Circa 200’000 Personen in der Schweiz haben eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS. Die Symptome können die Betroffenen aber ein Leben lang begleiten und verschiedenste Situationen im Alltag beeinflussen. Jungen sind häufiger betroffen.
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurobiologische Störung, die durch Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität gekennzeichnet ist. Sie beginnt in der Kindheit und kann bis ins Erwachsenenalter bestehen. Die genaue Ursache ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch spielen genetische sowie Umweltfaktoren eine Rolle.
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung wird in zwei Klassifizierungssystemen beschrieben: im „Diagnostischen und statistischen Manual psychischer Störungen“ (DSM-5) und in der „Internationalen Klassifikation der Krankheiten“ (ICD-11). Nach dem DSM-5 werden jeweils neun Symptome den Bereichen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität zugeordnet. Dabei müssen für eine Diagnose bei Kindern bis 16 Jahren mindestens sechs Symptome vorhanden sein. Bei Kindern über 17 Jahren sowie bei Erwachsenen müssen mindestens fünf Symptome zutreffen, um ADHS diagnostizieren zu können. Der Beginn der Symptome soll vor dem zwölften Lebensjahr liegen.
Die ICD-11 orientiert sich im Vergleich zu ihrem Vorgänger, der ICD-10, stärker an den Kriterien des DSM-5. Der Beginn der Erkrankung soll nach ICD-11 in der frühen bis mittleren Kindheit liegen, was in etwa dem Beginn nach DSM-5 entspricht. Die Symptome müssen für eine Diagnose seit mindestens sechs Monaten vorhanden sein und die Betroffenen klinisch bedeutsam im sozialen, schulischen oder beruflichen Bereich einschränken. Ausserdem müssen diese in zwei oder mehr Lebensbereichen aufgetreten sein.
Unterschied ADS und ADHS
ADHS steht für die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Da manche Betroffenen, insbesondere Frauen und Mädchen, keine Symptome aus dem Bereich der Hyperaktivität zeigen, verwenden einige Fachleute den Begriff ADS, der eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne Hyperaktivitätssymptomatik beschreibt.
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Typischerweise äussert sich die Unaufmerksamkeit darin, dass die Betroffenen Schwierigkeiten haben, begonnene Aufgaben zu beenden. Oft passieren ihnen auch Flüchtigkeitsfehler, da sie Schwierigkeiten haben, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren. Widersprüchlich erscheint hier der sogenannte Hyperfokus, der bei Personen mit ADHS oft beschrieben wird. Dabei können sie sich über längere Zeit auf eine Aktivität so konzentrieren, dass sie teilweise die Zeit vergessen, ihre eigenen Bedürfnisse ignorieren und nur schwer die Aufgabe wechseln können.
Von der Hyperaktivität sind Jungen und Männer dabei typischerweise stärker betroffen als Mädchen und Frauen. Bei Kindern zeigt sich dies oft als körperliche Unruhe in Form von Zappeln und Schwierigkeiten, zum Beispiel am Esstisch ruhig zu sitzen. Auch spielen diese Kinder oft ungern ruhig und ziehen wildere Spiele wie Laufen oder Klettern vor. Bei Jugendlichen und Erwachsenen äussern sich die Symptome aus dem Bereich Hyperaktivität etwas subtiler.
Die Impulsivität kann vor allem in sozialen Situationen wie dem Schul- oder Arbeitsalltag auffallen. Häufig platzen die Betroffenen mit einer Antwort heraus, ohne lange nachzudenken, oder unterbrechen Gespräche.
Auch Erwachsene können von ADHS betroffen sein, allerdings zeigt sich bei ihnen oftmals eine andere Symptomkonstellation als im Kindesalter. Die meisten erwachsenen Patienten zeigen zwar weiterhin Symptome der Unaufmerksamkeit, die Hyperaktivität spielt aber in der Regel eine kleinere Rolle. Für die Betroffenen entsteht der Leidensdruck auch dadurch, dass sie ihre Ziele im Berufs- oder Privatleben oft nicht erreichen können, da es ihnen in Teilen schwerfällt, planvoll vorzugehen oder Termine und Absprachen einzuhalten.
