Borderline-Persönlichkeitsstörung und die Fähigkeit zu Verzeihen

Im Leben von Menschen mit einer Borderline Störung finden wir eine ausgeprägte Spaltung. Alles ist extrem: entweder ist etwas schwarz oder weiss. Ein Mensch ist gut oder er ist böse, er wird idealisiert oder gnadenlos abgewertet. Zwischen den beiden Polen ist kaum etwas vorhanden, denn die Zwischentöne, die Farben fehlen. Wie ein roter Faden zieht sich dieses Problem durch das Leben der Betroffenen.

Von Menschen, die eine solche frühe Ablehnung erleben mussten, geht auch im Verhalten eine merkwürdige Zwiespältigkeit aus. Der Mangel Grundbedürfnisse wie Körperkontakt, liebevolle Zuwendung, das Gefühl, willkommen und geborgen zu sein wurden nicht befriedigt. Die Bedeutung die eine solche frühe Ablehnung für die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen hat, kann kaum überschätzt werden. Es ist demnach von immenser Bedeutung, dass Mutter und Kind gleich nach der Geburt eine möglichst enge Verbindung behalten. Neben der Tatsache, dass ihm - durch die mangelhafte Versorgung mit Zuneigung, Streicheln und liebvoller Aufmerksamkeit - das Gefühl, willkommen zu sein, fehlt, wird vor allem Angst das Grundgefühl sein.

Das kleine Kind, welches dieser Situation völlig ausgeliefert ist, hat nur eine Möglichkeit, diese Bedrohung zu bewältigen. Es kann die Angst zumindest zeitweise abspalten, sodass sie nicht mehr spürbar ist. Die Angst ist zwar nicht wirklich verarbeitet, da die Bedrohung weiter andauert, doch die Erleichterung dass die Angst verschwunden ist, hat sich zunächst eingestellt. Im Unbewussten aber wirkt die Angst weiter und drängt mit Gewalt an die Oberfläche. Sie gewinnt eine explosive Sprengkraft, die sich immer wieder in zerstörerische Energie umwandelt, die der Betroffene gegen sich oder gegen andere richtet.

Kinder die abgelehnt werden, sind häufig auf eigentümliche Weise aggressiv oder depressiv. Es kann sein, dass diese Kinde die Aggression gegen sich selbst richten, oder aber sie richten sie gegen andere. Dieses dauernde In-Aktion-Sein kann auch in der weise verstanden werden, dass solche Kinder und spätere Erwachsene das ständige Provozieren, Agieren und Unruheerzeugen benutzen, um das innere Chaos und die Angst vor Vernichtung nicht zu spüren.

Menschen mit Borderline Störungen haben oft guten Kontakt zu ihrem Unbewussten und damit Zugang zu den dort vorhandenen kreativen Energien. Man erkennt einen Hang zu Extremen und Besessenheit in der Verfolgung von Ideen und Vorstellungen. Genie und Wahnsinn liegen nicht selten eng beieinander.

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„Niemand versteht mich“ ist eine häufige trotzige Aussage von Menschen mit einem Borderline Syndrom. Das schmerzhafte Gefühl des Ausgestossenseins, des Nichtverstandenwerdens führt zur Selbstablehnung, tiefem Misstrauen und zur Ablehnung anderer Menschen. Nicht selten suchen diese Menschen intensiven Kontakt zu Tieren. Diese haben für sie einen weit höheren Stellenwert als Menschen, meist auch einen höheren als sie selbst.

In der Leistungsgesellschaft wird die Lebensberechtigung praktisch nur von der Leistung abgeleitet. Das Geliebtwerdenwollen von den Eltern ist ein Grundbedürfnis jedes Kindes. Liebe zu suchen, da, wo sie nicht zu bekommen ist, verursacht immer starke Wutgefühle, die der Betroffene letztlich gegen sich selbst richtet. Es bilden sich regelrechte Teufelskreise: Jemand gibt, investiert, opfert sich, macht sich klein,, passt sich an, ordnet sich unter, und versucht, es dem Gegenüber recht zu machen. Doch immer wieder muss er erleben, dass seine ganze Mühe umsonst war. Wird seine Anstrengung nicht mit Wertschätzung und Zuneigung belohnt, fühlt er sich elendig und leer. Die Folge werden Wut-, Ärger- und Hassgefühle sein. Das alles „Herschenkenwollen“ ist im Grunde ein Akt der Liebe.

