Bulimie erkennen: Symptome und Auswirkungen auf die Mundgesundheit

Essstörungen wie Anorexie, Bulimie und Binge Eating Störung haben alle negative Auswirkungen auf die Mundgesundheit. Die Symptome können von leicht bis schwer reichen, und oft sind es die Zahnärzte, die als Erste mögliche Warnsignale erkennen. In diesem Blogbeitrag besprechen wir die Hauptsymptome jeder Erkrankung, wie sie die Mundgesundheit beeinflusst und wie Ihr Zahnarztteam Ihnen helfen kann.

Was ist Bulimie?

Die Ess-Brech-Sucht beziehungsweise Bulimia nervosa ist eine Essstörung, die sich durch wiederholte Heisshungerattacken und Essanfälle auszeichnet. Die Betroffenen versuchen danach, der drohenden Gewichtszunahme entgegenzuwirken: meist durch Erbrechen, aber auch Abführmittel, entwässernde Medikamente oder exzessiven Sport. Da viele Menschen mit Bulimie ein gesundes Gewicht haben, bleiben die Anzeichen oft unbemerkt. Symptome können Müdigkeit, Blähungen, Verstopfung, Bauchschmerzen und unregelmäßige Menstruationszyklen umfassen.

Bulimie-Symptome:

  • Wiederholte Episoden von Essattacken
  • Massnahmen gegen Gewichtszunahme
  • Achten auf Figur und Gewicht

Bulimie ist oft schwer zu erkennen, da Betroffene normal- bis untergewichtig sein können und heimlich essen. Sie haben regelmässig Heisshungerattacken und versuchen, durch Erbrechen, Fasten oder Sport eine Gewichtszunahme zu verhindern. Das versuchen sie aber aus Scham zu verbergen.

Bulimie-Symptome: Wiederholte Episoden von Essattacken

Während einer Essattacke erleben Bulimie-Kranke einen Kontrollverlust. Sie fühlen sich ausgeliefert, da sie über die Nahrungsauswahl und -menge während eines Essanfalls keine Kontrolle mehr haben. Sie verzehren grosse Mengen meist sehr kalorienreicher Lebensmittel, die sie sonst vermeiden. In etwa einer bis zwei Stunden nehmen Bulimiker ein Vielfaches ihres Tagesbedarfs an Kalorien zu sich.

Selbst wenn die Essanfälle im Voraus geplant werden, fühlen sich Bulimie-Erkrankte zu diesen getrieben. Das Bedürfnis nach dem nächsten „Gelage“ erscheint ihnen unwiderstehlich gross.

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Die Essattacken werden oft durch Stress ausgelöst und dauern so lange an, bis ein unangenehmes Völlegefühl entsteht. Während des Essens verspüren manche Betroffene eine kurzzeitige Entspannung. Nach den Essattacken aber schämen sie sich meist für ihr Verhalten, ekeln sich oder machen sich Vorwürfe. Diese negativen Emotionen halten den Kreislauf von Essanfällen und gegensteuernden Massnahmen (wie Erbrechen) aufrecht.

Bulimie-Symptome: Massnahmen gegen Gewichtszunahme

Aus Angst, aufgrund der Essanfälle zuzunehmen, setzen die Betroffenen regelmässig verschiedene Strategien zur Gewichtskontrolle ein:

Am häufigsten ist absichtlich herbeigeführtes Erbrechen. Die Betroffenen stecken sich meist den Finger in den Rachen, um den Würgreflex im Gaumen auszulösen.

Darüber hinaus nehmen manche Bulimie-Betroffene Abführmittel ein.

Zwischen den Essanfällen sparen die meisten Kalorien, indem sie nur kalorienarme Mahlzeiten verzehren oder Fastentage oder -kuren einlegen.

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Auch exzessives Sporttreiben gehört zu den Massnahmen gegen eine Gewichtszunahme.

Bulimie-Symptome: Achten auf Figur und Gewicht

Ähnlich wie Magersüchtige achten auch Menschen, die an Bulimie leiden, sehr auf ihr Gewicht und haben grosse Angst davor, zuzunehmen. Die äusserliche Erscheinung ist zentral für ihr Selbstwertgefühl. Nur schlanke Körper empfinden sie als schön. Da sie aus Scham die Gegenmassnahmen grösstenteils verbergen, fällt Aussenstehenden oft nur die übertriebene Fixierung der Betroffenen auf Figur und Ernährung auf.

