Warum empfinde ich keine Freude mehr? Erschöpfung, Depression und Burnout als Warnsignale

Viele Menschen kennen das Gefühl: Überlastet, erschöpft, ausgebrannt. Immer wieder hört man, dass sich jemand so fühlt - häufig im beruflichen Kontext. Burnout ist da ein gängiges Schlagwort und bleibt doch oft diffus. Fühlen Sie sich seit längerem antriebslos, erschöpft oder traurig? Empfinden Sie keine Freude, kein Interesse und haben Sie Mühe, sich zu konzentrieren? Leiden Sie unter Schlafstörungen, Müdigkeit oder Appetitlosigkeit? Das alles sind typische Symptome einer Depression.

Was ist Burnout?

«Eine allgemeingültige Definition für Burnout gibt es nicht», erklärt Dr. Sabine Gregersen, Psychologin bei der BGW. Ausgebrannt zu sein sei eher ein Oberbegriff für meist beruflich bedingte Erschöpfung. Herausforderungen werden zur Überlastung, dauerhafter Stress und Anspannung können nicht mehr bewältigt werden. Das sogenannte Burnout-Syndrom ist somit kein Zustand, sondern ein schleichender Prozess, wie die Expertin erläutert: «Die Verausgabung hält über eine längere Zeit an - und irgendwann ist sie so ausgeprägt, dass der ‹Akku› leer ist und nicht mehr aufgeladen werden kann.»

Symptome des Burnout-Syndroms

Symptome, die auf ein Burnout-Syndrom hinweisen, können auf verschiedenen Ebenen auftreten:

  • Körperlich: chronische Müdigkeit, Mangel an Energie, Schlafstörungen
  • Emotional: Überdruss, Niedergeschlagenheit, Gefühl von innerer Leere
  • Geistig-mental: Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit, Verlust an Kreativität, Gedanken der Sinnlosigkeit
  • Sozial: sozialer Rückzug, Verständnislosigkeit für andere, Unfähigkeit, anderen zuzuhören

Depression: Mehr als nur Traurigkeit

Eine Depression oder ein Burnout unterscheidet sich von einer einmaligen Trauer oder einer kurzen Erschöpfung. Es sind Erkrankungen, die über eine längere Zeit anhalten. Depressionen können als einmalige oder wiederkehrende Episode auftreten und in schweren Fällen chronisch verlaufen.

Symptome einer Depression

Die depressive Störung zeichnet sich durch drei Kernsymptome aus:

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  • depressive Stimmung, welche für die betroffene Person in einem ungewöhnlichen Ausmaß ist
  • Verlust von Freude und Interesse an Aktivitäten, die normalerweise erfreulich empfunden werden
  • erhöhte Ermüdbarkeit und verminderter Antrieb

Des Weiteren können bei einer depressiven Erkrankung folgende Zusatzsymptome auftreten:

  • vermindertes Denk- oder Konzentrationsvermögen
  • vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • unbegründete Selbstvorwürfe oder Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
  • Schlafstörungen
  • Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder Suizid
  • Appetitlosigkeit

Es ist nicht ungewöhnlich, dass depressive Menschen neben den psychischen Symptomen auch unter körperlichen Beschwerden leiden: deutlicher Gewichtsverlust, Verlust des sexuellen Interesses, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Schwindel.

Formen depressiver Störungen

Es werden verschiedene Formen depressiver Störungen unterschieden. Ein wesentliches Merkmal ist die depressive Verstimmung, die mit einer Reihe weiterer psychischer und somatischer Symptome kombiniert auftritt. Je nach Schweregrad sind die Beeinträchtigungen verschieden stark.

  • Depressive Episode: Für die Diagnose einer depressiven Episode liegen über mehr als zwei Wochen Hauptsymptome und Zusatzsymptome vor. Deren Anzahl bestimmt den Schweregrad der depressiven Episode: Leichte, mittelgradige und schwere depressive Episode.
  • Rezidivierende (wiederkehrende) depressive Störung: Bei der rezidivierenden depressiven Störung treten depressive Episoden wiederholt auf, wobei die betroffene Person zwischen den Episoden beinahe symptomfrei ist. Sonderfall Winterdepression.
  • Dysthymia: Betroffene einer Dysthimia haben eine chronisch depressive Verstimmung über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren.
  • Bipolare Affektive Störung: Eine depressive Problematik kann auch im Rahmen einer bipolaren (resp. manisch-depressiven) Erkrankung auftreten.

