Glücksspielsucht ist eine besonders unauffällige Sucht. Man riecht nichts, man sieht nichts, und doch ist da irgendwas. Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl. Im Gegensatz zu anderen Süchten ist sie eine unauffällige Sucht.
Bei einer Sucht nach Substanzen (z.B. Alkohol) gibt es häufig deutlichere Hinweise, wie viele leere Flaschen von Alkohol, den Geruch nach Alkohol, der dem Betroffenen anhängt oder vermehrtes Lallen. Da Anzeichen für Geldspielsucht lange kaum erkennbar und subtil sind, ist es für das Umfeld schwierig, eine Glücksspielsucht zu erkennen.
Erkennungsmerkmale einer Glücksspielsucht
Die aufgeführten Anzeichen können, müssen aber nicht Merkmale einer Glücksspielsucht sein. Die Ursache der beobachteten Verhaltensweisen kann auch ein anderes Problem sein. Beobachten Sie eines oder mehrere dieser Anzeichen, lohnt es sich, mit dem/der Betroffenen ein klärendes Gespräch zu führen.
- Es fehlt ohne ersichtlichen Grund Geld: Unbezahlte Rechnungen, häufiges Abheben von Geldbeträgen, Leihen von Geld bei Angehörigen oder Freunden und keine schlüssigen Erklärungen für das fehlende Geld können Erkennungsmerkmale einer Glücksspielsucht sein.
 - Unruhe, Gereiztheit oder Niedergeschlagenheit: Können Symptome einer Glücksspielsucht sein (psychische Entzugssymptome).
 - Geistige Abwesenheit: Die Person ist häufig geistig abwesend. Glückspielsüchtige sind in Gedanken immer beim Glücksspiel oder überlegen sich, wie sie zu Geld kommen können, um zu spielen.
 - Fehlende Zeit: Nebst einem immer höheren Geldeinsatz ist auch die vermehrte Zeit, die für das Glücksspiel investiert wird, auffällig. Dabei werden andere Interessen und Pflichten vernachlässigt.
 
Die Entwicklung einer Glücksspielsucht
Die Glücksspielsucht kann sich eine Zeit lang leicht versteckt und verborgen vor anderen Menschen entwickeln. Es gibt zunächst keine auffälligen äusserlichen körperlichen Veränderungen bei glücksspielsüchtigen Personen. Häufig merken Spielsüchtige zu spät, dass ihr Spielverhalten Probleme mit sich bringt.
Je früher die Abhängigkeit von Glücksspielen erkannt wird, desto besser sind die Behandlungschancen in Form einer Therapie. Die Entwicklung einer Glücksspielsucht erfolgt oft prozesshaft, ähnlich wie die Suchtentwicklung bei psychoaktiven Substanzen (wie Alkohol, Tabak, illegale Drogen).
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Stadien der Glücksspielsucht
- Erstes Stadium: Im ersten Stadium reizen Spielende Nervenkitzel und Euphorie dem Geldspiel nachzugehen. Die ersten Erfahrungen mit Glücksspielen finden oft eher zufällig in der Freizeit statt. Grössere oder mehrere kleinere Gewinne führen zu positiven Gefühlen. Über 75% der Spielsüchtigen haben am Anfang ihres Glücksspielverhaltens gewonnen. Gewinne werden als persönliche „Erfolgserlebnisse“ bewertet, immer stärkere Gewinn-Erwartungen entwickeln sich. Es werden noch höhere Beträge gesetzt, um mehr zu gewinnen.
