Antibiotika sind in der modernen Medizin unverzichtbar, doch ihr unsachgemäßer Gebrauch kann zu Resistenzen führen. Im Folgenden beantworten Experten häufige Fragen zu diesem Thema.
Antibiotika-Allergie und alternative Behandlungen
Einige Patienten erleben nach der Einnahme von Penicillin einen roten Ausschlag mit Juckreiz. Es kann sich um eine verzögerte Form einer Penizillinallergie handeln. Wahrscheinlicher ist aber die Ursache in der Infektion zu suchen, die den Ausschlag ausgelöst hat. Nach Abklingen der Infektion sollte eine Abklärung bei einem Hautspezialisten durchgeführt werden. Penizilline gehören zu den besten Antibiotika, und Alternativen sind manchmal weniger gut wirksam. Falls Sie einmal in der Krankengeschichte "Verdacht auf Penizillinallerige haben, getraut sich kaum jemand mehr, Ihnen dieses wichtige wirksame Antibiotikum zu verschreiben.
Dauer der Antibiotika-Einnahme
Früher galt die eiserne Regel, dass Antibiotika niemals zu kurz angewendet werden dürfen, scheint sich diese Erkenntnis nun relativiert zu haben. Nicht eine zu kurze, sondern eine zu lange Verabreichung von Antibiotika könne Resistenzen befördern. Welche Infektionen wie lange behandelt werden müssen, hängt nicht nur von der Infektion, sondern auch vom Erreger und dem Ansprechen ab, weshalb ich Ihre Antwort nicht allgemein beantworten kann. Die Therapiedauer müssen Sie bei jeder Verschreibung mit dem behandelnden Arzt besprechen.
Eine zu kurze Einnahme führt nach heutigen Kenntnissen nicht zu einer vermehrten Resistenzbildung, kann jedoch zu einem Rezidiv (Wiederaufflammen) der Infektion führen.
Die Dauer der Antibiotikatherapie hängt von der Infektion ab. Während für eine Blasenentzündung eine Einmaldosis genügen kann, braucht die Tuberkulose eine 6-monatige Antibiotika-Therapie.
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Antibiotika bei Kindern
Auch Kinder können ab jedem Lebensalter antibiotisch behandelt werden.
Antibiotika und Darmflora
Die meisten Antibiotika werden rasch vom Körper abgebaut, aber auch hier gibt es Unterschiede je nach Antibiotikum.
In der Schweiz haben Joghurts Millionen von lebenden Joghurtbakterien. Unser Joghurts sind nicht pasteurisiert. Ein dokumentierter Nutzen zur Vermeidung von Durchfall besteht noch nicht, aber je nach Antibiotikum wird die Darmflora gestört. Wichtig ist die Art des Antibiotikums, da einige z.B. Quinolone (Markenname: Ciproxin, Ciprofloxacin) durch Milchprodukte, aber vor allem durch Calcium und Magnesium Einnahme die Aufnahme des Antibiotikums erschweren. Bei Penizillin ist ein Joghurt nicht verboten, und vielleicht nutzt es auch.
Resistenzentwicklung
Antibiotika sind ein wichtiger Trigger zur Resistenzentwicklung, aber nicht der einzige. Resistente Keime können auch von anderen Personen übertragen, oder von Auslandaufenthalten "eingeschleppt" werden. Trotzdem ist es natürlich von Vorteil, wenn Sie und Ihre Tochter bisher kaum Antibiotika gebraucht haben, und die Gefahr, dass sie resistente Keime tragen ist kleiner.
Ihre Darmflora wird auf den Wirkstoff von Bactrim (Cotrimoxazol) resistent werden. Wenn bei Ihnen eine andere Infektion behandelt werden muss (z.B. Blasenentzündung) muss man ein anderes Antibiotikum zur Behandlung einsetzen.
