Eine Depression ist eine psychische Störung, bei der die Betroffenen sich niedergeschlagen, freudlos und ohne Antrieb fühlen. Dazu kommen häufig Symptome wie ein geringes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche. Depressionen beeinträchtigen die Betroffenen in der Regel stark, schränken ihren Alltag ein, belasten Liebesbeziehungen und führen bei manchen Patienten zur Arbeitsunfähigkeit - im schlimmsten Fall sogar zum Suizid.
Häufigkeit von Depressionen
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation erleiden jedes Jahr etwa sieben Prozent der Bevölkerung in Europa eine Depression. Werden Angstzustände und leichtere Formen der Depression hinzugerechnet, betreffen diese Störungen jeden vierten Europäer. Laut des Bundesamtes für Statistik sind neun Prozent aller Schweizer:innen von Depressionen betroffen (Stand 2017). Innerhalb eines Jahres erkranken rund 7% der Bevölkerung in der Schweiz erstmals oder wiederholt an einer unipolaren Depression und je 1-2% an einer Dysthymie oder an einer bipolaren affektiven Störung. Frauen sind häufiger als Männer von Depressionen betroffen.
Arten und Formen der Depression
Es gibt verschiedene Formen der Depression. Sie unterscheiden sich unter anderem durch die Art und Häufigkeit der Symptome, die Ursache sowie durch persönlichkeitsspezifische Merkmale:
- Unipolare Depression: Hierbei treten typische Depressionssymptome wie Traurigkeit und Antriebslosigkeit über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten auf.
 - Bipolare Depression: Bei einer bipolaren Depression oder bipolaren Störung wechseln sich depressive Episoden mit manischen Phasen ab.
 - Dysthymie: Bei der Dysthymie sind die depressiven Symptome weniger stark ausgeprägt, aber über einen langen Zeitraum vorhanden. Daher wird diese Form auch als "chronische Depression" bezeichnet.
 - Winterdepression: Manche Menschen sind nur in der dunklen Jahreszeit depressiv, aber dafür jedes Jahr wieder.
 - Postnatale Depression: Bei manchen Frauen entsteht eine Depression nach der Geburt. Mediziner sprechen dann von einer postnatalen Depression oder postpartalen Depression.
 - Agitierte Depression: Eine agitierte Depression äussert sich in ängstlicher Getriebenheit.
 - Atypische Depression: Im Unterschied zur klassischen Ausprägung einer Depression lässt sich die Stimmung bei der atypischen Depression durch positive Ereignisse verbessern.
 
Weitere Formen
- Depressionen bei Kindern und Jugendlichen
 - Altersdepression
 - Endogene und exogene Depression
 