Typisch sind bei Erwachsenen auch Desorganisation, da sie Schwierigkeiten damit haben, ihre Umwelt zu strukturieren. Dies kann sich dahingehend äussern, dass sie kein adäquates Zeitgefühl haben und häufig zu spät kommen. Wenn mehrere Aufgaben auf einmal zu erledigen sind, fällt es ihnen schwer, diese zu koordinieren, unangenehme Aufgaben werden oft auf später verschoben und auch Ordnung im Haushalt zu halten kann Mühe bereiten. Häufig werden Gegenstände wie Schlüssel oder Brille vergessen.
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Auch auf der emotionalen Ebene haben viele Betroffene noch als Erwachsene Schwierigkeiten. Einige leiden unter starken Stimmungsschwankungen, die sich negativ auf die Gestaltung von Beziehungen oder auch den Arbeitsalltag auswirken können. Als Nebendiagnose liegt bei einigen Betroffenen eine Depression vor. Eine Stressintoleranz kann ebenfalls auftreten. Durch die beschriebenen Symptome haben viele erwachsene Patienten auch Schwierigkeiten im sozialen Bereich und mit ihrem Selbstwert. Durch die Reaktionen ihres Umfelds haben viele das Gefühl, anders zu sein und nicht dazuzugehören.
Bei Frauen bleibt ADHS oft länger unentdeckt oder wird gar nicht erst diagnostiziert. Die Symptome bei ihnen sind oft unauffälliger und werden gerade bei Mädchen im Schulumfeld als weniger störend wahrgenommen. Sie sind eher verträumt, handeln und denken chaotisch und haben im Zusammenhang damit Schwierigkeiten, planvoll und strukturiert zu handeln. Da viele Studien mehrheitlich mit männlichen ADHS-Patienten durchgeführt wurden, ist unklar, inwiefern deren Ergebnisse auf betroffene Mädchen und Frauen übertragen werden können.
Es gibt darüber hinaus Untersuchungen, die suggerieren, dass Patienten mit ADHS im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe ein grösseres Risiko haben, Teilnehmer von Verkehrsunfällen zu werden.
Kinder fallen neben den Kernsymptomen oftmals aufgrund von schulischen oder sozialen Problemen auf. Sie haben häufiger Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu kontrollieren. Viele zeigen neben den klassischen Symptomen auch aggressives Verhalten, geraten in Konflikte mit Mitschülern und hören nicht auf Erwachsene.
Ursachen von ADHS
Es wird davon ausgegangen, dass bei der Entstehung von ADHS verschiedene Faktoren zusammenspielen. Bis zu 80 Prozent der Ursache scheinen dabei die Gene auszumachen. Die ADHS in ihrer Anlage wird vererbt. Die Gene dafür sind auf verschiedenen Kernschleifen (Chromosomen) lokalisiert, was in den letzten Jahren wissenschaftlich nachgewiesen wurde.
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Darüber hinaus spielen vermutlich auch neurobiologische Faktoren mit Veränderungen in bestimmten Hirnarealen, wie dem Kleinhirn und dem Frontallappen, der für Kontrolle und Steuerung des eigenen Verhaltens zuständig ist, eine Rolle. Dabei handelt es sich um eine Transporterstörung der Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin und Serotonin. Möglicherweise spielen weitere Botenstoffe eine Rolle.
Im Gehirn von ADHS-Patienten zeigen sich zudem Veränderungen im Neurotransmittersystem, insbesondere bei der Verfügbarkeit und dem Abbau von Dopamin und Noradrenalin. Veränderungen im Dopamintransporter-Gen (DAT) beeinflussen die Verfügbarkeit von Dopamin im synaptischen Spalt. Mehr als die Hälfte der ADHS-Patienten weist erhöhte Histamin-Blutspiegel auf, was auf eine mögliche Beteiligung des Histamin-Stoffwechsels hinweist.
