ADH-Ausschüttung: Ursachen und Bedeutung

Das Urogenitalsystem des Menschen dient der Reproduktion, der Elimination von Schadstoffen und der Regulierung des Flüssigkeitshaushaltes des Körpers. Zum Urogenitalsystem werden die Nieren, die Harnleiter (Ureteren), die den von den Nieren filtrierten Urin in die Harnblase führen, die Harnblase und die Harnröhre (Urethra) sowie die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane gezählt.

Die Rolle der Nieren im Urogenitalsystem

Zum Ausscheidungsapparat gehören die Nieren, die Harnleiter, die Harnblase und die Harnröhre. Geschlechtsspezifisch unterschiedlich ist die Länge und Positionierung der Harnröhre. Die Nieren befinden sich ausserhalb der Bauchkörperhöhle, eingebettet in das sogenannte retroperitoneale Gewebe.

Nierenfunktion und Filtration

Die Hauptfunktion der Nieren ist die Elimination von wasserlöslichen Schadstoffen. Von den Nierenkörperchen (Glomeruli), wo das Blut filtriert wird, gelangt der Primärharn in ein Schleifensystem, wo er konzentriert wird und von dem aus er in das Nierenbecken und die Harnleiter abgeleitet wird. Die Elimination von Schlackstoffen über die Glomeruli in der Nierenrinde ist der erste Schritt. Das Blut gelangt von den Nierenarterien zu den Nieren und wird über kleinere Arterien zu den Glomeruli geführt.

Die Glomeruli in der Niere sind knäuelartige Blutgefässe, in denen über den herrschenden hydrostatischen Druckunterschied sehr viel Wasser und andere wasserlösliche Substanzen aus dem Blut „ausgepresst“ und in ein Schleifensystem der Niere befördert werden. Im Schleifensystem der Niere werden hauptsächlich Wasser und lebenswichtige Mineralstoffe in die Blutzirkulation wieder aufgenommen, so dass der ausgeschiedene Urin hochkonzentriert ausgeschieden wird. Bis zu 99 % des in den Glomeruli filtrierten Wassers und rund 90 % der im Primärharn gelösten Stoffe werden in der Niere rückresorbiert.

Einflussfaktoren auf die Urinmenge

Die ausgeschiedene Urinmenge hängt erstens davon ab, wie gut die Niere durchblutet ist, zweitens davon ab, wie viel Wasser insgesamt pro Tag aufgenommen wird, und drittens von der hormonellen Steuerung des Wasser- und Elektrolyhaushaltes in der Niere. Das antidiuretische Hormon (ADH), das von der Hirnanhangsdrüse abgegeben wird, ist verantwortlich für die Steuerung dieses Prozesses der Wasserrückresorption in der Niere. Die Nierenkörperchen (Glomeruli) sind die zentralen Filtrationseinheiten der Nieren.

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In den Glomeruli wird praktisch Flüssigkeit (Wasser, Salze, Schlackstoffe usw.) aus dem Blut mit Druck in die Niere ausgepresst. Das Nephron ist eine funktionelle Einheit in der Niere, die aus dem Nierenkörperchen (Glomerulus) und einem Schleifensystem gebildet wird, in dem zuerst der Primärharn filtriert wird und anschliessend im Schleifensystem zum Sekundärharn hochkonzentriert wird. Im Schleifensystem wird über 99 % der Flüssigkeit des Primärharns rückresorbiert und dem Blut zurückgeführt.

Hormonelle Steuerung der Nierenfunktion

Die Nierenfunktion ist nicht nur hormonell fremdgesteuert, sondern die Niere selbst ist auch ein Organ, das Hormone in den Organismus abgibt. Im Bereich der Glomeruli im Nierengewebe wird das Hormon Renin freigesetzt, das über die beiden Hormone Angiotensin und Aldosteron den Blutdruck und den Mineralstoffhaushalt reguliert. Renin und Angiotensin gehören zu einem Enzym-Kaskadensystem, das einen direkten Einfluss auf den Spannungszustand der Arterien hat und somit direkt den Blutdruck beeinflusst.

Aldosteron, das aus der Nebennierenrinde ausgeschüttet wird, fördert ferner die Mineralsalz-Wiederaufnahme (vor allem Natrium) in der Niere. Die Niere produziert auch ein weiteres sehr wichtiges Hormon für die Blutbildung, nämlich das Erythropoietin, kurz „Epo“, das häufig für die unerlaubte Leistungssteigerung (Doping) bei Sportlern verwendet wird.

