Welche Pille bei Depressionen? Eine umfassende Untersuchung des Zusammenhangs

Die Frage, welche Pille bei Depressionen geeignet ist, beschäftigt viele Frauen. Eine aktuelle Studie zeigt erneut, dass die Antibabypille das Risiko für Depressionen erhöhen kann. Mädchen und Frauen sollten ungewohnte Stimmungsschwankungen ärztlich abklären lassen.

Der Einfluss von Sexualhormonen auf die Psyche

Sexualhormone beeinflussen Hirnregionen, die in der Verarbeitung von Stimmungen involviert sind. Kurz nach Einführung der Pille gab es Berichte darüber, dass diese Stimmungsschwankungen auslösen könnte. In den folgenden Jahrzehnten zeigten Studien, dass auch das Risiko für eine Depression erhöht ist.

Dänische Studie von 2016

Eine der einschlägigen Untersuchungen aus Dänemark stammt aus dem Jahr 2016 mit gut einer Million Frauen. Alle hormonellen Verhütungsmittel erhöhten die Wahrscheinlichkeit einer Depression, in erster Linie bei Jugendlichen. In der Folge veranlasste die Europäische Arzneimittelbehörde im Jahr 2018, dass in der Packungsbeilage auf das Risiko für Depressionen und mögliche Selbsttötungsgedanken hingewiesen werden solle.

Neue Erkenntnisse aus Schweden

Für erwachsene Frauen war der Zusammenhang aber nie so klar. Manche Studien zeigten kein erhöhtes Risiko oder gar ein verringertes. Dies könnte am Studienaufbau gelegen haben, wie Forscher aus Schweden jetzt zeigen. Sie haben nochmals gerechnet und kommen zu dem Schluss: Das Risiko ist auch für erwachsene Frauen erhöht.

Verändertes Studiendesign

In früheren Untersuchungen sind Frauen, die die Pille genommen haben und dann an einer Depression erkrankt sind, womöglich aus den Studien ausgestiegen. Als Folge tauchten in der Auswertung dann weniger Frauen mit Depressionen auf, was fälschlicherweise den Eindruck vermittelt haben könnte, dass die Pille das Risiko nicht erhöhe.

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Deshalb erfassten die schwedischen Forscher in der neuen Studie nicht nur, über welchen Zeitraum eine Frau die Pille genommen, sondern auch, ob sie irgendwann einmal damit verhütet hatte. So gingen die Frauen nicht «verloren», die womöglich die Pille wegen Depressionen abgesetzt hatten.

Ausgewertet wurden Daten von 264 557 Frauen aus Grossbritannien. Acht von zehn Frauen verhüteten irgendwann einmal mit der Pille. Die meisten starteten in den 1970er und 1980er Jahren mit durchschnittlich 21 Jahren und nahmen die Pille rund zehn Jahre.

Ergebnisse der schwedischen Studie

Nicht nur Mädchen mit Pille hatten ein höheres Risiko für eine Depression, sondern auch erwachsene Frauen, und zwar vor allem in den ersten zwei Jahren der Einnahme. Danach sank das Risiko, blieb aber immer höher als bei denjenigen, die nie die Pille genommen hatten. Auch wenn eine Frau die Pille abgesetzt hatte, blieb ihr Risiko höher.

Kritische Stimmen und Einordnung

Die Pille als Auslöser von Depressionen zu verteufeln, greife aber zu kurz, sagt Petra Stute, die Leiterin der gynäkologischen Endokrinologie im Inselspital Bern. «Dass sie dafür verantwortlich ist, ist nicht bewiesen.» Tatsächlich hat diese Studie in erster Linie einen Zusammenhang gezeigt, obwohl die Forscher mit einer speziellen Statistik versucht haben, nachzuweisen, dass die Pille die Ursache ist. Eine solche Berechnung sei aber möglicherweise mit Fehlern behaftet, sagt Stute.

