Depressionen nehmen zu und es ist wichtig, die Symptome frühzeitig zu erkennen. Phasen der Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Kraftlosigkeit allein sind noch keine Depression im klinischen Sinn. Der Psychoanalytiker Martin Brezina zieht einen Vergleich: «Hat jemand eine laufende Nase, ist das zwar ein Symptom, aber noch keine Grippe.» Vielmehr müssen mehrere Symptome gleichzeitig auftreten, bevor man von einer Grippe sprechen könne.
Symptome einer Depression
Die Symptome einer Depression können sehr unterschiedlich ausfallen und sich individuell zeigen. In der Regel tritt die psychische Erkrankung phasenweise auf. Die Symptome einer Depression können sehr unterschiedlich ausfallen. In den ärztlichen Leitlinien und der Fachliteratur wird nach Hauptsymptomen und Nebensymptomen unterschieden. Wenn mindestens zwei Hauptsymptome und zusätzlich mindestens zwei Nebensymptome vorliegen, gilt das für Ärzt*innen als Hinweis auf eine Depression.
Hauptsymptome:
- Gedrückte Stimmung
- Interessen- oder Freudlosigkeit
- Antriebslosigkeit und schnelle Ermüdung
Weitere mögliche Symptome:
- Verlust von Antrieb und Interesse
- Kraftlosigkeit
- Innere Unruhe
- Anspannung
- Freudlosigkeit
- Müdigkeit
- Konzentrationsprobleme
- Vergesslichkeit
- Verlust von Selbstvertrauen
- Schuldgefühle
- Schlafstörungen
- Veränderungen des Appetits
- Suizidgedanken
Auch nach aussen zeigen sich Depressionen ganz individuell: Manche Menschen ziehen sich zurück, andere wirken rastlos, werden laut und streitsüchtig. Manche weinen häufig, andere wirken erstarrt und gefühlskalt. «Die Depression hat viele Gesichter.
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Es gibt auch die versteckte, sogenannt larvierte Depression, die sich rein körperlich äussert. Die Diagnose kann deshalb nur eine Fachperson stellen. Unser Depressionen-Test gibt Ihnen jedoch erste Hinweise darauf, ob eine Depression vorliegen könnte.
Ursachen von Depressionen
Ausgelöst wird eine Depression laut dem Psychoanalytiker «meist durch längere Phasen von Überlastung und Überforderung, durch schwierige Konstellationen in der Familie, problematische Beziehungen, anhaltenden Stress am Arbeitsplatz, Enttäuschungen, Verlust und Krisen oder auch Mobbing». Mit Faulheit oder einer falschen Einstellung zu den Dingen haben Depressionen dagegen nichts zu tun. Im Gegenteil sind Betroffene «häufig sehr engagiert, gewissenhaft und auf der Suche nach Lösungen».
In der Medizin wird von multifaktoriellen Ursachen gesprochen, das heisst, sowohl biologische Komponenten (wie beispielsweise Veränderungen im Hormonhaushalt), genetische Faktoren (bereits ein Verwandter leidet oder litt an Depressionen), als auch Umwelteinwirkungen (Verlust der Arbeit oder eine Trennung) können alleine oder in Kombination zu einer depressiven Episode führen. Manchmal findet sich ein Auslöser für die Beschwerden, in anderen Fällen lässt sich der Symptombeginn keinem bestimmten Ereignis zuordnen.
Gerade bei einer Winterdepression kann Lichtmangel während der Herbst- und Wintermonate ein Auslöser sein. In der Folge geraten Hormone und Botenstoffe (zum Beispiel Dopamin, Noradrenalin, Serotonin und Endorphine) im Gehirn durcheinander und können so zu Stimmungsschwankungen, depressiven Verstimmungen oder einer saisonal abhängigen Depression führen. Als weitere Ursachen gelten permanenter Stress, Verlust des Arbeitsplatzes, Trennung oder der Tod eines geliebten Menschen.
Depressionen bei Jugendlichen
Mit Beginn der Pubertät steigt das Risiko, dass Jugendliche an einer Depression erkranken. Bei Jugendlichen gilt die Depression als häufigste psychische Erkrankung und mit Beginn der Pubertät steigt das Risiko für eine Depression stark an.
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Im Obsan-Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums 2023 gaben 30 Prozent der jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren und 15 Prozent der gleichaltrigen jungen Männer an, unter mittelschweren bis schweren Depressionssymptomen zu leiden. Auch wenn es sich bei den Erhebungen der Studie um eine Selbsteinschätzung und keine ärztliche Diagnose handelt, sind die Zahlen bedenklich.