Symptome einer Depression
Anzeichen für eine Depression ist eine anhaltende traurige, trübsinnige, gereizte Stimmung. Lustlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, das Gefühl innerer Leere, Konzentrationsstörungen und Neigung zum Grübeln sind weitere Beschwerden, die bei einer Depression auftreten. Antriebsstörungen, die manchmal ausgeprägt am Morgen auftreten, können äusserst quälend sein. Häufig machen sich depressive Menschen erhebliche Schuldvorwürfe. Männer und Frauen können unterschiedliche Beschwerden zeigen. Frauen reagieren eher mit Niedergeschlagenheit, Ängsten und Verschlossenheit, während Männer nicht selten mit Verstimmtheit, Aggressivität, Gestresstsein reagieren. Bei vielen Betroffenen kommen auch körperliche Beschwerden hinzu.
Die Kernsymptome der Depression sind einerseits die depressive Stimmung, wie ich sie beschrieben habe: Dieses Gefühl von Gefühllosigkeit und Leere. Aber dazu kommt auch ein unheimlicher Verlust von Interesse. Es entsteht eine Freudlosigkeit; man kann sich nicht mehr wirklich freuen über Dinge, die man vorher schon lustvoll genossen hat. geht oft auch eine sehr starke Ermüdbarkeit zusammen mit einem Antriebsverlust. Zusätzliche Symptome gibt es im Denk- und kognitiven Bereich: Man hat keine Konzentration und keine Aufmerksamkeit mehr. Es kommt zu einer grossen Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls, man hat kein Selbstvertrauen mehr und entwickelt Schuldgedanken und Gedanken an Wertlosigkeit.
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Im Extremfall kann das sogar zu einer realitätsfernen Überzeugung führen, dass man schuldig ist. Und dann kommen auch viele körperliche Symptome dazu, dass man etwa in der Nacht immer wieder aufwacht, nachdem man schon kaum einschlafen konnte. Auch, dass man früher aufwacht als normal und man nicht wieder einschlafen kann, also mit einem sogenannten Morgentief aufwacht und kaum in den Tag kommt. Weiterhin gibt es den Appetitverlust, den Verlust von sexueller Appetenz bis hin zu starken Gewichtsabnahmen (wegen des Appetitverlustes). Umgekehrt kann es auch auch zu mehr Appetit kommen, sodass man regelrechte Fressanfälle hat. Und was das Schlafen angeht, gibt es auch Depressionsformen, die mit zu viel Schlaf einhergehen. Der Schlaf ist dann allerdings auch nicht mehr erholsam. Und ein wichtiges Symptom - das gerade für uns in der Psychiatrie ein besonderes Risiko darstellt - ist der Aspekt von Suizidalität, also dem Gedanken daran, dass das Leben keinen Sinn mehr macht.
Ursachen von Depressionen
Bei Depressionen kommt es zu Stoffwechselstörungen im Gehirn. Es handelt sich also um eine Erkrankung des Gehirns. Stress, Belastungen und Überforderungen können Auslösefaktoren für eine Depression sein. Depression ist eine Frage der Gene. Wissenschaftler entdeckten 15 Genregionen, die mit der Krankheit in Zusammenhang stehen. Epigenetische Veränderungen (vererbbare Chromosomen-Modifikationen ohne Veränderungen der DNA-Sequenz) bestimmen, ob die Depression wirklich ausbricht. Eine Depression kann man als Folge von chronischem Stress betrachten. Chronischer Stress führt zu Veränderungen des ganzen Apparates, auch zu einer Überaktivität des Stresshormonsystems.
Letztlich kann jeder Mensch eine Depression entwickeln. Von aussen sieht man, dass ein Mensch sich sehr stark zurückzieht, dass er weniger im zwischenmenschlichen Kontakt ist, dass er weniger mitschwingt (wie wir sagen). insgesamt auch trauriger. Auch die Mimik wird weniger. Und dass die Person den Alltag nicht mehr bewältigt, dass sie nicht mehr zur Arbeit oder zur Schule geht, morgens liegen bleibt und sich verkriecht.
Verlauf und Prognose
Depressionen verlaufen individuell ganz unterschiedlich. Den meisten Menschen, die unter einer Depression leiden, hilft eine konsequente Behandlung gut. Die Therapie ermöglicht es, depressive Episoden zu durchbrechen oder vollkommen abklingen zu lassen. Eine Depression gilt als heilbar. Unbehandelt ist die Wahrscheinlichkeit allerdings hoch, dass eine Depression über Monate oder Jahre bestehen bleibt. Das gilt insbesondere für schwere Depressionen. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten.
Etwa die Hälfte der Menschen, die einmal eine depressive Episode durchlebt haben, erleidet einen Rückfall. Bei Betroffenen mit einer schweren Depression sind es 75 Prozent. Mit jedem Rückfall steigt die Wahrscheinlichkeit, dass weitere depressive Phasen auftreten. Besonders schwer zu heilen sind chronische Depressionen. Sie werden nicht selten zum lebenslangen Begleiter und bedürfen ständiger Behandlung. Wenn wir von einer klassischen Depression sprechen, ist das Risiko eines Rückfalls schon bei 50 bis 75 Prozent, also gar nicht so gering. 15 bis 20 Prozent der Depressionen entwickeln sich sogar zu einer chronischen Depression, sodass sie nie wirklich weggeht.
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Die 5 Phasen der Depression
Um zu verstehen, wie eine Depression verlaufen kann, wurde sie in fünf Phasen eingeteilt. Diese Einteilung hilft dabei, die Kernerfahrungen und Herausforderungen der Krankheit in verschiedenen Ausprägungen zu beschreiben.
- Phase 1: Negative Gedankenmuster 
In der ersten Phase der Depression treten negative Gedankenmuster auf, die sich verselbstständigen und über einen längeren Zeitraum anhalten. Betroffene beschreiben diesen Zustand oft als chronische Niedergeschlagenheit und Verzweiflung.
Was kann ich tun?
- Abstand schaffen: Erinnern Sie sich daran, Sie sind nicht Ihre Gedanken.
 - Gedanken aufschreiben und loslassen: Schreiben Sie Ihre negativen Gedanken auf Papier.
 - Eigene Stopp-Signale einbauen: Wenn Sie bemerken, dass negative Gedanken ausser Kontrolle geraten, können Sie sich selbst Stopp-Signale setzen.
 - Mit dem Umfeld darüber sprechen: Teilen Sie Ihre Gedanken und Gefühle mit Vertrauenspersonen in Ihrem Umfeld.
 - Sprechen Sie mit Psycholog:innen oder einer anderen Fachperson: Suchen Sie professionelle Hilfe, indem Sie sich an eine Fachperson wenden.
 
