Bulimie überwinden: Ein umfassender Ratgeber

Willkommen! Schön, dass Sie da sind! Dieser Artikel wendet sich an betroffene Frauen und Männer, an ihre Angehörigen und Freunde, aber auch an Therapeuten, die unterstützend Informationen suchen.

Was ist Bulimie?

Bulimie, auch Ess-Brechsucht genannt, ist eine Essstörung. Menschen mit Bulimie wenden die gleichen Strategien zur Gewichtsabnahme wie Magersüchtige an.

Der Unterschied zwischen Bulimie und Anorexie

Der Unterschied zwischen Bulimie und Anorexie besteht darin, dass Menschen mit Bulimie in der Regel normal- oder übergewichtig sind, während Personen mit Anorexie im Verlauf der Erkrankung meist untergewichtig werden.

Ursachen von Bulimie

Für die Bulimie lässt sich nicht „die eine“ Ursache festmachen. Vermutlich sind mehrere Faktoren am Werk, die zusammenwirken müssen. Dazu gehören biologische, genetische, familiäre und gesellschaftliche Einflüsse.

Psychologische Aspekte können eine Rolle spielen, zum Beispiel ein geringes Selbstwertgefühl oder Schwierigkeiten im Umgang mit Emotionen. Auch soziale Faktoren können zu den Ursachen von Bulimie gehören: Der Druck, bestimmten Schönheitsidealen zu entsprechen, kann bei manchen Menschen die Entwicklung einer Bulimie begünstigen.

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Symptome von Bulimie

Die typischen Symptome der Bulimie sind heimliche Essanfälle und Heisshungerattacken, die meist mehrmals pro Woche und oft abends oder nachts einsetzen. Bulimiker/-innen können enorme Mengen an Nahrungsmitteln innerhalb kürzester Zeit verschlingen. Meist sind die Lebensmittel sehr fett- und zuckerreich: Schokolade, Kuchen, Torten, Chips oder Hamburger.

Nach dem Heisshungeranfall folgt das zweite wichtige Symptom der Bulimie: Betroffene versuchen jetzt, der drohenden Gewichtszunahme entgegenzusteuern. Meist tun sie dies durch Erbrechen, das sie selbst auslösen. Dies verschafft ihnen Erleichterung, aber nur vorübergehend. Durch den Kontrollverlust bei einem Essanfall empfinden die meisten anschliessend grosse Scham- und Schuldgefühle. Und diese wirken sich wiederum negativ auf das ohnehin oft schon niedrige Selbstwertgefühl, das seelische Befinden und die Lebensqualität aus.

Anzeichen der Krankheit können Narben an den Händen sowie angeschwollene Speicheldrüsen sein.

Folgen von Bulimie

Die Bulimie kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, die den Körper, die Psyche und den Lebensalltag betreffen. Beispielsweise kann es zu Verlust der Interessen und Hobbies, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Zahnschäden, Verdauungsproblemen, Kreislaufstörungen usw. kommen.

Wie Bulimie überwinden?

Bulimie wird in der Regel mit Hilfe einer Psychotherapie und oft auch Ernährungstherapie behandelt. Auch die körperlichen und psychischen Folgen der Erkrankung, wie zum Beispiel einen Nährstoffmangel oder Depressionen, muss behandelt werden.

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Handlungsimpulse, Fragebögen und Anleitungen zur Selbstbeobachtung führen Schritt für Schritt heraus aus dem Teufelskreis des Ess- und Brechzwangs.

Psychotherapie

Die Psychotherapie erfolgt häufig in Form einer kognitiven Verhaltenstherapie. Dabei lernen die Betroffenen, ungesunde Denkmuster zu erkennen und zu verändern.

Ernährungsberatung

Im Rahmen einer Ernährungsberatung erhalten Betroffene und ihre Familie Unterstützung, um ein ausgewogenes Essverhalten zu fördern.

Selbsthilfe- und Unterstützungsgruppen

Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr wertvoll sein. Die Gruppen bieten Unterstützung, Verständnis und praktische Tipps aus erster Hand. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich.

Tagebuch

Gedanken und Gefühle in einem Tagebuch festzuhalten, schafft Struktur.

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Weitere hilfreiche Tipps

  1. Achten Sie auf kleine Pausen im Tag, in denen Sie Ihren Energietank wieder etwas auffüllen können.
  2. Lassen Sie paradoxerweise für eine gewisse Zeit Ihre Selbstfürsorge zu, auch wenn sie Bulimie heisst. Selbstfürsorge ist etwas sehr Wichtiges.
  3. Seien Sie vorsichtig mit der motivierend gemeinten Selbstkritik.
  4. Finden Sie neue Wege zur Selbstfürsorge. Fragen Sie sich, wann die Bulimie bei Ihnen angefangen hat. Was hätte Ihnen damals zur Selbstfürsorge geholfen?

Heilungschancen

Je früher eine die Bulimie festgestellt wird, desto besser ist sie behandelbar und desto höher sind auch die Heilungschancen. In mehr als der Hälfte der Fälle ist die Bulimie heilbar. Dennoch sind der Verlauf und die Behandlung oft langwierig - es kann immer wieder zu Rückfällen kommen.

Die illustrierte Neuausgabe unterstützt den Heilungsprozess durch Bilder und ermutigende Texte von Menschen, die von schwerer Bulimie geheilt wurden.

Die Geschichte von Andrea Ammann

Andrea Ammann ist jetzt 50 Jahre alt. 2004 hat Andrea Ammann zurück ins Leben gefunden und ist glücklicher als je zuvor. Heute hilft sie als Mentorin Menschen mit Bulimie. «Es erfüllt mich, wenn ich Menschen aus diesem Gefängnis befreien kann.»

Fast 20 Jahre lang lebt Andrea ein Doppelleben, ohne je mit jemandem darüber zu sprechen. Im Alltag bemerkt niemand, dass sie unter einer Essstörung leidet. Äusserlich sieht man ihr nichts an. Sie ist schlank, nicht spindeldürr. In Gesellschaft ernährt sie sich normal. Doch ist sie alleine, isst sie Dimensionen, die man sich kaum vorstellen kann: 10 bis 20 Gipfeli, 7 Berliner, 60 Guetzli, 1 Kilogramm Brot. Ihre Essanfälle finden heimlich statt - auch bei der Arbeit.

Nach der Arbeit geht der Spiessrutenlauf weiter. Als Erstes geht Andrea einkaufen. Ihre Abhängigkeit geht ins Geld. Familienpackungen bevorzugt sie. Weil sie sich eigentlich für ihr Verhalten schämt, erzählt sie den Verkäuferinnen und Verkäufern an der Kasse, dass sie Essen für ihre grosse Familie einkaufe. Daheim unterliegt sie ihren Fressattacken. Nimmt Tausende Kalorien zu sich. Und spült schlussendlich alles das Klo herunter.

Von einem Tag auf den anderen hört Andrea auf zu kotzen. Sie beginnt auf ihren Körper zu hören und isst nur dann, wenn sie hungrig ist. So wie ihre Kleinkinder es auch tun. Sie nimmt etwas an Gewicht zu. Doch das macht ihr nichts aus. Ihr Stoffwechsel muss sich erst einmal an das normale Nahrungsangebot gewöhnen. Erst da realisiert Andrea, was sie ihrem Körper jahrelang angetan hatte.

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