Die Ursachen für ADHS sind vielschichtig und nicht abschliessend geklärt. Man geht davon aus, dass die Entstehung von ADHS auf einer komplexen Wechselwirkung verschiedener Einflussgrössen beruht. So führen wohl genetische Dispositionen und andere Einflussfaktoren, z. B. Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen sowie Umweltfaktoren, zu Abweichungen in der neuronalen Entwicklung, die für die Entstehung der ADHS-Symptomatik verantwortlich sind.
Als Ursache gelten genetische Faktoren und ein Ungleichgewicht der Botenstoffe (Neurotransmitter). Umwelteinflüsse können dabei verstärkend wirken und es kommt zu einem Wechselspiel. Die Kernsymptome (Merkmale) dieser Entwicklungsstörung sind: Unaufmerksamkeit, Impulsivität und eventuell Hyper- oder Hypoaktivität.
Umstände während der Schwangerschaft und Geburt können die Entstehung einer ADHS begünstigen. Wenn die Mutter während der Schwangerschaft Nikotin, Alkohol oder andere Drogen konsumiert, steigt die Wahrscheinlichkeit des Kindes, an einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung zu erkranken. Des Weiteren stellt ein Sauerstoffmangel bei der Geburt ebenfalls einen Risikofaktor dar. Zuletzt könnten zentralnervöse Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft, Schädelhirntraumata oder Komplikationen bei der Geburt mit der Entstehung einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung in Verbindung stehen.
Die Entstehung und der Verlauf einer ADHS wird durch familiäre oder schulische Faktoren begünstigt. Es handelt sich dabei nicht um ursächliche Faktoren, sondern sie beeinflussen vor allem die Stärke und den Verlauf der Störung. Risikofaktoren innerhalb der Familie sind psychische Erkrankungen der Eltern, familiäre Streitereien, unvollständige Familien, inkonsequente Erziehung, häufige Kritik sowie Bestrafungen oder finanzielle Probleme.
Diagnose von ADHS
Diagnostiziert wird ADHS anhand der ICD-10/11 und/oder der DSM-5. Um zu untersuchen, welche Symptomatik bei dem Patienten zutrifft, werden spezielle psychologische Testinstrumente genutzt. Bei Kindern spielt auch die Befragung der Eltern und Lehrer eine wichtige Rolle. Seit 2023 gibt es den ADHS-Test 6-12, der speziell für Kinder von sechs bis zwölf Jahren erstellt wurde.
Um die Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung zu stellen, müssen all diese verschiedenen Faktoren berücksichtigt werden. Häufig erfolgt die Diagnose bereits im Kindes- oder Jugendalter, da die Schwierigkeiten in der Schule besonders häufig auffallen. Selten wird die Diagnose aber erst im Erwachsenenalter gestellt. Ein wichtiges Diagnosekriterium ist dabei, dass die störungsspezifischen Symptome bereits vor dem 7. Lebensjahr erstmals aufgetreten sind.
Die Diagnostik im Erwachsenenalter umfasst ein ausführliches Gespräch mit der betroffenen Person sowie unterschiedliche Fragebögen. Im Gespräch, auch Anamnese oder Exploration genannt, werden die Probleme, Belastungen und Symptome genau besprochen. Besonders hilfreich ist es, wenn ein Partner, Familienmitglied oder Bekannter ebenfalls dabei ist und die Sicht vom Umfeld berichten kann. Anschliessend werden Fragebögen eingesetzt, die durch die betroffene Person und, nach Absprache, deren Partner, Bekannten und Mitarbeiter ausgefüllt werden.
Die Verhaltensbeobachtung ist bei Erwachsenen erschwert, da sich die Hyperaktivität nach innen kehrt und vermehrt als innere Unruhe erlebt wird. Anzeichen für eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung könnten das Trommeln mit den Fingern, Wippen auf dem Sitz oder Herumnesteln sein. Zuletzt kann eine körperliche Untersuchung sinnvoll sein, um körperliche Ursachen für die Symptomatik auszuschliessen.
