Alkohol und Depression: Eine gefährliche Wechselwirkung

Alkoholkonsum kann zu körperlichen, psychischen und sozialen Folgeproblemen führen. Die toxische Wirkung des Alkohols kann fast jedes Organ des menschlichen Körpers schädigen und die Entwicklung verschiedener Krankheiten begünstigen. Für die meisten durch Alkohol begünstigten Krankheiten besteht eine Dosis-Wirkung-Relation, d.h. mit steigender Konsummenge nimmt auch das Risiko zu. Trinkmuster und -häufigkeit sind ebenfalls von Bedeutung. Chronisch risikoreicher Konsum kann die genannten Erkrankungen begünstigen, während punktuell risikoreicher Konsum vor allem das Verletzungsrisiko erhöht und sich im wiederkehrenden Fall auf das Herz auswirkt.

Bei einigen Medikamentengruppen ist im Zusammenhang mit Alkohol Vorsicht geboten. Alkohol und Medikamente können gefährliche Wechselwirkungen verursachen. Ältere Menschen und Jugendliche sind besonders gefährdet.

Alkohol und Medikamente: Ein riskantes Zusammenspiel

Ob an Weihnachten oder Silvester: Auch dieses Jahr gönnen sich viele wieder das ein oder andere Gläschen. Dabei wird oft übersehen, dass Alkoholkonsum in Kombination mit der Einnahme von Medikamenten potenziell gefährliche Wechselwirkungen hervorrufen kann. Entscheidend für den Promillewert ist die Menge des konsumierten Alkohols in Gramm sowie vor allem das Körpergewicht. Die Alkoholkonzentration im Blut hänge aber nicht nur von der konsumierten Menge ab, sondern auch von individuellen Faktoren wie Geschlecht, Alter und Gewicht.

Frauen vertragen Alkohol oft schlechter als Männer, da ihr Körper mehr Fettgewebe und weniger Flüssigkeit enthalte. Der Alkoholabbau erfolge im Körper hauptsächlich über die Leber. «Ältere Menschen sind besonders gefährdet, da ihre Leber mit zunehmendem Alter an Leistungsfähigkeit verliert. In Kombination mit Medikamenten, die ebenfalls über die Leber abgebaut werden, kann Alkohol deren Wirkung beeinflussen. Insbesondere bei Polymedikation - also der Einnahme mehrerer Medikamente gleichzeitig - steigt das Risiko für Wechselwirkungen erheblich», warnt Mathieu.

Bei Jugendlichen, die ihr volles Körpergewicht noch nicht erreicht haben und deren Organe noch in Entwicklung sind, steigt der Alkoholspiegel vergleichsweise schneller an. Dies kann die Wirkung von Medikamenten wie Antidepressiva oder Beruhigungsmitteln verstärken. In dieser Altersgruppe sei das Risiko für gefährliche Wechselwirkungen deshalb besonders hoch.

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Zeitversetzte Einnahme hilft nicht

Ob es sinnvoll wäre, Medikamente zeitversetzt einzunehmen - etwa zwei Stunden vor dem ersten Glas Wein? «Das ist keine gute Idee. Alkohol wird mit einer Geschwindigkeit von 0,1 bis 0,2 Promille pro Stunde abgebaut. Das bedeutet, ein Promille benötigt bis zu zehn Stunden, um vollständig abgebaut zu werden», stellt Mathieu klar.

Eine Alternative bieten als alkoholfrei deklarierte Getränke wie Bier oder Wein, selbst wenn sie geringste Mengen an Restalkohol enthalten. «Das Risiko für Wechselwirkungen mit Medikamenten ist bei solchen Alternativen deutlich geringer als bei alkoholhaltigen Getränken, auch wenn eine absolute Sicherheit nie garantiert werden kann».

Medikamentengruppen, bei denen Vorsicht geboten ist

  • Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika oder Acetylsalicylsäure können beim gleichzeitigen Konsum von Alkohol das Risiko von Blutungen im Verdauungstrakt erhöhen.
  • Beruhigungsmittel, Antiallergika, Antidepressiva und Schlafmittel: Sie alle haben im Zusammenspiel mit Alkohol eine sedierende, müde machende Wirkung. Bei Beruhigungsmitteln kann der gleichzeitige Konsum von Alkohol die Gefahr, vom Medikament abhängig zu werden, erhöhen.
  • Statine (Cholesterinsenker): Zusammen mit Alkohol kann die leberschädigende Wirkung verstärkt werden.

