Bei den meisten Betroffenen beginnt es ähnlich. Eine Panikattacke kann plötzlich und unerwartet auftreten. Das kann überall passieren, oft in öffentlichen Situationen, aber genauso daheim. Das ist jedoch nicht bei jedem Betroffenen zwingend so.
Was ist eine Panikattacke?
Nach der ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen definiert man Panikattacken als plötzlich auftretende Angstanfälle (Panik), die mit einer Vielzahl körperlicher Symptome einhergehen. Die Angstzustände, die Betroffene dabei empfinden, beschränken sich oft nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände und sind deshalb auch nicht vorhersehbar.
Charakteristisch für eine Panikattacke ist, dass die intensive und plötzliche Panik sich körperlich auswirkt. Typische Symptome sind Herzrasen, Schweissausbruch, Zittern und Mundtrockenheit. Die Symptome einer Panikattacke sind jedoch von aussen nicht immer sichtbar.
Oft stehen diese körperlichen Symptome derart im Vordergrund, dass die Betroffenen unsere Notfallstation aufsuchen mit dem Gedanken, dass eine schwere körperliche Krankheit, zum Beispiel ein Herzinfarkt vorliegt.
Symptome einer Panikstörung
- Herzklopfen
 - Schwitzen
 - Zittern
 - Kurzatmigkeit
 - Brustschmerzen
 - Schwindel
 - Entfremdungsgefühle (Depersonalisation, Derealisation)
 - Angst, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden
 - Sterbensangst
 
Sie haben Angst zu sterben, verrückt zu sein oder die Kontrolle zu verlieren.
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Die Panikattacke zeichnet sich durch ihre Plötzlichkeit aus. Die Symptome treten ohne Vorwarnung auf - unter anderem Herzrasen, Atemnot, Engegefühl in Brust und Kehle, Schwindel, Zittern, Mundtrockenheit, Übelkeit und Erbrechen. Manche Menschen haben auch grosse Angst, vor lauter Panik verrückt zu werden und die Kontrolle über ihr Handeln zu verlieren.
Die Heftigkeit der Attacke ist derart prägend, dass selbst informierte Betroffene es für wahrscheinlich halten, dass gerade ein bedrohliches körperliches Problem vorliegt. Panikattacken fühlen sich sehr bedrohlich an.
Wie lange dauern Panikattacken?
Die Panikattacke erreicht typischerweise innerhalb von 10 Minuten ihren Höhepunkt. Anschliessend kann sie zwischen 5 bis 30 Minuten andauern. In Extremfällen kann eine Panikattacke sogar bis zu zwei Stunden dauern. Bezüglich Häufigkeit des Auftretens und der Intensität der Panikattacken zeigen sich starke Unterschiede zwischen den Betroffenen.
Ursachen von Panikattacken
Es gibt viele mögliche Ursachen für Angstzustände und Phobien. Vielfach liegt bereits eine genetische Veranlagung vor. körperlichen Krankheiten, anderen psychischen Störungen oder Vergiftungen liegen.
Beim Entstehen von Ängsten spielt die genetische Veranlagung eine grosse Rolle. Angsterkrankungen können familiär, also durch Vererbung oder auch «Modelllernen», also das Kopieren des Verhaltens von Bezugspersonen, mitbedingt sein. Auch Stresssituationen wie Konflikte, Trennung oder finanzielle Schwierigkeiten haben einen starken Einfluss. Dasselbe gilt übrigens für psychosoziale Faktoren wie Gewalt in der Familie, Missbrauchs- oder Verlusterfahrungen.
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Dasselbe gilt übrigens für psychosoziale Faktoren wie Gewalt in der Familie, Missbrauchs- oder Verlusterfahrungen. Auch Persönlichkeitsmerkmale wie Perfektionismus oder «nicht Nein sagen können» führen zu Stress, was in der Folge auch Angstzustände begünstigen kann.
Stress, emotionale Belastungen und negative Denkmuster spielen bei der Entwicklung von Panikattacken und damit auch einer Panikstörung eine wichtige Rolle. Andauernder Stress führt zu Spannungszuständen, welche die Entwicklung von Panikattacken begünstigen.
Die Ursachen einer Panikattacke setzen sich letztendlich individuell und multifaktoriell zusammen. Zu den Risikofaktoren gehören chronischer Stress, andere psychische Erkrankungen wie zum Beispiel eine Depression, Zwangsstörung oder Posttraumatische Belastungsstörung, Ängste und Phobien, belastende Lebensereignisse sowie ängstliche Persönlichkeitszüge. Zudem können auch biologische Faktoren eine Rolle spielen.
Auch Stresssituationen wie Konflikte, Trennung oder finanzielle Schwierigkeiten haben einen starken Einfluss.
Auslöser einer Panikattacke:
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- Alkohol
 - Koffein
 - Schicksalsschläge
 - Nährstoffmangel
 - Körperliche Erkrankungen
 - Genetische Faktoren
 