 - Zweites Stadium: Im zweiten Stadium wird das Geldspiel für Betroffene immer mehr eine Gewohnheit beziehungsweise Leidenschaft. Allmählich wird das Spielen intensiver und häufiger. Die Gedanken, wann und wie das nächste Mal wieder gespielt werden kann, beherrschen die Spielenden. Das inzwischen leidenschaftliche Spielen führt dazu, dass mehr Geld verloren als gewonnen wird. Finanzielle Probleme können sich einstellen und die Geldbeschaffung für das Spielen wird zur Herausforderung. Das Glücksspiel wird auch eingesetzt, um z.B. innere Unruhe, Angespanntheit oder den „grauen Alltag“ zu vergessen. Die betroffenen Personen beginnen damit, ihr häufiges Spielen zu verheimlichen und fangen an, sich Geld zu leihen. Es kommt zu Problemen in vielen Lebensbereichen, z.B.
 - Drittes Stadium: Im dritten Stadium wird das Geldspiel zu einem Zwang und bestimmt das Leben der Betroffenen. Es hat sich zu einer Sucht entwickelt. Der zwanghafte Drang zu spielen führt zu wiederholtem finanziellen Totalverlust. Alle finanziellen Mittelwerden eingesetzt und verloren, die Betroffenen sind getrieben von der falschen Überzeugung, die Verluste wieder zurück zu gewinnen. Um ihre häufige Abwesenheit (von Zuhause oder der Arbeit) oder ihre Geldprobleme zu erklären, erfinden Glücksspielsüchtige oft Lügen. Das Spielen hat eine Eigendynamik entwickelt. Die Spielenden fühlen sich wie ferngesteuert, haben die Kontrolle verloren und befinden sich in einer Abhängigkeit zum Glücksspiel. „Pathologische (= krankhafte) Glücksspieler- und Spielerinnen“ versprechen sich selbst und anderen immer wieder, mit dem Spielen aufzuhören. Daran scheitern sie oft, was zu Selbstverachtung und Verzweiflung führen kann. Die finanzielle Katastrophe lässt sich häufig kaum mehr vor Familie und Freunden verbergen, geschweige denn aufhalten.
 
Wie Glücksspiel das Gehirn beeinflusst
Umso häufiger ein Verhalten ausgeführt wird, umso mehr festigen sich die neuronalen Netzwerke im Gehirn. Sind diese mit positiven Emotionen gekoppelt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dieses Verhalten erneut auszuführen. Auch Reize rund um das Verhalten (bspw. blinkende Automaten) werden abgespeichert. Diese lösen automatisch die Lust zu Spielen aus.
Dopamin ("Glückshormon") ist der Belohnungs-Botenstoff. Er wird vom Körper bei positiven Erlebnissen ausgeschüttet (bspw. feines Essen, ein schöner Abend mit Freunden, Sex usw.). Auch bei einem Glücksspiel-Gewinn wird Dopamin ausgeschüttet und löst Zufriedenheit und Freude aus. Dieses Erlebnis möchte man wiederholen und spielt weiter. Irgendwann lösen bereits die Erwartung eines Gewinns und Glücksspiel-Umgebungsreize eine Aktivierung des Belohnungszentrums aus.
Mit der Zeit verlieren die positiven Effekte im Gehirn jedoch an Wirkung. Das Belohnungssystem stumpft ab. Um denselben Effekt zu erreichen, muss intensiver gespielt werden. So geht man höhere Risiken ein oder muss mehr Zeit investieren, um das anfängliche Glücksgefühl erneut zu erreichen. Bei Spielsüchtigen verliert die erlebte Belohnung durch Gewinne immer mehr an Reiz, die empfundene Belohnung wird nun durch das Spielen selbst und durch die Erwartung eines Gewinns in Gang gesetzt.
Das Lustzentrum im Gehirn spielt auch bei Substanzkonsum eine Rolle: Diese greifen in unterschiedlicher Weise in das Lustzentrum ein und bewirken, dass dieses stärker und länger aktiviert wird. Normale glücksauslösende Erlebnisse mit geringerer Aktvierung werden im Vergleich zur Wirkung der Substanz unattraktiver. Gleichzeitig muss man die Dosis der Substanz mit der Zeit immer mehr steigern, um denselben Effekt zu erhalten (Toleranzentwicklung).