Der Hauptkritikpunkt ist aber, dass die Frauen im Rückblick die Pilleneinnahme angeben sollten. «Ich bezweifle, dass sich jede Frau exakt daran erinnert», sagt Stute. Auch ist nicht auszuschliessen, dass ein Arzt einer Frau eine Depression bescheinigt hat, obwohl sie lediglich unter vorübergehenden depressiven Verstimmungen litt.

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Möglicherweise haben zudem manche Frauen die Pille nicht zur Verhütung bekommen, sondern wegen anderer Krankheiten - etwa Endometriose oder polyzystisches Ovarsyndrom - , die per se mit einem erhöhten Risiko für Depressionen einhergehen.

Weitere Faktoren und Risikogruppen

Wahrscheinlich sei die Pille ein Faktor, sagt Schulte-Körne. «Aber mit Sicherheit nicht der alleinige.» Depressionen entstehen nämlich durch viele Ursachen, die zusammenwirken. Eine Rolle spielt die Vererbung. Dass die Depression dann ausbricht, kann an hormonellen Umstellungen in Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahren liegen oder auch an psychischen Belastungen, etwa einer Trennung.

Dass das Risiko mit zunehmendem Alter sank, könnte zwei Gründe haben. Zum einen erkranken Mädchen und junge Frauen per se häufiger. Zum anderen sei die Entwicklung des Gehirns im Jugendalter noch nicht abgeschlossen und das Hirn womöglich ‹empfindlicher›», sagt Schulte-Körne. «Die Hormonwirkungen könnten sich auf neurochemische Prozesse im Gehirn dann stärker auswirken.»

Handlungsempfehlungen und Warnhinweise

Fühlt man sich auf einmal traurig, lustlos und antriebslos, hat keine Freude an Dingen, die einem sonst Spass machen, und dauern die Gefühle länger als ein bis zwei Wochen an, sollte man das ärztlich abklären lassen. «Im Gespräch können wir herausfinden, ob es wirklich eine Depression ist oder nur eine vorübergehende, erklärbare Stimmungsschwankung - vielleicht wegen einer unerfüllten Liebe oder Mobbing», sagt die Frauenärztin Stute.

Bestätigt sich der Verdacht, rät sie zum Absetzen der Pille und dazu, sich beim Psychiater vorzustellen. Ist es nur eine vorübergehende Niedergeschlagenheit, spreche nichts dagegen, die Pille weiterzunehmen.

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Wer die Antibabypille nimmt, kann depressiv werden und hat ein leicht erhöhtes Suizidrisiko: Dieser Warnhinweis steht neu auf der Packungsbeilage von Antibabypillen in der EU. Und bald auch in der Schweiz, wie die Heilmittel-Kontrollbehörde «Swissmedic» dem Tagesanzeiger bestätigt hat.

Expertenmeinungen und Empfehlungen

Sibil Tschudin, Leiterin psychosomatische Gynäkologie in der Basler Frauenklinik, begrüsst die neuen Hinweise - warnt aber auch davor, die Pille zu verteufeln.

Es gibt heutzutage gute und sicherer Alternativen zur Verhütung mit Hormonen. Etwa die Spirale in verschiedenen Formen. Es ist wichtig, gemeinsam mit einer Frau zu überprüfen, was für sie die richtige Verhütung ist. Auf jeden Fall. Darin spielen medizinische Überlegungen eine Rolle, aber auch die Vorlieben der jeweiligen Frau oder des Paares.

Studie überrascht: So stark steigt das Depressionsrisiko durch die Pille

Dass die Antibabypille das Risiko für Depressionen ansteigen lässt, ist bekannt. Neu ist aber, dass das Risiko in den ersten zwei Jahren am höchsten ist - und dass die Gefahr auch nach dem Absetzen erhöht bleibt.