In der Psychotherapie hat sich der Begriff „Projektion“ für ein Phänomen etabliert, das hier eintreten wird. Projektion meint, dass jemand sein inneres Problem nach aussen projiziert, wie auf eine Leinwand. Er inszeniert es immer wieder mit wechselnden Schauspielern. Wenn die Anerkennung vom Vater nicht erlangt wurde, so wird zum Beispiel der Vorgesetzte, oder der Partner derjenige sein, von dem Anerkennung erdient, erkauft, erzwungen werden soll. Die gebundene gewaltige Energie sucht Erleichterung, sucht Ventile!

Aggressionen haben bei vielen Menschen, die an einem Borderline Syndrom leiden, eine wichtige Funktion. Sie dienen allerdings häufig nicht der angemessenen Verteidigung im Falle eines Angriffes, sondern werden zur Erleichterung eingesetzt, zum Abbau von Spannungen. Sie werden gegen Unzufriedenheit, Angst, Wertlosigkeits- und Minderwertigkeits-Gefühle eingesetzt. Sie werden wie Suchtmittel verwendet, nämlich um unliebsame Gefühle nicht mehr ertragen zu müssen. Innere Unruhe treibt, ähnlich wie Entzugserscheinungen bei Suchtmittelabhängigen, zu aggressivem Verhalten.

Aggressionsgestörte verlieren immer häufiger die Kontrolle über ihre Aggressionen, sie sind zu scheinbar unverzichtbaren Lebensbewältigungsstrategien geworden und gelten als legitimes Mittel um Bedürfnisse zu befriedigen. Nicht selten haben Menschen mit einem Borderline Syndrom keinen Zugang zu ihren Gefühlen, sie werden abgespalten, das heisst: nicht wahrgenommen. Menschen die eng mit ihnen zusammenleben, sind Wechselbädern ausgesetzt. Extrem hart und extrem weich sind ihre Verhaltensweisen.

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Zu Menschen mit einem Borderline Syndrom fühlt man sich eigenartig wie magisch hingezogen. Man kann sich ihnen kaum entziehen. Sie zwingen ihr gegenüber förmlich in die Beziehung und meist auch dazu Augenkontakt zu haben. Im ersten Kontakt kommt man meist mit der weichen Hälfte, der verletzlichen, menschlichen Seite in Berührung. Man möchte sich am liebsten um ihre tiefe Not kümmern, sie vor weiterem Unheil schützen.

Gegensätze ziehen sich an und die Frage was Menschen für einander anziehend macht, ist nicht unwesentlich damit beantwortet, dass sie neben sexuellen und erotischen Bedürfnissen meistens geheime andere, aus der Kindheit mitgetragene Sehnsüchte haben, die der Partner befriedigen soll. Beide Partner befinden sich in einer Symbiose, insofern sie wichtige Probleme, die sie mit Hilfe der Partnerschaft lösen wollen, tatsächlich zu lösen scheinen. Wie sich zeigen wird, haben Menschen mit einem Borderline Syndrom überhaupt keine andere Wahl, als diesen soeben beschriebenen Irrtum zu verfallen. So ist es für sie unvorstellbar, dass sie ohne Vorleistung Zuneigung empfangen, doch diese Vorleistung erbringen sie um einer Belohnung willen: um Zuneigung und Liebe zu gewinnen.

Meist wird derjenige, der versucht, mit einem Menschen mit Borderline Syndrom zusammen zu leben, sich alle Mühe geben, sich der Situation anpassen. Doch, es darf nicht vergessen werden, dass beide Partner füreinander Problemlöser geworden sind. In der Tat sind Beziehungen, die Menschen mit einem Borderline Syndrom eingehen, mörderisch, nicht selten tödlich. Es wurde schon betont, dass die extreme Gegensätzlichkeit der zwei Hälften von grosser Bedeutung ist und das Motto dieser Menschen lautet: alles oder nichts, Hell oder Dunkel, ganz oder gar nicht. Beziehungen die sie eingehen haben ebenso radikalen Charakter. Andere Menschen wollen sie entweder beherrschen oder sie unterwerfen sich ihnen. Wieder spalten sie die Welt in schwarz und weiss.