 - Phase 2: Veränderungen im Appetitgefühl 
Während der Phase 2 einer Depression treten Veränderungen im Appetitgefühl auf. Negative Gefühle und Depression können sich auf den Appetit und das Hungergefühl auswirken, da sie Stress für den Körper bedeuten.
Was kann ich tun?
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- Essen schön anrichten: Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Mahlzeiten ansprechend zu gestalten.
 - In guter Gesellschaft essen: Essen Sie in angenehmer Gesellschaft.
 - Kochen Sie Mahlzeiten, die Sie besonders mögen: Bereiten Sie Gerichte zu, die Ihnen Freude bereiten und Ihren Geschmack treffen.
 - Abstand schaffen und überlegen: Stellen Sie sich die Frage, warum Sie gerade jetzt essen möchten.
 - Auf den Körper hören: Versuchen Sie, auf die Bedürfnisse Ihres Körpers zu achten.
 - Regelmässig essen und sich Zeit nehmen: Vermeiden Sie es, lange Pausen zwischen den Mahlzeiten zu haben.
 - Meal Prep: Planen Sie Ihre Mahlzeiten im Voraus.
 
 - Phase 3: Schlafstörungen 
Während der Phase 3 einer Depression treten häufig Schlafstörungen auf. Negative Gedanken können Betroffene am Einschlafen hindern oder sie während der Nacht immer wieder aufwecken.
Was kann ich tun?
- Regelmässigkeit: Versuchen Sie, immer zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzuwachen.
 - Entwickeln Sie ein Zubettgeh-Ritual und schalten Sie bewusst ab: Legen Sie zum Beispiel eine Stunde vor dem Zubettgehen Ihr Handy beiseite, lesen Sie ein Buch oder schreiben Sie Ihre Gedanken auf.
 - Passen Sie Ihr Schlafzimmer an: Verwenden Sie Ihr Bett nur zum Schlafen und sorgen Sie dafür, dass kein Tageslicht während des Schlafens ins Zimmer gelangt.
 - Machen Sie leichte Bewegung an der frischen Luft: Planen Sie kurze Spaziergänge in Ihren Tag ein.
 
 - Phase 4: Selbstkritik und Schuldgefühle 
In dieser Phase neigen Betroffene zu intensiver Selbstkritik und starken Schuldgefühlen. Sie tragen eine überwältigende Last von Schuldgefühlen, die oft in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Ereignissen oder Handlungen stehen.
Was kann ich tun?
- Führen Sie ein Positiv-Tagebuch: Schreiben Sie jeden Tag auf, was gut gelaufen ist und wofür Sie dankbar sind.
 - Richten Sie Ihren Blick in die Zukunft: Lassen Sie Geschehenes hinter sich und konzentrieren Sie sich auf das, worauf Sie sich freuen können.
 - Schenken Sie sich selbst etwas: Gönnen Sie sich hin und wieder etwas Besonderes, um sich selbst Wertschätzung entgegenzubringen.
 
 - Phase 5: Hoffnungslosigkeit und Suizidgedanken 
In Phase 5 nehmen das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit bei Betroffenen extrem zu. Sie glauben, dass sich ihre Situation niemals verbessern wird und dass der Tod die einzige Lösung für ihre Qualen darstellt.
Was kann ich tun?
In dieser Phase sind schnelle und angemessene Massnahmen von entscheidender Bedeutung. Suchen Sie professionelle Hilfe! Reden Sie offen über Ihre Suizidgedanken, um Unterstützung zu erhalten.
 