Krankheitsbilder bei Nierenfunktionsstörung

Bei einer gestörten Funktion der Niere können sich verschiedene Krankheitsbilder entwickeln (Diabetes insipidus, Blutarmut, Blutdruckstörungen, Mineralhaushaltsstörungen). Ein Leben ohne Niere hingegen ist mittel- und langfristig gar nicht möglich, da Schlackstoffe wie Harnstoff ohne dieses Organ nicht ausgeschieden werden können, was zu einer Vergiftung führen würde. In diesen Fällen kann nur eine regelmässige Blutwäsche (Dialyse) den Nierenkranken helfen, zu überleben.

Das endokrine System der Niere

Die Niere ist auch ein wichtiges endokrines Organ. Das Renin aus der Niere fördert die Transformation von Angiotensinogen in Angiotensin I, das in einem zweiten Schritt durch das Angiotensin-Converting-Enzym in Angiotensin II transformiert wird. Das Angiotensin II hat eine starke vasokonstriktorische Wirkung und stimuliert die Natrium-Rückresorption in der Niere. Angiotensin II fördert die Aldosteronfreisetzung aus den Nebennieren und fördert somit zusätzlich die Natrium-Rückresorption.

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Die Harnblase: Funktion und Aufbau

Der von den Nieren ausgeschiedene Urin fliesst über das Nierenbecken in die Ureteren und anschliessend in die Harnblase. Die Ureteren haben keine spezielle Funktion, ausser dass sie den Urin leiten. Die Harnblase hingegen ist ein hochspezialisiertes Organ und nicht einfach ein Beutel, in dem der Urin angesammelt wird. Dass wir nicht jede halbe Stunde Wasserlassen müssen, verdanken wir der Harnblase, die die Fähigkeit hat, sich an das Urinvolumen anzupassen.

Eine Harnblase kann 0,5 bis 0,75 Liter Urin fassen, bis ein starker Harndrang gespürt wird. Diese Fähigkeit der Harnblase, sich an unterschiedliche Harnvolumina anzupassen, verlangt nach einem speziellen Aufbau der Harnblasenwand. Die Niere filtriert das Blut, und nach einem Konzentrationsprozess im Schleifensystem der Niere gelangt der Urin in das Nierenbecken, den Harnleiter und in die Harnblase. In der Harnblase wird der Urin aufgefangen. Die Harnblase ist sehr gut dehnbar und kann bis zu 750 ml Harn enthalten.

Aufbau des Blasenepithels

Von innen betrachtet kommen im Blasenepithel verschiedene Schichten vor. Direkt in Kontakt mit dem Urin ist eine schützende Glykosaminoglykanschicht, die hauptsächlich aus Hyaluronsäure, Chondroitinsulfat, Heparansulfat und Dermatansulfat besteht. Das Urothel besteht aus verschiedenen Epithelzellschichten, worunter grundsätzlich drei Arten von Zellen unterschieden werden. Die Basalzellen befinden sich angrenzend an die Basalmembran und liefern jeweils neue Zellen nach.

Die Intermediärzellen stellen eine mehrschichtige Epithelschicht dar, die von den oberflächlichen Schirmzellen abgeschlossen wird. Die Schirmzellen, die direkt unter der Glykosaminoglykanschicht liegen, sind die funktionell wichtigsten Zellen des Urothels, da sie eine ausgesprochene „Dehnbarkeit“ besitzen. Mikroskopisch betrachtet fallen diese Schirmzellen durch eine quasi sechseckige Form auf. Funktionell wichtig sind sie, weil sie zusammen mit der Glykosaminoglykanschicht die Oberfläche des Epithels, bei Füllung der Harnblase, vergrössern können, ohne dass zwischen den Zellen toxische Substanzen eindringen können.

Das Urothel weist eine relativ langsame Erneuerungsrate von drei bis sechs Monaten auf. Unterhalb des Urothels ist die Lamina propria (ein bindegewebiges Geflecht, an dem die Epithelzellen befestigt sind) ein lockeres Gewebe, das Bindegewebszellen, Intermediärzellen (eine Art von Bindegewebszellen, die im Verbund eine gewisse Kontraktionsfähigkeit besitzen), Blutgefässe und Nervenfasern enthält. Dieses lockere Bindegewebe ist mit sensiblen Nervenfasern durchdrängt.

