Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Dieses Datum, das 1987 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen wurde, erinnert an die gravierenden Folgen des Rauchens. Kampagnen verschiedener Organisationen motivieren zum Rauchstopp.
Dr. Kersten Borchert, stellvertretender Ärztlicher Direktor der AMEOS Klinika Aschersleben und Staßfurt und Chefarzt der Klinik für Hämatologie und Onkologie, kennt die gesundheitlichen Risiken als Mediziner sehr genau.
Gesundheitliche Risiken des Rauchens
Rauchen ist für eine Vielzahl von Erkrankungen verantwortlich. Im Grunde haben jeder Arzt und jede Ärztin mit dem Thema Rauchen zu tun. Ganz vorn stehen mit Sicherheit die Lungen- und Herz-Kreislauferkrankungen. Daneben gibt es zahlreiche weitere Erkrankungen, die man gar nicht sofort mit dem Rauchen in Verbindung bringt. So ist beispielsweise das Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken, bei Raucher*innen deutlich erhöht. Auch das Auftreten von Typ2-Diabetes wird durchs Rauchen begünstigt.
Allerdings zeigen sich viele Krankheiten nicht sofort, sondern erst mit größerer zeitlicher Verzögerung, zum Teil von Jahrzehnten. Zudem haben Raucher*innen im Fall einer Covid-19 Infektion ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf der Krankheit, weil die Lunge und andere Organe durchs Rauchen stark vorgeschädigt sind.
Erholung des Körpers nach Rauchstopp
Kann sich der Körper eines Rauchenden von diesen Schädigungen auch wieder erholen? Die Lungenfunktion ehemaligen Raucher*innen ist 20 Jahre nach dem Rauchverzicht soweit wieder hergestellt, als hätte die Person niemals geraucht. Gleiches gilt für Krebserkrankungen, wo sich das Risiko, an Krebs zu erkranken, nach zwei Jahrzehnten ohne Zigaretten, ebenfalls wieder auf dem Niveau von Nichtraucher*innen bewegt.
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Wir haben mittlerweile die Chance, gesund und fit alt zu werden. Wer allerdings weiter raucht, senkt die eigene Lebenserwartung und ist im Alter weniger fit und gesund. Schuld sind die Begleiterkrankungen des Rauchens.
Entwicklung des Rauchverhaltens
Statistiken zeigen auf, dass die Anzahl verkaufter Zigaretten und Drehtabaken seit einigen Jahren rückläufig ist. Für Wasserpfeifen, so genannte Shishas, und E-Zigaretten gilt eher das Gegenteil. Wie hat sich das Rauchverhalten in den letzten zwei Jahrzehnten entwickelt?
Es ist tatsächlich ganz interessant, dass gerade bei jungen Menschen, also der Altersgruppe bis 25 Jahre, der Anteil der Zigarettenrauchenden dramatisch abgenommen hat. Mitte der Neunzigerjahre hat in der Altersgruppe der 12- bis 25-Jährigen die Hälfte der Jugendlichen und jungen Erwachsenen geraucht. Dieser Anteil liegt jetzt bei unter 20 Prozent. Allerdings sind Verdampfer und Shisha-Pfeifen nicht in allen Statistiken mit aufgeführt, was diesen positiven Trend ein wenig verwässert. Es fehlen verlässliche Daten, wie viele Tabakraucher*innen auf E-Zigaretten umgestiegen sind, anstatt ganz aufzuhören.
Sind E-Zigaretten und Shishas weniger schädlich?
Die Langzeitfolgen sind noch gar nicht richtig abschätzbar. Was wir mit Sicherheit sagen können, ist dass die Inhaltsstoffe von E-Zigaretten keinesfalls unschädlich sind. Experimentelle Daten zeigen bereits jetzt, dass bestimmte Inhaltsstoffe von E-Zigaretten Krebs auslösen können. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat bereits ein klares Votum gefällt und stuft E-Zigaretten als gesundheitsgefährdend ein.
Aufklärung und Prävention
Wie kann gute Aufklärungsarbeit funktionieren? Als sehr wirksam hat sich die Aufklärungsarbeit in Schulen erwiesen. Das sieht man daran, dass immer mehr Jugendliche gar nicht erst mit dem Rauchen anfangen. Auch ist die Förderung von Entwöhnungsprogrammen ein wichtiger Baustein. Vorhandene Programme der Krankenkassen sollten in diesem Punkt unbedingt fortgesetzt werden.
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Dass in Deutschland jedoch Bedarf an weiteren Maßnahmen zur Eindämmung des Rauchens besteht, zeigt die so genannte Tabak-Kontroll-Skala, die das Rauchverhalten in europäischen Staaten miteinander vergleicht. In dieser Liste wurde Deutschland seit dem Jahr 2007 kontinuierlich herabgestuft, da nicht ausreichend Maßnahmen zur Tabakkontrolle ergriffen worden sind. 2019 belegte Deutschland sogar den letzten Platz.
Der Maßnahmenplan des Landes „Sachsen-Anhalt atmet auf“ ist gut gewählt, weil er nicht mit Verboten oder Verzicht arbeitet, sondern eine einfache Botschaft transportiert: Es ist toll, nicht zu rauchen, denn dann kann ich aufatmen. Der Weltnichtrauchertag ist das perfekte Datum, um solche Vorhaben ins Rampenlicht zu rücken.
Wege zum Rauchstopp
Wie kann das Aufhören gelingen? Der erste Tipp ist ein Gespräch in der hausärztlichen Praxis. Auf jeden Fall sollte man sich auch Unterstützung von der Familie und dem Freundkreis holen. Aufhören erfordert in vielen Fällen eine Umstrukturierung des Tagesablaufs. Hausärzt*innen und Krankenkassen kennen viele Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen.
Unterstützungsangebote
Wer mit dem Rauchen aufhören möchte, findet zahlreiche Unterstützungsangebote. Diese reichen von Gruppentherapien, die vor Ort stattfinden, bis zu internetbasierten Ausstiegsprogrammen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet unter der kostenlosen Rufnummer 0800 - 831 31 31 eine niedrigschwellige Erst-Unterstützung an, die weitere Anlaufstellen vermittelt.
Rauchverhalten im Wandel der Zeit
Die folgende Tabelle zeigt die Veränderung des Rauchverhaltens in Deutschland:
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| Zeitraum | Anteil der Raucher (Erwachsene) | 
|---|---|
| Vor der Jahrtausendwende | 36,8 % | 
| Heute | ca. 22,4 % | 
Besonders deutlich sinkt der Anteil Rauchender unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
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