Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung in Österreich: Eine Pflicht

Auch wenn der Begriff zunächst sperrig klingt, ist die Gefährdungsbeurteilung das zentrale Instrument im Arbeitsschutz. Sie ist ein hervorragendes Mittel, um Sicherheitsrisiken im Arbeitsprozess und eventuelle Schwachstellen der betrieblichen Organisation aufzudecken.

Rechtliche Grundlagen

Die notwendige Beurteilung der Gefährdungen am Arbeitsplatz geht auf eine EU-Richtlinie zurück. Die Mitgliedstaaten müssen die Inhalte in ihr nationales Recht übernehmen wie beispielsweise im Arbeitsschutzgesetz in Deutschland. In Österreich heißt das entsprechende Pendant „Arbeitnehmerinnenschutzgesetz“ (ASchG). Der dortige §4 bezeichnet die Beurteilung der Arbeitsbedingungen als „Arbeitsplatzevaluierung“, ein Begriff, der in Österreich geläufiger ist als „Gefährdungsbeurteilung“.

Arbeitsplatzevaluierung in Österreich

In Österreich ist die "Arbeitsplatzevaluierung" gemäß §4 des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes (ASchG) ein geläufigerer Begriff als "Gefährdungsbeurteilung".

Verantwortlichkeiten und Durchführung

Der Arbeitgeber beziehungsweise der Unternehmer muss die Arbeitsplätze selbst beurteilen. Das wäre in größeren Betrieben gar nicht möglich und oft verfügt er auch nicht über die nötige Fachkunde. Er kann daher fachkundige Personen schriftlich damit beauftragen. In der Regel sind das Führungskräfte wie Betriebsleiter, Abteilungsleiter oder Meister, denn sie brauchen Weisungskompetenz, um selbstständig Entscheidungen treffen und Maßnahmen durchführen zu können. Unterstützt wird der für die Beurteilung Verantwortliche durch Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Betriebsärzte.

Psychische Belastungen als Teil der Gefährdungssituation

Psychische Belastungen sind Teil der Gefährdungssituation. Bei der Analyse kann analog vorgegangen werden. Erhebungsmethoden müssen so beschaffen sein, dass ihre Ergebnisse zeigen, ob und welche Faktoren der Arbeitsumgebung, des sozialen Umfelds, der Arbeitsaufgaben oder der Arbeitsorganisation für welche Organiationseinheiten oder Tätigkeitsgruppen kritisch sind bzw. Handlungsbedarf haben.

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Auch wenn Mitarbeiter/innen aufgrund von Sprachbarrieren, fehlender Erfahrung mit schriftlichen Unterlagen oder aus organisatorischen Gründen mit anderen Methoden (z.B.

Methoden zur Analyse psychischer Belastungen

In jeder Gruppe werden in einem moderierten Prozess von ca. In 4 Stunden pro Gruppe lassen sich auf Basis eines standardisierten Ablaufs mittels 5 Moderationsunterlagen Belastungen der Bereiche Arbeitsmerkmale, Organisationskultur, Arbeitsumgebung und Arbeitszeit, Arbeitsabläufe (22 Items) priorisieren, konkretisieren und Massnahmenideen entwickeln.

Auswirkungen und Präventionsmaßnahmen

Nahezu alle Faktoren, die zu Beeinträchtigungen der Mitarbeiter/innen führen, sind auch Sand im Getriebe des Unternehmens. Beispiele dafür sind Doppelarbeiten durch unklare Aufgaben und Zuständigkeiten, Zeitverluste und Stehzeiten durch mangelnde Planung und Steuerung, Sucharbeit bei fehlender Systematik, etc. So hat z.B. ein kleiner Dachdeckerbetrieb nach Durchführung einer ABS Gruppe festgestellt, dass häufige Missverständnisse und Spannungen zwischen den Kunden und den Dachdeckern nur daher rührten, weil mit ihnen vor Baubeginn Fragen wie die Nutzung von Abstellflächen, Strom, WC etc. nicht geklärt wurden.

Eine kleine Checkliste bei der Auftragsklärung des Chefs beseitigt dieses Problem nun von Beginn an. Analysen aus vielen durchgeführten Projekten in Unternehmen zeigen, dass nur 5 % der festgestellten Belastungsfaktoren bzw. Massnahmen mit Investitionskosten verbunden sind.

Bedeutung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM)

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Unternehmen ist die Eigenmotivation und Mitarbeitendenzufriedenheit der Belegschaft. Als zentraler Bestandteil der erfolgreichen Mitarbeitendenführung ist es Aufgabe des Managements mittels eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) betriebliche Strukturen und Prozesse zu etablieren, die dauerhaft für die Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden sorgen.

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Ziele des BGM

  • Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden
  • Steigerung von Motivation und Leistungsfähigkeit
  • Senkung von Fehlzeiten
  • Verbesserung der Betriebsprozesse und des Betriebsklimas

Angebote und Unterstützung

Das Präventionsteam unterstützt Sie gerne mit Dienstleistungen rund um Arbeits- und Gesundheitsschutz, berufliches Eingliederungsmanagement (BEM) und betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Es beraten Sie fachkundige Arbeitsmediziner:innen, Betriebsärzt:innen und Arbeitspsycholog:innen. Unsere Teams übernehmen verschiedene Leistungen wie gesundheitliche Check-ups, Mutterschutzberatung und Beratung vor beruflich bedingten Auslandsaufenthalten. Ein weiterer Service ist die Begleitung bei der beruflichen Wiedereingliederung nach Krankheit für einen gelungenen Start zurück in den Arbeitsalltag.

Sie erhalten eine Auswahl geeigneter Maßnahmen, um psychologische Belastungen im Unternehmen zu reduzieren.Wollen Sie mehr über unsere arbeitspsychologischen Services im Raum Aachen/Würselen wissen?

Wir fördern eine erfolgreiche Rückkehr verunfallter oder erkrankter Mitarbeitender an ihren alten Arbeitsplatz. Unsere Expert:innen unterstützen Sie bei der Koordination aller internen und externen Prozesse, geben konkrete Hilfestellungen und greifen dabei auf fundierte Fachkenntnisse aus Medizin, Psychologie, Sozialarbeit und Sozialrecht zurück.

Weitere Informationen und Hilfsmittel

Nachfolgende Links verweisen auf Fachinformationen und Hilfsmittel von Organisationen ohne wirtschaftliche Gewinnziele, die sich mit Stress und Burnout am Arbeitsplatz befassen.

  • «Friendly Work Space Job-Stress-Analysis» gibt Ihnen einen detaillierten Überblick über das Stressgeschehen in Ihrer Organisation.
  • Ratgeber zu Stress und psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz.
  • Projekt zur Entwicklung eines Europäischen Handlungsrahmens für psychosoziales Risikomanagement mit den Schwerpunkten Stress und Belästigung/Gewalt am Arbeitsplatz.
  • Ein Angebot von Bund, Ländern und Unfallversicherungsträgern zur Förderung von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. Das Arbeitsprogramm 2013 - 2018 zum Thema Psyche enthält umfassende Informationen. Unter Arbeit und Psyche von A - Z sind vertiefte Informationen zu verschiedenen Teilaspekten zu finden, wie z.B.
  • Das Dossier zu den psychosozialen Risiken präsentiert spezifische Präventionsmassnahmen, bei denen die Arbeit und die Arbeitsorganisation im Zentrum stehen. Um die Umsetzung zu erleichtern, liefert das Themendossier zudem einige kontextuelle Elemente und erläutert die Schlüsselphasen des Prozesses.

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