Alkohol und psychische Störungen

Alkohol und psychische Störungen hängen oft zusammen. Es ist nicht immer einfach zu wissen, welches Problem für das andere verantwortlich ist. Wie dem auch sei, ein chronischer Alkoholmissbrauch steht sehr oft im Zusammengang mit einer Anzahl von Symptomen und psychiatrischen Problemen. Denn der Alkohol stört den Schlaf und führt zu Wachphasen, vor allem während der zweiten Hälfte der Nacht. Er verändert den Schlafrhythmus und begünstigt Erregung und Kopfschmerzen, Schweissausbrüche und das Schnarchen.

Fast 80 % der abhängigen Alkoholtrinker leiden unter Depressionen. Die gravierendste Konsequenz der ‘Verbindung’ Alkohol-Depression ist das suizidale Risiko. Der Alkohol ist - je nach Kultur - mit einem hohen Prozentanteil an den vollendeten Suiziden beteiligt. Die Alkoholkonsumation erhöht die Schwere der suizidalen Handlungen.

«Die suizidale Krise ist häufig anzutreffen bei jugendlichen Alkoholabhängigen. Sie beinhaltet eines der Hauptrisiken im Verhalten der Abhängigen. Der Alkoholmissbrauch und die Abhängigkeit vervielfachen das Risiko einer suizidalen Krise um das Achtfache. Ein Drittel der suizidalen Krisen ist bei alkoholabhängigen Patienten oder solchen, die missbräuchlich Alkohol trinken, zu beobachten. Diese sind bei Abhängigen oft anzutreffen. Sind sie direkt induziert durch den Alkohol und gehen nach dem Entzug zurück.

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Risikoarmer vs. risikoreicher Konsum

Bislang wird zwischen risikoarmem und risikoreichem Konsum unterschieden. Wie verlaufen hier die Grenzen? Als risikoarm für gesunde erwachsene Männer gelten höchstens zwei Standardgetränke Alkohol pro Tag, wobei ein Standardgetränk zehn Gramm reinem Alkohol entspricht. Und dies an maximal fünf Tagen die Woche. Und wenn ein Mann einmal mehr trinkt, dann höchstens fünf Standardgetränke. Für gesunde erwachsene Frauen gilt das gleiche, aber nur ein Standardgetränk pro Tag und maximal vier, wenn es ausnahmsweise einmal mehr sein sollte.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht in ihren aktuellsten Empfehlungen noch einen Schritt weiter und hält fest, dass es keinen gesundheitlich unbedenklichen Alkoholkonsum gibt. Dies mag zunächst irritieren, zumal es ja auch Studien gibt, in denen es heisst, dass kleinere Mengen an Alkohol sogar gesund wären und etwa zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos oder der Entstehung von Diabetes beitragen könnten. Solche Ergebnisse werden zwischenzeitlich jedoch zunehmend kritisch gesehen.

Alkohol als Krebsrisiko

Alkohol wird heute mit mindestens sieben Krebsarten in Verbindung gebracht, etwa mit Krebserkrankungen des Verdauungstraktes, der Harnblase oder Brustkrebs bei Frauen. Gemäss neusten Untersuchungen und gemäss der WHO wird die Hälfte der dem Alkohol zurechenbaren Krebsfälle in der Europäischen Region durch «leichten bis «moderaten» Alkoholkonsum - das heisst weniger als 1,5 Liter Wein oder weniger als 3,5 Liter Bier sowie weniger als 450 Milliliter Spirituosen pro Woche - verursacht. Dieses Trinkverhalten ist für einen Grossteil aller alkoholbedingten Fälle von Brustkrebs bei Frauen verantwortlich.

Heute muss sich jede und jeder bewusst sein, dass es keine sogenannt sichere Alkoholmenge gibt. Man kann lediglich sagen: Je mehr jemand trinkt, desto schädlicher ist der Konsum. Der Alkoholkonsum ist in unserer westlichen Welt jedoch tief verwurzelt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Alkohol in unserer Gesellschaft irgendwann keine Rolle mehr spielen wird.

