Im Gegensatz dazu werden alle nicht vom Bewusstsein gesteuerten psychisch-geistigen Vorgänge vom Unterbewusstsein gesteuert und dort auch abgespeichert. Hier werden Erlebnisse und Vorstellungen, Eindrücke sowie Handlungen gesammelt, die momentan nicht aktiv und dennoch vorhanden sind.
Das Gedächtnis und das Vergessen
Das Gedächtnis ist die ganz allgemeine Fähigkeit, sich Vorgänge und Begebenheiten zu merken, bis hin sich an traumatische Erinnerungen zu entsinnen. Kurzzeit-/Arbeitsgedächtnis KZG ….. Langzeitgedächtnis LZG …..
Das Vergessen ist der Erinnerungsverlust, in seiner Auswirkung also das Gegenteil des Gedächtnisses mit speichern und behalten. Vergessen als solches wird oft und gern als Fehlleistung des Gehirns bezeichnet - als dem genauen Gegenteil zum sich erinnern. Doch das stimmt so nicht; denn oftmals ist Vergessen auch ein wichtiger und aktiver Prozess. Zu vergessen ist zum Beispiel eine grosse Hilfe, um Unwichtiges von Wichtigem zu trennen und zu unterscheiden. Die zellulären Mechanismen von Lernen, Erinnern und Vergessen sind sich in den einzelnen Hirnarealen sehr ähnlich. Nicht abschliessend erforscht ist jedoch, ob die Erinnerung tatsächlich gelöscht oder ob der Zugang zu ihr erschwert, anders gesagt schwieriger wird. Mit jedem gedanklichen Abruf ändert sich das Erinnern.
Das directed forgetting, zu Deutsch das motivierte Vergessen ist eine der wissenschaftlich weitgehend ergründeten Formen des Vergessens - Erlebnisse wie die traumatischen Erinnerungen werden verdrängt, wie es heisst, geraten sie zunehmend mehr in den Hintergrund. Die Erinnerung bleibt in ihrem Kern unverändert - geändert bis angepasst wird jedoch der Kontext als deren Zusammenhang oder Umfeld.
Mit kognitiver Kontrolle wird die Fähigkeit bezeichnet, Entscheidungen zu treffen oder Reaktionen zu hemmen mit dem Ergebnis, das Eigeninteresse bestmöglich zu verbessern und zu optimieren. Motiviertes Vergessen mit dem gezielten Verdrängen von Informationen geht nicht ohne, wenn auch unbewusste, kognitive Kontrolle. Dieser Zusammenhang ergibt sich aus der gezielten Absicht des Verdrängens - ganz unabhängig davon, ob das bewusst oder unbewusst, absichtlich oder unabsichtlich geschieht.
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Negative Emotionen von der Angst bis zur Wut, wie Scham, Schuld oder Trauer haben eine belastende Wirkung - sie drücken auf die Psyche und sind im wahrsten Sinne des Wortes schmerzhaft. Der Mensch ist schmerzempfindlich und bestrebt, Schmerzen möglichst zu vermeiden oder, noch besser, sie erst gar nicht aufkommen zu lassen. Das gilt auch für eine störende Erinnerung. An diesem Punkt setzt das wohltuende motivierende Vergessen ein.
Die Bindung an die Mutter als lebenswichtige Person soll bestehen bleiben und weiterhin gepflegt werden. Dabei hilft das motivierte Vergessen des Erlebten, weil die Erinnerung daran mit dem Bindungswunsch als solchem weder kompatibel noch lebbar wäre. Im jetzigen Leben steht die Bindung im Vordergrund - das traumatisch Erlebte rückt in den Hintergrund.
Es liegt in der Natur der Sache, dass tiefste Überzeugungen häufig so stark verwurzelt sind und tief sitzen, dass sie auch durch gegenteilige Beweise nicht erschüttert werden können. Die Situation wird noch dadurch begünstigt, dass die Neigung dazu besteht, sich bewusst oder unbewusst ausschliesslich selektiv sowie vorwiegend an Informationen zu erinnern, die der eigenen Überzeugung entsprechen. Anders gesagt wird das ausgewählt, was zur eigenen Meinung passt, sie bildet und prägt. Das ergibt sich bewiesenermassen überaus häufig in Situationen, in denen die Bedrohung der eigenen Identität subjektiv empfunden wird.
In derartigen Fällen bestehen Wunsch und dringendes Verlangen, jegliche Kritik oder Negatives in Form von Kommentaren aus dem eigenen Gewissen zu vertreiben, bestenfalls rückstandslos zu eliminieren. Ein Verhalten, das nicht mit dem Selbstbild des Betroffenen korrespondiert, erzeugt automatisch Unbehagen und Dissonanzen. In derartigen Situationen ist das motivierte Vergessen eine durchaus erfolgreiche Strategie, um sich selbst nicht in Frage zu stellen. Aus dem Blickwinkel der Psychologie ist diese Verhaltensweise eine Gratwanderung hin zur Neurose.
