Depressionen durch Mobbing am Arbeitsplatz: Hilfe und Prävention

Mobbing am Arbeitsplatz betrifft viele Arbeitnehmende. Von scheinbar harmlosen Sticheleien bis hin zu Gewalt: Mobbing am Arbeitsplatz kann jede und jeden treffen. In der Schweiz sind gemäss Studien bis zu rund 8 Prozent der Erwerbstätigen im Laufe ihres Lebens davon betroffen. Mobbing beeinträchtigt nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern auch die Arbeitsatmosphäre und die eigene Arbeitsleistung.

Was ist Mobbing - und was nicht?

Wichtig ist es dabei, zwischen Mobbing und gelegentlichen Konflikten zu unterscheiden: Mobbing ist ein anhaltender, gezielter Prozess mit Demütigung oder Ausgrenzung einer Person. Ein einmaliger Streit oder eine Meinungsverschiedenheit zählen nicht als Mobbing.

Wie erkennen Sie Mobbing am Arbeitsplatz?

Eine einheitliche Definition von Mobbing existiert nicht. Mobbing am Arbeitsplatz kann viele Formen annehmen. Fachpersonen machen Mobbing darum an verschiedenen Merkmalen fest.

  • Bossing/Mikromanagement: Übermässige Kontrolle und unfaire Kritik seitens Vorgesetzter.

Ist Mobbing am Arbeitsplatz strafbar in der Schweiz?

Ja. In der Schweiz können gewisse Mobbinghandlungen bestraft werden, wobei diese für eine strafrechtliche Verfolgung bewiesen werden müssen. Dazu gehören unter anderem Beleidigung, üble Nachrede, Nötigung und Körperverletzung. Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz können Strafanzeige bei der Polizei erstatten. Bevor Sie dies tun, ist es empfehlenswert, sich von einer spezialisierten Fachstelle beraten zu lassen.

Betroffene können je nach Dauer und Schwere der Mobbinghandlungen zivilrechtlich klagen und Schadenersatz und Schmerzensgeld geltend machen. Ein ärztliches Attest, das die gesundheitlichen Beeinträchtigungen dokumentiert, ist dabei sehr hilfreich.

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Arbeitsrechtliche Schritte bei Mobbing am Arbeitsplatz

Im Arbeitsrecht können Sie auf die Einhaltung der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers bestehen. Ist Mobbing der Grund für eine Kündigung, haben Sie die Möglichkeit, eine Klage wegen Missbräuchlichkeit beim Gericht zu erheben.

Was tun bei Mobbing am Arbeitsplatz?

Wenn Sie Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz sind, ist es wichtig, die richtigen Schritte zu unternehmen, um Ihre Rechte zu schützen und die Situation zu verbessern. Im Folgenden finden Sie einige nützliche Tipps, die Ihnen helfen können.

  1. Mobbing-Tagebuch führen

    Dokumentieren Sie detailliert alle Mobbingvorfälle. Notieren Sie Datum, Uhrzeit, Ort, beteiligte Personen und genaue Beschreibungen der Ereignisse. Diese Aufzeichnungen können später als Beweismittel dienen.

  2. Vorgesetzten schriftlich informieren und um Unterstützung bitten

    Teilen Sie Ihrem Vorgesetzten schriftlich die Mobbingvorfälle mit und fordern Sie Unterstützung an. Der Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeiter:innen (siehe Punkt 3). Beschreiben Sie, welche Massnahmen Sie erwarten, um die Situation zu verbessern.

    Wichtig: Verfassen Sie das Schreiben sachlich, schildern Sie die Mobbingvorfälle detailliert und weisen Sie im Brief auf Ihre gesetzlich verankerten Rechte hin (siehe Punkt 3).

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  3. Auf Fürsorgepflicht hinweisen und Massnahmen verlangen

    Arbeitgeber:innen haben eine Fürsorgepflicht gegenüber Mitarbeitenden. Artikel 328 des Schweizerischen Obligationenrechts (OR) verpflichtet Arbeitgeber:innen, die Persönlichkeit der Arbeitnehmer:innen zu respektieren und zu schützen sowie für die Wahrung der Gesundheit am Arbeitsplatz zu sorgen.

    Arbeitgeber:innen müssen darum schon von Gesetzes wegen Massnahmen ergreifen, um Mobbing zu verhindern und spätestens dann eingreifen, wenn sie von Mobbingvorfällen in Kenntnis gesetzt werden.

  4. Personalabteilung und Arbeitsinspektorat einbeziehen

    Wenden Sie sich an die Personalabteilung, wenn sich die Situation nicht verbessert. In schwerwiegenden Fällen können Sie auch das Arbeitsinspektorat einschalten, das die Einhaltung der arbeitsrechtlichen Bestimmungen überwacht.

Kündigung wegen Mobbing am Arbeitsplatz

Mobbingopfer sind teilweise nicht mehr in der Lage, die volle Arbeitsleistung zu erbringen. Kündigt Ihnen Ihr Arbeitgeber:in wegen dieses Leistungsabfalls, liegt eine missbräuchliche Kündigung gemäss Art. 336 OR vor, sofern die Firma vom Mobbing am Arbeitsplatz wusste und keine Massnahmen dagegen ergriffen hat.

