Freud Fixierung Test: Eine umfassende Betrachtung

Viele Theorien in der Tradition von Freud nahmen umfangreiche Änderungen an der psychoanalytischen Sicht der Persönlichkeit vor. Freud und seine zahlreichen Nachfolger beeinflussten das Verständnis und die Therapie psychischer Störungen tiefgreifend. Vor allem aufgrund ihrer Pionierarbeiten sucht heute ein breites Spektrum von Theoretikern ausserhalb der Grenzen biologischer Prozesse nach Antworten und Erklärungen.

Sie stützen sich auf weniger greifbare Begriffe, zum Beispiel untergründige Konflikte, gelernte Gewohnheiten, kognitive Prozesse, menschliche Werte. Zudem haben die von Freud und seinen Anhängern entwickelten psychotherapeutischen Techniken bewiesen, wie wirksam eine psychologische Behandlung sein kann, und zur Entwicklung zahlreicher weiterer derartiger Methoden geführt (Comer, 2008).

Die Psychodynamische Perspektive

Die psychodynamisch orientierten Theoretiker haben darauf hingewiesen, dass gestörtes Erleben und Verhalten in denselben Vorgängen wurzeln kann wie normales. Psychische Konflikte beispielsweise sind eine universelle Erfahrung; sie führen, psychodynamisch betrachtet, nur dann zu Störungen, wenn der Konflikt übermächtig wird. Diese Auffassung spricht für eine humane und respektvolle Einstellung gegenüber Menschen, die als psychisch gestört gelten.

Kritische Betrachtung des Psychodynamischen Modells

Andererseits weist das psychodynamische Modell Lücken und Begrenzungen auf. Begriffe sind schwierig zu definieren und empirisch zu überprüfen. Da Prozesse wie Es-Triebe, Abwehrmechanismen und Fixierung abstrakt sind und auf unbewusster Ebene wirken, ist es oft schwer festzustellen, ob sie tatsächlich stattfinden.

Psychodynamische Erklärungen sind deshalb oft nicht wissenschaftlich geprüft, und psychodynamisch orientierte Theoretiker arbeiten mit Einzelfallstudien, um ihre Theorien zu stützen. Fallstudien liefern keine zwingenden Beweise für theoretische Erklärungen.

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Entwicklung neuerer Modelle

Unter anderem aufgrund dieser Schwierigkeiten sind in den letzten Jahrzehnten behavioristische, kognitive und humanistisch-existenzielle Modelle entstanden. Diese neueren Erklärungen und Therapieformen unterscheiden sich oft deutlich vom psychodynamischen Ansatz, doch sie wurzeln alle in irgendeiner Weise in diesem. Da viele der BegründerInnen dieser Modelle in der psychodynamischen Tradition ausgebildet waren, behielten die neuen Modelle oft bestimmte Begriffe aus dem psychodynamischen Repertoire bei.

Die Problematik der wissenschaftlichen Fundierung

Freud, Jung, Guattari und wie sie alle heißen mögen - Die Psychoanalyse wird den Ansprüchen der modernen Naturwissenschaften nicht gerecht. Empirische Evidenz, klare Versuchsanordnungen, Falsifikation von Hypothesen, kontrollierte Laborbedingungen. Darauf basieren die Errungenschaften der modernen Technologien, darauf kann die Psychologie zu einer ernstzunehmenden Wissenschaft erwachsen. Solche Sentiments kann man heutzutage häufig antreffen.

Sieht man von der Idealisierung der wissenschaftlichen Methode und der unterkomplexen Betrachtung der Wissensgeschichte ab, so lautet die Kernaussage: Je näher die Methoden der Psychologie an denen der Naturwissenschaften sind, desto besser können wir die menschliche Psyche verstehen.

Doch liegt hier wirklich der Weisheit letzter Schluss? Kann es nicht sein, dass das Fach Psychologie sich nicht an den Methoden der Naturwissenschaften orientieren sollte? Ja, dass im Gegenteil diese methodische Voreingenommenheit uns daran hindert, substanzielle Fortschritte in der Erforschung der Psyche zu erzielen.

Die Vagheit der Alltagssprache in der Forschung

Wissenschaftliche Untersuchungen erfordern klare Definitionen der untersuchten Konzepte. Doch unsere Alltagssprache ist von Vagheit durchdrungen, die für unsere Kommunikation wesentlich ist. Doch genau diese Vagheit müsste für die Forschung ausgeschaltet werden.

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Ein Beispiel für diese Problematik findet sich in der Debatte um die Intelligenzforschung. Der Begriff "Intelligenz" steht mit verschiedenen Vorstellungen und Konzepten in Verbindung: Klugheit, Abstraktionsfähigkeit, Problemlösung, Wissen, Kreativität. Der Begriff ist an Vagheit und Zusammengesetztheit kaum zu überbieten. Der Versuch, einen solchen Begriff klar zu definieren und sogar zu quantifizieren, führt unweigerlich zu unbefriedigenden und kontroversen Ergebnissen.

Begriffe wie "emotionale Intelligenz" oder "soziale Intelligenz" zeugen davon, dass der Begriff viel zu vage ist, um sich einer einheitlichen Definition anzubieten, geschweige denn einer, die unser Verständnis erweitert. Quantifizieren wir Intelligenz in Form eines IQ, so können wir damit Untersuchungen anstellen, gewisse Zusammenhänge aufdecken.

