Jeder braucht einmal Hilfe in seinem Leben - Depressionen lassen sich in der Regel gut behandeln!
Was sind Depressionen?
Depression ist die häufigste psychische Erkrankung und eine der häufigsten Krankheiten überhaupt. Im Unterschied zu einer vorübergehenden Verstimmung oder Lebenskrise liegt bei der Depression eine ausgeprägte und anhaltende Niedergeschlagenheit vor. Diese führt zu einer deutlichen Beeinträchtigung der sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit. Rund 20% der Bevölkerung erkrankt im Verlauf ihres Lebens mindestens einmal an einer schwereren Depression.
Typische Symptome
Typisch bei einer Depression sind die gedrückte Stimmung, die negativen Gedanken und der fehlende Antrieb. Das Lustempfinden, das Selbstwertgefühl, die Leistungsfähigkeit, das Einfühlungsvermögen und das Interesse am Leben gehen verloren. Bei einer Depression sind diese Symptome andauernd und stark ausgeprägt.
Die Depression hat viele Gesichter, nicht alle Betroffenen leiden unter denselben Symptomen. Meist steht die bedrückte Stimmungslage im Vordergrund, dazu kommen fehlender Antrieb und Kraftlosigkeit. Bei einigen zeigt sich eine innere Unruhe, die oft zusammen mit Schlaflosigkeit, Nervosität, teilweise auch Angst auftritt. Viele Betroffene beklagen Konzentrationsstörungen und körperliche Beschwerden. Auch Suizidgedanken können auftreten und zu Suizidgefährdung führen.
Ursachen von Depressionen
- Anhaltende Belastungen und Lebensschwierigkeiten wie Stress, Konflikte, Einsamkeit, Misserfolge, Kränkungen, Vernachlässigung, Armut
 - Verlusterlebnisse, Trennungen, Todesfälle
 - Körperliche Krankheiten, Gebrechlichkeit, Alter
 - Biographische Belastungen, Traumata
 - Persönlichkeits- und Charaktereigenschaften
 - Erbliche und familiäre Anfälligkeit (Disposition)
 
Psychotherapie als Behandlungsmethode
Wichtigstes Element der Behandlung ist die Psychotherapie in verschiedenen Formen. In einer Psychotherapie wird gemeinsam mit einer Fachperson in Gesprächen und Übungen an der Veränderung der Lebensgestaltung gearbeitet, um die Symptome und die Beeinträchtigung zu bewältigen.
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Wichtige Elemente einer Psychotherapie stellen das Kennenlernen der eigenen Gefühle, der Umgang mit den eigenen (unangenehmen) Gefühlen, der Umgang mit Stress und den eigenen Problemen, der Abbau von negativen Gedanken (Grübeleien, pessimistische Zukunfts- bis hin zu Suizidgedanken) und der Aufbau von positiven Erfahrungen dar.
Ein Grundpfeiler der Depressionsbehandlung ist die kognitive Verhaltenstherapie, deren nachhaltige Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist. An psychotherapeutischen Verfahren sind die kognitive Verhaltenstherapie (VT) und die interpersonelle Psychotherapie (IPT) aktuell am besten untersucht und in ihrer Wirksamkeit belegt.
Bei chronischen Depressionen (definiert über eine Dauer von mindestens zwei Jahren) hat sich die Schematherapie im Einzel- und Gruppensetting gegenüber herkömmlichen Verfahren als effektiver erwiesen.
Medikamentöse Behandlung
Bei einer Depression treten Störungen im Stoffwechsel des Gehirns auf. Antidepressive Medikamente können diesen veränderten Gehirnstoffwechsel ausgleichen. Diese Medikamente ermöglichen häufig erst, dass eine Psychotherapie überhaupt wirken kann. Insbesondere bei schweren Depressionen sind Medikamente unverzichtbar. Fachärztinnen und Fachärzte können bei mittelschweren und schweren Depressionen neben der Psychotherapie auch zusätzlich Antidepressiva verordnen.
Wie bei den Antidepressiva der ersten Generation, beruht das Wirkprinzip der modernen Antidepressiva immer noch hauptsächlich auf der Unterstützung und Erhöhung der Konzentration der Neurotransmitter (Botenstoffe) Serotonin, Noradrenalin und Dopamin an den Kontaktstellen der Neurone (Nervenzellen) im Gehirn. Diese Neurotransmittersysteme sind bei Depressionen aus dem Gleichgewicht geraten.
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Moderne Antidepressiva wirken spezifisch auf bestimmte Komponenten dieser Transmittersysteme. Je nach verwendetem Antidepressivum unterscheiden sich die Zielorte der Wirkung voneinander. Deshalb haben moderne Antidepressiva oft unterschiedliche Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile, die sich vorteilhaft in der Therapie nutzen lassen können. So haben einige Antidepressiva zusätzlich eine schlaffördernde oder schmerzlindernde Wirkung, oder sie verbessern auch die durch das Krankheitsbild eingeschränkten geistigen (kognitiven) Funktionen wie Aufmerksamkeit, klares Denken und Handeln.
Es gibt viele verschiedene Antidepressiva, die jeweils anders im Gehirn wirken. Je nach Präparat wirken sie antriebssteigernd, stimmungsaufhellend, angstlösend oder beruhigend. Menschen reagieren unterschiedlich auf die Wirkmechanismen der Antidepressiva. Dabei können auch Nebenwirkungen auftreten, wie Schlafstörungen, Übelkeit oder Kopfschmerzen.