Menschen mit einem Borderline Syndrom weigern sich autonom, erwachsen und selbständig zu werden. Die Verweigerung geschieht aus Wut, die ursprünglich den Eltern galt, welche die Symbiose nicht befriedigend gestalten konnten und/oder die Selbständigkeit verweigern mussten. Diese Weigerung Selbständig zu werden, ist Rache! Sie wollen jetzt andere Menschen zwingen, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen.

Das Drama, welches sich in Beziehungen ereignet, die ein Borderline Syndrom-Mensch erleben muss, besteht darin, dass er eine tiefe Sehnsucht nach Verschmelzung hat und in enger werdender Beziehungen diese Verschmelzung mit dem Partner rasch stattfindet. Sie ist so tief und stark, dass sie zugleich auch wieder bedrohlich wird. Es tritt eine tiefe Angst auf, sich selbst zu verlieren oder vernichtet zu werden. Jetzt wird es Zeit wieder Distanz zu schaffen. Aus der gerade noch idealisierten Person wird eine abzulehnende. Der Blick richtet sich nun mit unerbittlicher Schärfe auf das Negative und die Kritik ist vernichtend. Menschen mit einem Borderline Syndrom sind in dem Dilemma, nicht mit, aber auch nicht ohne den Partner leben zu können. Die Beziehungen sind nur in der Weise stabil, dass sie chaotisch instabil sind. Negative Zuwendung scheint auf eigentümliche Weise sicherer als positive. Sie ist aus der Kindheit bekannt und vertraut; es gab nichts anderes. Sie haben nicht gelernt, mit gefühlsmässiger Wärme umzugehen. Wird die Temperatur zu hoch, zum Beispiel durch liebevolle Zuwendung, Lob, respektvolle Beachtung, Körperkontakt und so weiter, wird wie über einen Thermostaten ein Kälteaggregat zugeschaltet, welches dafür sorgt dass die Lebenstemperatur wieder niedrig wird.

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Hinter allen Schwierigkeiten, Problemen und Symptomen stecken „Lernaufgaben“. Jeder Mensch bekommt seine ihm gemässen Lernaufgaben vom Schicksal vorgelegt. Er hat die Freiheit, sich zu verweigern oder die Lernaufgaben anzunehmen und sich um eine Lösung zu bemühen. Weigert er sich, sein Schicksal anzunehmen und sich um echte Problemlösungen zu bemühen, wird in aller Regel sein Leiden früher oder später noch stärker. Nimmt er die Botschaft auf, erweist er sich an persönlicher Reifung, an Wachstum und Weiterentwicklung interessiert.

Der Hang zu Extremen wohnt, wie bereits erwähnt, in der Persönlichkeit der Borderline Syndrom Patienten. Das Alles oder Nichts ist ein Hauptmerkmal der Borderline Störung. Der Hintergrund für die Sucht nach Extremen und Gefahr ist wohl in erster Linie das Bestreben, eine innere Leere zu bewältigen. Der inner Kampf mit dem Gefühl, unerwünscht zu sein, wird in einen äusseren Kampf verlagert. Immer wieder stellt sich die Frage „wie weit kann ich gehen““, „was kann ich noch alles riskieren“?, „wo ist die Grenze“?, „wie weit werde ich akzeptiert“? Solche Menschen fühlen sich merkwürdigerweise dann am sichersten, wenn sie am Rande ihrer Existenz stehen.