Akute und langfristige Folgen von Alkoholkonsum

  • Akutfolgen: Stürze, Knochenbrüche, Schädel-Hirn-Traumen, Bewusstseinstrübung, Beeinträchtigungen im Strassenverkehr, Zunahme von impulsivem Verhalten, häusliche Gewalt.
  • Spätfolgen: Leberschäden, kognitive Beeinträchtigungen (demenzielle Entwicklung), Blutbildveränderungen, Krebserkrankungen, psychische Erkrankungen (Depressionen, Suizidalität).

Alkoholkonsum führt bei steigenden Promillewerten zu einer Enthemmung und damit zu einer Abnahme der Impulskontrolle sowie der Frustrations- und Stresstoleranz. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung haben Menschen mit einem schädlichen/abhängigen Alkoholkonsum ein fünf- bis zehnfach erhöhtes Risiko, an Suizid zu versterben. Alkoholkonsum kann aber auch zu einer Zunahme von fremdaggressivem Verhalten führen. Zudem fühlt sich ein Grossteil der Bevölkerung im öffentlichen Raum durch alkoholisierte Fremde belästigt oder hat Angst vor ihnen.

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Faktoren, die das Risiko einer Alkoholabhängigkeit beeinflussen

Prinzipiell ja, jedoch wird das Risiko für die Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit massgeblich durch verschiedene bio-psycho-soziale Faktoren beeinflusst. Mindestens die Hälfte des Risikos beruht auf genetischen Faktoren, wobei die einzelnen Gene bislang nicht umfassend geklärt sind. Eine wichtige, genetisch bedingte Rolle spielt die Verträglichkeit. Wer die jeweilige Substanz besser verträgt, eine bessere Wirkung davon verspürt, hat ein grösseres Risiko, von der jeweiligen Substanz abhängig zu werden.

Alkohol ist eine sedierende und insbesondere deprimierende Substanz und beeinflusst die psychische Gesundheit in vielerlei Hinsicht. Besonders typisch ist die Entwicklung von depressiven Zuständen, aber auch von Angststörungen, Panikattacken und Schlafstörungen.

Hellhörig sollte man werden, wenn einem das Umfeld eine hohe Trinkfestigkeit attestiert oder wenn man gesagt bekommt, dass man doch ein bisschen zu viel trinkt. Leider tut sich das Umfeld häufig schwer, offensichtliche Alkoholprobleme direkt anzusprechen. Definitiv nicht mehr im Griff hat man den Alkoholkonsum, wenn man den Trinkbeginn und die Trinkmenge nicht mehr frei bestimmen kann (Kontrollverlust), immer grössere Mengen benötigt, um noch eine Wirkung zu verspüren (Toleranz), Entzugserscheinungen entwickelt (Entzug), trotz dem tiefen Wunsch, den Konsum zu sistieren, immer wieder einen hohen Druck verspürt, Alkohol zu konsumieren («Craving»), den Konsum trotz gravierender körperlicher, psychischer oder sozialer Schäden nicht mehr einstellen kann und der gesamte Alltag vom Konsum bestimmt wird. Das sind übrigens die Abhängigkeitskriterien.

Behandlung und Prävention

Innovative Medikamente, die Verlangen und Kontrollverlust noch besser reduzieren, mehr ambulante Behandlungsplätze sowie weitere Massnahmen, um Problembewusstsein und Behandlungsbereitschaft in der Allgemeinbevölkerung zu stärken und die Stigmatisierung von Abhängigkeitserkrankungen zu reduzieren, sind dringend erforderlich.

Besonders traurig und besorgniserregend ist, dass viele der betroffenen jungen Menschen bereits schwer abhängig und vor allem auch psychisch und sozial sehr desintegriert wirken. Zudem birgt der chronisch risikoreiche Konsum ein erhebliches Risiko für die Entwicklung einer späteren Abhängigkeit. Die Zukunft für diese jungen Menschen ist also schwer.