Untersuchungen haben gezeigt, dass Fast-Gewinne im Gehirn dieselben Regionen stimulieren, welche auch Gewinne aktivieren. Unser Gehirn macht also keine grossen Unterschiede, ob man tatsächlich gewonnen hat oder nur knapp daneben lag. Glücksspielautomaten bedienen sich bspw. diesem Prinzip: Es werden immer wieder kleinere Gewinne ausgeschüttet, so dass man das Gefühl hat, fast gewonnen zu haben (es fehlte bspw.
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Auswirkungen der Glücksspielsucht auf das Leben
Problematisches Spielverhalten kann alle Lebensbereiche eines Betroffenen beeinträchtigen. Oft werden grosse Geldsummen fürs Glücksspiel aufgewendet, die in keinem Verhältnis zum Einkommen des Spielenden stehen. Betroffene geraten nicht selten in einen Teufelskreis: Der Spielende verschuldet sich wegen des Glücksspiels, spielt aber weiter, um das verlorene Geld wieder zurück zu gewinnen.
Die Schulden werden immer grösser, die Betroffenen nehmen einen Kredit auf oder bitten Angehörige, ihnen Geld zu leihen. Spielende stehen dauerhaft unter Druck und befinden sich in einem ständigen Wechselbad der Gefühle zwischen Aufregung und Vorfreude aufs nächste Spiel und Frustration oder gar Aggression, in Momenten in denen nicht gespielt werden kann. Der Spieler/die Spielerin hat oft Schuldgefühle, die Niedergeschlagenheit nimmt weiter zu und das Selbstwertgefühl nimmt ab. Symptome einer Depression, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit sind mögliche Folgen.
Die Aufmerksamkeit der Betroffenen liegt vermehrt auf dem Geldspiel; für den Partner/die Partnerin, die Kinder und die Familie bleibt weniger Zeit. Das unvorhersehbare, launische und vielleicht gar gewalttätige Verhalten der oder des Spielenden haben einen negativen Einfluss auf die Atmosphäre in der Familie oder im Freundeskreis. Das Vertrauen der Angehörigen wird auf die Probe gestellt.
Das Geldspiel kann auch Auswirkungen auf das Berufsleben haben. Das Interesse an der Arbeit geht verloren, durch Schlaf- und Zeitmangel fehlen die Betroffenen immer öfters bei der Arbeit. Finanzielle Probleme, eine Zunahme von Frustration und Aggression, sowie berufliche und soziale Probleme können bei Betroffenen zunehmend starken Leidensdruck erzeugen, der bis hin zu Selbstmordgedanken reichen kann.
Auswirkungen auf Beziehungen und Familie
Je wichtiger das Glücksspielen für die Spielenden ist, desto schwieriger gestalten sich die Beziehungen zu den Angehörigen. Das Haushaltsbudget wird durch die Geldsummen, die der Spieler/die Spielerin für sein/ihr Glücksspiel einsetzt, stark belastet. Eine dauerhafte finanzielle Unsicherheit stellt sich ein.
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Geldspiel hat häufig auch einen negativen Einfluss auf die Beziehungen des/der Betroffenen mit seinem/ihrem Umfeld. Die Person, die um Geld spielt, isoliert sich, hat weniger Zeit und Aufmerksamkeit übrig für Familie und Freunde. Das Vertrauen wird auf die Probe gestellt, häufig lügt der/die Betroffene um seine/ihre Sucht zu verbergen, dies führt zu Spannungen in der Partnerschaft.
Auch Kinder spüren meistens, dass etwas nicht stimmt und leiden mit. Oft zieht sich die ganze Familie von ihrem sozialen Umfeld zurück, aus Angst, dass jemand merken könnte, was los ist. Somit verlieren auch die nahen Angehörigen wichtige Gesprächspartner und/Vertrauenspersonen, die ihnen ansonsten vielleicht helfen könnten, den nötigen Abstand zur Situation zu gewinnen.