Liebe ist ein Kind der Freiheit und setzt voraus, dass beide Partner beziehungsfähig sind. Menschen mit einer Borderline Störung sind zunächst nicht beziehungsfähig und werden dies häufig auch nicht. Sie sind nicht in der Lage, sich selbst zu lieben, denn die frühe Prägung und Störung verursachen dieses tiefe Misstrauen sich selbst und anderen gegenüber. Sie saugen den Partner förmlich aus und sind unersättlich nach Beweisen dafür, existenzberechtigt zu sein. Auch wenn sie diese erhalten, können sie nicht daran glauben, dass sie selbst gemeint sind. Partnerbeziehungen entstehen nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Unbewusst sucht ein Mensch immer den Partner für sich aus, der zu seinen eigenen Problemen passt. Meist beherrscht er all die Dinge, die man selbst nicht kann oder sich nicht zu leben traut. Mitunter ist es auch eine tiefe Sehnsucht nach etwas, was in der frühen Kindheit unbefriedigt blieb. Menschen mit einem Borderline Syndrom, die einen grossen Hunger nach Verschmelzung und Liebe haben, verfügen nicht selten über eine geradezu übersinnliche Fähigkeit, genau die Sehnsüchte und verborgenen Wünsche zu erspüren, die in einem anderen Menschen unerfüllt geblieben sind.

Menschen mit einem Borderline Syndrom leiden unter vielen Ängsten, da ihr Leben unsicher und ohne inneren Halt ist. Das inner Chaos ist auch am Verhalten in der Gemeinschaft zu erkennen. Sich an Regeln zu halten, Rücksicht auf andere zu nehmen und zuzulassen dass andere ihnen näher kommen, fällt ihnen schwer. Etwas Selbstzerstörerisches lebt in ihnen. Mitunter sind sie lebende Pulverfässer, die bei nichtigen Anlässen zur Explosion neigen, oder aber die Energie wirkt zerstörerisch gegen die eigene Person in Form von selbstschädigenden Verhaltensweisen, wie beim Aufritzen der Haut mit Glasscherben, Rasierklingen und ähnlichem. Die Neigung zu Extremen wird auch darin sichtbar, dass Gruppenmitglieder in zwei Lager eingeteilt werden: Entweder sie sind gut oder böse. Solange Borderline Patienten in einem der beiden Extremen lebt, fühlt er sich sicher in seiner Welt. Unsicher wird alles wenn andere Farbtöne zwischen den Extremen zugelassen werden.

Bis ein vollkommener Verzicht auf Aggression möglich wird, ist in der Realität immer ein weiter Weg zurückzulegen. Das Negative, also alles was zerstörerisch, selbstzerstörerisch ist, unangemessen, wild, anarchistisch und bösartig, hat für manche Borderline Patienten eine magische Anziehungskraft. Bei einigen kann man sagen sie sind süchtig nach Destruktivem, in der Nähe des Abgrundes fühlen sie sich wohler und nur in scheinbar absurder Weise sicherer als in stabilen Verhältnissen.

Das Wagnis, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, ist für den Borderline Patienten nur möglich, wenn er bereit ist, sich der Realität zu stellen, sich mit ihr konfrontieren zu lassen, was aber mit grossen Ängsten verbunden ist welche damit verbunden sind. Nur so kann er lernen, dass die innere destruktive Fantasie nicht mit der äusseren Realität übereinstimmt. Es ist einfacher sich in die bekannten destruktiven Fantasien zurückzuziehen, denn sie bieten vertraute Scheinsicherheit.

Hatte ein Mensch mit Borderline Syndrom je eine Chance? Beim Betrachten seines Werdegangs muss man sagen: „ Nein“ - „Niemals“! Er musste so werden wie er geworden ist. Jeder Mensch musste so werden wie er geworden ist, auch das ist eine Erkenntnis. Zum Genesungsprozess gehört, dass der Patient versteht, dass er bisher keine Chance hatte, dass alle seine Versuche, sich selbst zu helfen, zum Scheitern verurteilt waren. Immer wieder hatte er sich eingebildet, dass bei der nächsten Beziehung, bei der nächsten Anstrengung seine Lage...

Verbitterung kann in verstärkter Form zu einem krankheitsähnlichen Zustand führen, der Betroffene schwer beeinträchtigt und Behandlung erfordert. Raphael Bonelli, Psychotherapeut sagt: „Anders als bei der Belastungsstörung bildet sich die krankhafte Verbitterung infolge von Ereignissen, die den Menschen in ihren zentralen Lebensbereichen treffen. Das kann eine Kündigung sein, eine Trennung in einer Partnerschaft oder auch gebrochene Treue. Aus dem ständigen Hadern mit dem Schicksal könne sich eine lang anhaltende psychische Krankheit entwickeln. Die manchmal sogar lebenslange Dauer der Verbitterung kommt laut Bonelli dadurch zustande, dass Betroffene oft in einer passiven Opferrolle verharren. Überwinden kann man Verbitterung durch das Loslassen. "Verbitterte wollen die absolute Gerechtigkeit hier und jetzt erleben.

