Die Weltwirtschaftskrise: Ursachen, Verlauf und Folgen

Die Weltwirtschaftskrise (1929-1939) ging als die schwerste Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts in die Geschichte ein. Noch heute forschen Ökonominnen und Wirtschaftshistoriker zu ihren Ursachen. Die Krisenjahre prägten zahlreiche Lebensbereiche und veränderten das Verständnis der Volkwirtschaft und der Wirtschaftspolitik.

Der Börsenkrach von 1929 und seine Ursachen

Die 1920er Jahre, die von Wohlstand glänzten und von einem sorglosen Optimismus eingelullt waren, werden oft als die "Goldenen Zwanziger" bezeichnet. Diese Zeit veranschaulicht ein blühendes Amerika, in dem Überfluss und Erfolg die Norm zu sein schienen. Diese Ära des Überflusses und der Euphorie wurde jedoch mit dem Börsenkrach im Oktober 1929 abrupt beendet und öffnete der unheimlichen Großen Depression die Tür.

Der Börsenkrach von 1929 war nicht einfach das Ergebnis einer wirtschaftlichen Instabilität in Europa oder der Unfähigkeit der europäischen Nationen, die Kredite zurückzuzahlen, die sie nach dem Ersten Weltkrieg bei den amerikanischen Banken aufgenommen hatten. Er war vielmehr die Folge eines Zusammenspiels wirtschaftlicher, finanzieller und politischer Faktoren, die alle zu einem Zusammenbruch von verheerendem Ausmaß beitrugen.

Der Börsenkrach von 1929 war nicht das Produkt eines einzelnen Faktors, sondern das Ergebnis einer giftigen Kombination aus unregulierter Spekulation, billigem Kredit und Selbstgefälligkeit - ein perfekter Sturm, der eine der dunkelsten Zeiten der modernen Wirtschaftsgeschichte auslöste.

Ungezügelte Spekulation und Margin Buying

Ungezügelte Börsenspekulationen waren in den 1920er Jahren an der Tagesordnung. Ein unrealistischer Optimismus verleitete viele Anleger dazu, riesige Geldsummen in den Aktienmarkt zu investieren, oft auf Kredit. Dies führte zu einer künstlichen Inflation der Aktienkurse und zur Bildung einer anfälligen Finanzblase. Margin Buying oder die übermäßige Nutzung von Krediten zum Kauf von Aktien verschlimmerte die Situation. Als das Vertrauen zusammenbrach, waren viele Anleger nicht mehr in der Lage, ihre Kredite zurückzuzahlen, wodurch sich die Krise noch verschärfte.

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Wirtschaftliche Ungleichgewichte und Überproduktion

Abgesehen von der Dynamik des Aktienmarktes litt die US-Wirtschaft unter tiefgreifenden Problemen. Wohlstandsunterschiede, Überproduktion in Industrie und Landwirtschaft und ein Rückgang des Konsums trugen alle zu einer schwachen wirtschaftlichen Basis bei. Nachdem die Banken massiv in den Aktienmarkt investiert oder Anlegern Geld für den Kauf von Aktien geliehen hatten, wurden sie hart getroffen, als der Wert der Aktien fiel. Ihr Bankrott verschärfte die Vertrauenskrise und schränkte den Zugang zu Krediten weiter ein.

Internationale Faktoren

Die Instabilität in Europa und die Unfähigkeit der europäischen Länder, ihre Schulden zurückzuzahlen, spielten ebenfalls eine Rolle in der Krise. Die Verflechtung der Weltwirtschaft hat eine nationale Krise in eine internationale Katastrophe verwandelt.

Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise

Die Große Depression erschütterte nicht nur die Wirtschaft, sondern trampelte auch auf der Seele und dem Geist des amerikanischen Volkes herum. Millionen verloren nicht nur ihre Arbeitsplätze, sondern auch ihren Glauben an eine blühende Zukunft. Unternehmen und Banken gingen bankrott und hinterließen eine Spur der Verwüstung und Hilflosigkeit. Die Krise hat Zweifel und Unsicherheit in den Köpfen der Amerikaner gesät, die einst optimistisch waren und auf ihre wohlhabende Nation vertrauten. Ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Wirtschaftssystem und der Regierung keimte auf und veränderte die nationale Psyche radikal.

Die Große Depression hat nicht nur die amerikanische Politik neu konfiguriert und den Machtwechsel von den Republikanern zu den Demokraten katalysiert, sondern auch eine tiefgreifende Überprüfung des Verhältnisses zwischen Bürger und Staat angeregt.

Die Weltwirtschaftskrise in der Schweiz

Die Weltwirtschaftskrise verlief in der Schweiz anders als in den übrigen Ländern. Zwar erfasste sie auch hier früh die Exportwirtschaft; wegen günstiger Entwicklung der Binnenwirtschaft, vor allem des Wohnungsbaus, setzte der steile Niedergang aber erst 1931 ein. Auf den Tiefpunkt 1932 folgte eine bis 1936 anhaltende Stagnation, in der die Arbeitslosigkeit weiter anstieg. Die anschliessende kurze Erholung ist auf die internationale Rüstungskonjunktur zurückzuführen.