Ergebnisse der Studie

Das Team um Therese Johansson von der Universität Uppsala wies nach, dass bei den Frauen, die bei Beginn der Einnahme der Antibabypille unter 21 Jahre alt waren, bis zu 130 Prozent häufiger Depressionssymptome auftraten als bei Frauen, die nicht die Pille nahmen. Bei Frauen über 21 Jahren, die die Pille nahmen, lag der Anstieg bei 92 Prozent gegenüber denen, die die Pille nicht nahmen.

Weiter stellten die Forschenden fest, dass das Risiko bei längerer Einnahme wieder sinkt. Allerdings ist es auch dann nicht wieder vergleichbar mit Frauen, die nie die Pille genommen haben. Es bleibe höher und bleibe auch nach dem Absetzen der Pille höher, so das Team. Dies vor allem bei jenen Frauen, die im Teenageralter mit der Einnahme begonnen hatten.

Warum spielt das Alter bei Beginn der Einnahme eine Rolle?

Dass der Einfluss der Antibabypille bei Frauen stärker ist, die früher mit der Einnahme begonnen haben, führen die Forschenden auf die hormonellen Veränderungen in der Pubertät zurück. «Da Frauen in dieser Altersgruppe bereits erhebliche hormonelle Veränderungen durchgemacht haben, werden sie nicht nur anfälliger für hormonelle Veränderungen, sondern auch für andere Lebenserfahrungen», so Johansson.

Fazit der Forschenden

Das Team betont, dass die meisten Frauen die Pille gut vertragen und keine Depressionen entwickeln würden. Sie stelle eine «hervorragende Möglichkeit» zur Verhütung dar. Angesichts der neuen Belege empfehlen die Forschenden, dass medizinisches Fachpersonal sich der möglichen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Systemen im Körper, wie etwa Depressionen und der Verwendung von Verhütungsmitteln, stärker bewusst sein muss.

Arten von Pillen

Es gibt zwei Arten von Pillen:

  • Kombi-Pillen mit Östrogen und Gestagen: Sie verhindern den Eisprung komplett.
  • Minipille: Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei der Minipille um ein Verhütungsmittel mit einer vergleichsweise niedrigen Hormondosierung.

Vor- und Nachteile der Pille

Richtig angewendet bietet die Pille einen sehr hohen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft. Bei einigen Frauen wirkt sich die Pille außerdem positiv auf die Menstruation aus. Häufig sorgen die Hormone der Pille dafür, dass die Monatsblutung schwächer, kürzer und regelmäßiger auftritt. Ein zusätzlicher Vorteil der Pille: In vielen Fällen wirkt sich das Medikament positiv auf das Hautbild aus.

Neben körperlichen Beschwerden treten oft auch psychische Leiden auf. Bessere Beratung ist gefragt! So beispielsweise bei jungen Frauen, denen die hormonelle Verhütung die Lust und die Lebensfreude raubt. Bei manchen führt sie sogar von Depressionen bis hin zu Suizidgedanken.

Dänische Studien bringen hormonelle Verhütung in Zusammenhang mit Depression und Suizid

Im August 2016 wird eine dänische Studie publik, welche diesen Verdacht stützt. Forscher rund um den Gynäkologen Oejvind Lidegaard haben Daten einer Million dänischer Frauen analysiert.

Im August 2017 publizieren die dänischen Forscher um Oejvind Lidegaard erneut eine Studie zum Thema. Diesmal gehen sie einen Schritt weiter: Sie untersuchen Suizid und Suizidversuch im Zusammenhang mit der hormonellen Verhütung bei jungen Frauen.

