre Arbeitstätigkeit krankschreiben.

Ein Burnout wird diagnostiziert, indem mit einem persönlichen Gespräch die Symptomatik und der bisherige Verlauf erhoben und mit den Kriterien für eine Burnout-Erkrankung abgeglichen wird. Zur Diagnosestellung werden zudem Burnout-spezifische Fragebögen herangezogen.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung richtet sich nach den Ursachen des Burnouts. Im Zentrum steht die Wiederherstellung der Energiebalance. Abstand gewinnen, Ausruhen, Entspannen und Stress abbauen stehen dabei im Vordergrund. Spezielle Rehabilitationsprogramme oder Kurzaufenthalte in Rehabilitationszentren können diesen Prozess unterstützen.

Die Behandlung eines Burn-Out-Syndroms muss individuell auf die Beschwerden der Betroffenen abgestimmt werden und ist meist nicht nur eine vorübergehende Massnahme, wenn sie eine Verhaltensänderung bewirken soll. Den Kreislauf von Überforderung, innerem Druck und mangelndem Stressabbau zu durchbrechen, erfordert Zeit. Es geht darum, die Selbsteinschätzung zu hinterfragen und verinnerlichte Verhaltensmuster zu ändern.

Die Behandlung eines Burnout ist -falls keine schwereren depressiven Symptome oder ausgeprägte Schlafstörungen vorliegen- primär psychotherapeutisch und arbeitspsychologisch. Liegen bereits mittelgradige depressive Symptome oder eine Angststörung vor, werden diese entsprechend der Behandlungsempfehlungen therapiert.

Kostenübernahme durch die Krankenkasse

Zum Glück sind die Erfolgsaussichten bei der Behandlung von Burnout sehr hoch. Neben der Genesung ist für den Erkrankten natürlich auch wichtig, auch bei längerer Krankschreibung oder anderen Einschränkungen keinen finanziellen Schiffbruch zu erleiden.

Die meisten Erkrankten können mit einer ambulanten Psychotherapie sehr gut behandelt werden. In regelmässigen Gesprächen kann über die eigene Situation reflektiert werden und nach und nach eine Verbesserung der krankheitsverursachenden Faktoren erreicht werden. Die Kosten für eine Psychotherapie werden auch meist von der Grundversicherung übernommen.

Wenn Sie eine andere Therapieform bevorzugen oder einen Therapeuten ausgewählt haben, der die Kriterien der Grundversicherung nicht erfüllt, kann eine Zusatzversicherung diese Lücke schliessen. In besonders schweren Fällen der chronischen Erschöpfung kann es Sinn machen, sich einer stationären Behandlung in einer Erholungsklinik zu unterziehen. Bei weniger schweren Erkrankungen kann eine Zusatzversicherung die Kosten für den Klinikaufenthalt zum Teil übernehmen.

Hier sollten Sie aber sorgfältig auswählen: Während einige Krankenkassen grosszügige Leistungen im Bereich Burnout anbieten, zeigen sich andere hier eher zurückhaltend. Vor dem Abschluss einer Zusatzversicherung sollten Sie deshalb genau vergleichen, welche Leistungen Ihre gewünschte Zusatzversicherung anbietet, welche Beschränkungen sie hat und welche Leistungen andere Versicherer Ihnen bieten können.

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