Postpartale Depression: Online-Test und Hilfsangebote

Die Zeit nach der Geburt eines Kindes ist oft von grosser Freude und Glück geprägt. Doch für viele Frauen und auch Männer kann diese Phase auch mit psychischen Belastungen verbunden sein. Eine postpartale Depression (auch Wochenbettdepression oder postnatale Depression genannt) ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die etwa 15 % der Mütter und 9 % der Väter betrifft.

Die Vorfreude auf das Baby war gross, doch jetzt, wo es endlich da ist, überwiegen plötzlich Traurigkeit, Ängste und Antriebslosigkeit? Ist das noch der ganz normale Babyblues oder entwickelt sich da vielleicht eine postpartale Depression?

Was ist eine postpartale Depression?

Die postpartale Depression ist ein Stimmungstief, das nach der Geburt eines Kindes auftreten kann. Sie unterscheidet sich vom sogenannten Babyblues, der bei vielen Müttern in den ersten Tagen nach der Geburt auftritt und durch die Hormonumstellung bedingt ist. Der Babyblues ist meist von kurzer Dauer (wenige Stunden bis Tage) und verschwindet von selbst.

Im Gegensatz dazu halten die Symptome einer postpartalen Depression länger an (mehr als zwei Wochen) und können das tägliche Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen.

Symptome einer postpartalen Depression

Es gibt eine Vielfalt von Symptomen, die bei einer postpartalen Depression auftreten können:

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  • Stimmungsschwankungen
  • Traurigkeit, häufiges Weinen
  • Erschöpfung, sowohl geistig als auch körperlich
  • Appetitlosigkeit oder übermässig verstärkter Appetit
  • Antriebslosigkeit, Teilnahmslosigkeit, grosse Schwierigkeiten, sich aufzuraffen
  • Vernachlässigung von eigenen Bedürfnissen, zuweilen auch der Bedürfnisse des Babys
  • Reizbarkeit, stetige Unzufriedenheit, Aggressionen und Wutausbrüche
  • Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme
  • Grübeln, verlangsamtes Denken
  • Unsicherheit und Mangel an Selbstvertrauen
  • Schuld- und Versagensgefühle, Selbstvorwürfe, das Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein
  • Sozialer Rückzug
  • Ängste, Panikattacken
  • Ein- und Durchschlafstörungen, Früherwachen
  • Fehlende oder ablehnende Gefühle dem Kind gegenüber
  • Sexuelle Unlust
  • Zwangsgedanken, beispielsweise quälende Gedanken, dem Baby etwas anzutun
  • Suizidgedanken

Eine postpartale Depression kann auch von körperlichen Symptomen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Verdauungsproblemen, Übelkeit und Magenschmerzen, Herzbeschwerden, Verspannungen, Rückenschmerzen etc. begleitet sein.

Die Anzeichen, die auf eine postpartale Depression hinweisen, sind oft nur schwer zu erkennen - sowohl für die betroffene Mutter als auch für die Menschen in ihrem Umfeld. Dies liegt zum einen daran, dass die Symptome nicht plötzlich auftreten, sondern sich schleichend entwickeln. Zum anderen bemühen sich viele Frauen darum, sich nach aussen hin möglichst nichts anmerken zu lassen.

Ursachen einer postpartalen Depression

Es gibt in der Regel nicht den einen Grund, der eine postpartale Depression auslöst. Meist spielen verschiedene Einflussfaktoren eine Rolle:

  • Hormonelle Veränderungen während Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit
  • Genetische Veranlagung
  • Grosser Schlafmangel
  • Probleme, körperliche Veränderungen durch Schwangerschaft und Geburt anzunehmen
  • Vitamin- und Nährstoffmangel, unregelmässige oder unausgewogene Ernährung
  • Schwierigkeiten, ein neues Miteinander zu finden mit dem Partner, den eigenen Eltern, den Schwiegereltern, dem Freundeskreis
  • Trauer über den Verlust des "alten Lebens"
  • Hohe Erwartungen an sich selbst und der Anspruch, alles perfekt zu machen
  • Schuldgefühle, wenn es nicht gelingt, dem eigenen Anspruch oder den Ansprüchen anderer gerecht zu werden
  • Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
  • Belastende Erfahrungen aus der Vergangenheit
  • Komplikationen in der Schwangerschaft
  • Unzureichende Unterstützung durch den Partner oder andere nahestehende Menschen
  • Fehlender Austausch mit Müttern, die in einer ähnlichen Lage sind
  • Verlust von persönlicher Freizeit, Kontakten am Arbeitsplatz, Hobbys etc.
  • Belastende Umstände wie z. B. finanzielle Sorgen, beengte Wohnverhältnisse, chronische Krankheiten, gesundheitliche Probleme des Babys, fehlendes soziales Netz etc.

Selbsttest: Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS)

Wenn Ihnen die oben genannten Symptome bekannt vorkommen und Sie regelmässig damit zu kämpfen haben, ist es wichtig, dies ernst zu nehmen. Ein erster Schritt kann das Ausfüllen des EPDS-Fragebogens sein.

Die "Edinburgh Postnatal Depressions Skala" umfasst 10 Fragen, mit denen die Stimmungslage der vorangegangenen 7 Tage abgefragt wird. Liegt die Gesamtpunktzahl höher als 10, sollten Sie Kontakt zu einer Fachperson aufnehmen. Zwar kann anhand des Testergebnisses keine postpartale Depression festgestellt werden, es ist jedoch wichtig, genauer hinzuschauen.