Am Schlimmsten für die Betroffenen sind Panikattacken, die keine erkennbare, körperliche Ursache haben, da man bei jedem Arztbesuch zu hören bekommt, man sei völlig gesund. nächste schlimme Attacke wieder aus heiterem Himmel und man beginnt, an der Kompetenz des Arztes zu zweifeln.
Wann spricht man von einer Panikstörung?
Treten Panikattacken jedoch über mehrere Wochen wiederholt auf oder entwickelt das Kind eine Erwartungsangst vor weiteren Panikattacken, kann Hilfe von aussen nötig sein. Dann wird im Fachjargon von einer Panikstörung gesprochen.
Oft tritt eine Panikattacke einmalig oder nur vereinzelt auf. Manche Betroffene erleben jedoch immer wieder heftige Angstanfälle, die ihr Leben stark beeinträchtigen. In diesem Fall sprechen Mediziner von einer Panikstörung (auch Paniksyndrom), die zu den sogenannten Angststörungen gehört.
Laut der ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen liegt eine Panikstörung jedoch erst vor, wenn die Panikattacken immer wieder auftreten (mindesten einmal im Monat) und die Angst vor einer erneuten Attacke über mindestens einen Monat anhält.
Wenn sie wiederholt auftreten, sprechen wir von einer Panikstörung.
Agoraphobie mit Panikstörung
Panikattacken treten auch häufig gemeinsam mit anderen psychischen Erkrankungen auf. Vor allem Menschen mit Agoraphobie ("Platzangst") sind häufig von Panikattacken betroffen.
Mediziner sprechen dann von einer "Agoraphobie mit Panikstörung". Diese kommt häufiger vor als eine reine Panikstörung.
Panikattacken bei Kindern und Jugendlichen
Eine Panikattacke kann bereits bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Doch nicht immer ist sie für Eltern als solche erkennbar.
Auch bei Kindern und Jugendlichen treten Panikattacken auf, allerdings weitaus seltener als bei Erwachsenen. Bei Jugendlichen sind Panikstörungen zudem verbreiteter als bei jüngeren Kindern. Mädchen treffen sie etwa doppelt so häufig wie Jungen.
Die Auslöser für die Panikanfälle sind vielfältig. Oft haben die Kinder Angst, vor anderen Menschen zu sprechen oder fürchten sich vor Tieren oder der Dunkelheit beim Einschlafen.
Meist haben Kinder und Jugendliche Panikattacken, wenn auch ihre Eltern unter einer Panikstörung leiden. Sie übernehmen oft das ängstliche Verhalten ihrer Eltern. Gerade kleine Kinder imitieren ihre Eltern, um zu lernen.
Bei Jugendlichen sind Panikstörungen zudem verbreiteter als bei jüngeren Kindern. Mädchen treffen sie etwa doppelt so häufig wie Jungen.
Eine Panikattacke bei Jugendlichen kann sich nach aussen sehr dramatisch äussern - mit Schreien, Weinen oder Hyperventilation.
Die Symptome einer Panikattacke sind jedoch von aussen nicht immer sichtbar. Oftmals versuchen die betroffenen Teenager ihre Ängste zu verbergen. Deshalb kann es für Eltern schwierig sein, eine Panikstörung zu erkennen. Allenfalls zeigen sich Anzeichen im Verhalten: Die Jugendlichen ziehen sich noch stärker zurück, versuchen bestimmte Situationen zu vermeiden, möchten nicht mehr in die Schule gehen oder reagieren vermehrt aggressiv.
Was können Eltern tun?
- Hören Sie zu, nehmen Sie die Panik ernst.
 - Lenken Sie von der Panikattacke ab. Sprechen Sie gemeinsam über ein schönes Erlebnis oder einen speziellen Wunsch.
 - Leiten Sie Ihr Kind zu Atemübungen an. Denn wer Angst hat, atmet flacher.
 - Animieren Sie zu Bewegung, zum Beispiel zur Lieblingsmusik zu tanzen.
 - Stärken Sie das Selbstvertrauen, indem Sie daran erinnern, was der oder die Jugendliche bereits erfolgreich gemeistert hat.
 - Helfen Sie den Heranwachsenden, frühe Signale richtig einzuschätzen. Manchmal kündigt sich eine Panikattacke an, beispielsweise mit einem trockenen Mund oder Herzrasen. Überlegen Sie gemeinsam Strategien, um die Panik zu bewältigen.
 