Behandlungsmethoden von ADHS
Die Entscheidung für oder gegen eine ADHS-Behandlungsmethode wird von den Patienten nach sorgfältiger Abwägung gemeinsam mit den behandelnden Psychiatern, Psychotherapeuten und Hausärzten gefällt. In der Therapie der Störung gibt es mehrere Ansätze. Gerade bei leichten Fällen profitieren viele Patienten von einer Psychotherapie, beispielsweise einer Verhaltenstherapie. Darüber hinaus gibt es Medikamente, die die Symptome der Erkrankung lindern können, und vor allem bei mittelgradigen bis schweren Störungen zum Einsatz kommen. Bei der medikamentösen Therapie werden primär sogenannte Stimulanzien wie Methylphenidat (Ritalin) eingesetzt.
In ausgeprägten Fällen kann die Gabe von Methylphenidat (Ritalin®) eine schnelle und wirksame Hilfe sein. Allerdings behebt die medikamentöse Behandlung allein nicht die zugrunde liegenden Stoffwechselstörungen.
Für manche sei ein niederschwelliges Angebot ausreichend, etwa die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe für ADHS, eine Beratung oder ein Elterncoaching. Kinder mit ADHS brauchen klare Regeln. Beim Elterncoaching erfahren die Eltern zum Beispiel, dass es wichtig ist, sich konsistent und wohlwollend zu verhalten und Druck und Stress zu vermeiden. «Sie lernen, wie sie ihre Zeit besser strukturieren können, wie sie mit Regelverstössen umgehen können oder wie sie ihr Kind aus einer Erhitzungsphase herausholen können», erläutert Schaffter-Wieland. Oft ist es hilfreich, wenn der Berater die Eltern eine Zeit lang im Alltag begleitet und sie in ganz konkreten Situationen unterstützt. Doch letztlich muss jede Familie wohl ihren eigenen Weg finden.
Wichtig ist, dass der Diagnose eine geeignete Unterstützung folgt. «Der erste Schritt ist die sogenannte Psychoedukation, in der die Eltern über die Symptome der ADHS, einen guten Umgang damit und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt werden», sagt Schaffter-Wieland.
Ein ausgewogenes Frühstück mit ausreichend komplexen Kohlenhydraten kann dazu beitragen, übermässige Blutzuckerschwankungen zu vermeiden. Zudem sollte auf eine ausreichende Zufuhr von Gemüse geachtet und möglichst mit frischen Grundnahrungsmitteln gekocht werden. Der Konsum von Fertiglebensmitteln sollte reduziert werden.
Ein gestörtes Darmmilieu sowie eine erhöhte Darmdurchlässigkeit werden häufig in Zusammenhang mit ADHS beobachtet.
ADHS und die damit verbundenen Erscheinungsbilder sind ein multifaktorielles Problem. Für eine möglichst gezielte Verbesserung der Situation sollten stets die im Einzelfall eine Rolle spielenden Einflussfaktoren sorgfältig eruiert (auch mithilfe von Laboranalysen) und in der Folge auch in der begleitenden Therapie berücksichtigt werden [23].
Für die Beratung sollte die Hilfe von Fachpersonen aus Medizin, Pharmazie und Naturheilkunde in Anspruch genommen werden, die sich besonders gut mit der ADHS-Problematik, mit der Ernährung, mit Mikronährstoffen sowie auch mit chronisch toxischen Einflüssen auf den Stoffwechsel auskennen.
Für eine bessere Compliance können vor allem bei Kindern individuell zusammengestellte Mikronährstoffmischungen sowie eine gestaffelte Gabe der Supplemente hilfreich sein (z. B. alle 2-3 Monate Wechsel zwischen verschiedenen Produkten).
Natürliche Salicylverbindungen in Obst, Beeren, Mandeln usw. Unterversorgung mit Kalzium und Magnesium (Co-Faktoren für die körpereigene Bildung von Dopamin), Zink (agiert u.a. auch als Dopamin-Wiederaufnahmehemmer). Chronische Belastungen mit toxischen Metallen wie Blei, Cadmium, Kupfer, Quecksilber, Arsen und Aluminium sind bei ADHS sehr häufig. Sie können bereits in der Schwangerschaft von der Mutter zum Kind übertragen worden sein oder aus exogenen Quellen stammen. Wie z.B. von Bleibelastungen bekannt, können sie bereits in kleinsten Mengen zu kognitiven Symptomen führen. Organische Substanzen (z.B. Pestizide).