Selbsthilfe bei depressiven Erkrankungen

Selbsthilfe ist bei depressiven Erkrankungen möglich, sollte aber niemals ohne vorherigen Arztbesuch durchgeführt werden:

  • Entspannungstechniken: Mit Entspannungstechniken lernen Sie sich ganz bewusst psychisch und körperlich zu entspannen.
  • Sport und Bewegung: Zahlreiche Studien belegen, dass sich Bewegung bei depressiven Erkrankungen in jedem Fall positiv auswirkt. Werden Sie aktiv, am besten an der frischen Luft und bei Tageslicht.
  • Ernährung: Ernähren Sie sich mit leichter, ausgewogener und frischer Kost. Positiv sollen sich Obst, Gemüse und ungesättigte Fettsäuren auswirken.
  • Schlafhygiene: Schlafen Sie schlecht ein? Dann helfen neben oben genannten pflanzlichen Hilfen auch Tipps zur sogenannten Schlafhygiene. Aber auch zu viel Schlaf kann sich negativ auswirken.
  • Selbsthilfegruppen: Depressive Menschen können sich in Selbsthilfegruppen mit anderen Betroffenen austauschen. Dort bekommt man wertvolle Tipps, Adressen von Ansprechpartnern, Antworten auf alle Fragen und seelische Unterstützung von Gleichgesinnten.
  • Gespräche mit Familie und Freunden: Für Menschen, die nicht depressiv sind, ist eine psychische Krankheit oft schwer nachzuvollziehen. Es kann helfen, mit der Familie und guten Freunden ganz offen darüber zu sprechen.

Antibabypille: Darum gehts

Die Antibabypille schützt vor ungewollten Schwangerschaften, kann aber auch Nebenwirkungen haben. Laut einer neuen Studie steigt durch die Einnahme unter anderem das Depressionsrisiko. Bei Frauen, die bei Einnahmebeginn unter 21 Jahre alt waren, treten bis zu 130 Prozent häufiger Depressionssymptome auf als bei Frauen, die nicht die Pille schlucken. Bei Frauen über 21 Jahren, die die Pille nahmen, liegt der Anstieg bei 92 Prozent gegenüber denen, die nicht die Pille nahmen. Besonders hoch ist das Depressionsrisiko in den ersten zwei Jahren, danach sinkt es wieder ab. Auch nach dem Absetzen haben Ex-Nutzerinnen ein höheres Depressionsrisiko als Nicht-Nutzerinnen.

Wie hoch ist das Risiko und warum sind jüngere Frauen besonders gefährdet?

Vor allem in den ersten zwei Jahren der Anwendung ist das Risiko depressiver Symptome bei Pillenanwenderinnen demnach deutlich höher als bei Nichtanwenderinnen, so das Ergebnis. Wer bis dahin keine depressiven Symptome aufgrund der Hormoneinnahme entwickelt hat, scheint demnach dafür wenig empfänglich zu sein.

Junge Anwenderinnen waren besonders häufig betroffen: Bei Mädchen und Frauen bis zum Alter von 20 Jahren war die Depressionsrate um 130 Prozent erhöht, bei Frauen über 20 stieg sie um 94 Prozent.

Studienergebnisse legen nahe, dass die Antibabypille-Einnahme das Risiko von Depressionen erhöht

Die Studienergebnisse legen nahe, dass die Antibabypille-Einnahme, insbesondere in den ersten 2 Jahren, das Risiko von Depressionen erhöht. Seit langem wird über die möglichen Auswirkungen der Antibabypille auf die psychische Gesundheit diskutiert, insbesondere darüber, ob die Pille das Risiko für Depressionen erhöhen könnte. Studien über einen kausalen Zusammenhang zwischen der Einnahme der Pille und Depressionen liefern widersprüchliche Ergebnisse.

Demnach war die Einnahme der Antibabypille mit einem um mehr als 70 Prozent erhöhten Depressionsrisiko in den ersten zwei Jahren nach Einnahmebeginn verbunden. Das Risiko ist bei Teenagern am höchsten.

Zahlen zur Antibabypille in der Schweiz (2022):

Merkmal Wert
Verkaufte Packungen 1,66 Mio.
Umsatz 45,39 Millionen Franken
Frauen, die mit der Pille verhüten 31%
Frauen, die mit der Hormonspirale verhüten 12%
Paare, die mit Kondom verhüten 42%

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