Unterschiede zwischen Bulimie und Magersucht

Bulimie und Magersucht (Anorexia nervosa) sind nicht immer leicht zu unterscheiden. Die Betroffenen beider Essstörungen haben grosse Angst zuzunehmen, ernähren sich restriktiv und treiben häufig exzessiv Sport.

Zudem setzen auch manche Magersüchtige gewichtsreduzierende Massnahmen wie Erbrechen und Abführmittel ein. Die psychischen Hintergründe und Begleiterscheinungen von Magersucht und Bulimie sind aber grundverschieden.

Bulimie Magersucht
Angestrebte Figur Sehr schlanke Figur (leichtes Untergewicht) Starkes Untergewicht, das von anderen als ungesund und unattraktiv betrachtet wird
Aktuelles Gewicht Meist normal Meist stark untergewichtig
Sehnsucht Anerkennung und Zugehörigkeit Abgrenzung, Selbstkontrolle
Motivation Gewichtsabnahme Schönheitsideal erfüllen Ausdruck der Selbstkontrolle, Askese
Angst Verlassenwerden, Ausgrenzung Kontrollverlust und Vereinnahmung
Scham/Stolz Scham für die Erkrankung Stolz auf die Fähigkeit zur Askese
Sexuelle Partnerschaften Pflegt sexuelle Partnerschaften Nur selten sexuelle Partnerschaften
Risiko Gravierende Folgeerkrankungen möglich, tödliche Komplikationen selten Hohes Risiko tödlicher Verläufe

Essstörungen als Krankheit

Aus medizinischer Sicht gelten Essstörungen als Störungen des Verhaltens, im Rahmen derer die gedankliche Auseinandersetzung mit Essen in ständigem Zusammenhang mit dem Körpergewicht steht. Die Problematik kann einerseits in die Richtung der Unterernährung, als auch in diejenige der übermässigen Nahrungszufuhr gehen. Eine starke Ausprägung von diesem dysfunktionalem Essverhalten führt in der Regel zu Problemen, die verschiedene Lebensbereiche erheblich beeinträchtigen. Neben körperlichen und mentalen Problemen, ist oft auch das Sozialleben der betroffenen Person stark von der entsprechenden Störung des Essverhaltens geprägt.

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Einteilung und Symptome

Zu den bekanntesten Essstörungen gehören die sogenannte Anorexia nervosa, umgangssprachlich bekannt als Magersucht, als auch die Bulimia nervosa (Bulimie, Ess-Brechsucht). Auf der anderen Seite des Spektrums steht auch die Binge-Eating-Störung (Esssucht) oft im Fokus der psychosomatischen Medizin. Diese drei Diagnosen werden nachfolgend kurz beschrieben und die wichtigsten Symptome und Unterscheidungsmerkmale erläutert.

  • Anorexia nervosa (Magersucht): Zu den wichtigsten Merkmalen der Magersucht gehört das absichtliche Herbeiführen und Aufrechterhalten von Gewichtsverlust. Dabei steht die Angst vor einem dicken, unförmigen Körper im Vordergrund, welche einerseits durch eine sehr eingeschränkte Aufnahme von Nahrung, erzwungenes Erbrechen und Abführen, als auch durch übertriebene körperliche Betätigung erreicht werden soll. Zu häufigen Symptomen zählt auch die Störung des Stoffwechsels, welche durch die Unterernährung entsteht.
  • Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht, Bulimie): Der Zentrale Mechanismus der Bulimie ist derselbe wie der der Magersucht, nämliche die ständige Beschäftigung mit dem eigenen Körpergewicht und der Körperform. Im Gegensatz zur Magersucht haben Personen, die an Bulimie leiden aber möglicherweise ein Körpergewicht, das durchaus im Normbereich liegt. Neben selbst herbeigeführtem Erbrechen treten bei Bulimie nämlich auch häufig extremer Heisshunger und daraus folgende Essanfälle auf. Das häufige Erbrechen kann ebenfalls zu Störungen des Stoffwechsels, genauer des Elektrolythaushaltes führen.
  • Binge-Eating-Störung (Esssucht): Die zuvor erwähnten Essanfälle prägen die Symptomatik bei der Esssucht. Im Unterschied zu der Bulimie, wird die übermässige Nahrungsaufnahme durch diese unkontrollierten Attacken nicht durch Erbrechen, Abführen oder Sport ausgeglichen, sondern führt in der Regel zu Übergewicht der betroffenen Person.