Die Angehörigen von Spielenden fühlen sich einerseits verantwortlich für den/die Betroffene und möchten ihn/sie beschützen, und sind darum auch häufig bereit ihm/ihr Geld zu leihen. All diese Konflikte können bei den Angehörigen Gefühle der Erschöpfung, Ohnmacht und Schuld auslösen. Langfristig kann sich daraus ein depressiver Zustand entwickeln.
Die Angehörigen sind oft so sehr mit den Problemen des/der Betroffenen beschäftigt, dass sie nicht mehr in der Lage sind, für sich selbst Hilfe zu holen. Dies kann auch zu verschiedenen körperlichen Beschwerden wie z.B. Kopfschmerzen oder Schlafstörungen führen. Um ihren Kummer zu betäuben, greifen die Angehörigen manchmal auch zu Alkohol, Medikamenten oder anderen Substanzen.
Verhaltenssucht: Mehr als nur Glücksspiel
Viele Menschen gehen gerne Shoppen oder spielen Computerspiele. Kommt das Verhalten in angemessenen Zeitabständen vor, nimmt eine durchschnittliche Dauer an und führt zu keiner Beeinträchtigung im Alltag, so ist das unproblematisch. Allerdings kann sich solches Verhalten in eine Sucht verwandeln. Dann sprechen wir von einer Verhaltenssucht.
Eine Verhaltenssucht kennzeichnet sich durch ein starkes Verlangen, Kontrollverlust über die Dauer und Weiterführung trotz negativer Konsequenzen aus. Eine Verhaltenssucht kann Schwierigkeiten in sozialen, beruflichen und finanziellen Bereichen verursachen. Zu den Verhaltenssüchten gehören Glücksspielsucht, Kaufsucht, Sexsucht, Medienabhängigkeit sowie Computerspielsucht. Gemäss ICD-11 werden die Glücksspielsucht sowie die Spielsucht aufgeführt.
Allgemeine Symptome einer Verhaltenssucht
Die Symptome einer Verhaltenssucht sind den Symptomen einer stoffgebundenen Abhängigkeit sehr ähnlich. Die Betroffenen verspüren ein starkes Verlangen nach der Tätigkeit. Sie erleben während der Ausführung des Verhaltens einen Kontrollverlust. Das heisst, sie haben Schwierigkeiten, die Dauer und Beendigung des Verhaltens zu steuern.
Das Verhalten wird trotz negativer Konsequenzen, wie zum Beispiel finanziellen Schwierigkeiten oder Verlust sozialer Kontakte, weitergeführt. Es braucht immer mehr, um das gewünschte Gefühl zu erlangen, was zu einer zunehmenden Eskalation führt. Andere Interessen und Hobbys werden zugunsten der Verhaltenssucht vernachlässigt. Es kommt häufig zu einem sozialen Rückzug. Das Verhalten dient unter anderem der Flucht vor Problemen oder negativen Emotionen. Die Betroffenen verspüren einen starken Leidensdruck aufgrund der Sucht und deren Folgen. Bei der Bekämpfung der Sucht kommt es zu entzugsähnlichen Symptomen.
Symptome einer Glücksspielsucht
Um die aufgezählten allgemeinen Symptome zu veranschaulichen, werden die Symptome einer Glücksspielsucht dargestellt. Betroffene einer Glücksspielsucht erleben ein starkes Verlangen nach dem Glücksspiel. Ihre Gedanken sowie ihr Verhalten drehen sich zunehmen um das Glücksspiel. Die Sucht führt zu Verlust von Zeit sowie finanziellen Einbussen. Es kann bis zum finanziellen Ruin kommen. Dies wiederum führt zu sozialen Schwierigkeiten. Betroffene lügen ihr Umfeld häufig an, um die Spielsucht sowie allfällige Schulden zu verheimlichen. Dies führt zu interpersonellen Konflikten, die wiederum den sozialen Rückzug durch die Betroffenen begünstigen.