Alkohol kann zu Schlafstörungen führen. Obwohl vielen Menschen Alkohol beim Einschlafen hilft, kommt mitten in der Nacht oder am frühen Morgen das böse Erwachen. Dies liegt an der Zwei-Phasen-Wirkung des Alkohols: Auf eine kurzfristig angenehme Hauptwirkung (z.B. Beruhigung, Entspannung, Schmerzlinderung, Enthemmung, Stimmungshoch oder Stärkung) folgt eine langfristige unangenehme Nachwirkung (z.B. Unlust, Unruhe, Gereiztheit, Verstimmung, Deprimiert sein oder Kater). Ein Einschlafen ist fast nicht mehr möglich. Alkohol ist eine häufige Ursache von Durchschlafstörungen und verstärkt auch Schnarchen und Atemaussetzer (Schlafapnoe).

Chronisch übermässiger Alkoholkonsum kann Auswirkungen auf die Stimmung und die Gefühle von Menschen haben: Man wird dünnhäutig, gereizt, ist weniger belastbar und weniger leistungsfähig. Problematischer Alkoholkonsum und Depressionen können gemeinsam auftreten ohne dass ein Zusammenhang besteht. Es gibt aber auch Fälle, wo Alkohol als Selbstmedikation gegen Depressionen eingesetzt wird. Schliesslich kann Alkohol auch ein Auslöser sein für Depressionen. In zwei Punkten sind sich die meisten Experten aber einig: Wer viel trinkt, läuft Gefahr, depressiv zu werden. Und wer depressiv ist und vom Alkohol die Finger lässt, hat bessere Chancen, die ernste Krankheit wieder loszuwerden.

Wenn der Alkohol überhandnimmt, fehlt den Angehörigen, den Lebenspartnern ein Gegenüber, das Verantwortung übernimmt. Für die Nächsten steigt die Belastung, es kommt zu mehr Streit und Konflikten, die Kinder werden möglicherweise vernachlässigt. Viele Eltern mit Alkoholproblemen wünschen sich, dass ihre Kinder nichts von ihren Problemen mitbekommen. Leider ist das nicht der Fall. Auch wenn die Eltern versuchen, ihre Kinder zu schützen, nehmen bereits kleine Kinder die Spannungen und die belastete Stimmung in der Familie wahr. Sie können die schwierige Situation vielleicht nicht verstehen und einordnen, leiden aber nicht weniger darunter.

Alkohol beeinflusst die Eireifung bei den Frauen und vermindert die Anzahl und die Qualität der Spermien bei den Männern. Durch Alkohol wird der Testosteronspiegel im Blut des Mannes gesenkt. Dadurch wird eine Erektion deutlich erschwert - auch dann, wenn der Mann in selbigem Moment ein starkes sexuelles Verlangen verspürt. Das Risiko gesundheitlicher Schäden für das Kind steigt mit zunehmendem Alkoholkonsum während der Schwangerschaft. Ein Grenzwert, unter dem der Konsum von Alkohol in der Schwangerschaft bedenkenlos empfohlen werden kann, gibt es nicht.

Alkoholkonsum am Arbeitsplatz gilt als situationsunangepasster Konsum so wie z.B. Alkohol im Strassenverkehr. Es wird geschätzt, dass 15 bis 25% der Arbeitsunfälle auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind. Auch der Restalkohol vom Vorabend wirkt unter Umständen am Arbeitsplatz oder auf dem Weg zur Arbeit immer noch. An vielen Arbeitsplätzen gilt Nulltoleranz und Alkohol am Arbeitsplatz kann ein Kündigungsgrund sein. Arbeitgeber reagieren jedoch meist verständnisvoll und unterstützen Arbeitnehmende, die ihre Alkoholprobleme gemeinsam mit einer Suchtberatungsstelle angehen möchten.

Alkohol und Gewalt treten oft gemeinsam auf. Der Zusammenhang zwischen Alkohol und Gewalt ist jedoch komplex. Betrunkene können weniger gut mit frustrierenden Reizen umgehen und reagieren häufiger mit Aggressivität und Gewalt als nüchterne Personen. Eine Studie im Kanton Bern hat gezeigt, dass in 57% der Fälle von häuslicher Gewalt Alkohol mit im Spiel war. Alkohol wirkt sich auf den menschlichen Organismus angsthemmend aus. Aggressive Impulse werden dadurch weniger stark unterdrückt.