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Einige dieser sensiblen Nervenfasern reichen sogar bis in die Urothelschichten hinein. Die Blasenwand ist ein sehr komplexes Gebilde mit unterschiedlichen Schichten. Die innerste Schicht des Blasenepithels (Urothel) ist von einer sogenannten Glykosaminoglykanschicht überzogen, die hauptsächlich aus Chondroitinsulfat und Hyaluronsäure besteht. Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat sind sehr grosse Moleküle, die geladen sind und deshalb geladene (polare) Stoffe wie Kalium-, Natriumionen oder Harnstoff abstossen und so vom Urothel fernhalten.

Diese Zellen sind für die Funktion des Blasenepithels wichtig, da sie aufgrund der Zellmembranstruktur in der Lage sind, bei Füllung der Blase eine grössere Oberfläche zu bilden, ohne dabei durchlässig für den Urin zu werden. Die oberste Schicht der Schirmzellen zusammen mit den Glykosaminoglykanen gewährt, dass das Urothel undurchlässig für Stoffe im Urin ist.

Die Entleerung der Harnblase (Miktion)

Die Entleerung der Harnblase (Miktion) unterliegt dem vegetativen (unwillkürlichen) Nervensystem (Sympathikus und Parasympathikus) und kann selbstverständlich auch durch das willkürliche Nervensystem kontrolliert werden. Ein bestimmter Harndrang, der sich mit der Füllung der Harnblase entwickelt, kann bis zu einem bestimmten Grad durch die willkürlich kontrollierte Muskulatur des äusseren Schliessmuskels der Harnblase kontrolliert werden. Dieser Prozess wird mit dem Alter erlernt und gehört zur natürlichen Entwicklung jedes Kindes.

Der Blasenentleerungsreflex verläuft über Neuronen, die im Bereich des Sakralmarkes (der unterste Teil des Rückenmarks) liegen. Durch die Füllung der Harnblase werden Dehnungsrezeptoren in der Blasenwand aktiviert und folglich über afferente Fasern im Rückenmark parasympathische (vegetative) Nervenfasern aktiviert, die zu einer Erschlaffung des äusseren Schliessmuskels der Urethra und zur Kontraktion des Musculus detrusor vesicae führen.

Dieser Muskel besteht aus einer glatten Muskulatur und ist für die Entleerung der Blase zuständig. Der Miktionsprozess ist auch willkürlich kontrollierbar, dank der neuronalen Verbindung über das Rückenmark zum oberen Hirnstamm und zur Grosshirnrinde. Bei Rückenmarksschädigungen geht die Kontrolle über die Blase verloren. Auch die reflektorische Entleerung geht nach einer Verletzung des Rückenmarks verloren.

Innerhalb von wenigen Wochen nach der akuten Rückenmarksverletzung erschlafft die Harnblase und es kann zur Urinretention mit entsprechenden pathologischen Veränderungen im Urothel und vermehrt zu Blaseninfektionen kommen. Monate nach der akuten Rückenmarksverletzung stellt sich jedoch ein Syndrom der Reflexblase ein, bei der auch schon nur geringe Mengen an Urin zu Harndrang führen.

Bei Querschnittsgelähmten wird dieser akute Harndrang mit gezielten Botulinumtoxin-Injektionen gehemmt, worauf es zu einer chronischen Erschlaffung der Harnblase kommt. Bedingt durch die daraus folgende Urinretention steigt bei Querschnittsgelähmten auch das Risiko von rezidivierenden Harnblaseninfekten. Das Harnlassen bzw. die Harnretention sind komplex verschaltete neuronale Verbindungen, die zum Teil erlernt werden müssen. Die Harnblase besitzt die Fähigkeit, sich zu dehnen und einem gewissen Füllungszustand zu widerstehen, so dass eine Kontinenz gewährleistet ist.

Über die Harnröhre (Urethra) wird dank der reflektorischen Kontraktion des Musculus detrusor vesicae und der Erschlaffung des Musculus sphincter vesicae der Urin ausgeschieden. Die Harnröhre ist bei der Frau mit etwa 4 Zentimetern viel kürzer als beim Mann (20 Zentimeter). Von der Harnblase ausgehend endet sie bei der Frau direkt oberhalb der Vulva, also am Eingang der Vagina. Die Harnblase ist ein extrem gut dehnbarer Behälter. Diese Flexibilität der Harnblase beruht auf der Beschaffenheit der Blasenwand und des Blasenepithels.

