Er ist gelb, trägt bauchfrei - und ist fiktiv. Trotzdem können wir von «Winnie the Pooh» so das Eine oder Andere lernen.
Längst hat es der vielleicht etwas dümmliche und langsame Bär von der fiktiven in die reale Welt geschafft. Von Buch und Bildschirm gar in Achtsamkeits-Coachings, Lebensweisheiten oder Resilienz-Tipps.
Seine Philosophie sei naiv, heisst es zum Beispiel auf einer Webseite, aber: Er verkörpere eben auch das Leben im Augenblick. Alles geschehe im Hier und Jetzt - und diese Erkenntnis sei wichtig. Das hat schon etwas.
Immer öfter verplanen wir den nächsten Tag, ohne uns auf heute zu fokussieren, unser erster und letzter Blick wandert aufs Handy und wenn wir denn etwas im Hier und Jetzt machen, dann oft nicht der Freude, sondern der Arbeit wegen. Viel öfter sollten wir uns mit uns selbst und unserem engen Umfeld beschäftigen, so, wie es eben der kultige Bär tut.
Und so, wie er es eben selbst in einem Gespräch mit dem Ich-Erzähler des Buches ausdrückt:«‘Sag mal, Pooh, warum bist du nicht beschäftigt?’ frage ich. ‘Weil es ein schöner Tag ist’, sagt Pooh. ‘Aber du könntest etwas Wichtiges tun’, sage ich. ‘Wichtig? Das bin ich’, meint Pooh.»
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Was auf den ersten Blick vielleicht etwas ignorant oder egoistisch rüberkommt, ist durchaus wichtig: Grenzen setzen und eben im Jetzt zu leben und nicht dauernd irgendwelchen Terminen hinterher zu hetzen. Aber der fast 100-Jährige Kinderheld pflegt auch einen offenen Geist und hält sich nicht gerne an starre Überzeugungen, ist auf einer Webseite für Achtsamkeitscoachings zu entnehmen.
«Zuhören kann helfen, in eine echte Verbindung zu treten.» Und das tue auch Eduard Bär, wie der kleine Bär laut Wikipedia bürgerlich heisse. Neben dem, dass er sich in seiner Freizeit eigene Geschichten ausdenke, verbringe er viel Zeit mit seinen Freund:innen, heisst es auf der Coaching-Seite. «Ein bisschen Überlegung, ein bisschen Nachdenken für andere, macht den Unterschied», sagt der fiktive Charakter in einem Text von A. A. Milnes und trifft noch heute den Nerv der Zeit.
Und: «Wenn dein Gesprächspartner nicht zuzuhören scheint, sei geduldig. Es kann einfach sein, dass er einen kleinen Fussel im Ohr hat.» Klingt auf den ersten Blick etwas dämlich, soll aber heissen, dass jede Person ihr Päckli zu tragen hat.
Poohs «Coping»-Mechanismus
Mit seinen naiven Aussagen oder Gedanken scheint sich Pooh durch den Hundert-Morgen-Wald oder eben die Welt zu schlängeln. Vielleicht ist das sein «Coping-Mechanismus», seine Strategie, wie Psycholog:innen sagen würden, mit bestimmten Ereignissen umzugehen. Vielleicht sollten wir uns aber auch nur ein Beispiel an dem gelben Teddy nehmen, wenn er auf die Aussage seiner Freundin Ferkel, «es ist heute», antwortet: «Mein Lieblingstag.» In den Büchern ist Ferkel ein kleines ängstliches Tier, das vor vielem Angst hat. Manchmal tritt es aber auch aus seiner Komfortzone, wenn es beispielsweise von Puuh ermutigt wird.
Und nicht zu vergessen, wenn ein Bär mit einem Honig-Bäuchlein bauchfrei tragen kann, dann wohl auch jeder Mensch nach den Festtagen.
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