Fast jede fünfte Person erkrankt im Laufe ihres Lebens an einer Depression. Für Betroffene wie für Angehörige eine schwierige Situation. Depressive Verstimmungen oder Traurigkeit sind normale Gefühlszustände, die wir alle kennen. Wenn ein nahestehender Mensch an einer Depression leidet, löst dies bei Angehörigen grosse Verunsicherung aus: Wie soll ich damit umgehen, wenn mein Mann plötzlich wie abwesend wirkt? Soll ich ihn ansprechen oder in Ruhe lassen? Ist es kontraproduktiv, wenn ich meiner Frau sage, dass ich mir grosse Sorgen um sie mache?
Gut zu wissen ist zunächst Folgendes: Depressionen sind kein unumkehrbares Schicksal, sie lassen sich behandeln. Je früher man professionelle Hilfe sucht, desto höher sind die Heilungschancen.
Was Sie tun können
Informieren Sie sich umfassend über das Krankheitsbild. Je informierter Sie sind, umso besser können Sie die betroffene Person unterstützen. Depressionen sind eine häufige psychische Erkrankung, die viele Menschen weltweit betrifft. Betroffene erleben oft eine Kombination aus Traurigkeit, Antriebslosigkeit und einer verminderten Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen. Depressionen sind mehr als nur vorübergehende Traurigkeit. Sie sind eine ernsthafte Erkrankung, die sich auf das gesamte Leben auswirken kann.
Ein strukturierter Tagesablauf gibt Halt und Orientierung, insbesondere für Menschen mit Depressionen. Regelmässige Zeiten für Schlaf, Mahlzeiten und Aktivitäten helfen dabei, das Gefühl von Kontrolle zurückzugewinnen. Studien in der Psychologie zeigen, dass Routine den Stresspegel senkt und die Symptome von Depressionen lindern kann. Unterstützend kann auch eine stundenweise Betreuung zu Hause ein.
Selbsthilfe spielt eine zentrale Rolle im Umgang mit Depressionen. Kleine Schritte können bereits grosse Veränderungen bewirken. Beschäftigungen, die Freude bereiten und die Sinne anregen, sind besonders hilfreich. Regelmässige Bewegung hat positive Effekte auf die Stimmung.
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Sportarten wie Yoga oder Joggen setzen Endorphine frei und verbessern die Gesundheit. Viele Betroffene berichten, dass schon ein kurzer Spaziergang im Freien ihre Laune hebt. Das Klavier ist nicht nur ein Instrument, sondern auch eine Möglichkeit, Gefühle auszudrücken. Musik allgemein kann die Laune heben und beruhigen. Studien zeigen, dass das Hören oder Spielen von Musik stressreduzierend wirkt und das Wohlbefinden steigert.
Depressionen führen oft zu einem Rückzug aus sozialen Kontakten. Doch der Austausch mit Familie, Freunden oder einer Online-Selbsthilfegruppe kann dabei helfen, die Einsamkeit zu überwinden. Die Psychotherapie ist ein wesentlicher Baustein in der Behandlung von Depressionen. Sie bietet Raum, um Gedanken und Gefühle zu teilen und Strategien für den Alltag zu entwickeln. Das Setzen kleiner, realistischer Ziele hilft, Motivation und Selbstbewusstsein zu stärken. Jede gemeisterte Herausforderung zählt. Notieren Sie kleine Erfolge, wie beispielsweise das Aufräumen eines Raumes oder das Kochen einer Mahlzeit.
Kreative Beschäftigungen können Emotionen kanalisiert ausdrücken und den Geist entlasten. Probieren Sie, etwas Neues zu schaffen! Für Eltern oder Menschen mit engem Kontakt zu Kindern kann gemeinsame Zeit mit der Familie positive Impulse geben. Spielen, Vorlesen oder gemeinsames Kochen sind wertvolle Aktivitäten. Zu lernen, wie man mit Symptomen wie Müdigkeit oder Konzentrationsproblemen umgeht, ist entscheidend. Hierbei können Übungen zur Achtsamkeit und Entspannung helfen. Psychologische Forschung zeigt, dass positive Routinen und Aktivitäten signifikant zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen können.
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen Unterschied machen. Ein warmes Bad kann Entspannung fördern und die Sinne beruhigen. Stress ist ein häufiger Begleiter von Depressionen. Techniken wie Meditation oder gezielte Atemübungen können helfen, die Belastung zu mindern. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig soziale Kontakte für das Wohlbefinden sind. Auch virtuelle Treffen oder Telefonate können die Einsamkeit lindern.
Es ist nicht immer leicht, den ersten Schritt zu machen. Doch auch kleine Fortschritte zählen und können langfristig zu grosser Veränderung führen. Diese Challenge fordert dazu auf, 100 Tage lang jeden Tag etwas zu finden, das Freude bereitet. Es hilft, den Fokus auf positive Aspekte zu richten. Nutzen Sie das Internet, um sich inspirieren zu lassen. Besonders hilfreich sind Blogs und Foren, in denen Betroffene ihre Erfahrungen teilen. Hier finden Sie oft praktische Tipps und den Zuspruch, dass Sie nicht allein sind. Es gibt auch viele kostenlose Apps, die geführte Meditationen, Tagebuchfunktionen oder positive Affirmationen anbieten. Eine einfache Suche nach „Selbsthilfe Depression„ liefert eine Vielzahl nützlicher Angebote.
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Arbeit kann Struktur und Sinn geben. Flexible Aufgaben oder ehrenamtliche Tätigkeiten bieten oft eine gute Balance. Für viele Betroffene ist es hilfreich, klein anzufangen, beispielsweise mit wenigen Stunden pro Woche. Diese kleinen Schritte können das Selbstbewusstsein stärken und ein Gefühl der Produktivität vermitteln. Gleichzeitig sollte der Stresslevel niedrig gehalten werden, um eine Überforderung zu vermeiden. Teilen Sie Ihre Gedanken mit vertrauenswürdigen Menschen. Halten Sie eine Liste von Dingen, die Sie gerne tun, und versuchen Sie, diese regelmässig in Ihren Alltag einzubauen.
Entwickeln Sie einen Notfallplan für schwierige Tage. Sinnvolle Beschäftigung kann einen entscheidenden Unterschied im Umgang mit Depressionen machen. Kleine Schritte wie das Finden einfacher Routinen oder das Setzen erreichbarer Ziele sind oft der Anfang eines positiven Wandels. Durch Aktivitäten wie kreatives Gestalten, regelmässige Bewegung oder den Aufbau sozialer Kontakte lässt sich das Wohlbefinden langfristig steigern. Wichtig ist, Geduld mit sich selbst zu haben und auch kleine Fortschritte anzuerkennen.
Unterschiede zwischen Jung und Alt
Depression kann sich in jedem Alter manifestieren, aber es gibt einige wichtige Unterschiede in der Art und Weise, wie sie sich bei jungen Menschen und älteren Erwachsenen äussert. Diese Unterschiede können in Symptomen, Ursachen, Diagnose und Behandlungsansätzen liegen.
Hier sind einige der wesentlichen Unterschiede:
Symptome:
- Junge Menschen: Depressionen bei jungen Menschen äussern sich häufig durch Traurigkeit, Reizbarkeit, sozialen Rückzug, Veränderungen im Schlaf- und Essverhalten, Konzentrationsprobleme und manchmal selbstverletzendes Verhalten.
 - Ältere Erwachsene: Bei älteren Erwachsenen kann Depression weniger offensichtlich sein. Sie neigen eher dazu, über körperliche Symptome wie Schmerzen, Müdigkeit oder Verdauungsprobleme zu klagen. Traurigkeit mag nicht immer im Vordergrund stehen; stattdessen können sie Antriebslosigkeit, Interessenverlust, Gedächtnisprobleme und eine verminderte Fähigkeit, Freude zu empfinden, erfahren.
 
