Cybermobbing ist ein ernstzunehmendes Thema, von dem besonders Kinder und Jugendliche betroffen sind, aber auch Erwachsene können online gemobbt werden. Durch die zunehmende Anonymität im Internet kommt Cybermobbing immer häufiger vor - besonders bei Kindern und Jugendlichen. Erfolgt Mobbing durch den Einsatz von digitalen Medien nennt sich dies Cybermobbing. Andere Bezeichnungen sind Cyberbullying, Internetmobbing oder E-Mobbing.
Ein Drittel der Jugendlichen von 12 bis 19 Jahren hat gemäss der James-Studie 2022 schon erlebt, dass jemand sie im Internet fertigmachen wollte. Was oft als Hänselei beginnt, kann gravierende Auswirkungen für die Mobbing-Opfer mit sich bringen. Und für Täterinnen und Täter kann es strafbar sein.
Formen von Cybermobbing
Nicht nur die Häufigkeit des Cybermobbings hat durch das Internet zugenommen, sondern auch die Arten, wie es betrieben wird:
- Veröffentlichung von Fotos oder Videos: Peinliche und/oder intime Fotos bzw.
 - Identitätsdiebstahl: Persönliche Daten der Betroffenen werden hier gestohlen und missbraucht, zum Beispiel um Waren im Internet zu kaufen.
 - Drohung und Erpressung: Diese finden ebenfalls meistens auf den gängigen Plattformen statt.
 
Ursachen und Folgen von Cybermobbing
Die Gründe für Cybermobbing sind vielfältig. Dazu gehören zum Beispiel Neid, Fremdenfeindlichkeit oder Rassismus. Häufig sind sich die Täterinnen und Täter nicht der Auswirkungen ihrer Handlungen bewusst - und so werden aus ihnen schnell Wiederholungstäter.
Die Folgen von Cybermobbing können schwerwiegend sein und das Leben eines Menschen nachhaltig beeinflussen - besonders, wenn es sich bei den Mobbing-Opfern um Kinder, Jugendliche oder Personen mit geringer psychischer Widerstandsfähigkeit handelt. Angstzustände, Schlaflosigkeit oder Depressionen: Die Folgen von Cybermobbing sind nicht zu unterschätzen. Das Leid der Betroffenen ist gross.
Lesen Sie auch: Leitfaden: Nymphensittich Verhalten und Haltung
In einer deutschen Befragung von betroffenen Schüler*innen sprach fast ein Viertel von Suizidgedanken nach der Mobbingattacke, ein Fünftel griff zu Alkohol oder Tabletten (Cyberlife III-Studie 2020). Inhalte können nämlich nicht so einfach aus dem Netz gelöscht werden, wodurch sie ihnen auch nach Jahren nachgetragen werden können. Und beim Cybermobbing finden die Betroffenen nicht einmal zuhause Ruhe.
Von Cybermobbing betroffene wirken häufig traurig oder ängstlich. Sie haben ein vermindertes Selbstbewusstsein und können Depressionen entwickeln. Forschungen belegen, dass Kinder und Jugendliche, die Cybermobbing erleben ein höheres Risiko für Suizidgedanken haben.Cybermobbing bedeutet eine hohe psychische Belastung für die gemobbte Person. Sie benötigt möglichst schnell Hilfe.
Warnsignale erkennen
Bei Kindern und Jugendlichen kann es sehr schwer zu erkennen sein, ob diese Opfer von Cybermobbing sind. Denn obwohl sie Hilfe benötigen, teilen sie ihre Erfahrung häufig mit niemandem. Jedes fünfte Kind, das Cybermobbing erlebt, erzählt niemandem davon. Am ehesten noch weihen Betroffene einen Freund oder eine Freundin ein.
Wichtig ist also, auf Warnsignale zu achten. Jegliches Verhalten, das für Ihr Kind aussergewöhnlich ist und sich über einen längeren Zeitraum zieht, sollte Sie stutzig machen.
- Wirkt das Kind bedrückt?
 - Hat es Angst, in die Schule zu gehen?
 - Leidet es unter körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Appetitlosigkeit?
 - Schläft es schlechter als üblich ein?
 - Pflegt es weniger Kontakt zu Freundinnen und Freunden als gewohnt?
 - Verändert sich sein Medienverhalten?
 - Es bringt auf einmal schlechtere Noten heim.
 - Es fängt an, gewisse Situationen zu meiden.
 - Vielleicht geht es immer später zur Schule, damit es die anderen auf dem Weg nicht antrifft.
 - Oder es möchte auf einmal nicht mehr sein Hobby ausüben, zum Sport oder in die Pfadi gehen.
 - Es kann nicht einschlafen oder hat nachts Albträume.
 
