Einsamkeit kann jeden treffen, ob jung oder alt, alleinstehend oder gut vernetzt. Es ist wichtig, zuzuhören, da sich jede dritte Person in der Schweiz einsam fühlt. Doch warum leiden wir so sehr unter Einsamkeit?
Ursachen von Einsamkeit
Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen in die Einsamkeit abrutschen. Hier sind einige davon:
- Veränderungen im sozialen Umfeld: Der Verlust einer Beziehung oder der Wegzug von Freunden und Familie kann zu sozialer Isolation führen.
 - Technologischer Fortschritt und soziale Medien: Soziale Medien haben uns zwar virtuell verbunden, aber gleichzeitig von realen zwischenmenschlichen Beziehungen entfremdet.
 - Urbanisierung und Mobilität: In Grossstädten ist die Anonymität grösser, was es schwieriger macht, nachbarschaftliche Gemeinschaften aufzubauen.
 - Veränderungen in Familienstrukturen: Single-Haushalte und weniger generationsübergreifende Wohnarrangements sind heute häufiger anzutreffen, was es erschwert, stabile soziale Unterstützung zu finden.
 
Psychologische Auswirkungen des Single-Lebens
Eine längere Phase des Alleinseins kann psychologische Folgen haben, die sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf das Leben haben können:
- Selbstwertgefühl: Eine lange Phase des Single-Daseins kann das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Selbstzweifel können sich einschleichen, wenn das passende Gegenstück nicht gefunden wird.
 - Grosszügigkeit: Während einer längeren Single-Phase kann die Grosszügigkeit schwinden, da Menschen in Beziehungen daran gewöhnt sind, Dinge zu teilen und Kompromisse einzugehen.
 - Sabotage: Für Dauer-Singles besteht das Risiko, zukünftige Beziehungen zu sabotieren. Nach einer langen Phase des Alleinseins ist es oft schwierig, alte Gewohnheiten abzulegen und Vertrauen in einen Partner zu entwickeln.
 - Empathie: Das Einfühlungsvermögen kann einen Knacks bekommen, da man in Beziehungen lernt, die unausgesprochenen Gefühle des Partners zu verstehen und darauf einzugehen.
 - Erfüllteres Sozialleben: Langzeit-Singles führen oft ein erfüllteres Sozialleben, da sie ihre Zeit frei einteilen und spontan mit Freunden ausgehen können.
 
Die Rolle der Geschlechter
Eine Meta-Studie hat ergeben, dass feste Beziehungen für Männer psychisch wichtiger sind als für Frauen. Männer profitieren demnach von einer festen Beziehung gesundheitlich mehr als Frauen, machen seltener Schluss und leiden mehr unter einer Trennung. Frauen dagegen haben sich oft ein grösseres soziales Umfeld aufgebaut und sind weniger abhängig.
In heterosexuellen Beziehungen gibt es oft die unbewusste Erwartung, dass Frauen die soziale und emotionale Verantwortung für ihre Männer übernehmen. Männer unterliegen in sozialen Gruppen noch immer häufig dem traditionellen Ideal, stark, unabhängig und unemotional wirken zu müssen - was eine tiefe, verletzliche Freundschaft nahezu unmöglich macht.
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Studien zeigen, dass Männer tatsächlich immer einsamer werden. In einer Umfrage von 2021 gaben 15 Prozent der Männer an, keine engen Freunde zu haben - 1990 waren es noch drei Prozent.
Wege aus der Einsamkeit
Um der Einsamkeit entgegenzuwirken, gibt es verschiedene Ansätze, die helfen können:
- Soziale Aktivitäten: Engagiere dich in sozialen Gruppen, Vereinen oder Freizeitaktivitäten, die deine Interessen widerspiegeln.
 - Pflege bestehender Beziehungen: Nimm dir bewusst Zeit für Treffen mit Freunden, Familie oder anderen nahestehenden Personen.
 - Neue Interessen entdecken: Probiere neue Hobbys oder Aktivitäten aus, um Menschen mit ähnlichen Interessen kennenzulernen.
 - Offen und kommunikativ sein: Gehe auf andere Menschen zu und zeige Interesse an deren Leben.
 - Moderne Technologien bewusst nutzen: Nutze soziale Medien, um Kontakte zu pflegen, aber plane auch Zeit für persönliche Treffen ein.
 - Selbstreflexion und Selbstfürsorge: Nimm dir Zeit, um dich mit deinen eigenen Gedanken und Gefühlen auseinanderzusetzen.
 - Professionelle Hilfe suchen: Wenn du unter chronischer Einsamkeit leidest, suche professionelle Unterstützung.
 