Mobbing: Der unsichtbare Angriff auf die Seele

Mobbing ist mehr als nur ein zwischenmenschlicher Konflikt. Es trifft Menschen in ihrem Innersten - oft mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit. Studien zeigen: Fast ein Drittel der Erwerbstätigen in der Schweiz hat schon einmal Mobbing am Arbeitsplatz erlebt.

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Dabei trifft Mobbing nicht nur Schwächere, wie oft angenommen wird. Im Gegenteil: Das Phänomen betrifft Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter und sozialer Herkunft - und oft sind es gerade die Engagierten, Erfolgreichen oder Sensiblen, die ins Visier der Mobbenden geraten.

Früher wurde über die psychischen und gesundheitlichen Folgen von Mobbing oft geschwiegen, die Betroffenen mussten mit ihren Problemen allein zurechtkommen und es gab wenig gesellschaftliches Bewusstsein oder Unterstützung. Heute wissen wir dank wissenschaftliche Studien und Erfahrungsberichte viel mehr über die gravierenden Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit. Wenn wir die Warnzeichen ignorieren, laufen wir Gefahr, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.

Mobbing macht krank

Ob im Verborgenen oder für alle sichtbar: Mobbing hinterlässt Spuren. Wer über längere Zeit gemobbt wird, leidet häufig unter starkem Stress, Angstzuständen, Depressionen, Schlafstörungen und psychosomatischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magenbeschwerden oder chronischer Erschöpfung. In schweren Fällen kann es zu posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) kommen, die jahrelang anhalten und therapeutisch behandelt werden müssen. Deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig Unterstützung zu holen.

Was wirklich gegen Mobbing hilft

Wenn die Kaffeepause im Büro oder das Training im Verein zum Spiessrutenlauf wird, warten Sie nicht zu lange ab. Handeln Sie! Hier sind konkrete Schritte, die Ihnen helfen können:

  • Führen Sie ein Mobbing-Tagebuch: Notieren Sie alle Vorfälle mit Datum, Uhrzeit, Ort und Beteiligten.
  • Suchen Sie Verbündete: Sprechen Sie mit vertrauenswürdigen Kollegen, Freunden oder Familienmitgliedern.
  • Holen Sie sich professionelle Hilfe: Ein Coach oder eine Therapeutin kann Ihnen helfen, wirksame Strategien gegen Mobbing zu entwickeln und Ihr Selbstwertgefühl zu stärken.
  • Setzen Sie klare Grenzen: Wenn möglich, konfrontieren Sie den Täter oder die Täterin in einem ruhigen, sachlichen Gespräch.
  • Informieren Sie die Verantwortlichen: Wenn Mobbing am Arbeitsplatz stattfindet, informieren Sie Ihre Vorgesetzten, sind Ihre Kinder betroffen, sprechen Sie mit Lehrpersonen und der Schulleitung.

Sie beobachten Mobbing? Werden Sie aktiv!

Wenn Sie Mobbing beobachten, handeln Sie! Betroffene brauchen Ihre Unterstützung, Schweigen hilft nur den Tätern. Folgendes können Sie tun:

  • Beziehen Sie Position: Stellen Sie sich an die Seite der Betroffenen.
  • Suchen Sie das direkte Gespräch: Wenn Sie es für sicher halten, sprechen Sie die Täterinnen oder Täter höflich, aber bestimmt an.
  • Melden Sie den Vorfall: Manchmal braucht das Opfer Unterstützung, um den Vorfall zu melden.
  • Bieten Sie Hilfe an: Sprechen Sie die betroffene Person direkt an, hören Sie zu und bieten Sie Hilfe an.
  • Sensibilisieren Sie Ihr Umfeld: Informieren Sie Ihr Umfeld über Mobbing und fördern Sie eine Kultur des Respekts und der Fairness.

Wie Unternehmen Mobbing vorbeugen können

Grundsätzlich sollte es im Interesse aller Unternehmen liegen, Mobbing zu unterbinden. Zudem stehen Arbeitgeber in der Pflicht, Mobbing zu verhindern oder einzugreifen, wenn dies doch geschieht. Die folgenden Punkte können Vorgesetzte und Arbeitgeber befolgen, um das Risiko von Mobbing in ihrem Unternehmen zu senken:

  • Klare Positionierung gegen Mobbing: Den Angestellten muss klar sein, dass das Unternehmen nicht mit diskriminierenden Aussagen oder Mobbing einverstanden ist.
  • Information darüber, was Mobbing eigentlich ist: Die Angestellten sollten darüber aufgeklärt werden, wie sich Mobbing am Arbeitsplatz äussern kann.
  • Vorgehensweise bei Wahrnehmung von Mobbing: Tipps oder Anleitungen, was Angestellte tun können, wenn sie selbst Opfer werden oder wenn sie bemerken, dass eine andere Person gemobbt wird. Dazu gehört auch das Ernennen einer Vertrauensperson als erster Ansprechpartner.
  • Aufklärung über mögliche Folgen und Sanktionen: Alle Mitglieder einer Organisation müssen darüber Bescheid wissen, was im Falle von Mobbing geschieht. Dazu gehört einerseits die Unterstützung der Betroffenen, andererseits aber auch die Strafen, die auf den oder die Täter zukommen.
  • Konsequentes Verhalten: Besonders wichtig ist, dass mögliche Sanktionsmassnahmen nicht nur angedroht, sondern auch angewendet werden.