Mikronährstoffe können als begleitende Massnahme in der Therapie von ADHS eine sinnvolle Rolle spielen. Studien deuten darauf hin, dass gezielte Supplementierungen helfen können, Defizite auszugleichen und bestimmte Symptome zu lindern. Bei 6-12- jährigen ADHS-Patienten, die zuvor auf eine 6-monatige Therapie mit Ritalin und auf eine Verhaltenstherapie nicht angesprochen hatten, wurde EPA+DHA bzw. Bei ADHS-Patienten können niedrige GLA-Blutspiegel im Labor gemessen werden. Nachtkerzenöl kann phasenweise bzw. in Abwechslung zu EPA-/DHA-Präparaten gegeben werden (z.B. Optimiert die Wirkung von Methylphenidat (Ritalin®). In offenen Anwendungsstudien hat sich die Gabe von Kalzium und Magnesium als überraschend erfolgreich hinsichtlich des Verhaltens und der Konzentrationsfähigkeit erwiesen. Nur bei niedrigem Serumferritin supplementieren. Eisenmangel kann die mentale Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Kann ADHS-Symptome moderat verbessern, reduziert die Stressempfindung.
Häufig wird das sogenannte Verhaltensmanagement in Kombination mit Elterntraining zur Behandlung von ADHS angewendet. Sport hilft Betroffenen nicht nur ihre Symptome besser zu kontrollieren, sondern vermittelt auch Selbstwert durch Erfolgserlebnisse und erleichtert den sozialen Umgang.
ADHS ist nicht heilbar, denn die Betroffenen sind nicht krank. Das Gehirn von Menschen mit ADHS funktioniert einfach anders als das von Menschen ohne ADHS und in der aktuellen Gesellschaft kann dies zu Herausforderungen führen. Deshalb zielt die Behandlung von ADHS vor allem darauf ab, die Symptome zu regulieren.
ADHS im Erwachsenenalter
Seitdem die Diagnose ADHS auch bei erwachsenen Personen gestellt wird und man nicht mehr von der Annahme ausgeht, dass sich die Störung nach der Pubertät auswächst, werden auch Zusammenhänge mit psychischen Krankheiten erkannt. Statistiken sagen aus, dass 75% der Erwachsenen mit der Diagnose ADHS unter einer psychiatrischen Krankheit leiden. In diesem Falle spricht man von einer Komorbidität.
Da die Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung noch verhältnismässig jung ist, hat sich das Wissen über die langfristige Entwicklung der Störung in den letzten Jahren geändert. In der Vergangenheit ging man davon aus, dass sich die ADHS-Symptome aus dem Kindesalter im Erwachsenenalter verflüchtigen. Man geht davon aus, dass zwischen einem Drittel und zwei Dritteln der Personen auch im Erwachsenenalter weiterhin von der Störung betroffen sind.
Bei vielen Erwachsenen wurde jedoch die ADHS in der Kindheit nicht erkannt und nicht diagnostiziert. Die Symptome, die bei Erwachsenen auftreten, sind häufig vielfältiger und weniger charakteristisch als bei Kindern. So schwächt sich die Hyperaktivität oft ab und zeigt sich eher als innere Unruhe. Zudem haben viele ADHS-Betroffene weitere psychische Erkrankungen, etwa Depressionen, Angststörungen oder eine Sucht. Die Symptome können sich mit denen der ADHS überlappen: So treten Stimmungsschwankungen und Konzentrationsprobleme auch bei einer Depression auf.
Bisher gibt es nur wenige auf ADHS spezialisierte Ärzte und Psychotherapeuten. Deshalb wird die Störung häufig nicht erkannt oder falsch diagnostiziert - vor allem, wenn nicht gezielt nach den ADHS-Symptomen gefragt wird.