Zahlen

Im Jahre 2012 veröffentlichte das Schweizer Bundesamt für Gesundheit Zahlen zu der Verbreitung von Essstörungen. Diese zeigten auf, dass 3.5% der Schweizer Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an einer Form der vorher aufgeführten Essstörungen leiden. Dabei sind Frauen generell deutlich häufiger betroffen als Männer. Der Grund dafür könnte in der Tatsache liegen, dass Essstörungen eine Ausdrucksform von zugrundeliegenden psychischen Problem sind und sich diese bei Frauen eher in problematischem Essverhalten äussern, wobei Männer eher an anderen problematischen Verhaltensmustern leiden.

Ganzheitliche Betrachtung

Die Mechanismen rund um die Problematik der Essstörungen sind, wie die meisten im Bereich der psychosomatischen Krankheitsbilder, höchst komplex. Bei der Diagnosestellung und Betrachtung der Symptome einer Essstörung gilt es jeweils auch den Ansatz zu beachten, bei dem das Essverhalten Symptom einer tieferliegenden psychischen Problematik darstellt. So kann exzessives Essen oder krankhafter Verzicht die Funktion eines emotionalen Puffers oder Ventils haben. Daher ist es im Rahmen der Diagnostik von Essstörungen unabdingbar, sämtliche Aspekte einer Person wie zum Beispiel die Biografie, das soziale Umfeld, die Persönlichkeit und das Vorliegen anderer psychischer und physischer Krankheitsbilder zu betrachten.

Komorbiditäten

Wie bereits erwähnt, können psychische Krankheitsbilder eine wichtige Rolle spielen bei der Manifestierung von Essstörungen. Personen, die an Essstörungen leiden, haben oft einen eher niedrigen Selbstwert und ein gewisses Gefühl von Kontrollverlust. Dies sind auch die Charakteristiken, welche eine Depression auszeichnen und prägen. Der wahrgenommene Verlust der Kontrolle über das eigene Handeln und die eigenen Gefühle wird durch die Symptomatiken sämtlicher Essstörungen in der Regel verstärkt, so dass oftmals nicht klar bestimmt werden kann, ob die depressiven Gefühle eher als Ursache oder Folge des dysfunktionalen Essverhaltens zu betrachten sind. Dieser Teufelskreis illustriert die Komplexität rund um die Problematik von Essstörungen.

Wie können Essstörungen die Mundgesundheit beeinträchtigen?

Alle diese Essstörungen sind ernstzunehmende Krankheiten, mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit. Vitamin- und Nährstoffmangel können dazu führen, dass der Körper nicht richtig funktioniert - was sich auch im Mund zeigt. Zu den erkennbaren Anzeichen im Mund gehören:

  • Zahnschmelzerosion
  • Mundtrockenheit
  • Vergrößerte Speicheldrüsen
  • Rissige und/oder trockene Lippen
  • Mundgeschwüre
  • Karies
  • Empfindliche Zähne
  • Prellungen und/oder Verletzungen im Mund

Bei regelmässigem Erbrechen kann durch den häufigen Kontakt mit Magensäure der Zahnschmelz erodieren.

Wenn jemand eine Essstörung entwickelt, ist besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung durch das Umfeld gefragt. Auch die Zähne leiden unter dem veränderten Essverhalten. Unter einem gestörten Essverhalten leiden sowohl die Psyche als auch der Körper. Essstörungen manifestieren sich also auch in der Mundhöhle. Am auffälligsten sind Zahnerosionen, die durch häufiges Erbrechen entstehen, wenn Magensäure in die Mundhöhle gelangt und die oberste Zahnschicht angreift. Auch Mundtrockenheit und verringerter Speichelfluss können ein Anzeichen für eine Essstörung sein. Auslöser ist dann eine Dehydration durch gewichtsreduzierende Massnahmen oder als Nebenwirkung von Antidepressiva. Häufig klagen Betroffene über hypersensible Zähne und Zahnfleischrückgang. Der Zahnfleischrückgang lässt sich damit erklären, dass mit chronischem Erbrechen auch eine häufigere mechanische Mundhygiene, also Zähnebürsten, auftritt. Generell sollte auf die Zahnreinigung direkt nach dem Erbrechen verzichtet werden, um das aufgeweichte Zahngewebe nicht weiter zu schädigen. Besser ist es, den Mund mit Wasser oder einer Mundspüllösung gründlich auszuspülen.

Wie kann das Zahnarztteam Essstörungen erkennen?