Die erlebte Belohnung durch den Gewinn nimmt immer mehr ab. Der Gewinn muss immer grösser werden, um die Betroffenen zu befriedigen. Weiter führt die Glücksspielsucht zu Absenzen bei der Arbeit oder in der Schule. Dadurch entstehen berufliche Konflikte, die wiederum durch das Glücksspiel reguliert werden. Das Verhalten wird ausgeführt, um negative Emotionen zu regulieren. Da das Verhalten selbst Situationen hervorruft, die negative Emotionen auslösen, entsteht ein negativer Kreislauf. Das Verhalten eskaliert immer weiter und den Betroffenen scheint es unmöglich, aus dem Kreislauf auszusteigen. Betroffene reagieren unruhig und aggressiv, wenn sie vom Spielen abgehalten werden. Der Gewinn wirkt wie ein High, die Betroffenen möchten weiterspielen und weitere Gewinne erzielen. Zuletzt leiden die Betroffenen häufig unter starken Schamgefühlen oder gar Selbstmordgedanken aufgrund ihrer Spielsucht.
Die Symptome der aufgeführten Verhaltenssüchte sind den Symptomen der Glücksspielsucht sehr ähnlich. Das Glücksspiel wird entsprechend mit Einkäufen, Onlinespielen oder Medien ersetzt. In jedem Fall ist eine Verhaltenssucht sehr schambehaftet und es fällt den Betroffenen oft schwierig, die Problematik anzusprechen. Es wird viel Aufwand betrieben, um die Sucht möglichst geheim zu halten. Dies führt dazu, dass sich Betroffene isoliert fühlen und immer tiefer in die Sucht kommen, um die negativen Emotionen zu bekämpfen.
Diagnose von Verhaltenssüchten
Damit eine Verhaltenssucht diagnostiziert werden kann, müssen Betroffene eine Fachperson aufsuchen. Dazu gehört im ersten Schritt sich einzugestehen, dass es ein Problem gibt. In einem zweiten Schritt braucht es die Bereitschaft, die Sucht aufzugeben. Häufig sind es letztendlich negative Konsequenzen des Verhaltens, die Betroffene dazu bewegen, Hilfe zu suchen.
Eine Fachperson wird die Verhaltenssucht aufgrund von Gesprächen und Verlaufsbeobachtungen stellen. Es findet ein offener Austausch über das Verhalten und dessen Konsequenzen statt. Es können auch Gespräche mit Angehörigen geführt werden, um die Auswirkungen besser einschätzen zu können.
Entstehung einer Verhaltenssucht
Zur Entstehung einer Verhaltenssucht tragen meist sowohl genetische und neurobiologische sowie umweltbedingte und psychische Faktoren bei. Zudem spielen Lernmechanismen eine wichtige Rolle. Der Aufrechterhaltung werden zusätzlich kognitive und Wahrnehmungsverzerrungen zugeschrieben.
Zu den genetischen Faktoren gehört eine Anfälligkeit gegenüber Suchterkrankungen. Dadurch kommt es innerhalb von Familien gehäuft zu Suchterkrankungen. Die neurobiologischen Faktoren lassen sich durch den Botenstoff Dopamin erklären. Obwohl bei Verhalten, das zu einer Verhaltenssucht führen kann, keine Substanzen konsumiert werden, so führt die Ausübung des Verhaltens dennoch zur Ausschüttung bestimmter Stoffe im Gehirn. Eine besondere Rolle kommt dabei dem Botenstoff Dopamin zu.
Dopamin ist Teil des sogenannten Belohnungssystems im Gehirn. Wenn Dopamin ausgeschüttet wird, empfinden wir Freude bis hin zum Rausch. Dieses ekstatische Gefühl regt dazu an, das Verhalten zu wiederholen, um dieses Gefühl erneut zu empfinden. Wird Dopamin regelmässig ausgeschüttet, gewöhnt sich das Gehirn jedoch schnell daran. Das Verhalten findet daher in immer grösserem Ausmass statt. Das heisst, zum Beispiel bei einer Glücksspielsucht werden die Spiele immer öfters gespielt und die Einsätze immer höher. Gleichzeitig werden Verluste weniger stark wahrgenommen.