Hormone: Botenstoffe des Körpers

Hormone sind chemische Botenstoffe im Körper. Sie übermitteln Informationen und regulieren zahlreiche Körpervorgänge wie Stoffwechsel, Ernährung, Atmung, Blutdruck, Salz- und Wasserhaushalt, Sexualfunktionen und Schwangerschaft. Hormone sind Signal- oder Botenstoffe, die in spezialisierten Zellen gebildet und dann ins Blut abgegeben werden. Sie entfalten ihre Wirkung entweder an den Zellen, in denen sie gebildet wurden, oder an mehr oder weniger weit entfernten Zellen.

Bildungsorte von Hormonen

Gebildet werden die Hormone von spezialisierten Zellen in verschiedenen Organen. Dazu zählen zum Beispiel die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), die Schilddrüse und die Nebenschilddrüsen, die Nebennieren (Mark und Rinde), die sogenannten Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse und die Keimdrüsen (Eierstöcke, Hoden).

Die Hormondrüsen bilden ein komplexes Netzwerk, das die Entwicklung und Funktion des Körpers in vielfältigster Weise reguliert und steuert. In diesem Netzwerk - dem Hormonsystem - können sich verschiedene Hormondrüsen je nach Bedarf gegenseitig stimulieren oder bremsen.

Aufgaben von Hormonen

Hormone haben Wirkungen vielfältiger Art. An ihrem Zielort lösen sie sogenannte Primärreaktionen aus, wie zum Beispiel die Bildung bestimmter Enzyme. Diese Primärreaktionen setzen ihrerseits Sekundärreaktionen in Gang, über die sich letztlich die eigentliche Hormon-Wirkung entfaltet.

Auf diese Weise bewirkt beispielsweise das Hormon Insulin eine Senkung des Blutzuckerspiegels; das Adrenalin steigert den Blutdruck, und das männliche Geschlechtshormon Testosteron sorgt unter anderem für die Spermienreifung. Bei all diesen Reaktionen werden die Hormone selbst nicht verbraucht.

Wichtige Hormone im Überblick

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über wichtige Hormone, ihren Bildungsort und ihre Hauptaufgaben:

Name Bildungsort Wirkung
ACTH Hypophysenvorderlappen Regt die Nebennierenrinde zur Ausschüttung von Glukokortikoiden (wie Cortisol) an
ADH Hypophysenhinterlappen Fördert die Rückresorption von Wasser in den Nieren und erhöht den Blutdruck
Adrenalin Nebennierenmark Erhöht den Blutdruck, fördert den Abbau von Glykogen und erhöht damit den Blutzucker
Aldosteron Nebennierenrinde Bremst die Flüssigkeitsausscheidung über die Nieren und erhöht so den Blutdruck
Androgene Hoden (und Nebennierenrinde) u.a. wichtig für die Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale und die Spermienproduktion
FSH Hypophysenvorderlappen Wichtig für die Reifung der Eizellen und Spermien
Glukagon Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse erhöht den Blutzuckerspiegel
Insulin Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse senkt den Blutzuckerspiegel
Kortisol Nebennierenrinde u.a. erhöht es den Blutzucker und Blutdruck, fördert den Abbau von gespeicherten Fetten und Eiweissen, wirkt entzündungshemmend
Lipotropin Hypophysenvorderlappen fördert den Abbau von gespeicherten Fetten
Melatonin Epiphyse (Zirbeldrüse) steuert den Tag-Nacht-Rhythmus
Noradrenalin Nebennierenmark verengt die Gefässe und erhöht so den Blutdruck, steigert die Herzdurchblutung
Östrogen Eierstöcke, während der Schwangerschaft auch in der Plazenta wichtig für die Ausbildung der weiblichen Geschlechtsmerkmale und den Menstruationszyklus
Oxytocin Hypophysenhinterlappen löst bei der Geburt die Wehen aus und sorgt für den Milcheinschuss in der Stillzeit
Progesteron Eierstöcke, während der Schwangerschaft auch in der Plazenta wichtig für Vorbereitung und Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft
Somatostatin Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse hemmt die Ausschüttung vieler Hormone (STH, Insulin, Glukagon etc.)
STH Hypophysenvorderlappen fördert das Wachstum und die Bereitstellung von Energie (u.a. durch gesteigerten Fettabbau)
T3 und T4 Schilddrüse steigern die Herzarbeit, die Körpertemperatur, den Abbau von Fetten und Glykogen (Speicherform der Kohlenhydrate), fördern das Wachstum und die Hirnreifung
TSH Hypophysenvorderlappen fördert das Wachstum der Schilddrüse und die Produktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4