Panikattacken in der Schwangerschaft
Bei manchen Frauen sind hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft Auslöser von Panikattacken. Die Angst vor der Geburt und vor dem Muttersein verstärken diese oft zusätzlich. Vor allem wenn Frauen bereits eine schwierige Schwangerschaft hinter sich haben oder unter einer bestehenden psychischen Erkrankung leiden, kann sich eine Panikstörung entwickeln.
Was tun bei einer Panikattacke?
Rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass es sich nicht um eine körperliche Bedrohung handelt, sondern um eine Panikattacke. Vielen Betroffenen hilft es zudem, sich bewusst auf die Umgebung zu konzentrieren.
Es wird empfohlen, die Panikattacke an Ort und Stelle durchzustehen oder sich an einen ruhigen Platz in der unmittelbaren Umgebung zu begeben. Flüchten Sie weit weg, kann es zu einer Assoziation des Ortes mit der Panikattacke kommen und es besteht die Gefahr, dass Sie diesen Ort in Zukunft meiden werden.
Es ist wichtig, selbst Ruhe zu bewahren, sich der betroffenen Person zuzuwenden und ihre Beschwerden ernst zu nehmen. Sprechen Sie mit der Person und leiten Sie sie zu einer regelmässigen, tiefen Bauchatmung an. Diese ruhige Zuwendung kann die Panik sehr rasch mildern. Fragen Sie konkret, wie Sie helfen können. Viele Betroffene haben Erfahrung und können sagen, was ihnen guttut.
Erste-Hilfe-Massnahmen bei Panikattacken:
- Atemtechniken (durch die Nase einatmen, bis 4 zählen, Atem anhalten, bis 7 zählen, durch den Mund ausatmen, bis 8 zählen)
 - Bauchatmung (Hände auf den Bauch legen, auf die Atmung konzentrieren, Luft in den Bauch strömen lassen)
 - Hausmittel (Chilischote, Zitrone, Haargummi schnalzen lassen)
 - Fokus nicht auf die Panik legen
 
Behandlung von Panikattacken
Panikattacken und Panikstörungen sind bei frühzeitiger und richtiger Diagnose mit Psychotherapie gut behandelbar, zum Beispiel mit einer kognitiven Verhaltenstherapie oder einer Pharmakotherapie (Medikamente wie SSRI, SNRI). Bei akuten Panikattacken helfen Benzodiazepine, sogenannte Angstlöser.
Die Behandlung einer isolierten Panikstörung ist die Domäne der Verhaltenstherapie, die auf einem lernpsychologischen Ansatz beruht: Betroffene sollen «lernen», dass Panikattacken zwar äusserst unangenehm, aber völlig ungefährlich sind und immer spontan wieder abklingen. Je häufiger erlebt wird, dass die Angst vorbei geht und nichts von dem passiert ist, was in der Attacke befürchtet wurde, desto eher zieht sich die Angst zurück und die Attacken werden seltener.
Auch viele anderen Therapieansätze sind erfolgsversprechend. Neuere Methoden arbeiten beispielsweise mit akzeptanzbasierten Ansätzen, bei denen es um das möglichst wertfreie Annehmen der verschiedenen Gefühle, Gedanken und Körpersensationen während der Angst geht.
Medikamentös kann die Attacke mit Notfallmedikamenten unterbrochen werden. Neben dem oben genannten Nachteil des fehlenden Lerneffekts machen diese Tranquilizer jedoch oftmals abhängig. Gewisse Antidepressiva oder auch Lavendelölpräparate sind hingegen etablierte und gut wirksame Basismedikamente, um die Frequenz und Intensität der Attacken zu senken.
Medikamente gegen Panikattacken:
- Antidepressiva (SSRI, Citalopram, Paroxetin)
 - Beruhigungsmittel (Benzodiazepine)
 
Vorbeugung von Panikattacken
Zudem kann es helfen, Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Yoga oder autogenes Training zu erlernen. Genügend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung wirken vorbeugend.
Wie bei allen psychischen Krankheiten ist es jedoch wichtig, ein Gleichgewicht zwischen belastenden und entlastenden Lebensaspekten zu finden. Dabei helfen ein stabiles Netzwerk an sozialen Beziehungen, Hobbys oder auch regelmässige Bewegung - sowohl durch Sport als auch durch Spaziergänge.
Betroffenen rate ich daher, den eigenen Lebensstil zu überdenken.
Statistiken zu Panikattacken
Vereinzelte Panikattacken sind relativ häufig. Bis zu 20 Prozent der Menschen erleiden mindestens einmal in ihrem Leben eine Panikattacke. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Doch macht eine einzelne Attacke noch keine Panikstörung aus. Die Wahrscheinlichkeit, eine Panikstörung während des gesamten Lebens zu entwickeln, beträgt bei Frauen 5,5 Prozent und bei Männern 2,2 Prozent.
Circa 10 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen erfüllen irgendwann innerhalb eines Jahres die Kriterien irgendeiner Angststörung [1]. Das Gesundheitsobservatorium OBSAN beziffert die Häufigkeit der Panikstörung in der Schweiz auf 3,1 Prozent, wobei auch hier Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer.
Fachkräfte gehen davon aus, dass mindestens jede und jeder zehnte Schweizer/-in bereits eine Panikattacke erlebt hat.
| Geschlecht | Wahrscheinlichkeit, eine Panikstörung zu entwickeln | 
|---|---|
| Frauen | 5,5 % | 
| Männer | 2,2 % |