Die Stärke einer Abhängigkeit zeigt sich auch an den Entzugserscheinungen. Bei Verhaltenssüchten kommt es wie bei substanzgebundenen Abhängigkeiten zu Entzugserscheinungen. Dazu gehören gereiztes und aggressives Verhalten sowie Nervosität.
Zu den umweltbedingten Faktoren gehören einerseits der Zugang zu beispielweise Casinos oder Spiellokalen. Weiter spielt die soziale Akzeptanz des Verhaltens eine Rolle. Zu den psychischen Faktoren gehören ungenügende Strategien zum Umgang mit negativen Emotionen und eine Präferenz für stimulierende Aktivitäten.
Die kognitiven und Wahrnehmungsverzerrungen führen am Beispiel der Glücksspielsucht dazu, dass die Wahrscheinlichkeit zu Gewinnen überschätzt wird und die Verluste weniger einschneidend eingeschätzt werden, als sie eigentlich sind. Dies führt zu vermehrtem Risikoverhalten und negativen Konsequenzen.
Typisch für Suchterkrankungen ist, dass das sogenannte “Liking” und “Craving” immer weiter auseinandergehen. Anfänglich wird das Verhalten ausgeführt, weil die betroffenen Personen es mögen. Mit zunehmender Suchterkrankung nimmt das “Liking” jedoch immer weiter ab. Dafür wird das “Craving”, das Verlangen nach der Aktivität, immer stärker. Das heisst, betroffene Personen finden sich in einer Situation wieder, in der sie die Tätigkeit nicht mehr mögen, jedoch immer mehr Verlangen nach deren Ausübung verspüren. Dies führt zu intrapersonellen Konflikten und negativen Gefühlen.
Konsequenzen von Verhaltenssüchten
Verhaltenssüchte führen zumeist zu schwerwiegenden negativen Konsequenzen. Im Falle einer Glücksspielsucht oder einer Kaufsucht kann dies von finanziellen Schwierigkeiten bis hin zum finanziellen Ruin reichen. Betroffene müssen oft Lügen, um ihr Problem vor dem Umfeld zu verbergen. Betroffene einer Glücksspielsucht haben ein grösseres Suizidrisiko, da die finanzielle Situation oft ausweglos scheint.
Weitere Konsequenzen treten im sozialen sowie beruflichen Umfeld auf. Aufgrund einer Verhaltenssucht kann es zu Absenzen bei der Arbeit und damit verbunden Unzufriedenheit beim Arbeitgeber kommen. Aufgrund des zeitintensiven Charakters einer Verhaltenssucht werden auch soziale Kontakte vernachlässigt und es kommt häufig zur sozialen Isolation. Die Lügen führen zu weiteren sozialen Problemen, vor allem wenn Betroffene eine Familie haben, vor der sie ihre Situation verheimlichen. Je nach Verhaltenssucht treten zudem Bewegungsmangel und mangelhafte Ernährung auf.
Was kann man tun?
Im Casino oder bei Online-Angeboten kann man eine Spielsperre beantragen oder Filtersoftware einrichten, damit man nicht mit den Angeboten online konfrontiert wird.
Merkmale einer Verhaltenssucht
- Alltägliche Verhaltensweisen wie Einkaufen, Computerspiele spielen oder im Internet surfen bereiten vielen Menschen Spass.
 - Die meisten führen solche Aktivitäten aus, ohne dass dadurch Probleme entstehen.
 - Manche Personen können das Verhalten nicht mehr kontrollieren.
 - Bei einer Verhaltenssucht werden ursprünglich normale Tätigkeiten wie Computerspielen, Casinobesuche, sexuelle Aktivitäten oder Einkaufen zum Lebensmittelpunkt.
 
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