Dies können mögliche Anzeichen von Cybermobbing sein. Manchmal fällt es Kindern und Jugendlichen, die im Internet gemobbt werden, einfacher mit einer neutralen Person darüber zu sprechen.
Lesen Sie auch: Zebrastreifen: Fussgänger und Fahrzeugführer
Was tun bei Cybermobbing?
Wenn Sie Opfer einer Cybermobbing-Attacke werden, gilt es - auch wenn es schwierig ist -, erst einmal Ruhe zu bewahren und auf keinen Fall aus Ihren Emotionen zu reagieren.
- Beweismaterial sichern: Halten Sie die Inhalte (Unterhaltungen, Nachrichten, Bilder, Videos) durch Screenshots oder Bildschirmaufnahmen fest. Hier ist es besonders wichtig, dass der gesamte Bildschirm zu sehen ist.
 - Fragen Sie Ihr Kind sachlich nach den Vorfällen. Reagieren Sie keinesfalls impulsiv, indem Sie etwa die Eltern des (vermuteten) Täters kontaktieren. Besprechen Sie das weitere Vorgehen mit Ihrem Kind, tun Sie nichts über seinen Kopf hinweg.
 - Erstellen Sie gemeinsam ein Protokoll aller Vorfälle. Sichern Sie alle Beweisstücke, zum Beispiel in Form von Screenshots oder Ausdrucken.
 - Lassen Sie Ihr Kind nicht (mehr) auf Attacken im Netz eingehen und sperren Sie den oder die Mobbenden. Stellen Sie Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Medien so ein, dass nur noch enge Freundinnen und Freunde Posts sehen können. Wenn beleidigende Fotos oder Videos veröffentlicht wurden, löschen Sie diese soweit möglich oder lassen Sie sie vom Plattformbetreiber löschen, nachdem Sie alles gesichert haben.
 - Suchen Sie - falls es sich um Vorfälle im Schulumfeld handelt - das Gespräch mit der Klassenlehrperson oder dem Schulsozialdienst. Betrifft es eher den Musikunterricht, die Pfadi oder den Sport? Fragen Sie nach.
 - Eltern fühlen sich oft machtlos, wenn sie erfahren, dass ihr Kind online gemobbt wird. Holen Sie sich professionelle Beratung, um diesem Gefühl zu entkommen und sich über das weitere Vorgehen abzustimmen. Besprechen Sie die nächsten Schritte mit der Schule.
 - Alles, was offline strafbar ist - Nötigung, Erpressung, Drohungen -, ist es auch online. Lassen Sie sich beraten, ob eine Anzeige ratsam ist.
 
Wie Eltern helfen können
Erfahren Eltern, dass ihr Kind gemobbt wird, löst das grosse Betroffenheit aus. Es ist eine natürliche Reaktion, sein Kind sofort schützen zu wollen. Doch durch emotionale Reaktionen droht sich die Situation weiter zu verschärfen. Keinesfalls sollte man selbst versuchen, die Sache mit der mobbenden Person oder der dazugehörigen Familie zu regeln. Auch ist es wichtig, das Kind stets ins Vorgehen einzubeziehen.
Sobald Sie erfahren, dass Ihr Kind Opfer eines Cybermobbing-Angriffs geworden ist, sollten Sie die Sache ernst nehmen. Bieten Sie Ihrem Kind Unterstützung an und schaffen Sie einen Raum des Vertrauens, in dem es offen über seine Erlebnisse sprechen kann. Sollte es sich bei den Täterinnen und Tätern um andere Kinder und Jugendliche aus der Schule handeln, sollten Sie umgehend alle Lehrerinnen und Lehrer sowie andere zuständige Personen informieren. Denn häufig beschränkt sich Mobbing unter Schülerinnen und Schülern nicht nur auf das Internet, sondern findet auch offline statt. Auch die Eltern der Mobbenden sollten über das Verhalten ihrer Kinder in Kenntnis gesetzt werden.
Hier sind einige Tipps, wie Eltern präventiv und im Akutfall helfen können:
- Medienkompetenz beibringen: Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Gefahren im Internet und erklären Sie, was Cybermobbing bedeutet.
 - Vertrauen schaffen: Schaffen Sie eine Atmosphäre, in der sich Ihr Kind Ihnen anvertrauen kann.
 - Internetnutzung überwachen: Legen Sie Ihrem Kind nahe, was es im Internet machen darf und was nicht, und schauen Sie gelegentlich nach, ob alles in Ordnung ist.
 - Achten Sie auf Ihre Privatsphäre und gehen Sie sensibel mit Daten im Netz um. Seien Sie darüber im Klaren, dass Sie sich verletzbar machen, wenn Sie Informationen oder Bilder in den sozialen Netzwerken veröffentlichen. Genau das sollten Sie auch Ihrem Kind vermitteln, um es zu schützen.
 
Rechtliche Aspekte
In der Schweiz gibt es kein eigenständiges Gesetz zu Cybermobbing. Dennoch haben Opfer die Möglichkeit, Täterinnen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Denn je nach Ausmass und Art des Mobbings liegt durchaus eine Straftat vor, die entsprechend geahndet wird. Wurde im Zuge des Cybermobbings z. B. Auch ohne explizite Strafartikel haben Cybermobbing-Opfer also durchaus die Chance, sich rechtlich zur Wehr zu setzen.
Lesen Sie auch: Analyse: Schulden und Inflation
Initiativen und Unterstützung
Cybermobbing lebt davon, dass alle schweigen: Täter:innen, Opfer und Mitläufer:innen. Dieses Schweigen gilt es zu durchbrechen, sodass das Internet zu einem Raum wird, in dem niemand fertiggemacht werden kann.
Henkel Schweiz und ihre Beauty-Marken wie Schwarzkopf, Syoss oder Nature Box unterstützt Pro Juventute im Kampf gegen Cybermobbing. Mit der Initiative «Respect Everybody’s Beauty» setzt sich Henkel aktiv gegen Cybermobbing ein und spendet zwei Prozent des Gewinns der verkauften Beauty-Produkte an Pro Juventute.
Jugendliche, die mit Problemen aller Art zu kämpfen haben, finden bei 147 Hilfe. Alle Informationen dazu auf 147.ch.
Der Verein zischtig.ch setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche beste Medienbildung und Prävention erhalten. Ziel ist, Kinder und Jugendliche auf ansprechende, verständliche, berührende und wirksame Weise vor Onlinesucht, Cybermobbing und anderen Gefahren zu schützen.
tags: #verhalten #bei #cybermobbing #tipps