Tipps für Betroffene von Mobbing am Arbeitsplatz

Falls Sie von Mobbing betroffen sind, dann lassen Sie ein Fehlverhalten dieser Art von Kolleginnen oder Vorgesetzten niemals unwidersprochen über sich ergehen. Ihr Arbeitgeber steht in der Pflicht, Sie und Ihre Gesundheit zu schützen. Dokumentieren Sie die Vorfälle am besten schriftlich. Auch die Meldung eines Vorfalls sollten Sie schriftlich festhalten.

Andere Teammitglieder können als Zeugen dienen, wenn diese eine Mobbingsituation wahrgenommen haben.

Welche Folgen kann Mobbing am Arbeitsplatz haben?

Beim Mobbing wird die persönliche Integrität des Opfers in Gefahr gebracht. Das wirkt sich am Ende meist nicht nur auf die betroffene Person aus, sondern kann auch negative Folgen für das gesamte Unternehmen nach sich ziehen.

  • Negative Folgen für das Mobbing-Opfer: Mobbing kann sich negativ auf die Psyche und die körperliche Gesundheit der Betroffenen auswirken.
  • Nachteile für die Organisation: Mobbing führt in fast allen Fällen zu einer negativen Stimmung in der Belegschaft und kann somit auch die Unternehmenskultur bedrohen.

Mobbing kann nach dem Schweizerischen Strafgesetzbuch bestraft werden.

Konsequenzen von Konflikten und Mobbing am Arbeitsplatz

Konflikte und Mobbing können das normale Handeln blockieren und machen unproduktiv. Überforderung, Stress und Erschöpfung sind häufige Folgen. Ein proaktives Konfliktmanagement ist wichtig für eine gute Zusammenarbeit und für die Förderung der psychischen Gesundheit. Die wichtigsten Treiber für hohe Arbeitgeberattraktivität sind das Team, die Arbeitsatmosphäre und das soziale Klima. Soziale Konflikte sowie Mobbing sind somit eine ernstzunehmende Gefahr für die Arbeitgeberattraktivität.

Hier eine Zusammenfassung der Konsequenzen:

  • Jede fünfte Person kündigt ihre Stelle aufgrund eines toxischen Arbeitsklimas.
  • Aufgrund von Konflikten lassen sich Mitarbeitende öfters intern versetzen.
  • Ungelöste Konflikte führen häufig zu Entlassungen.
  • Mobbing am Arbeitsplatz erhöht zudem die Kündigungsabsicht der Mitarbeitenden.
  • Konflikte reduzieren die Arbeitszufriedenheit und die Motivation.
  • Mobbing am Arbeitsplatz führt zu einem geringeren Arbeitsengagement.
  • Konflikte führen häufig zu Schlafproblemen und verursachen Stress.
  • Mobbing am Arbeitsplatz führt zu Schlafproblemen und erhöhter Gefahr für Burn-out.
  • Fehler schleichen sich aufgrund von Konflikten gehäuft ein.
  • Konflikte binden viel Energie und «fressen» über zwei Stunden Arbeitszeit pro Woche, wodurch die Produktivität sinkt.
  • Projektmisserfolge wegen Konflikten kommen häufig vor.

Das Arbeitsgesetz (ArG Art. 6) und dessen Verordnung (ArGV 3 Art. 2 Abs. 1) fordern vorbeugende Massnahmen durch den Arbeitgeber, um die Arbeitnehmenden vor Mobbing, sexueller Belästigung, Diskriminierung etc. Eine oder mehrere Vertrauensperson bestimmen, damit Betroffene auf Wunsch ein vertrauliches Gespräch führen können.

Schriftliche Weisung und Information der Mitarbeitenden: Die Massnahmen und Regeln zur Konfliktprävention sollten schriftlich festgehalten sein und kommuniziert werden.

Bei der Arbeit gemobbt zu werden, kann Stress, Angstzustände, Depressionen oder sogar schwere Traumata auslösen. Unter Mobbing versteht man im Grunde psychische Gewalt, die durch regelmässiges Schikanieren, Beleidigen, Herabwürdigen oder psychisches Verletzen ausgeübt wird.

Mobbing kann aus jeder Richtung der Hierarchie kommen und die unterschiedlichsten Formen annehmen. Wenn du das Gefühl hast, gemobbt zu werden, kannst du einige Schritte dagegen unternehmen.

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