Behandlung von Depressionen
Die moderne Behandlung der Depression besteht aus einer Therapie mit Medikamenten (Antidepressiva) und der Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapien). Der grösste Behandlungserfolg kann bei einer Kombination von beiden Behandlungstypen erwartet werden. Damit der Stoffwechselhaushalt der Hirnzellen wieder ins Gleichgewicht kommt, helfen moderne antidepressive Medikamente. Mehrheitlich kann die Depression ambulant behandelt werden. Als erstes geht es natürlich darum, die akuten Gefahren abzuwenden und die akute Symptomatik mit Medikamenten zu lindern. Die Psychotherapie ist aber auch ein wichtiger Aspekt. Eigentlich ist unsere Empfehlung, beides parallel durchzuführen: die medikamentöse und die psychotherapeutische Behandlung.
Bei der Psychotherapie gibt es verschiedene Therapieformen, die sich stark mit meinen Grundannahmen und -überzeugungen beschäftigen, die mich selbst entwerten und mich daran hindern, handlungsfähig zu bleiben und Entscheidungen zu treffen. Anschliessend geht es um das Aktivieren von positiven Erfahrungen, zu lernen, aus einer Abwärtsspirale wieder in eine Aufwärtsspirale zu kommen. Es geht in der Therapie auch um die Aspekte der Stressreduktion, auch Körpertherapie, Kunst- und Maltherapie und Ergotherapie. Ganz typische Kernprobleme von Menschen mit akuten Depressionen sind Trauer und ein Verlusterlebnis - das hattest Du eingangs ja schon erwähnt - oder das Problem sozialer Isolation. Das sind auch zwischenmenschliche Schwierigkeiten wie Partnerschaftsprobleme oder nur Rollenwechsel.
Antidepressiva und Abhängigkeit
Antidepressiva sind keine Medikamente, die eine körperliche oder psychische Abhängigkeit hervorrufen. Das heisst, man kann sie prinzipiell jederzeit absetzen, obwohl es dann häufig zu Absetzeffekten kommt. Abhängigkeiten entstehen durch andere Medikamente, insbesondere durch Tranquilizer, also Beruhigungstabletten mit Benzodiazepinen. Diese kommen in der Akutbehandlung einer Depression durchaus zum Einsatz, auch um einem Suizid vorzubeugen. Da setzt man auf Antidepressiva, die auf bestimmte Neurotransmittersysteme einwirken, insbesondere auf das sogenannte Serotonin.
Vorbeugung von Depressionen
Eine Depression kann man nicht verhindern. Wenn eine Person depressiv ist, heisst das nicht, dass sie ein «Verlierer» ist. Um die eigene psychische Gesundheit zu stärken und damit womöglich das Risiko einer Depression zu verringern, empfiehlt es sich, Stress zu reduzieren. Auch ein stabiles soziales Netzwerk wirkt schützend. Pflegen Sie daher regelmässig Kontakt zu Freunden und tauschen Sie sich über Sorgen und Probleme aus. Sport und regelmässige Bewegung haben sich in der Therapie von Depressionen bewährt und leisten einen Beitrag, um der Entstehung einer Depression vorzubeugen.
Die Frage ist dann: Wie kann man Stress möglichst früh abbauen und regulieren? Dafür sind vorbeugend positive Aktivitäten wichtig, die positive Selbsterfahrungen geben, um in stressigen Situationen eine Haltung von Selbstakzeptanz und Wohlwollen zu entwickeln. Halte an Tagesstrukturen fest, auch wenn es dir schwerfällt. Schreibe jeden Abend drei Dinge auf, welche dir an diesem Tag Freude bereitet haben oder für die du dankbar bist. Richte dir Sorgen-Zeiten ein, damit du nicht den ganzen Tag grübelst. Nimm dir zum Beispiel täglich 15 Minuten Zeit, um alle belastenden Gedanken aufzuschreiben.
Was tun bei Verdacht auf Depression?
Hält die depressive Stimmung mehr als zwei Wochen konstant an und fühlst du dich den ganzen Tag verstimmt, leidest du möglicherweise an einer Depression. Betroffene fühlen sich antriebslos und haben keine Freude mehr an Dingen, welche ihnen normalerweise Freude bereiten. Unter einer Depression leiden verschiedene Lebensbereiche. (Diese Liste dient nicht der Selbstdiagnose. Treffen allerdings einige dieser Symptome auf dich zu, solltest du eine Fachperson kontaktieren. Hast du das Gefühl, dass du an einer Depression leidest, solltest du dir Hilfe holen. In einem ersten Schritt kannst du dich beispielsweise an die Schulsozialarbeit oder eine Jugendberatungsstelle wenden. Auch wir vom 147 sind jederzeit für dich da. Eine Depression lässt sich mit einer Psychotherapie gut behandeln. Fachpersonen können dir helfen, dass es wieder besser wird und dir neue Perspektiven aufzeigen.
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