In der Schweiz existiert mittlerweile eine Vielzahl von Kliniken, die sich auf die Behandlung psychosomatischer Krankheitsbilder spezialisiert haben. Dabei ist zwischen psychosomatischen Akut- und Rehabilitationskliniken zu unterscheiden. Während sich psychosomatische Akutkliniken durch ein eng umschriebenes Behandlungsangebot (z. B. Behandlung von Essstörungen) auszeichnen, bieten psychosomatische Rehabilitationskliniken eine Vielfalt von Behandlungen an.
Psychosomatik: Ein ganzheitlicher Ansatz
Die Grundidee der Psychosomatik lag darin, den Wechselwirkungen zwischen sozialen, seelischen und körperlichen Faktoren (bio-psycho-soziales Krankheitsmodell) besondere Beachtung zu schenken. Psychosomatische Störungen sind demnach in erster Linie als psychische Störungen zu verstehen, die mit besonderer Häufigkeit körperliche Beschwerden hervorrufen wie beispielsweise somatoforme Störungen oder andere Störungen aus dem neurotischen Formenkreis (ICD-10 - F 4). Körperliche Manifestationen treten gehäuft auch bei affektiven Störungen (ICD-10 - F 3) und bei Persönlichkeitsstörungen (ICD-10 - F 6) auf. Daneben ist zu beachten, dass anfänglich psychisch Gesunde durch Krankheit ebenfalls eine psychische Störung entwickeln können (z.B. Depression oder Angststörungen nach Myokardinfarkt).
Psychiatrie vs. Psychosomatik: Wo liegt der Unterschied?
Da gleichzeitig eine zunehmende Zahl psychiatrischer Kliniken die Behandlung psychosomatischer Krankheitsbilder mit einschließt, stellt sich die Frage, ob Patienten mit psychosomatischen Leiden in psychiatrischen oder in psychosomatischen Kliniken zu behandeln sind. Aus medizinischer Sicht gibt es zwischen Psychiatrie und Psychosomatik kaum substantielle Unterschiede. Aus Patientensicht können diese indessen beträchtlich sein: Psychiatrische Kliniken sind leider immer noch mit einem gesellschaftlichen Stigma behaftet, psychosomatische Kliniken nicht.
Dieser Umstand zeigt sich auch bei der Indikationsstellung zur Behandlung in Kliniken, die schwerpunktmäßig eine psychosomatische Rehabilitation anbieten. Obwohl die Behandlungsmethoden in beiden Settings die gleichen sind, besteht eine deutliche Tendenz, Patienten, die psychiatrischen Kliniken kritisch gegenüber stehen, psychosomatischen Kliniken zuzuweisen. Die Vermeidung der dadurch entstehenden Behandlungsredundanzen stellt ein vorrangiges Ziel dar. Erreicht werden kann dieses Ziel nur, indem sich Behandler in psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken auf ein komplementäres Behandlungsangebot einigen.
Wann ist eine psychosomatische Rehaklinik die richtige Wahl?
Sofern neben der Reduktion der Symptomlast auch eine erhöhte Funktionalität in Alltag und Beruf als vorrangiges Behandlungsziel definiert wird (Global Assessment of Functioning, GAF), liegt der Schwerpunkt der Behandlung in der Rehabilitation, womit einer psychosomatischen Klinik der Vorzug gegeben werden kann. Voraussetzung für die Behandlung in einer psychosomatischen Klinik mit Rehabilitationsschwerpunkt ist das Vorliegen eines Rehabilitationspotentials. Dieses Potential ist bei akuter Selbst- und Fremdgefährdung, bei manischen oder psychotischen Zustandsbildern, bei schweren depressiven Episoden oder bei aktiven Suchtleiden mit Intoxikation und Entzugserscheinung wegen der fehlenden Möglichkeit zur therapeutischen Teilhabe nicht gegeben.
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Behandlungsschwerpunkte in psychosomatischen Rehakliniken
Psychosomatische Erkrankungen erfordern ein umfassendes Verständnis von Körper und Geist. Viele Kliniken bieten ein individuell abgestimmtes Behandlungsangebot, das körperliche und psychische Aspekte gleichermassen berücksichtigt. Einige Beispiele für Behandlungsschwerpunkte sind:
- Burn-out: Ein Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung, der häufig durch chronischen Stress im Berufs- oder Privatleben entsteht.
 - Depressionen: Gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und sind oft gekennzeichnet durch anhaltende Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Energieverlust.
 - Traumafolgestörungen: Entstehen nach belastenden Lebensereignissen und äussern sich oft in Form von Flashbacks, Schlafstörungen, Angstzuständen oder Reizbarkeit.
 - Somatoforme Störungen: Zeichnen sich durch körperliche Beschwerden aus, die medizinisch nicht ausreichend erklärt werden können.
 - Erschöpfungszustände: Treten häufig als Folge von langanhaltendem Stress, Überforderung oder körperlicher und seelischer Belastung auf.
 - Komplexe chronische Schmerzzustände: Sind anhaltende, oft unerklärliche Schmerzen, die verschiedene Körperregionen betreffen können und den Alltag stark einschränken.
 
Therapieangebote
Die Therapieangebote in psychosomatischen Rehakliniken sind vielfältig und umfassen in der Regel:
- Psychotherapie
 - Bewegungs- und Körpertherapie
 - Physiotherapie
 - Entspannungstechniken
 - Medikamentöse Behandlungen
 - Ergotherapie
 - Sporttherapie
 
Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie, dass nicht alle aufgeführten Therapieformen für alle Patientinnen und Patienten gleichermassen zur Verfügung stehen. Nach einer individuellen Beratung wird ein persönlicher Therapieplan erstellt.
Beispiele für Rehakliniken mit psychosomatischem Schwerpunkt
Einige Beispiele für Rehakliniken in der Schweiz, die einen Schwerpunkt auf Psychosomatik legen, sind:
- Rehaklinik Braunwald: Spezialisiert auf die Behandlung von Burn-out, Depressionen, Traumafolgestörungen, somatoformen Störungen und Erschöpfungszuständen.
 - Hochgebirgsklinik Davos: Bietet ein individuell abgestimmtes Behandlungsangebot, das körperliche und psychische Aspekte gleichermassen berücksichtigt.
 - Rehaklinik Seewis: Verfügt über alle erforderlichen gesamtmedizinischen Kompetenzen, um Patienten möglichst zeitnah in ihren gewohnten Alltag zurückkehren zu lassen.
 - Barmelweid: Eine führende Spezial- und Rehabilitationsklinik in der Nordwestschweiz.
 
Unabhängig von der Klinikwahl liegt der Fokus auf der individuellen Rehabilitation mit komplexen Krankheitsbildern. Die Kliniken zeichnen sich durch jahrelange Erfahrung, medizinische Fachbereiche, hochspezialisierte Teams und familiäre Atmosphäre aus.
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Anmeldung und Kostenübernahme
Die Anmeldung erfolgt in der Regel durch die Hausärztin oder den Hausarzt. Die Kosten werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen.
Nutzen Sie das umfassende Behandlungsangebot, um Ihre Gesundheit auf körperlicher und psychischer Ebene nachhaltig zu stärken.
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