Störungen des Hormonsystems

Die Bildung und Funktion von Hormonen kann in unterschiedlichster Weise gestört sein - oft mit weitreichenden Folgen für den ganzen Organismus. Hier einige Beispiele:

  • Diabetes mellitus: Beim Diabetes Typ I produziert der Körper zu wenig oder gar kein Insulin. Beim Diabetes Typ 2 dagegen reagieren die Körperzellen zunehmend unempfindlich auf Insulin.
  • Wachstumshormonmangel: Besteht in der Kindheit ein Wachstumshormonmangel (Mangel an Somatotropin), kommt es zu Kleinwuchs. Bei einem Somatotropin-Überschuss im Kindesalter resultiert Riesenwuchs (Gigantismus).
  • Schilddrüsenüberfunktion: Bei einer Schilddrüsenüberfunktion werden die beiden Hormone T3 und T4 vermehrt ins Blut abgegeben. Häufige Symptome sind etwa Gewichtsabnahme trotz Heisshunger, Schlafstörungen, Zittern, Überempfindlichkeit gegenüber Wärme, verstärktes Schwitzen und Herzrasen.
  • Schilddrüsenunterfunktion: Bei einer Schilddrüsenunterfunktion mangelt es an Schilddrüsenhormonen. Das führt unter anderem zu Gewichtszunahme, Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit und Verstopfung.
  • Cushing-Syndrom: Eine erhöhte Produktion von Kortisol findet man beim Cushing-Syndrom. Dieses Krankheitsbild geht unter anderem mit Stammfettsucht, einem Vollmondgesicht und einem „Stiernacken“ einher.
  • Addison-Krankheit: Bei der Addison-Krankheit (Morbus Addison) produziert die Nebennierenrinde zu wenig Hormone (wie Cortisol und Aldosteron).

Abendlicher Durst und ADH

Oft bekommen wir abends vor dem Schlafengehen noch einmal Durst - selbst wenn wir zuvor genug getrunken haben. Viele Menschen haben abends vor dem Schlafengehen Durst - auch wenn sie genug getrunken haben. Der Grund dafür ist meist nicht Flüssigkeitsmangel, sondern unsere innere Uhr. Sie sorgt dafür, dass wir vorsorglich trinken, um in der Nacht keinen Wassermangel zu erleiden. Das Hormon Vasopressin spielt dabei eine zentrale Rolle.

Das abendliche Trinkverlangen wird als Abenddurst bezeichnet. Viele Menschen kennen das. Sie bekommen vor dem Schlafengehen regelmässig Durst. Und zwar auch dann, wenn sie zuvor viel getrunken haben. Kurz vor der Schlafphase werden einige Zellen der inneren Uhr jeweils besonders aktiv. Sie steuern dann die Ausschüttung des Peptidhormons Vasopressin, das wiederum auf das Durstzentrum wirkt.

Das auch ADH genannte Hormon (Antidiuretisches Hormon) sorgt dafür, dass wir Flüssigkeit speichern können. Es wird auch dann ausgeschüttet, wenn im Alltag der Flüssigkeitshaushalt runtergeht. Das Resultat ist dasselbe wie beim Abenddurst: Das Bedürfnis, zu trinken, wächst.

Bettnässen und ADH

In manchen Fällen wird das Hormon ADH (antidiuretisches Hormon) ungenügend ausgeschüttet. ADH reguliert den Elektrolyt- und Wasserhaushalt. Der Botenstoff der Hirnanhangdrüse wird in einem von der Tageszeit bestimmten Rhythmus in die Blutbahn abgegeben und drosselt in der Nacht die Harnproduktion, so dass normalerweise nur etwa halb so viel Urin produziert wird wie am Tag.