Ursachen und Risikofaktoren:
- Junge Menschen: Hier spielen oft Faktoren wie genetische Veranlagung, Stress durch Schule oder Universität, Peer-Druck, Identitätskrisen, erste ernsthafte Beziehungen und vielleicht Missbrauch oder Traumata eine Rolle.
 - Ältere Erwachsene: Bei Senioren sind oft chronische Erkrankungen, der Verlust von nahestehenden Personen, Einsamkeit, der Übergang in den Ruhestand, körperliche Einschränkungen und Medikamentennebenwirkungen wichtige Faktoren.
 
Diagnose:
- Junge Menschen: Bei ihnen wird eher auf Verhaltensänderungen, Leistungsabfall in der Schule oder Uni und sozialen Rückzug geachtet.
 - Ältere Erwachsene: Die Diagnose kann schwieriger sein, da sie ihre Symptome oft als normale Alterserscheinungen abtun und weniger bereit sind, über emotionale Probleme zu sprechen. Zudem können kognitive Beeinträchtigungen wie Demenz ähnliche Symptome zeigen.
 
Behandlungsansätze:
- Junge Menschen: Bei ihnen liegt der Fokus oft auf Therapieformen, die auf ihr Alter und ihre Lebensphase abgestimmt sind, einschliesslich Familientherapie oder Gruppentherapie mit Gleichaltrigen.
 - Ältere Erwachsene: Die Behandlung muss oft sorgfältig auf eventuelle körperliche Erkrankungen und die Verwendung mehrerer Medikamente (Polypharmazie) abgestimmt werden. Zudem ist die Einbeziehung von sozialer Unterstützung und die Anpassung an eventuelle körperliche Einschränkungen wichtig.
 