Das stimmungsaufhellende Johanniskraut wird zur Behandlung von leichten und mittelschweren Depressionen eingesetzt. Ähnlich wie chemische Antidepressiva bringt es die Botenstoffe im zentralen Nervensystem ins Gleichgewicht. Johanniskraut kann zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen, etwa mit der Antibabypille und darf nicht mit anderen Antidepressiva kombiniert werden.
Dauer der Einnahme
Die Medikamente sollten nach der ersten Episode noch mindestens vier bis neun Monate eingenommen werden. Sonst ist das Rückfallrisiko zu hoch.
Weitere Therapieansätze
- Lichttherapie: Eine Lichttherapie kann bei der Winterdepression sinnvoll sein. Diese saisonale Depression tritt im Herbst und Winter auf, wenn die Tage kürzer sind und weniger Sonnenlicht auf uns wirkt. Jeden Morgen werden 30 bis 60 Minuten vor einer hellen Lichtquelle (2’500 bis 10’000 Lux) verbracht.
 - Ergotherapie: Ergotherapie fokussiert auf die Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit im Alltag (Produktivität in der Schule, Arbeit, Selbstversorgung, Unterstützung in der Freizeit).
 - Aktivierungstherapie: Aktivierungstherapie zielt auf eine aktivierende Alltagsgestaltung, mit Stärkung vorhandener Interessen und Möglichkeiten (kochen, musizieren u.a.).
 - Musiktherapie: Musiktherapie nutzt als therapeutisch-ressourcenorientiertes Verfahren spezifisch Musik, um die psychische und / oder körperliche Gesundheit wieder gezielt herzustellen.
 - Kunsttherapie: Kunsttherapie wählt spezifisch geeignete künstlerische Elemente (u.a. auch Bewegung, Tanz) zur Stärkung von Ressourcen, persönlichen Entwicklung, Kreativität, Sinneswahrnehmung und Wiederherstellung der Gesundheit.
 - Sport- und Bewegungstherapie: Sport- und Bewegungstherapie ist eine ärztlich indizierte und verordnete Bewegung, die gemeinsam mit einem Therapeuten/in geplant und durchgeführt wird. Bewegung und Sport hat einen hohen antidepressiven Effekt und führt zu mehr Wohlbefinden.
 - Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Die EKT wird zur Behandlung therapieresistenter Depression und schwerer depressiver Episoden angewandt - in der Regel dann, wenn andere Therapieverfahren versagt haben oder nicht genügend wirksam waren.
 
Was können Betroffene tun?
Bei Anzeichen einer Depression oder in einer Krise, bei sich selbst oder bei Freunden / Angehörigen, ist es am wichtigsten, sich Unterstützung zu holen. Das können zunächst Vertrauenspersonen (Eltern, Freunde, Lehrer, Familienmitglieder, Partner) sein oder professionelle Hilfe.
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Es ist äusserst wichtig, dass Sie sehr rasch eine ärztliche Behandlung aufsuchen, sei dies der Hausarzt oder Psychiater. Nicht nur die depressive Stimmung, sondern auch speziell Suizidgedanken und -absichten können wirksam behandelt werden.
Seien Sie geduldig mit sich. Eine Depression entwickelt sich meist langsam und bildet sich auch unter Behandlung eher schrittweise zurück. Wenn Sie Medikamente benötigen, nehmen Sie diese bitte genau nach ärztlicher Verordnung. Fragen Sie bei unangenehmen Begleiterscheinungen sofort nach. Auch wenn Sie sich besser fühlen, setzen Sie die Medikamente nicht ab.
Planen Sie jeden Tag jeweils am Vorabend möglichst genau (z.B. mit einem Stundenplan). Setzen Sie sich kleine und überschaubare Ziele. Führen Sie ein Stimmungstagebuch. Nach dem Aufwachen sollten Sie sofort aufstehen und das Bett verlassen. In der Depression ist das Wachliegen im Bett eine «Grübelfalle».
Wie können Angehörige helfen?
Das veränderte Verhalten eines depressiven Angehörigen, eines Arbeitskollegen oder Freundes ist oft schwierig zu verstehen und kann dazu verleiten, ungeduldig und vorwurfsvoll zu reagieren. Seien Sie in dieser schweren Zeit geduldig.
Es ist sehr wichtig, sich über die Krankheit Depression gut zu informieren. Oft ist dies im Rahmen eines gemeinsamen Termins beim behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten möglich. Die Betroffenen sind krank, sie können nicht mehr «etwas wollen».
Einem Depressiven fällt es oft sehr schwer, Aktivitäten zu beginnen und durchzuführen. Bereits das Aufstehen, Waschen und Ankleiden oder einfachste Tätigkeiten im Haushalt können für die Betroffenen enorm grosse Hürden sein. Hier können Angehörige und Freunde Hilfe leisten, indem sie den Erkrankten behutsam dabei unterstützen, zu einem geregelten Tagesablauf zu finden.
Helfen Sie mit, Geduld aufzubringen. Die Depression ist behandel- und heilbar, aber sie bessert sich meist in kleinen Schritten. Geben Sie Unterstützung zur Einhaltung der Therapie und zur regelmässigen Medikamenteneinnahme. Ergreifen Sie wenn nötig die Initiative und vereinbaren Sie für den Erkrankten einen Arzttermin.
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