Zahnärzte und Dentalhygieniker sind in einer guten Position, um frühe Warnzeichen von Essstörungen zu erkennen. Bei der Diagnose und Behandlung arbeiten wir bei zahnarztzentrum.ch mit dem sogenannten 3-Stufen-Therapiemodell:

  1. Erstellung eines Scans und gegebenenfalls Röntgenbildes: Unsere Praxen sind mit 3D-Scannern ausgestattet, die bei jeder (Kontroll-)Untersuchung zum Einsatz kommen. Durch den Scan können wir Karies, Anzeichen einer erhöhten Zahnhartsubstanz-Abtragung oder einer Erosion feststellen und über die Zeit den Verlauf messen - und dies dem Patienten direkt zeigen. Der Patient weiss so, worum es geht und hat die Ergebnisse konkret vor sich liegen.
  2. Behandlung mittels Füllung oder Kronen: Karies und Erosionen lässt sich mit einer Füllung behandeln.

Gleichzeitig handelt es sich bei Essstörungen um ein sehr sensibles Thema, was viel Feingefühl von den Behandlern erfordert. Deshalb ist die Vertrauensarbeit beim Zahnarzt mindestens so wichtig wie Diagnose und Behandlung! Wichtig ist, dass Sie wissen, dass unser Personal der Schweigepflicht unterliegen. Unsere Zahnärzte und Dentalhygieniker unterstützen Sie gerne dabei, mit Ihrer Essstörung klarzukommen und die negativen Auswirkungen auf die Mundgesundheit abzuwenden oder zu behandeln. Zögern Sie nicht, uns im Vertrauen zu kontaktieren.

Diagnosekriterien der Bulimie

Nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-V) gelten folgende Merkmale als Bulimie-Anzeichen:

  • wiederholte Episoden von Fressattacken
  • wiederholte Anwendung von unangemessenen, einer Gewichtszunahme gegensteuernden Massnahmen
  • Essattacken und unangemessenes Kompensationsverhalten treten mindestens drei Monate lang mindestens einmal pro Woche auf.
  • Figur und Körpergewicht haben einen übermässigen Einfluss auf die Selbstbewertung.
  • Symptome treten nicht ausschliesslich im Zusammenhang mit einer Magersucht auf.

Zur Erfassung der Diagnosekriterien hat man einen speziellen Fragebogen entwickelt: das Strukturierte Interview für Anorexie und Bulimie (SIAB). Dafür gibt es zwei Varianten:

  • eine Fragebogenversion zur Selbsteinschätzung mit 87 Items (SIAB-S)
  • ein Experteninterview mit 85 Fragen, die die Ärztin oder der Psychologe gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten durchgeht (SIAB-EX).

Sie umfassen neben den Symptomen einer Essstörung auch Anzeichen anderer psychischer Erkrankungen, wie Ängste und Depressionen, sowie Störungen der sozialen Kompetenz, die oft gemeinsam mit einer Bulimie auftreten.

Bulimie: Behandlung

Die Bulimie ist eine ernst zu nehmende psychische Störung. Trotz der erheblichen Scham und des Leidensdrucks, die mit der Erkrankung einhergehen, stehen sie einer Therapie meist zwiespältig gegenüber: Sie wollen einerseits die Kontrolle über das Essverhalten zurückerlangen, andererseits haben sie Angst, zuzunehmen. Daher ist professionelle Hilfe bei Bulimie unverzichtbar.

Ziele bei der Behandlung von Bulimie sind vor allem:

  • Kurzfristig eine rasche Veränderung des Essverhaltens zu erreichen, um die körperliche Gesundheit wiederherzustellen oder zu erhalten.
  • Langfristig den Betroffenen zu helfen, die Ursachen für das gestörte Essverhalten zu erkennen und diese zu beseitigen oder andere Wege zu finden, damit umzugehen.

In leichteren Fällen ist eine Bulimie auch ambulant behandelbar. In schweren Fällen muss jedoch die Ernährung kontrolliert werden, damit die Patienten zu einem gesunden Essverhalten zurückfinden können. Das ist in der Regel nur in einem stationären Rahmen möglich.

Zu Beginn der Behandlung gilt es vor allem, ein Vertrauensverhältnis zwischen Therapeuten oder Therapeutin und der essgestörten Person aufzubauen. Sie ist die Basis für alle nachfolgenden Schritte.

Gemeinsam mit den Betroffenen erstellt man einen ausgewogenen Essensplan. Ziel ist es, regelmässig Mahlzeiten zu sich zu nehmen - mindestens drei am Tag. Es geht darum zu essen, ohne in eine Essattacke zu verfallen oder das Essen zu erbrechen.