Der Berliner Psychiater Michael Linden, der als erster das Krankheitsbild beschrieben hat, schlägt für die Behandlung eine sogenannte "Weisheitstherapie" vor. "Es geht darum, das erfahrene Unrecht zu ertragen statt an ihm zu verzweifeln. Dabei versucht man unter anderem, die Perspektive zu wechseln", so Bonelli. Entsprechend der klassischen Methodik wird der Konflikt zunächst aufgezeichnet und dann in verschiedenen Sichtweisen dargestellt, deren Existenz von Erkrankten zuvor oft geleugnet wurde. Der Therapeut berührt jedoch nicht den inhaltlichen Grund der Verbitterung, sondern andere, scheinbar unlösbare Situationen. Betroffene haben verlernt, sich schweren Lebensproblemen zu stellen. Die Fähigkeit, sich weise zu verhalten und angemessene - angepasste - Bewältigungsstrategien zu entwickeln, ist durch ein traumatisches Erlebnis gestört. Sie haben die Fähigkeit zu Mitgefühl, die Kraft zu Veränderung verloren, und es wächst die Angst vor einer ungewissen Zukunft, vor dem Nichterreichen von Zielen.

"Bisher wurde der Aspekt des Verzeihens in Europa kaum wissenschaftlich behandelt, vermutlich aus Angst, dass der Begriff automatisch Religion impliziert. Verzeihung ist jedoch in erster Linie ein psychischer Akt statt ein religiöses Phänomen", betont Bonelli. Verzeihung als "beste Form des Loslassens" beschreibe einen Prozess, der im Wesentlichen zwei Voraussetzungen brauche. "Erstens ist die Erkenntnis nötig, dass man auch selbst Fehler macht. Erst dadurch wird man bereit, auch dem Täter falsches Handeln zugestehen zu können.

Prof. Dr. med. Helmut Renner meint: „Vergeben ist der erste Schritt zum Gesundwerden, zum Seelenfrieden. Frieden zu finden und Frieden zu haben, ist nur möglich durch Vergebung. Es geht es um die persönliche Vergebung der „Schuld" eines meiner Mitmenschen an mir, was dieser mir angetan hat, womit er mich verletzt hat, wodurch er mein „Schuldiger" geworden ist. In der „Schule des Lebens" müsste Vergebung ein Pflichtfach sein“, so Renner. Kann ich es mir überhaupt leisten, nicht zu vergeben? Nichtvergeben schadet mir selbst. Nichtvergeben legt in Ketten, errichtet Mauern, verhärtet das Herz. Ohne Vergebung ist bei vielen Problemen keine Hilfe. Wenn ich nicht vergebe, bleibe ich weiterhin gefangen, gebunden, in Fesseln. Wenn ich nicht vergebe, öffne ich körperlichen und seelischen Krankheiten Tür und Tor.

Vergebung mit unseren „Schuldigern" ist immer möglich. Versöhnung mit unseren „Schuldigern" wird zwar nicht immer gelingen, wenn der andere nicht oder noch nicht zur Versöhnung bereit ist. Das Wesen des Vergebens ist nicht Vergessen, nicht Unter-den-Teppich kehren. Vergeben ist biblisch fundiert, ein klarer biblischer Auftrag, eindeutiger geht es nicht mehr. Schon im Mustergebet, dem „Vater Unser“ wird das betont: „Vater, vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern."„Vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus Jesus vergeben hat." Vergeben zerschneidet meine negativen Bindungen an die verletzende Person und an die erlittene Ungerechtigkeit. Und so wird aus Vergeben auch Freigeben: ich gebe mich frei, ich gebe meinen „Schuldiger" frei, ich gebe Gott frei, ich gebe Gott Freiraum, dass Gott nun frei an mir und an meinem „Schuldiger" wirken kann in seiner Liebe und Barmherzigkeit. Der Versöhnungsgedanke ist die Grundlage jeder Beziehung.

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