Schwierige Lebenssituationen können daher ein Auslöser für verstärkten Alkoholkonsum sein. Wird über längere Zeit Alkohol konsumiert, um schwierige Gefühle ertragen zu können, kann sich daraus eine Abhängigkeit entwickeln bzw. Die gleichzeitige Einnahme von Alkohol und anderen Substanzen kann mitunter lebensbedrohliche Wechselwirkungen haben wie Überhitzung, Kreislaufkollaps, unbemerkte Alkoholvergiftung oder unkontrollierte Gewalt.

Die gleichzeitige Einnahme von Alkohol und Medikamenten kann viele Wechselwirkungen haben. So wird beispielsweise die Wirkung von vielen Medikamenten durch Alkohol auf unvorhersehbare Weise verändert. Dies kann Auswirkungen haben, z. B. im Strassenverkehr. Bei problematischem Alkoholkonsum ist die regelmässige Einnahme von Medikamenten oft nicht gewährleistet.

Mit dem Älterwerden nimmt der Wasseranteil des Körpers ab. Damit wird der Alkohol in weniger Flüssigkeit verteilt, der Blutalkoholgehalt steigt und der Alkohol wirkt stärker. Alkohol kann also schneller zu körperlichen Schädigungen führen, und auch eine Abhängigkeit kann sich schneller einstellen.

Nehmen Sie sich schon vorher vor, wie viele Gläser Alkohol Sie trinken wollen und behalten Sie Ihren Konsum unter Kontrolle (Vorsicht beim Nachschenken durch andere!). Scheuen Sie sich nicht, nein zu sagen. Trinken Sie nicht, weil man es von Ihnen erwartet. Suchen Sie das Gespräch! Wegschauen und Schonen sind nicht hilfreich! Seien Sie sich aber bewusst, dass nur die Betroffenen selber ihre Probleme lösen können.

Sprechen Sie über Ihre Sorgen und über Ihre Beobachtungen: „Ich bin besorgt.“, „Ich habe beobachtet, dass…“. Sprechen Sie über sich selbst und über Ihre eigenen Gefühle, denn so vermeiden Sie es, dass sich Ihr Gegenüber angegriffen fühlt. Stellen Sie Fragen: „Wie siehst du das?“ „Könntest du dir vorstellen, die Situation mit einer Fachperson zu besprechen?“. Schauen Sie zu sich und überlegen Sie sich, auch Hilfe für sich selber zu holen.

Beim „kontrollierten Trinken“ handelt es sich um ein Trainingsprogramm, welches Menschen dabei unterstützt, ihre persönlichen Trinkziele einzuhalten. Entwickelt wurde es von Prof. Dr. Joachim Körkel in Deutschland. Mittlerweile bieten auch viele Beratungsstellen in der Schweiz Programme als Einzel- oder Gruppenangebote an.

Eine ambulante Suchtberatung/Suchttherapie bedeutet regelmässige Gespräche mit einer Fachperson auf einer Suchtberatungsstelle. Dabei werden gemeinsam Ziele erarbeitet. Eine Beratungsperson unterstützt Sie dabei, Ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Suchtberatungen sind in der Regel kostenlos.

Ein Alkoholentzug ist ambulant oder stationär möglich, je nach Konsumverhalten und erwarteten Entzugssymptomen. Ein Entzug sollte nie ohne ärztliche Unterstützung durchgeführt werden! Der körperliche Alkoholentzug dauert in der Regel etwa eine Woche.

Wie kann man sich vor Rückfällen schützen?

Es ist erwiesen, dass Personen ihre Vorsätze bezüglich Alkohol besser einhalten können, wenn sie sich fachliche Unterstützung suchen (z.B. Einzel- oder Gruppenberatung). Auf jeden Fall sollten Sie sich bewusst sein, dass es ein längerer Prozess sein kann. Seien Sie wachsam und nehmen sie sich nicht zu viel vor. Wiegen Sie sich nicht zu schnell in falscher Sicherheit („jetzt hab ich’s im Griff“). Es ist hilfreich, die eigenen persönlichen Risikosituationen gut zu kennen. Für die einen sind es bestimmte Anlässe wie zum Beispiel Firmenfeste, für andere sind es belastende Gefühle oder Situationen usw.

