Was passiert nach einer psychosomatischen Reha?

Viele psychische Beschwerden, wie depressive Verstimmungen, Burnout und Ängste, entwickeln sich infolge anhaltender beruflicher und privater Stressbelastungen. Dabei treten in der Regel auch körperliche und kognitive Probleme sowie Leistungsminderungen auf. Aber auch schwere körperliche Erkrankungen können im Verlauf zu einer Stressbelastung und psychischen Beeinträchtigungen führen. Daher ist es unser Anliegen, Ihnen mit all unserer Kompetenz und Erfahrung die Rückkehr in ein Leben voller Gesundheit und Lebensfreude zu erleichtern.

In unserem Fachgebiet werden Menschen behandelt, die durch verschiedene Faktoren in eine psychische Belastungssituation geraten sind. Es ist uns ein Anliegen, die psychischen Symptome und Störungen in ihrer Entstehungsgeschichte zu erfassen und in einen Zusammenhang zu setzen. Dabei werden die eigenen Ressourcen aktiviert und damit die Resilienz und Handlungsfähigkeit gestärkt.

Die Behandlung und Rehabilitation in der Abteilung Psychosomatik, Psychotherapie und Psychiatrie versteht sich als interdisziplinäre Massnahme zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens, der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie der Förderung der sozialen Reintegration.

Als psychosomatisch werden Störungen bezeichnet, bei denen kombinierte psychische und körperliche Symptome beobachtet werden, oft betont in psychosozialen Belastungssituationen. Die Grundidee der Psychosomatik lag darin, den Wechselwirkungen zwischen sozialen, seelischen und körperlichen Faktoren (bio-psycho-soziales Krankheitsmodell) besondere Beachtung zu schenken.

Psychosomatische Störungen sind demnach in erster Linie als psychische Störungen zu verstehen, die mit besonderer Häufigkeit körperliche Beschwerden hervorrufen wie beispielsweise somatoforme Störungen oder andere Störungen aus dem neurotischen Formenkreis (ICD-10 - F 4). Körperliche Manifestationen treten gehäuft auch bei affektiven Störungen (ICD-10 - F 3) und bei Persönlichkeitsstörungen (ICD-10 - F 6) auf.

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Daneben ist zu beachten, dass anfänglich psychisch Gesunde durch Krankheit ebenfalls eine psychische Störung entwickeln können (z.B. Depression oder Angststörungen nach Myokardinfarkt).

Voraussetzung für die Behandlung in einer psychosomatischen Klinik mit Rehabilitationsschwerpunkt ist das Vorliegen eines Rehabilitationspotentials. Dieses Potential ist bei akuter Selbst- und Fremdgefährdung, bei manischen oder psychotischen Zustandsbildern, bei schweren depressiven Episoden oder bei aktiven Suchtleiden mit Intoxikation und Entzugserscheinung wegen der fehlenden Möglichkeit zur therapeutischen Teilhabe nicht gegeben.

Mit dem Hintergrund unseres ganzheitlichen Therapiekonzepts streben wir eine Behandlung an, in der wir gemeinsam Ziele setzen und individuelle Lösungswege erarbeiten. Während der Behandlung begleitet Sie ein Kernteam bestehend aus einem Arzt und einem Psychologen. Unser interdisziplinäres Team arbeitet zusammen, so dass Themen und Ziele von verschiedenen Seiten beleuchtet werden können.

Ziele der Therapie

  • Entlastung
  • Stressreduktion
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Sicherheit und Selbstvertrauen zurückgeben, damit die Betroffenen selbstbestimmter in ihr Leben zurückkehren können.

Therapieangebote

Der Schwerpunkt der Therapie liegt auf der multimodalen Psychotherapie. Zusätzlich finden Visiten statt, um dort fachärztlich die Medikation und den Behandlungsverlauf zu überprüfen. Zu Beginn und während der Behandlung werden die Beschwerden und Symptome der Patientinnen und Patienten erfasst und in Diagnosegruppen eingeordnet. Es wird zusätzlich eine kurze internistische Untersuchung und eine Blutentnahme durchgeführt. Je nach Bedarf und Verlauf der Behandlung sind dringliche zusätzliche Untersuchungen möglich.