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Betroffene und weniger betroffene Sektoren

Land- und binnenwirtschaftlich orientierte Regionen waren von dem Einbruch weniger betroffen als solche mit krisenanfälligen Exportindustrien. Die Ausfuhr ging stark zurück, zuerst weil die Kaufkraft im Ausland sank und zunehmend auch weil viele Länder protektionistische Massnahmen ergriffen (Zölle, Einfuhrbeschränkungen). Eine weitere Erschwerung brachte ab 1931 der Übergang mehrerer Staaten zum Clearing (u.a. Österreich, Deutschland, Italien). Besonders litt die Textilindustrie, die sich zum Teil nie mehr erholte, aber auch die Uhrenindustrie, die Metallindustrie und der Maschinenbau. Gut hielt sich dagegen ein Grossteil der Binnenwirtschaft, so zum Beispiel die Bekleidungsindustrie, der Verkehr, der Kleinhandel und das grafische Gewerbe, sowie die exportorientierte chemische Industrie in Basel.

Auswirkungen auf Banken, Tourismus und Landwirtschaft

Die Bilanzsumme der Banken sank 1930-1934 um ein Fünftel und stagnierte dann; mehrere Institute gerieten in Schwierigkeiten wie die Schweizerische Volksbank oder mussten schliessen, so zum Beispiel die Banque d'escompte suisse in Genf 1934. Dem Tourismus fehlten ab 1931 die ausländischen Gäste. Die Landwirtschaft litt unter einem Zerfall der Preise, die 1935 fast wieder auf Vorkriegsniveau lagen. Absatzschwierigkeiten für Milchprodukte auf dem Weltmarkt verlangten zudem eine Umorientierung auf den Binnenmarkt.

Deflation und Abwertung

Die Deflation beeinträchtigte ganz allgemein den Konsum, da die Verbraucher Kaufentscheide möglichst lange aufschoben, um vom zu erwartenden Preiszerfall zu profitieren. Erst die spät erfolgte Abwertung am 26. September 1936 durchbrach den deflationären Trend und erhöhte die Konkurrenzfähigkeit schweizerischer Unternehmen auf dem Weltmarkt wieder.

Politische und gesellschaftliche Folgen

Die Weltwirtschaftskrise hinterliess im Bewusstsein der politisch gespaltenen Bevölkerung tiefe Spuren. Unter den Linken hofften neben den Kommunisten bis zu den Genfer Unruhen 1932 auch viele Sozialdemokraten auf eine baldige Sozialisierung der Wirtschaft. Auf Seiten der Rechten fanden autoritäre, korporative und faschistische Projekte über die Frontenbewegung hinaus im bürgerlichen Lager Anhänger (Korporativismus). Antidemokratische Kräfte erzielten zwar Teilerfolge, konnten aber wie in anderen gefestigten Demokratien die bestehenden Institutionen nie grundsätzlich gefährden.

Wirtschaftspolitische Debatten und Kompromisse

Nachhaltiger als diese extremen Positionen wirkte die um 1933 einsetzende Auseinandersetzung über die Krisenursachen und die zu ergreifenden Gegenmassnahmen. Der Bundesrat sowie die etablierte Nationalökonomie gingen von der Überinvestitionstheorie aus und lehnten eine aktive Konjunkturpolitik ab. Sozialdemokratische und gewerkschaftliche Analytiker, die sich auf die Unterkonsumtionstheorie stützten, verlangten dagegen Staatsinterventionen. Ihren Höhepunkt hatte die wirtschaftspolitische Debatte 1934-1935, als Gewerkschaften, Angestelltenorganisationen und Bauernheimatbewegung mit der Kriseninitiative eine aktive Konjunkturpolitik forderten. Nach der Frankenabwertung fanden sich die beiden wirtschaftspolitischen Lager zu einem Kompromiss, indem sie Arbeitsbeschaffung und militärische Aufrüstung aneinanderkoppelten (Wehranleihe 1936). Begünstigt wurde diese Aussöhnung durch die pragmatische Haltung des Bundesrats Hermann Obrecht, der ab 1935 dem Volkswirtschaftsdepartement vorstand.

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Grafiken und Tabellen

Grafik 1: Netto-Vermögen der US-amerikanischen Haushalte

Die Grafik zeigt, dass das Netto-Vermögen der US-amerikanischen Haushalte (Finanz- und Sachwerte, abzüglich Haushaltsschulden) zwischen 2008 und 2009 einen noch nie dagewesenen Rückgang von durchschnittlich mehr als 150 Prozentpunkten der verfügbaren Einkommen zu verzeichnen hatte.

Grafik 2: Eigenfinanzierungsgrad von Investitionen

Die Grafik zeigt, dass in gewissen Ländern Investitionen in Sachkapital wenig von der externen Finanzierung (wie Bankkrediten oder Ausgabe von Obligationen) abhängig sind. Dies kann als Zeichen eines gesunden und starken NichtFinanzsektors betrachtet werden.

Bemerkenswert ist auch, dass die schweizerischen und deutschen Unternehmen ihren Eigenfinanzierungsgrad mehr gesteigert haben als diejenigen der anderen erwähnten Länder.

Grafik 3: Massnahmen zur Begrenzung des Kapitalzuflusses

Verschiedene südamerikanische und asiatische Länder haben Massnahmen zur Begrenzung des massiven Kapitalzuflusses angekündigt oder bereits umgesetzt, um die Gefahr spekulativer Blasen oder einer Aufwertung ihrer Währungen einzudämmen.

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