Anhedonie: Verlust der Fähigkeit, Freude zu empfinden

Anhedonie (Freudlosigkeit) ist der Zustand, in dem Menschen nicht mehr in der Lage sind oder eine stark verminderte Fähigkeit haben, Freude zu empfinden. Es ist nicht richtig zu sagen, dass es Anhedonie gibt oder nicht gibt. Man kann sagen, dass es verschiedene Grade von Freudlosigkeit gibt. Man kann einige Aspekte des täglichen Lebens genießen. Es kann auch sein, dass du ein Taubheitsgefühl oder Gefühlsstörungen hast. Das ist ganz normal.

Ursachen von Anhedonie

  • Wenn bei dir eine Depression oder Schizophrenie diagnostiziert wurde, hast du ein erhöhtes Risiko, anhedonisch zu werden.
  • Das Erleben eines traumatischen Ereignisses: Wenn du etwas erlebt hast, das dein Leben beeinflusst und dich tief verletzt hat, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass du psychische Schäden davonträgst.
  • Chronische Krankheit: Krankheiten können die Gehirnchemie beeinflussen.

Diagnose und Behandlung von Anhedonie

Anhedonie kann ein Anzeichen für ein ernsthaftes psychisches Problem sein. Dein Arzt oder deine Ärztin kann dich nach deinen Symptomen und deiner allgemeinen Stimmung fragen. Ein Psychologe oder eine Psychologin kann einen Anhedonie-Test durchführen. Bei diesem Test beantwortet man Fragen, die einem gestellt werden. Experten können diese Antworten auswerten und sich ein Bild von der Person machen.

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In den meisten Fällen beginnt die Behandlung mit dem Versuch, ein psychisches Problem wie eine Depression zu behandeln. Es ist auch wichtig, eine medizinische Ursache für die Symptome zu finden. Dazu ist es sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen. Deine Behandlung kann sowohl Gesprächstherapie als auch verschreibungspflichtige Medikamente wie Antidepressiva umfassen.

Anpassungsstörungen

Einschneidende Lebensveränderungen oder belastende Lebensereignisse lösen bei den meisten Menschen Stresserleben aus. Darüber hinaus können ein Gefühl der Bedrängnis und emotionale Beeinträchtigungen auftreten, welche die sozialen Funktionen und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und dadurch die Anpassung an schwierige Lebenssituationen behindern.

Anpassungsstörungen sind immer Reaktionen auf eine konkrete Belastung. Kritische Lebenssituationen erfordern von jeder betroffenen Person Anpassungsleistungen. Ob während diesem Bewältigungsprozess relevante psychische Beschwerden auftreten, hängt nach heutigem Wissensstand von verschiedenen Faktoren ab. Letztlich geht es dabei um die Balance zwischen individuellen Belastungs- und Schutzfaktoren: Überwiegen erstere zulasten der letzteren, steigt das Erkrankungsrisiko.

Symptome und Diagnose von Anpassungsstörungen

Wenn Sie unter einer Anpassungsstörung leiden, ist Ihnen also meist bewusst, was Sie belastet. Die Gedanken an das auslösende Ereignis lassen Sie nicht mehr los. Immer mehr Raum nehmen Gefühle ein, die mit Ängsten, Sorgen und Hilflosigkeit zu tun haben können. In jedem Fall sind es belastende Gefühle, die Ihnen Ihre Unbeschwertheit nehmen.

Wenn bei Ihnen der Verdacht auf eine Anpassungsstörung besteht, werden wir Sie zunächst nach Ihrer Vorgeschichte, insbesondere nach Belastungsfaktoren, und nach Ihren Beschwerden fragen. Um andere psychische Erkrankungen ausschliessen zu können, werden wir Sie auch nach Symptomen fragen, die bei Ihnen nicht auftreten. Gelegentlich ergänzen wir unsere Diagnostik mit standardisierten Fragebogen.