Das ganzheitliche Therapieangebot umfasst:

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  • Einzelpsychotherapie
  • Interaktiver und themenzentrierter Austausch in Gruppen
  • Paar- und Familiengespräche
  • Medizinische Behandlung
  • WasserShiatsu WATSU®
  • Kunst- und Gestaltungstherapie
  • Körper- und Bewegungstherapie
  • Sporttherapie
  • NADA Ohrakupunktur
  • Ernährungsberatung
  • Physiotherapie
  • Biofeedback
  • Herzratenvariabilität Training
  • Nikotinberatung & Tabakentwöhnung
  • Sozialberatung
  • Ergotherapie

Körper- und Bewegungstherapie

Die Körper- und Bewegungstherapie wird eingesetzt, um den Bezug zum Körper sowie dessen Wahrnehmung zu verbessern. In einem therapeutisch begleiteten Prozess finden Gruppen- und Einzelstunden statt. Ist das natürliche Gleichgewicht durch äussere Einflüsse wie Stress, Krankheit oder überwältigende Erfahrungen gestört, kann eine gezielte Therapie dazu beitragen, diese Einflüsse positiv zu beeinflussen und innere Heilkräfte zu mobilisieren. Zur Bewegungstherapie gehören unter anderem Tanztherapie, Psychosomatische Funktionslehre, Feldenkrais, Somatic Experience.

Diese Therapie fördert das bewusste Erleben seelischer und körperlicher Vorgänge. Die Erfahrungen sind unmittelbar mit dem Erleben verbunden und somit aufbauend für die kognitiven Prozesse in den Gesprächstherapien. Die sinnlichen Erfahrungen werden in der Körper- und Bewegungstherapie u.a. über das Körperbild, das Körperschema und das Körpererleben betrachtet.

Ziele:

  • die Körperwahrnehmung zu verbessern
  • Resilienz aufzubauen und Selbstregulation zu erlernen
  • Wahlmöglichkeiten anstelle von automatisierten Mustern zu finden
  • die Erfahrung von Sicherheit im Körper und damit verbundene Entspannung
  • Eine tiefere Verbindung zu sich selbst aufzubauen
  • das Erlernen Grenzen wahrzunehmen und sie ausdrücken zu können

Sporttherapie

In der Sporttherapie gibt es je nach Fachbereich unterschiedliche Zielsetzungen. Diese reichen vom Muskelaufbau über Verbesserung der Koordination und Körperwahrnehmung, bis hin zum gezielten Ausdauertraining. Aber auch die soziale Interaktion und das Erleben positiver Erfahrungen beim gemeinsamen Sport treiben sind wichtige Effekte.

Die Umsetzung dieser Ziele geschieht auf vielfältige Art und Weise:

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  • medizinische Trainingstherapie und Personal Training
  • Gehgruppen im Freien
  • EKG überwachtes Ausdauertraining
  • Wassergymnastik oder Flossenschwimmen
  • Koordinationstraining
  • Faszientraining
  • Rückengymnastik oder Körperhaltung & Stabilisation
  • Hockergymnastik im Sitzen
  • TanzYoga
  • Qi Gong, Ai Chi und Progressive Muskelrelaxation

Diagnostische Verfahren wie Lactatstufentest, Bioimpedanzanalyse und Kraftmessung unterstützen das gezielte Training in der Sporttherapie.

NADA Ohrakupunktur

Das NADA-Protokoll (National Acupuncture Detoxification Association) bezeichnet ein standardisiertes Verfahren der Akupunkturbehandlung. Es wurde in den 1970er-Jahren in New York entwickelt und hat sich bereits in vielen europäischen Institutionen durchgesetzt und ihren Erfolg gezeigt.

Die Ohrakupunktur hat insgesamt eine stabilisierende, ausgleichende Wirkung, insbesonders begleitend zu einer üblichen, allgemeinpsychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung.

Ziele & Wirkung:

  • fördert psychische Stabilität und Vitalität
  • führt zur Entspannung und innerer Ruhe
  • vermindert Ängstlichkeit
  • reduziert Stress
  • regt die Endorphinproduktion an
  • reguliert den Schlafrhythmus
  • reduziert körperliche Entzugssymptome und mindert das Suchtverlangen

Ernährungsberatung

Die Ernährungsberatung ist wissenschaftlich fundiert und bietet individuelle Unterstützung bei folgenden Beschwerden:

  • Stoffwechselerkankungen (Diabetes, Hypercholesterinämie)
  • Adipositas (Übergewicht)
  • Reizdarmbeschwerden
  • Allergien und Intolleranzen
  • Mangel- und Fehlernährungszustände

Biofeedback

Biofeedbackverfahren sind hinsichtlich ihrer positiven Effekte auf das Schmerzerleben, auf psychologische Faktoren und Stressmarker nachweislich wirksam etabliert. Ihre Wirkprinzipien beruhen auf der Wahrnehmung körpereigener Prozesse und der Erkenntnis, dass diese selbständig verändert werden können. Das Erleben, Körperfunktionen aktiv beeinflussen zu können, unterstützt das Verständnis für psychophysiologische Zusammenhänge und ermöglicht so eine Korrektur von Fehlinterpretationen.