Stärken von Menschen mit ADHS
Im Alltag kann dies für die Betroffenen nicht nur negative Folgen haben, sondern auch vorteilhaft sein. So kann sich die Impulsivität auch als Spontanität oder die Flexibilität als Kreativität äussern und für die Betroffenen eine Ressource darstellen.
Menschen mit ADHS haben die besondere Fähigkeit, aussergewöhnliche Wege zu gehen. Sie brauchen aber ein Ziel, Motivation und vor allem einen Anfang. Nicht selten sind es Spitzenleistungen, die diese Menschen vollbringen. Einmal von einer Sache fasziniert, können sie ganz darin aufgehen und dank ihrer Kreativität schöpferischer sein als Nichtbetroffene. Sie lieben das Neue und die Abwechslung, deshalb verfügen sie oft auch über mehrere Berufe und abgeschlossene Qualifikationen. Sie sind oft auf der Suche nach etwas Neuem und für sie Interessantem. Monotone Routinearbeit empfinden sie als unerträglich und langweilig. Sie brauchen Bewegungs- und Ideenfreiheit, gepaart mit Selbständigkeit. Dafür übernehmen sie auch gerne Verantwortung und ein gewisses Risiko. Haben Menschen mit ADHS für sich ein Spezialgebiet entdeckt, sind Wissbegierde und Arbeitseinsatz grenzenlos.
ADHS Betroffene haben einen glänzenden und flexiblen Verstand. Sie denken „vielschichtig“ und sind verwundert, wenn andere ihren Gedankengängen nicht folgen können. Sie haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und setzen sich für andere ein; dabei nehmen sie nicht selten eigene Nachteile in Kauf. Sie haben häufig eine höhere Intelligenz als sie selbst und/oder ihre Umfeld vermuten, weil sie über ihr Potential nicht immer auf Anhieb verfügen können. Unter den ADHS Betroffenen finden sich viele Hochbegabte. Sie können Menschen und Situationen sofort durchschauen. Menschen mit ADHS hinterfragen alles, sind begeisterungsfähig und bereichern unser Leben.
Die ADHS als eine Persönlichkeitsvariante, hat viele gute Seiten, von denen man umso mehr profitieren kann, je besser das Selbstwertgefühl und die sozialen Kompetenzen entwickelt sind.
Kinder mit ADHS haben aber auch ganz viele positive Seiten und besondere Stärken. Sie sind häufig äusserst kreativ, sensibel, lebhaft, hilfsbereit, neugierig, unterhaltsam, empathisch und haben einen grossen Gerechtigkeitssinn. Interessiert sie etwas, sind sie darin oft überdurchschnittlich gut.
Nicht von ungefähr gibt und gab es viele berühmte Persönlichkeiten, die ADHS haben oder bei denen ADHS vermutet wird. So etwa die Schauspielerin Emma Watson, der Schauspieler Johnny Depp, Sänger Justin Timberlake oder Astronaut Scott Kelly. Auch Genies wie dem Physiker Albert Einstein, dem Künstler Vincent Van Gogh oder dem Schriftsteller Hermann Hesse wird nachgesagt, dass sie vermutlich ADHS hatten.
Tabelle: Einflussfaktoren und Massnahmen bei ADHS
| Einflussfaktor | Massnahmen |
|---|---|
| Genetische Faktoren | - |
| Neurotransmitter-Ungleichgewicht | Medikamentöse Therapie (z.B. Methylphenidat) |
| Umwelteinflüsse | Psychotherapie, Verhaltenstherapie, Elterncoaching |
| Ernährung | Ausgewogene Ernährung, Reduktion von Fertigprodukten, Mikronährstoff-Supplementierung |
Als gemeinnützige Organisation setzen wir uns für die Verbesserung der Rahmenbedingungen von Menschen mit ADHS und ihren Angehörigen ein. Durch Spenden und Mitgliederbeiträge können wir ein bedarfsgerechtes Angebot schaffen und so die Lebensqualität dieser Menschen verbessern.