Folgende Symptome können bei Jugendlichen Anzeichen einer Depression sein:
- Traurigkeit
- Gedrückte Stimmung
- Antriebslosigkeit
- Verlust von Interesse und Freude
- Rückzug von der Familie sowie vom Freundeskreis
- Gereiztheit und schnippisches Verhalten
- Niedriges Selbstwertgefühl
- Ängstlichkeit
- Selbstverletzendes Verhalten
- Suizidgedanken
- Appetitveränderung
- Aggressivität
- Hohes Risikoverhalten
Häufig kommen körperliche Beschwerden dazu. Für das Umfeld kann es schwierig sein, zu unterscheiden, ob eine depressive Störung vorliegt oder das Auftauchen von problematischen Symptomen mit der Pubertät zusammenhängt.
Psychologin Chantal Hofstetter entwarnt deshalb: «Es muss sich nicht bei jedem Hänger gleich um eine behandlungsbedürftige Störung handeln. Entscheidend ist das Gesamtbild. Treten mehrere Symptome gleichzeitig auf und halten sie über einen längeren Zeitraum an, sollten Eltern und Bezugspersonen genauer hinschauen.»
Depressionen bei Frauen und Männern
Frauen sind häufiger von einer depressiven Verstimmung betroffen. Fachpersonen vermuten, dass Hormonschwankungen durch die Menstruation und Hormonumstellungen in der Pubertät, in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren die Psyche stark beeinflussen.
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Bei Männern mit einer depressiven Verstimmung können zudem eine erhöhte Risikobereitschaft, Unruhe, Nervosität, Unzufriedenheit und aggressives Verhalten auftreten. Bei Frauen zeigt sich eine Depression zum Teil anders als bei Männern. Männer verspüren nicht immer bekannte Symptome wie innere Leere, ein geringes Selbstwertgefühl und Stimmungsschwankungen.
Depressionen im Alter
Vermehrt betroffen von depressiven Verstimmungen sind ältere Menschen. Lebensveränderungen, Krankheiten und Medikamente schlagen im fortgeschrittenen Alter vermehrt aufs Gemüt. Besonders anfällig für eine depressive Verstimmung sind ältere Menschen.
Diagnose und Behandlung
Eine Ärztin oder ein Arzt stellen die Diagnose einer depressiven Verstimmung wie einer Winterdepression oder einer saisonal abhängigen Depression anhand der Anamnese (Krankheitsgeschichte). Die Artikel dienen ausschliesslich der Information und dürfen nicht für diagnostische oder therapeutische Zwecke verwendet werden. Sie sind kein Ersatz für eine persönliche ärztliche Beratung und Behandlung.
Der Hausarzt oder die Hausärztin behandeln eine depressive Erkrankung oft mit Medikamenten. Reicht dies nicht aus, überweisen sie Betroffene in eine psychiatrische oder psychologische Behandlung, die sie darin unterstützen soll, die entscheidenden Veränderungen einzuleiten. Ist eine Depression erst einmal diagnostiziert, braucht es aber genau dies - und die richtigen Fachleute an der Seite. Eine rasche Unterstützung und psychische wie physische Entlastung sind wichtig.
Behandlungsoptionen:
- Psychotherapie (Verhaltenstherapie, analytische Psychotherapie, Gesprächstherapie)
- Medikamentöse Behandlung (Antidepressiva)
- Natürliche Medikamente (Johanniskraut)
- Lichttherapie (bei saisonal abhängiger Depression)
Umgang mit Depressionen
«Die Depression verändert das Wesen des Betroffenen sehr stark», sagt Brezina. Depressive leiden erheblich, aber auch ihr Umfeld, die Familie, die Kinder werden belastet. Die oft gehörte Aufforderung, sich einfach zusammenzureissen, ist kontraproduktiv. Vielmehr müssen alle Beteiligten viel Geduld und Wohlwollen aufbringen.
Was können Angehörige tun?
- Ansprechen: Sprechen Sie über Gefühle.
- Ernst nehmen: Nehmen Sie Ihr Kind ernst, wenn es von Ängsten oder belastenden Gefühlen spricht.
- Tagesstrukturen: Motivieren Sie Ihre Tochter oder Ihren Sohn, Alltagsstrukturen aufrecht zu halten.
- Bewältigungsstrategien: Herausfordernde Phasen und schwierigen Gefühle gehören zur Pubertät dazu.
Wo finde ich Hilfe?
Wenn Sie den Verdacht haben, an einer Depression zu leiden, zögern Sie nicht, Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt anzusprechen! Hausärzt*innen sind häufig die ersten Ansprechpartner und können bei Bedarf an Fachärzt*innen und Psychotherapeut*innen überweisen. Hilfe, Beratung und Kontakte erhalten Sie ausserdem durch den sozialpsychiatrischen Dienst an Ihrem Wohnort.
Brezina macht Betroffenen aber auch Mut: «Depressionen sind in der Regel vorübergehend.
Weitere Anlaufstellen:
- Pro Juventute Elternberatung
- Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste der Kantone
- Selbsthilfe Zürich
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