Als zusätzliches Behandlungsmodul wird Biofeedback bei Stressfolgeerkrankungen, Schmerzerkrankungen, Tinnitus, reduzierter Körper- und Gefühlswahrnehmung sowie zur Demonstration des Einflusses von Gedanken und Gefühlen auf das Anspannungs- und Stressniveau angewendet.

Ziel: Entwicklung von Selbstkontrolle über körperliche Funktionen, wie Herzratenvariabilität, Atmung, muskuläre Anspannung etc.

Herzratenvariabilität Training

Die Herzrate verändert sich mit der Atmung: Wenn man einatmet, schlägt das Herz schneller, beim Ausatmen wird der Herzschlag langsamer. Diese Veränderung wird «respiratorische Sinusarrhythmie» genannt, kurz RSA. Sie wird ausschliesslich durch den Parasympathikus, die «innere Bremse» vermittelt. Hier setzt das HRV - Biofeedback an. Mit dem «Qiu», wird die RSA als farbkodiertes Biofeedback rückgemeldet, sodass gezielt die «innere Bremse» trainiert werden kann.

Ziele:

  • Stärkung des Parasympathikus
  • Veränderung des vegetativen Gleichgewichts von Sympathikus und Parasympathikus zu Gunsten des Parasympathikus
  • Unterstützung der körpereigenen Regeneration
  • Verbesserung des Umgangs mit alltäglichen Anforderungen und emotionalen Problemen

Sozialberatung

Während eines Klinikaufenthaltes sind zusätzlich zur Behandlung oft auch soziale Fragen zu klären. Der Sozialdienst bietet Beratung und Begleitung in Bezug auf die veränderte persönliche, soziale, berufliche und finanzielle Situation an.

Mögliche Themen:

  • Beratung im Sozialversicherungsrecht (Arbeitslosenversicherung, Invalidenversicherung, Ergänzungsleistungen, Krankenversicherungsgesetz, Unfallversicherungsgesetz, Krankentaggeld u.a.)
  • Beratung bei Problemen rund um den Arbeitsplatz
  • Beratung bei Schulden und finanziellen Problemen
  • Vermittlung von weiterführenden Kontaktadressen
  • Vernetzungsarbeit mit Behörden, Ämtern, Arbeitgebenden, Case Managements und Institutionen
  • Unterstützung bei Anschlusslösungen
  • Informationen bei Fragestellungen zu Trennung und Scheidung

Die Sozialberatung arbeitet eng mit den anderen Berufsgruppen zusammen und untersteht der Schweigepflicht.

Nach der Reha

Im Laufe der Therapie befähigen wir Sie, neue Strategien zur Problemlösung zu finden und eigene Ressourcen zu aktivieren. Die Förderung Ihres Selbstvertrauens, der achtsame Umgang mit Stress, eine bewusstere Selbstführung entsprechend den eigenen Stärken, Schwächen und Bedürfnissen sind erstrebenswert.

Sie lernen, die Mechanismen, die zu der Krankheit geführt haben zu identifizieren und zu benennen (Funktionelle Analyse/Emotional-Kognitiv) und entsprechende Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Ergänzend nehmen Sie an einem allgemein aktivierenden Programm teil. Dadurch findet eine intensive Konditionierung statt und gleichzeit verbessert sich Ihr Wohlbefinden. Sie entdecken ein neues Körpergefühl und finden Freude an sportlicher Aktivität. In Gruppen- und in Einzeltherapie lernt der Patient sein Sozial-, Kommunikations- und Interaktionsverhalten in kleinen Schritten zu verbessern. Dadurch reduzieren Sie Ihr soziales Vermeidungsverhalten.

Für alle Patienten, bei denen es durch eine chronifizierte Schmerzsymptomatik zu einer kognitiven Dysfunktion mit Schon- und Vermeidungstaktik gekommen ist, bietet dieser Schwerpunkt die Möglichkeit, langfristige Verhaltensänderungen zur Situationsverbesserung zu finden und beizubehalten. Die Therapie chronischer Schmerzen sollte grundsätzlich an verschiedenen Punkten ansetzen (u. a. Pharmakologie, Psycho-Soziale Intervention). Dadurch gelingt es den - in den meisten Fällen bestehenden und kontraproduktiven - Arzt-Patient-Interaktionskreislauf zu unterbrechen.

Immer mehr Menschen leiden an Burnout oder Stress-Symptomen. Das Behandlungskonzept ist ausgerichtet auf Personen mit Schwierigkeiten im Umgang mit alltäglichen Belastungen, die sich auf physiologischer, motorischer und kognitiv-emotionaler Ebene manifestieren. In der Behandlung analysieren Sie Ihre Stressproblematik und erhalten dadurch die Möglichkeit eigene Grenzen zu erkennen und vorhandene Ressourcen aufzudecken. Das befähigt Sie neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln und einen ganz neuen Umgang mit Stresssituationen zu erlernen.

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