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Spezifische Infektionen und Antibiotika
Glücklicherweise sind die häufigsten Erreger des Erysipels sog. betahämolytische Streptokokken. Aus nicht ganz geklärten Gründen gibt es bei diesen Erregern KEINE Resistenzentwicklung. Ich empfehle Ihnen, lifoscrub Seife zu nehmen zur Körperreinigung (Substanz: Chlorhexidine), das könnte helfen, die Häufigkeit der Rezidive zu senken.
Bei einer Infektion unklaren Ursprungs 3 Wochen nach Operation nahm ich für 1 Woche Dalacin C. 10 Tage Nach Einnahme Durchfall mit Darmkrämpfen. Nach 1 Woche Clostridien difficile festgestellt. Therapie: 1 Woche Flagyl. Nach 4 beschwerdefreien Tagen wieder Durchfall. Erneut Clostridien difficile. Nach 14 Tagen Vancocin 4x125mg täglich. Nach 4 Tagen wieder Durchfall. Falls es sich wieder um Clostridien handelt, sollte sich ihr behandelnder Arzt mit einem Spezialisten besprechen (Infektiologie oder Gastroenterologie). Man kann entweder nochmals mit Vancomycin behandeln, und dann die Dosis langsam über Wochen reduzieren, oder man kann versuchen, Sie mit einem neuen Antibiotikum (Fidaxomycin) über 14 Tage zu behandeln. Manchmal hilft in dieser Situation nur eine sogenannte Fäkaltransplantation, die aber im Moment nur an einigen wenigen Zentren in der Schweiz angeboten wird. Mit dieser Massnahme wird die normale Darmflora am effektivsten wiederhergestellt.
Eine Entzündung ist bei weitem nicht immer durch einen Infektionserreger bedingt, sodass Antibiotika nichts nützen. Bei der chronischen Harnröhrenentzündung gibt es z.B. das sog. Reiter-Syndrom, der nicht durch Viren oder Bakterien verursacht wird, sondern vermutlich eine Fehlsteuerung des Immunsystems darstellt. Fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie noch andere Zeichen dieser Krankheit haben. Er wird Sie korrekt beraten können.
Keine antibiotische Behandlung ohne vorherige Urinuntersuchung (Urinkultur). Antibiotika nur bei eindeutigen und schwerwiegenden Symptomen einer erneuten Harnwegsinfektion.
Auslandsaufenthalte und resistente Keime
Eigene Untersuchungen an Basler Bürger zeigen, dass 80% nach einer Indienreise eine Resistenz vom Typ ESBL diese Erreger nach Hause tragen. Dies wurde auch von Holland bestätigt. Solange kein Infektion auftritt, passiert nichts, aber ich rate Ihnen, bei einer Infektion Ihrem Arzt die Indienreisen mitzuteilen. Er / Sie wird entsprechend gezielter nach resistenten Erregern suchen, und Sie erhalten dann eine bessere, wirksamere Therapie.
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Schutz vor resistenten Keimen
Antibiotika sollten nur eingenommen werden, falls notwendig und genau in der Dosis und Dauer, die der Arzt verschreibt. Überschüssige Antibiotika sollten nach der Therapie zur Entsorgung in die Apotheke zurückgebracht werden. Wenn man nach Auslandaufenthalten eine Infektionskrankheit erleidet, sollte man den behandelnden Arzt über den Auslandaufenthalt informieren, damit dieser die richtige Therapie wählen kann. Zudem sollten v.a. Poulet-Produkte vor dem Konsum gut gekocht werden.
Einmalige Antibiotika-Gabe
Bei klar definierten Eingriffen sinnvoll, dazu gibt es ärztliche Leitlinien.
ESBL und resistente Keime
Wir gehen davon aus, dass nach 3 negativen Abstrichen man davon ausgehen kann, dass der ESBL weg ist. Ganz sicher ist man leider nicht, aber eine Infektion ist dann sehr sehr unwahrscheinlich. Wissen Sie, ob es ein ESBL E.coli ist oder ein anderer Typ. In der Schweiz sind Poulets bis zu 90% mit ESBL kontaminiert, daher können Sie beruhigt sein , wenn es sich...