Vergesslichkeit: Ursachen und Psychische Aspekte

Vergesslichkeit ist nicht immer schlecht, sondern sogar eine ganz nützliche Eigenschaft: Das Gehirn schützt sich vor einer Reizüberflutung, indem bestimmte Informationen vergessen werden. Es ist völlig normal, hin und wieder etwas zu vergessen, sei es der Name einer Person oder ein bestimmtes Detail. Dies ist eine Schutzfunktion des Hirns, um eine Reizüberflutung zu vermeiden.

Ursachen von Vergesslichkeit

Dass Namen entfallen oder Termine vergessen werden, kann viele Ursachen haben. Vergesslichkeit kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, die oft mit der Komplexität unserer Gehirne und unseren Lebensgewohnheiten zusammenhängen.

Häufige Ursachen

  • Stress: Psychische Überlastung ist eine häufige Ursache von nachlassender Konzentration. Ist der Alltag zu hektisch, werden Informationen nicht richtig aufgenommen oder vergessen. Stress und Überforderung im Alltag wirken sich negativ auf die psychische Gesundheit aus.
  • Schlafmangel: Während des Schlafs regenerieren die Nervenzellen. Mangelversorgung. Schlaf ist wichtig für die Gedächtniskonsolidierung, und Schlafmangel kann Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis beeinträchtigen.
  • Mangelversorgung: Vergesslichkeit ist häufig eine Folge einer zu geringen Flüssigkeits- oder Nahrungszufuhr.
  • Durchblutungsstörung: Zirkuliert das Blut nicht optimal, werden die Nervenzellen im Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.
  • Alkohol: Kurzfristig beeinträchtigt Alkohol die Kommunikation der Nervenzellen. So können Informationen im Gedächtnis nicht abgerufen werden. Alkoholmissbrauch kann sich negativ auf das Gedächtnis auswirken.
  • Medikamente: Bestimmte Arzneimittel können die kognitive Leistungsfähigkeit reduzieren.
  • Bewegungsmangel: Zu wenig Bewegung kann die Konzentration beeinflussen. Bleibe körperlich aktiv: Bewegung kann die Durchblutung des Gehirns verbessern und die kognitiven Funktionen, einschließlich des Gedächtnisses, stärken.

Weitere Ursachen

Auch körperliche Ursachen können die geistige Fitness reduzieren. Neben diesen Faktoren tragen auch bestimmte Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht sowie psychische Erkrankungen wie Depressionen zur Vergesslichkeit bei.

  • Hirnhautentzündung (Meningitis)
  • Gehirnentzündung (Enzephalitis)
  • Schlafapnoe
  • Chronic Fatigue Syndrome (CFS)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Akutes Nierenversagen
  • Leberversagen
  • Schwere Herzschwäche
  • Ausgeprägte Blutarmut
  • Epilepsie
  • Hirntraumata

Psychische Störungen als Ursache für Vergesslichkeit

Depressionen können ebenfalls das Gedächtnis beeinflussen: Sie können unter anderem zu Einbussen der geistigen Leistungsfähigkeit, Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche und Merkproblemen führen. Auch Angststörungen können das Gehirn beeinträchtigen und Vergesslichkeit auslösen - eventuell auch aufgrund bestimmter Medikamente, die gegen die krankhafte Angst eingenommen werden.

Vergesslichkeit im Alter

Vergesslichkeit kann oft Teil des natürlichen Alterungsprozesses sein. Mit zunehmendem Alter kann es zu normalen altersbedingten Veränderungen des Gedächtnisses und der kognitiven Funktionen kommen. Ebenso normal ist es, dass die Gedächtnisleistung mit zunehmendem Lebensalter nachlässt.

Lesen Sie auch: Der Zusammenhang: Depression und Vergesslichkeit

Namen zu vergessen oder nicht mehr zu wissen, wo man seinen Schlüssel hingelegt hat, kann ganz normal sein. In manchen Fällen kann Vergesslichkeit jedoch auch auf ernstere gesundheitliche Probleme hinweisen. Sie kann auf medizinische Bedingungen wie neurologische Erkrankungen oder hormonelle Ungleichgewichte hinweisen. Mit dem Alter können Veränderungen im Gehirn eintreten, die das Risiko psychischer Erkrankungen erhöhen. Ebenfalls kann die genetische Veranlagung das Krankheitsrisiko begünstigen.

Unterscheidung zwischen normaler Vergesslichkeit und Demenz

Ein wesentlicher Unterschied zwischen normaler Vergesslichkeit und Demenz liegt vor allem im Verlauf der Symptome. Bei der normalen Vergesslichkeit, die mit dem Älterwerden zunehmen kann, bleiben die Gedächtnislücken meist klein und verändern sich im Laufe der Zeit nur wenig. Man kann sich zum Beispiel an Dinge erinnern, die vor längerer Zeit passiert sind, vergisst aber aktuelle Ereignisse.