Gemäss internationaler Therapieleitlinien wird u.a. dann eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen, wenn das Hormon ADH (antidiuretisches Hormon) ungenügend ausgeschüttet wird. Das Hormon kann synthetisch hergestellt werden und wird in einer modifizierten Variante unter den Bezeichnungen Desmopressin, Minirin, Nocutil u.a. in der Medizin gebraucht.

Diabetes insipidus

Klagt ein Patient über Zunahme der Harnausscheidung und vermehrten Durst, so denken wir eher an einen Diabetes mellitus als an einen Diabetes insipidus. Tatsächlich ist der Diabetes insipidus mit einer Prävalenz von 3/100'000 eine seltene Erkrankung, seine Leitsymptome Polyurie (Urinvolumen von über 3 Litern oder 50 ml/kg Körpergewicht pro 24 Stunden), Polydipsie (Trinkmenge von über 3,5 Litern pro 24 Stunden), Nykturie und - bei Kindern - Enuresis nocturna können jedoch die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Bei Diabetes insipidus besteht ein Missverhältnis zwischen hoher Serum-Osmolalität und niedriger Urin-Osmolalität, weil die Nieren nicht oder nur in ungenügendem Masse fähig sind, den Urin durch Wasserrückresorption zu konzentrieren. Als wichtigste Regulatoren des Wasserhaushaltes sind das Durstgefühl und das antidiuretische Hormon (ADH, Vasopressin) dafür besorgt, dass die Serum-Osmolalität im Bereich von 285 bis 295 mmol/kg geringen Schwankungen unterworfen ist.

Die Rolle von ADH bei Diabetes insipidus

Ein Anstieg der Serum-Osmolalität wird von zwei verschiedenartigen hypothalamischen Osmorezeptoren wahrgenommen. Die einen vermitteln die ADH-Sekretion, die anderen das Durstgefühl, wobei die ADH-Sekretionsschwelle unter physiologischen Bedingungen niedriger ist als die Durstschwelle.

Das Nonapeptid ADH wird von Nervenzellen in den supraoptischen und paraventrikulären Kerngebieten des Hypothalamus produziert, über Nervenfasern in den Hypophysen-Hinterlappen befördert, dort in den Nervenendigungen gespeichert und bei Bedarf ins Blut ausgeschüttet. Normalerweise findet sich eine direkt proportionale Beziehung zwischen Serum-Osmolalität, ADH-Konzentration im Serum und Urin-Osmolalität.

Die ADH-Sekretion wird ausserdem von weiteren Stimuli wie eine Hypovolämie und Brechreiz beeinflusst. Das ADH geht eine reversible Verbindung mit vaskulären Vasopressin-V1-Rezeptoren und renalen Vasopressin-V2-Rezeptoren ein. Die Verbindung mit den V2-Rezeptoren führt über mehrere biochemische Schritte zur Öffnung von Wasserkanälen, sogenannten Aquaporinen, und damit zu einer Zunahme der Wasserpermeabilität des Sammelrohres.

Die Wassermoleküle gelangen passiv, entlang einem osmotischen Gradienten aus dem Tubuluslumen in das Niereninterstitium und werden danach in die Blutbahn resorbiert. In geringerem Masse trägt die Interaktion des ADH mit den V1-Rezeptoren über eine Konstriktion medullärer Nierenarterien zur antidiuretischen Wirkung bei.

Formen des Polydipsie-Polyurie-Syndroms

Vier pathophysiologisch unterschiedliche Formen des Polydipsie-Polyurie-Syndroms lassen sich voneinander unterscheiden:

  • Zentraler Diabetes insipidus (ZDI): Gekennzeichnet durch die Insuffizienz ADH-produzierender Neuronen, auf einen Anstieg der Serum-Osmolalität mit adäquater Sekretion zu reagieren.
  • Nephrogener Diabetes insipidus (NDI): Die Nieren sprechen nur teilweise oder gar nicht auf ADH an, man spricht von ADH-Resistenz.
  • Diabetes insipidus in der Schwangerschaft: Beruht auf einer vermehrten Freisetzung des Enzymes Vasopressinase aus der Plazenta, was einen beschleunigten Abbau von ADH zur Folge hat.
  • Primäre Polydipsie: Die Polyurie ist nicht Ursache, sondern Folge des gesteigerten Flüssigkeitskonsums.

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