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Der Verein "Postpartale Depression Schweiz" empfiehlt Müttern, diesen Fragebogen im ersten Jahr nach der Geburt regelmässig (beispielsweise im Abstand von 14 Tagen) auszufüllen, damit Veränderungen in der Stimmungslage frühzeitig erkannt werden.

Sie können den Fragebogen hier online ausfüllen:

EPDS-Fragebogen

Neben dem Testergebnis gibt es noch weitere Anzeichen. So möchten Sie sich vielleicht jeden Morgen am liebsten die Decke über den Kopf ziehen, um den Tag nicht in Angriff nehmen zu müssen. Oder Sie fürchten sich davor, mit dem Baby alleine zu sein. Oder Sie leiden an massiven Schlaf- und Appetitstörungen. Kommt Ihnen das alles nur allzu bekannt vor? Dann ist es wichtig, möglichst bald Hilfe zu suchen.

Es ist sinnvoll, den Fragebogen im ersten Jahr nach der Geburt wiederholt auszufüllen, mit einem Mindestabstand von 2 Wochen. Er kann auch schon während der Schwangerschaft angewendet werden.

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Wie geht es weiter?

Der nächste Schritt ist die Suche nach einer Fachperson. Manchen Frauen fällt es leichter, sich erst einmal an die Hebamme zu wenden, die sie im Wochenbett betreut oder sich Rat zu holen bei der Frauenärztin, die sie in der Schwangerschaft betreut hat. Diese kennen sich aus mit den Anzeichen, die auf eine postpartale Depression hindeuten und sie können Sie an entsprechend ausgebildete Fachpersonen weiterleiten.

Auf der Fachleute-Liste des Vereins Postpartale Depression finden Sie Adressen von Fachpersonen aus Ihrer Region. Die Mütter- und Väterberaterin oder Familienberatungsstellen haben ebenfalls Adressen, an die Sie sich wenden können. Lassen Sie sich von Ihrem Partner oder einer anderen nahestehenden Person helfen, wenn es Ihnen schwerfällt, zum Telefon zu greifen.

Behandlung einer postpartalen Depression

Die wichtigste Therapieform bei einer postpartalen Depression ist eine Psychotherapie. Hier gibt es verschiedene Therapieverfahren, z. B. Verhaltenstherapie oder systemische Psychotherapie. Welche davon für Sie die beste ist, hängt einerseits von Ihrer Persönlichkeit ab, andererseits von den Ursachen, die der Erkrankung zugrunde liegen. In der Regel finden die Sitzungen als Einzeltherapie statt, oftmals ist es jedoch ratsam, den Partner oder weitere Familienmitglieder mit einzubeziehen. Ergänzend ist der Besuch einer Gruppentherapie mit anderen betroffenen Frauen möglich.

Bei einer mittelschweren Depression wird die Psychotherapie meist mit einer medikamentösen Therapie mit Antidepressiva ergänzt, bei einer schweren Depression ist dies in jedem Fall angezeigt. Neben Antidepressiva können von Fall zu Fall auch schlafanstossende oder angstlösende Medikamente verschrieben werden.

Reden Sie mit Ihrer Psychiaterin oder Ihrem Psychiater über Ihre Bedenken. Fragen Sie ganz genau nach, wenn etwas unklar ist oder wenn Sie etwas gehört oder gelesen haben, was Sie verunsichert. Sofern Sie Ihr Baby weiterhin stillen möchten, lassen Sie sich ein Präparat verschreiben, das mit dem Stillen verträglich ist. Wichtig ist zudem eine psychotherapeutische Betreuung über die ganze Dauer der...

Hilfsangebote in der Schweiz

Es gibt zahlreiche Anlaufstellen und Organisationen in der Schweiz, die Unterstützung für Frauen und Familien mit postpartaler Depression anbieten:

  • Verein Postpartale Depression Schweiz: Bietet Informationen, Beratung und Vermittlung an Fachpersonen.
  • Mütter- und Väterberatung: Bietet kostenlose Beratung und Unterstützung für Eltern von Babys und Kleinkindern.
  • Familienberatungsstellen: Bieten Beratung und Unterstützung für Familien in schwierigen Situationen.
  • Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten: Bieten psychotherapeutische Behandlung für postpartale Depression.
  • Psychiatrische Kliniken: Bieten stationäre Behandlung für Mütter mit postpartaler Depression, teilweise mit Möglichkeit zur Mitaufnahme des Kindes.

Zusätzlich gibt es in einigen Kantonen Spezialsprechstunden zum Thema Medikation in der Schwangerschaft und Stillzeit.

Unterstützung für Angehörige

Wenn ein Elternteil an postpartaler Depression erkrankt, ist es zentral, auch die Angehörigen im Blick zu behalten. Es gibt spezielle Anlaufstellen für Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen, die Beratungsgespräche anbieten, um mit der belastenden Lebenssituation umzugehen und neue Kraft zu schöpfen.

Wichtige Botschaften

  • Sie sind nicht allein: Postpartale Depression ist eine häufige Erkrankung.
  • Es ist keine Schande, Hilfe zu suchen: Eine frühzeitige Behandlung kann den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen.
  • Sie sind eine gute Mutter: Eine Depression macht Sie nicht zu einer schlechten Mutter.
  • Es gibt Hilfe: Zahlreiche Fachpersonen und Organisationen stehen Ihnen zur Seite.

Die Informationen in diesem Artikel dienen der allgemeinen Information und ersetzen keine professionelle Beratung. Wenn Sie den Verdacht haben, an einer postpartalen Depression zu leiden, suchen Sie bitte eine Fachperson auf.

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