So mögen wir etwa feststellen, dass ein höherer IQ mit grösserem Erfolg im Leben korreliert. Doch dieselbe Korrelation lässt sich zwischen Schulnoten und Erfolg finden, doch würde man nicht behaupten, dass Schulnoten die Quantifikation einer grundlegenden Qualität von Menschen darstellt.

Die Rolle von Bildern und Vorstellungen in der Psychologie

Weiterhin orientiert sich die gesamte Psychologie an bestimmten Bildern, die das Psychische verständlich machen sollen. Ich spreche von grundlegenden Vorstellungen, die die Grundlage unserer psychologischen Untersuchungen bilden. Damit meine ich beispielsweise, dass wir von psychischen Zuständen sprechen oder von psychischen Störungen. Wir könnten uns etwa fragen, wie oft sich eine Person in einem Zeitraum im Zustand der Trauer befunden hat.

Die Frage scheint unschuldig, doch wie stellen wir fest, ob der Zustand der Trauer herrscht oder nicht? Welches Kriterium kann herangezogen werden? Man wäre wohl geneigt zu sagen, dass ein psychischer Zustand bedeutet, dass sich die Psyche in einer bestimmten Konfiguration befindet. Hier zeigt sich, dass die Vorstellung eines psychischen Zustandes ein Bild aus den Naturwissenschaften ist.

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Ein Muskel ist im Zustand der Kontraktion, wenn sich die Filamentproteine in einer bestimmten Konfiguration befinden. Bestimmte Anordnungen der Teile einer Maschine bedeuten, dass sie sich in einem guten Zustand befindet. Sind die Teile anders angeordnet, befindet die Maschine sich in einem unbrauchbaren Zustand. Aber solange die Teile in einer bestimmten Konfiguration zueinander stehen, lässt sich der Zustand beschreiben.

Anders sieht es beim Zustand der Trauer aus. Was sind überhaupt die Elemente der Psyche? Und wie müssten diese konfiguriert sein, damit man vom Zustand der Trauer sprechen kann? Solche Fälle von nicht hinterfragten Bildern durchziehen die gesamte Psychologie und ihre Theorien.

Es ist unglaublich schwierig, neue Erkenntnisse über die Psyche zu gewinnen, wenn unsere Untersuchungen auf ungeeigneten Bildern beruhen. Dies leitet über zum letzten Punkt: der Anspruch auf wissenschaftlichen Fortschritt.

Der Fortschritt in der Psychologie

In der Physik finden wir neue Partikel, in der Chemie neue Elemente, in der Biologie neue Arten. Neue Eigenschaften von Teilchen, Elementen oder Lebewesen werden entdeckt. Die Medizin versteht neue Wirkungsmechanismen und identifiziert die Ursache für bestimmte Krankheiten. In der Psychologie gestaltet sich der Fortschritt schwieriger.

Wir finden keine neuen Emotionen und beobachten keine neuen Charaktermerkmale. Der Versuch, psychische Gesetze zu finden, geht am Ziel vorbei. Wir wollen Wege finden, Menschen und ihr Verhalten zu verstehen. Der Fortschritt in der Psychologie sollte nicht in der Ansammlung von Fakten gesehen werden. Das Ziel sollte sein, Menschen und ihr Verhalten verständlich zu machen, sie in bestimmte Zusammenhänge zu stellen, die uns einleuchten.

Danach wäre Psychologie eine konzeptuelle Beschäftigung, die danach strebt, neue Bilder für unser Denken zu schaffen. In diesem Sinne kann die Psychologie viel von der Psychoanalyse lernen. Der große Philosoph Ludwig Wittgenstein sieht die Errungenschaften Freuds in dieser Hinsicht, auch wenn dieser nicht unbedingt dieses Selbstverständnis an den Tag gelegt hatte.

Wittgenstein meint, dass Freuds Wirken in der Schaffung neuer Vorstellungen, neuer Bilder liegt. Freud findet nicht neue Gesetze, wie man das etwa in der Physik beabsichtigt. Aber seine Gedanken drücken eine gewisse Einstellung aus.

Es wäre verfehlt von Freud als Entdecker des Unterbewussten zu sprechen, in dem Sinne, dass er ein Naturgesetz oder ein Element des Psychischen entdeckt hätte. Vielmehr bietet Freud eine neue Perspektive, um über das Psychische nachzudenken, eine neue Art und Weise der Erklärung. Gewisse Verhaltensweisen und Eigenschaften werden nun durch Rückgriff auf das Unterbewusste erklärt.

Dies erlaubt uns Sinn aus Menschen zu gewinnen, die uns zuvor ein Rätsel waren. In eine solche Richtung wäre eine Neuorientierung der Psychologie wünschenswert. Der Versuch, den naturwissenschaftlichen Logos zu übernehmen, scheitert an den begrifflichen Voraussetzungen, den ungeeigneten Bildern und einem unpassenden Selbstverständnis.

Um die menschliche Psyche und das menschliche Verhalten verstehen zu können, brauchen wir konzeptuelle Fortschritte.

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