Die Patientinnen und Patienten lernen auch kalorienreichere Lebensmittel, die sie ausserhalb der Ess-Brech-Attacken vermieden haben, ohne Angst zu sich zu nehmen. Sie werden auch bei der Zubereitung des Essens eingebunden. Der Umgang mit Lebensmitteln soll für sie zu einer positiven, entspannten Erfahrung werden.

Durch die regelmässige und abwechslungsreiche Ernährung wird auch der Drang geringer, sich grosse Nahrungsmengen einzuverleiben.

Psychotherapie

Häufig wird eine kognitive Verhaltenstherapie zur Behandlung von Bulimie eingesetzt:

  • Realistisches Körperbild: Die Patienten sollen eine realistische Einstellung zu ihrem Körper und ihrem Gewicht entwickeln. Dabei geht es auch darum, die gesellschaftlichen Idealvorstellungen von Schönheit und Schlankheit zu hinterfragen.
  • Auslöser suchen: In Zusammenarbeit mit dem Therapeuten ergründen die Bulimie-Patienten, welche Situationen einen Ess-Brech-Anfall hervorrufen. Dabei kann ein Ernährungstagebuch helfen. Daraufhin versucht der Therapeut zusammen mit dem Patienten alternative Wege und Verhaltensweisen zu finden, um mit belastenden Situationen umzugehen.
  • Konfrontationstherapie: In der Bulimie-Therapie wird häufig mit sogenannten Konfrontationen gearbeitet. Dabei setzen sich die Betroffenen in therapeutischer Begleitung angstauslösenden Situationen oder Reizen aus. Konkret werden ihnen beispielsweise Lebensmittel vorgelegt, die sonst eine Essattacke ausgelöst hätten. Sie dürfen sie anfassen und beschnuppern, aber nicht verzehren. Die therapeutisch begleitete Auseinandersetzung führt zu einem stetigen Abbau der Ängste.

Bei einem stationären Aufenthalt wird in der Regel ein breites Spektrum an Therapien zur ganzheitlichen Behandlung genutzt. Dazu gehören:

  • Einzeltherapie
  • Gruppentherapie
  • Gestalttherapie
  • Kunsttherapie
  • Bewegungstherapie
  • Musiktherapie
  • Entspannungskurse
  • Ernährungsberatung

Medikamentöse Behandlung

Zu Beginn der Bulimie-Therapie und in Krisen erhalten manche Patienten vorübergehend antidepressive Substanzen. Vor allem wird hierzu das Medikament Fluoxetin eingesetzt. Es hat nicht nur eine antidepressive Wirkung, sondern reduziert auch die Ess-Brech-Anfälle. Als alleinige Therapie bei Bulimie sind Medikamente nicht geeignet.

Bulimie: Krankheitsverlauf und Prognose

Die Bulimie beginnt meistens in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter. Häufig sind Diäten der Einstieg in die Ess-Brech-Sucht. Der Bulimie kann eine Phase starker Gewichtsabnahme vorausgehen, die dann in Ess-Brech-Anfälle umschlägt. Auch kann sich Bulimie aus einer Magersucht entwickeln.

Im Verlauf der Erkrankung gibt es immer wieder auch Zeiten, in denen Bulimie-Betroffene normal essen. Die Anzahl der Ess-Brech-Anfälle schwankt individuell. In belastenden Phasen, in denen die Patienten besonders gestresst sind, treten Ess-Brech-Anfälle gehäuft auf.

Oft wird die Bulimie erst nach längerer Krankheitsdauer behandelt. Immerhin wird etwa die Hälfte der Patienten, die an Bulimie litten, gesund, wenn auch meist erst nach mehrjährigem Krankheitsverlauf.

In etwa 50% der Fälle kann Bulimie durch eine Behandlung geheilt werden. Bei einigen Betroffenen kommt es jedoch zu einer chronischen Bulimie oder nur zu einer leichten Besserung des Krankheitsbildes. Grundsätzlich gilt: Je früher die Diagnose der Essstörung erfolgt, desto besser sind die Behandlungsaussichten.

Bedenken Sie, dass es im Laufe der Behandlung auch zu Rückfällen kommen kann.

Je früher eine die Bulimie festgestellt wird, desto besser ist sie behandelbar und desto höher sind auch die Heilungschancen. In mehr als der Hälfte der Fälle ist die Bulimie heilbar. Dennoch sind der Verlauf und die Behandlung oft langwierig - es kann immer wieder zu Rückfällen kommen.

Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich.

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