Der Umgang mit einem depressiven Menschen
Der Umgang mit einem depressiven Menschen erfordert Einfühlungsvermögen, Geduld und Verständnis. Hier sind einige Tipps, die helfen können:
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- Aktives Zuhören: Hören Sie zu, ohne zu urteilen oder sofortige Lösungen anzubieten. Zeigen Sie Verständnis und Empathie für ihre Gefühle.
 - Unterstützung anbieten: Machen Sie deutlich, dass Sie für sie da sind. Bieten Sie praktische Hilfe an, z. B. bei der Organisation des Alltags oder bei Arztbesuchen.
 - Ermutigen, professionelle Hilfe zu suchen: Motivieren Sie die Person vorsichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, falls sie das noch nicht getan hat. Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die oft professionelle Behandlung erfordert.
 - Informieren und verstehen: Informieren Sie sich über Depression, um die Erkrankung besser zu verstehen. Dies hilft, Fehlvorstellungen und Stigmatisierung zu vermeiden.
 - Geduldig sein: Veränderungen und Verbesserungen können Zeit brauchen. Zeigen Sie Geduld und Verständnis für den Heilungsprozess.
 - Selbstfürsorge nicht vernachlässigen: Achten Sie auf Ihre eigene psychische Gesundheit. Unterstützen zu wollen, kann auch belastend sein. Sorgen Sie für ausreichend Ausgleich und eigene Entspannung.
 - Vermeiden von Druck und Schuldzuweisungen: Vermeiden Sie es, Druck auszuüben oder die Person für ihre Depression verantwortlich zu machen. Depression ist eine Erkrankung, die niemand absichtlich herbeiführt.
 - Positive Aktivitäten vorschlagen: Ermutigen Sie zu Aktivitäten, die Freude bereiten oder entspannend sind, ohne zu insistieren.
 - Auf Warnzeichen achten: Seien Sie aufmerksam für Anzeichen einer Verschlimmerung oder Gedanken an Selbstverletzung oder Suizid. In solchen Fällen ist schnelles Handeln erforderlich.
 - Kommunikation aufrechterhalten: Auch wenn es schwierig sein kann, versuchen Sie, die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Selbst kleine Gesten können eine grosse Unterstützung sein.
 
Beispielsätze für die Kommunikation
Bei der Kommunikation mit depressiven Menschen ist es wichtig, einfühlsam und unterstützend zu sein. Bestimmte Sätze und Aussagen können besonders hilfreich sein, um Verständnis und Mitgefühl zu zeigen. Hier sind einige Beispiele:
- «Ich bin hier für dich.»
 - «Deine Gefühle sind gültig.»
 - «Möchtest du darüber sprechen, oder soll ich einfach nur zuhören?»
 - «Es ist in Ordnung, sich nicht in Ordnung zu fühlen.»
 - «Es ist keine Schwäche, Hilfe zu suchen.»
 - «Du bist mir wichtig.»
 - «Ich bin für dich da, egal was passiert.»
 - «Wie kann ich dir helfen?»
 - «Du bist nicht alleine in diesem Kampf.»
 - «Nimm dir die Zeit, die du brauchst.»
 
Was Sie vermeiden sollten: «Glücklich machen» als Ziel
Viele wollen depressive Menschen «glücklich machen», doch das kann nicht das primäre Ziel sein. Bei dem Versuch, das Wohlbefinden einer depressiven Person zu verbessern, ist es wichtig, Empathie und Geduld zu zeigen. Depression ist eine komplexe psychische Erkrankung, und «Glücklich machen» kann nicht das unmittelbare Ziel sein. Stattdessen ist es hilfreicher, unterstützend und verständnisvoll zu sein. Aktives Zuhören, ohne zu urteilen oder voreilige Lösungen anzubieten, kann enorm wertvoll sein. Ebenso ist es wichtig, die Person zu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, da dies oft ein entscheidender Schritt in der Bewältigung einer Depression ist.
Wo Sie Hilfe finden
Informieren Sie sich umfassend über das Krankheitsbild. Je informierter Sie sind, umso besser können Sie die betroffene Person unterstützen.
| Organisation/Anlaufstelle | Beschreibung | 
|---|---|
| Stiftung Pro Mente Sana | Anlaufstelle für Menschen in psychischen Belastungssituationen und deren Angehörige. | 
| Die Dargebotene Hand | Erste Anlaufstelle unter der Telefonnummer 143. |