Demenzerkrankung hingegen führt zu einem stetigen und oft raschen Verlust von Erinnerungen und Fähigkeiten. Ein weiteres Merkmal der Demenz ist das Verlegen von Gegenständen an völlig unpassende Orte, was auf die veränderte Wahrnehmung und Erinnerung der Betroffenen zurückzuführen ist. Während ein Gesunder vielleicht vergisst, eine Telefonnummer nachzuschlagen, weiss ein Demenzkranker nicht mehr, was er mit dieser Nummer anfangen soll.

Wann sollte man ärztliche Hilfe suchen?

Problematischer sind gravierende und anhaltende Einbussen bei Merkfähigkeit, Konzentration und Erinnerungsvermögen. In diesen Fällen empfiehlt es sich, ärztliche Hilfe zu suchen, um eine Krankheit als Ursache auszuschliessen. Wenn Sie bei sich Veränderungen bemerken oder Symptome wie Gedächtnis-, und Lernschwierigkeiten, Aufmerksamkeitsstörung, Orientierungsprobleme, Konzentrationsstörung, Abstraktionsstörung, geschwächtes Urteilsvermögen, Sprachstörungen, Schwierigkeiten zu planen und Aufgaben zu bewältigen, Schwierigkeiten in motorischen, sozialen und emotionalen Bereichen wiedererkennen, empfehlen wir Ihnen sich an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin zu wenden.

Vorbeugung und Verbesserung der Gedächtnisleistung

Es gibt verschiedene Tipps und Strategien, die helfen können, Vergesslich sein vorzubeugen und die Gedächtnisleistung zu verbessern. Durch bewusste Lebensgewohnheiten und mentale Übungen kann die Gedächtnisleistung jedoch oft wieder verbessert und die Alltagsfähigkeit erhalten werden.

Lesen Sie auch: Belastung nach Organtransplantation

  • Genügend Schlaf: Schlaf ist wichtig für die Gedächtniskonsolidierung.
  • Körperliche Aktivität: Bewegung kann die Durchblutung des Gehirns verbessern.
  • Stress bewältigen: Chronischer Stress kann das Gedächtnis und die kognitiven Funktionen beeinträchtigen. Deshalb ist es wichtig, Wege zu finden, mit Stress umzugehen.
  • Geistig aktiv bleiben: Beschäftige dich mit Aktivitäten, die dein Gehirn herausfordern, wie z. B. das Erlernen einer neuen Sprache, das Spielen eines Musikinstruments oder das Lösen von Rätseln.
  • Aufmerksamkeit: Wenn du dich an etwas erinnern musst, achte genau darauf und versuche, sinnvolle Verbindungen oder Assoziationen zu anderen Informationen oder Erfahrungen herzustellen.

Weitere Tipps

  • Vermeiden Sie Multitasking und konzentrieren Sie sich auf eine Aufgabe, bevor Sie mit der nächsten beginnen.
  • Schreiben Sie wichtige Informationen auf, um sie zu visualisieren und besser zu behalten.
  • Strukturieren Sie Ihren Alltag. Planen Sie Ihre Aufgaben in festen Zeitfenstern. Verwenden Sie ein Bullet Journal.
  • Achten Sie auf Ihren Schlafrhythmus.
  • Halten Sie Ihren Geist aktiv, indem Sie sich regelmässig mit Freunden oder der Familie treffen und anregende Gespräche führen.

Behandlung von kognitiven Beeinträchtigungen

Die Behandlung von Vergesslichkeit oder Gedächtnisproblemen hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Um kognitive Beeinträchtigungen gezielt zu behandeln, gehen wir von den Ursachen aus und sorgen dafür, dass daraus entstandene Erkrankungen optimal therapiert werden.

Behandlungsmethoden

  • Behandlung körperlicher Erkrankungen wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Herzkrankheiten, Schlafstörungen, chronische Lungenerkrankungen.
  • Behandlung von Vitaminmangel, Mangelernährung, Schilddrüsenhypo- oder -hyperfunktion.
  • Beratung und Unterstützung bei Themen wie gesunde Ernährung, körperliche Aktivitäten und Normalgewicht.
  • Unterstützung bei empfohlenen Massnahmen wie auf das Rauchen zu verzichten, wenig oder keinen Alkohol zu konsumieren.
  • Ambulante Therapien wie zum Beispiel kognitives Training oder Psychotherapie.

Diagnose von kognitiven Beeinträchtigungen

Wenn Sie bei sich Veränderungen bemerken oder oben genannte Symptome wiedererkennen, empfehlen wir Ihnen sich an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin zu wenden. So können Sie als erstes abklären, ob eine akute Erkrankung vorliegt. Falls keine akute Erkrankung vorliegt, werden Sie nach der Untersuchung in der Regel an die Memory Clinic überwiesen, damit Sie eine gründliche medizinische und neuropsychiatrische Abklärung erhalten.

Lesen Sie auch: Charakteranalyse: Winnie Puuh

tags: #Vergesslichkeit #Ursachen #psychische