Hilfreiche Organisationen in der Schweiz
Es gibt verschiedene Organisationen in der Schweiz, die Unterstützung bei Einsamkeit anbieten:
- Pro Senectute
 - Schweizerische Samariterinnen und Samariter
 - Caritas Schweiz
 - Pro Infirmis
 - Telefonseelsorge Schweiz
 - Lokale Gemeinde- und Nachbarschaftszentren
 
Die Rolle des Online-Dating
Online-Dating kann Singles ins Burn-out treiben. Viele Singles sind durch das Überangebot überfordert und wissen gar nicht mehr, wer sie sind und was sie wollen. Zudem "verkuppeln" die meist oberflächlichen Profil-Fragebögen oft grundverschiedene Menschen. Es gibt schon 25-Jährige, die ein Dating-Burn-out haben.
Einige Singles entwickeln eine Dating-Sucht, bei der jedes Date ein neuer Kick ist. Spätestens, wenn der Kick ausbleibt, sind die Singles ausgebrannt. Totale Beziehungsunfähigkeit ist die Folge.
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Statistiken zur Einsamkeit in der Schweiz
Die Schweiz entwickelt sich immer mehr zu einem Single-Land. Gemäss Bundesamt für Statistik lebten 2020 in der Schweiz 665’000 Männer alleine. Zwischen 16 und 25 sind 60 Prozent der Männer in keiner Beziehung, bei den Frauen sind es 40 Prozent. Bis ins mittlere Alter bleibt der Anteil Single-Männer signifikant höher als bei Frauen.
Ab 45 beginnt der Anteil alleinstehender Frauen zu steigen, was daran liegt, dass sich Männer eher wiederverheiraten - und daran, dass die Lebenserwartung der Männer tiefer ist.
Normalität des Gefühls der Einsamkeit
Es ist völlig normal, sich ab und zu einsam zu fühlen. Einsamkeit ist ein menschliches Gefühl, das jeder von uns hin und wieder erlebt. Es kann auftreten, wenn wir das Bedürfnis nach sozialer Interaktion und Verbundenheit haben, aber uns in dem Moment nicht ausreichend umgeben fühlen.
Es ist wichtig zu akzeptieren, dass es völlig normal ist, sich gelegentlich einsam zu fühlen. Es gehört zum menschlichen Erfahrungsspektrum dazu. Wichtig ist jedoch, dass wir uns nicht dauerhaft in der Einsamkeit verlieren, sondern aktiv Schritte unternehmen, um soziale Verbindungen aufzubauen und zu pflegen.
Einsamkeit in Beziehungen
Ja, es ist möglich, sich auch in einer Beziehung einsam zu fühlen. Obwohl eine Beziehung normalerweise mit emotionaler Nähe und Verbundenheit einhergeht, kann es Zeiten geben, in denen man sich trotzdem allein und isoliert fühlt. Dieses Gefühl der Einsamkeit kann verschiedene Gründe haben:
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- Mangelnde emotionale Verbindung
 - Unterschiedliche Interessen und Lebensstile
 - Vernachlässigung oder Distanz
 - Kommunikationsprobleme
 
Wenn du dich in einer Beziehung einsam fühlst, ist es wichtig, dies mit deinem Partner zu kommunizieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Tipps zur Bewältigung der Einsamkeit
Hier sind einige Tipps, die helfen können, die Einsamkeit zu bewältigen:
- Ursache erfassen: Was genau macht Sie einsam?
 - Raus aus dem Teufelskreis: Erkennen Sie den Teufelskreis und steigen Sie aus ihm aus.
 - Darüber sprechen: Sprechen Sie an, wie Sie sich fühlen, fragen Sie nach Hilfe und nach Gesellschaft.
 - Selbstwirksamkeit: Tun Sie selbst etwas gegen die Einsamkeit.
 
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