Es gibt Medikamente, die das Verlangen nach Alkohol mindern. Andere Medikamente können zu möglicherweise lebensgefährlichen Wechselwirkungen führen, wenn sie zusammen mit Alkohol eingenommen werden (Aversionstherapie).

Wechselwirkungen von Psychopharmaka

Psychopharmaka können mit vermeintlich harmlosen Substanzen gefährlich wechselwirken - sogar mit ganz normalen Lebensmitteln. Nikotin und Antidepressivum beeinflussen sich gegenseitig.«Das Nikotin beschleunigt den Abbau von Antidepressiva», weiss Patient Graf. «Deshalb dosiert man bei uns Rauchern höher.» Wenn er unvermittelt aufs tägliche Päckchen verzichtete, könnte das unter anderem seinen Blutdruck gefährlich abfallen lassen.

Einige, die unter Depressionen und Angststörungen leiden, nehmen neben den verschriebenen auch frei verkäufliche Präparate zu sich. Besonders beliebt sei Johanniskraut, sagt Psychiater Müller. Er warnt: «Nur weil diese Präparate pflanzlich sind, heisst es nicht, dass sie keine Wechselwirkungen mit Psychopharmaka verursachen.» Es drohen Schwankungen des Blutdrucks, Störungen des Bewusstseins und der Koordination bis hin zu lebensbedrohlichen Effekten. Einige Wirkungen können sofort, andere erst mit der Zeit zum Problem werden.

Eine Ursache für Wechselwirkungen, die oft unterschätzt wird: Alkohol. «Für gewöhnlich verstärkt er die Wirkung der Psychopharmaka», sagt Müller. So können Medikamente, die beruhigend wirken sollen, mit Alkohol sehr müde machen. Das kann zum Beispiel im Haushalt gefährlich werden.

Grapefruitsaft etwa kann den Abbau von Antidepressiva verlangsamen - und zu Vergiftungen führen.«Wir wissen allerdings noch zu wenig über die Zusammenhänge zwischen Psychopharmaka und den Inhaltsstoffen von Nahrungsmitteln», sagt die Pharmazeutin und Ernährungsexpertin Helena Jenzer, Leiterin der Spitalapotheke an der Psychiatrischen Uniklinik Zürich. Ihr Rat: In sich hineinhorchen - wenn einem ein Nahrungsmittel nicht guttut, sollte man es in Zukunft vorsichtshalber meiden.

Ältere Leute müssen besonders vorsichtig sein. «Bei ihnen funktioniert der Stoffwechsel langsamer», sagt Thomas Müller. «Auch das kann Wechselwirkungen begünstigen.» Zudem nehmen die meisten über 65-Jährigen täglich mehrere Medikamente. Deshalb ist es wichtig, sich an die ärztlichen Vorgaben zu halten - und Auskunft über sämtliche Medikamente und deren Dosis zu geben. Wenn sich eine Medikation ändert, sollten alle behandelnden Ärztinnen und Ärzte davon erfahren.

«Dass die Kolleginnen und Kollegen nicht voneinander wissen, ist eines der Hauptprobleme bei der Behandlung mit Psychopharmaka», sagt Thomas Müller. Personen mit bipolarer Störung etwa nehmen Lithium ein. Das hilft, Krankheitsphasen zu verhindern. Allerdings sollten Herzkranke, die Blutdrucksenker zu sich nehmen, die Lithium-Einnahme sofort mit ihrem Kardiologen besprechen. Sonst kann es zu einer Vergiftung kommen.

Manche Menschen können trotz niedriger Dosis eines Psychopharmakons einen hohen Wirkspiegel im Blut aufweisen - und umgekehrt. «Leider können wir heute noch keine personalisierten Therapien anbieten», sagt Pharmazeutin Helena Jenzer. Noch müssen Betroffene die Medikamente erst einmal einnehmen, um festzustellen, ob sie aufgrund genetischer Veranlagungen zu bestimmten Wechselwirkungen neigen.

Empfehlungen für risikoarmen Alkoholkonsum
Personengruppe Standardgetränke pro Tag Tage pro Woche Maximal bei erhöhtem Konsum
Gesunde erwachsene Männer Max. 2 Max. 5 Max. 5
Gesunde erwachsene Frauen Max. 1 Max. 5 Max. 4

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