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Was Vorgesetzte tun können

«Zeigen sich Warnsignale, sollten Führungskräfte frühzeitig das Gespräch suchen», rät Gregersen. «Sie stellen aber keine Diagnose und leisten auch keine psychologische Beratung. Vielmehr geht es in dem Gespräch darum, die eigene Wahrnehmung von Auffälligkeiten zu beschreiben, ohne diese zu bewerten.» Ziel sollte sein, herauszufinden, was bei Bedarf für die betroffene Person getan werden kann und wie sich die Situation gemeinsam verbessern lässt. Im Anschluss empfiehlt es sich, professionelle Hilfe zu vermitteln.

10 Tipps um ein Burnout zu verhindern

Gegen Stressphasen ist nichts einzuwenden. Sie können im Gegenteil belebend wirken. Darauf müssen aber Phasen der Entspannung folgen. Fehlen diese, werden wir auf Dauer krank. Ist dies so, kann die Devise nur noch heissen: Stress, lass nach! Alles, was dazu beiträgt, ist erwünscht.

  1. Nehmen Sie Ihre Grenzen ernst. Der Drang zur Perfek­tion verbraucht oft zu viel Energie. Auch Schattenseiten wollen Beachtung finden.
  2. Leben Sie, statt gelebt zu werden. Wer nur den anderen Menschen gefallen will, verleugnet die eigenen Bedürf­nisse. Stehen Sie zu sich und Ihren Bedürfnissen.
  3. Lernen Sie, sich abzugrenzen und am richtigen Ort auch mal Nein zu sagen.
  4. Reduzieren Sie die permanente Erreichbarkeit. Suchen Sie sich bei der Arbeit und zu Hause Ihre Rückzugsinsel und seien Sie auch mal offline.
  5. Sorgen Sie für einen gesunden Rhythmus zwischen Aktivitäten und den Ruhephasen. Nie vergessen: Ihr Akku muss immer wieder aufgeladen werden!
  6. Holen Sie sich bei Bedarf Unterstützung. Sie müssen sich dabei nicht schlecht oder schuldig fühlen. Stehen Sie zu Ihrer Unvollkommenheit. Nobody’s perfect.
  7. Zum Beispiel Sport: Mens sana in corpore sano - in einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist. Ob Joggen, Fussball oder Schwimmen: Bewegung an der frischen Luft entspannt und gibt eine starke Konstitution. Diese wiederum hilft, Krisen besser zu bewältigen.
  8. Oder Entspannungstechniken wie autogenes Training, Meditation und Tai-Chi: Finden Sie, was Ihnen zusagt und Ihnen hilft, den Geist zu entspannen.
  9. Schützen Sie sich vor Stress am Arbeitsplatz: Sprechen Sie Konflikte an. Delegieren Sie, wenn die Arbeit zu viel wird. Weisen Sie ungerechtfertigte Kritik zurück. Fordern Sie Feedback ein. Ist Ihnen eine Aufgabe nicht klar oder ergibt sie für Sie keinen Sinn fragen Sie nach.
  10. Schalten Sie regelmässig Ihr Smartphone aus: wenn Sie konzentriert an etwas arbeiten, wenn Sie sich gerade entspannen wollen. Wer immer auf Empfang ist, kann sich nicht erholen.

Fällt Ihnen schwer, jemandem eine Bitte abzuschlagen? Machen Sie bei der Arbeit alles lieber selbst? Lernen Sie, auch einmal Nein zu sagen! Seien Sie versichert: Die Welt wird sich trotzdem weiterdrehen. Kampf dem Perfektionismus! Wem seine Arbeit nie gut genug ist, droht auszubrennen.

Ehrlich währt am längsten: Erkennen Sie die Symptome und gestehen Sie sich ein, dass Sie ein Problem haben. Verfolgt Sie die Arbeit in den Schlaf, der immer schwieriger zu finden ist? Sind Sie auch nach dem Wochenende erschöpft oder nach den Ferien? Dann ist es Zeit zu handeln.

Ist es so weit, glauben Sie nicht, dass auf die Zähne beissen hilft. Lassen Sie sich helfen: Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson aus der Familie oder dem Freundeskreis, wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder einen Psychiater. Schleppen Sie sich nur noch zur Arbeit, empfinden Sie keine Freude mehr im Leben, fühlen Sie sich von Ihren Mitmenschen distanziert? Reden Sie mit Ihrem Arzt über Antidepressiva.

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