Das Unterdrücken ist ein Zurückhalten oder nicht aufkommen lassen von beispielsweise Gefühlen und Empfindungen, die von sich aus hervortreten und sich bemerkbar machen wollen. Die stark ausgeprägte Unterdrückung als Ablehnung der Erinnerung reicht bis zum motivierten Vergessen. Eine derartig aktive Zurückweisung löst neuronale Prozesse aus.
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Hypnose und Unterbewusstsein
Die Bezeichnung "Hypnose" stammt aus dem Altgriechischen und leitet sich von "hypnos" ab, was "Schlaf" bedeutet. Jedoch beschreibt Hypnose keinen Schlaf, sondern einen natürlichen Zustand, in dem das bewusste Denken in den Hintergrund tritt und das Unterbewusstsein sowie unbewusste Prozesse hervortreten.
Die Geschichte der Hypnose reicht weit zurück. Schon im antiken Griechenland, Ägypten und bei den Römern wurde der Zustand hypnotischer Trance, bekannt als Tempelschlaf, genutzt, um Heilung und spirituelle Erfahrungen zu erlangen. Im 18. Jahrhundert entwickelte Franz Anton Mesmer den "Animalischen Magnetismus" oder Mesmerismus, basierend auf der Theorie eines Energieflusses. Im 19. James Esdaile setzte Hypnose medizinisch ein, darunter für Schmerz- und Stressreduktion.
Das Image der Hypnose wurde historisch durch Aberglauben, Manipulation und überdramatisierte Darstellungen beeinflusst. Filme, Medien und Bühnenauftritte trugen zur Verbreitung von Vorurteilen bei. Hypnose ist keine Magie oder Unterhaltung. In einer seriösen Hypnosetherapiesitzung geht es nicht um Tricks oder Manipulation, sondern um nachhaltige Veränderung von Denkmustern und Problemlösung. Die Wirksamkeit und seriöse Anwendung von Hypnose werden ausführlich erklärt, um Missverständnisse zu beseitigen.
Psychotherapie und das Unterbewusstsein
Die Psychotherapie umfasst zahlreiche verschiedene Methoden, um das seelische Empfinden zu verbessern. Diese Therapie wird sehr breit zur Behandlung von seelischen Problemen eingesetzt und zählt zu einer der am besten erforschten psychotherapeutischen Methoden. Es geht darum, sich schlechter Gedanken und Vorstellungen bewusst zu werden und umzulernen. In der Therapie hinterfragt die betroffene Person solche Gedanken. Diese Therapieform ist gegenwarts- und zukunftsorientiert und fördert die Problemlösungskompetenz der betroffenen Person. Die tatsächliche Arbeit - Gedanken, Gefühle, Ansichten auf positive Weise zu verändern - beginne jedoch erst ausserhalb des Praxisraums.
Die gemeinsame Arbeit der Therapeutin und ihres Patienten fokussiert auf Konflikte, die in der Vergangenheit entstanden sind und oft im Unterbewusstsein liegen. Anders als jedoch bei der klassischen Methode trägt die Therapeutin hier eine aktivere Rolle.
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Ein Beispiel: Eine Person hat Schwierigkeiten, enge Beziehungen zu führen, weil sie in der Kindheit wiederholt abgelehnt oder nicht genug beachtet wurde. Fokus: Unbewusste innere Konflikte, die in der Vergangenheit liegen. Er - sowie seine heutigen Kolleginnen und Kollegen - gehen davon aus, dass Gefühle und Konflikte im Unterbewussten entstehen und uns in unserer Entwicklung blockieren, weil sie verdrängt wurden.
Ein Beispiel: Eine Person leidet unter starken Prüfungsängsten, obwohl sie sich gut vorbereitet hat. Durch die Analyse dieser frühen Erfahrungen kann die Person lernen, ihre Ängste zu verstehen und langfristig zu reduzieren. Fokus: Rückwärtsgewandt, Blick in die Vergangenheit. Es geht darum, das Geschehene in der Vergangenheit und dessen Auswirkungen zu verstehen. Hier liegt der Fokus auf der Person und ihrem sozialen Umfeld.
Diese Therapieform geht davon aus, dass psychische Konflikte vor allem aus den Wechselwirkungen mit dem Umfeld und seinen Personen entstehen (v. a. Die Therapeutin arbeitet in den Sitzungen mit Methoden, mit denen der Patient das persönliche Umfeld anhand von Figuren aufstellen kann. Die Position einzelner Figuren gibt Aufschluss über mögliche Konflikte - das zeigt sich etwa darin, wie nahe oder weit eine Person seine Familienmitglieder um sich platziert, wer der Person zugewandt ist, wer ihr den Rücken zudreht. Die Therapie sei besonders für Menschen geeignet, die bei der psychotherapeutischen Arbeit das «grosse Ganze» anschauen wollen, sagt Pernollet.
Albträume und das Unterbewusstsein
Sie lassen uns nachts hochschrecken und nach Luft schnappen. Doch aus psychologischer Sicht sind Albträume sehr wertvoll. Der nächtliche Schrecken hängt meist mit unserer psychischen Verfassung zusammen, etwa mit einer schwierigen Situation im Alltag. Unser Gehirn simuliert Erschreckendes - doch die Traumwelt bietet einen sicheren Ort, wo es auch die dunklen, tiefsten Ängste zulassen kann.
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