Grundbegriffe der Psychologie
- Definition Psychologie: Lehre von der Seele (Psyche)
 - Äußeres Verhalten: Beobachtbar und beschreibbar (z.B. sprechen, sehen, gehen)
 - Inneres Erleben: Nicht unmittelbar beobachtbar (z.B. Empfindungen, Gefühle, Gedanken)
 
Disziplinen der Psychologie
- Theoretische Psychologie: Umfasst alle Grundlagen, wie z. B. Statistik.
 - Allgemeine Psychologie: Erforschung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten des Erlebens und Verhaltens.
 - Differenzielle Psychologie: Betrachtet das Erleben und Verhalten unter dem Aspekt individueller Unterschiede.
 - Angewandte Psychologie: Viele Ergebnisse der psychologischen Forschung werden in der Praxis angewendet, um Probleme des Einzelnen, von Gruppen oder Institutionen lösen zu helfen.
 
Psychologie in Alltag und Wissenschaft
Die Psychologie im Alltag, oft als Alltagspsychologie, naive Psychologie oder Laienpsychologie bezeichnet, unterscheidet sich grundlegend von der wissenschaftlichen Psychologie.
Alltagspsychologie
Alltagspsychologie wird auch als Naive Psychologie oder Laienpsychologie bezeichnet. Aussagen, Erkenntnisse und Schlussfolgerungen sind zufällig und nicht überprüft. Wir überschätzen die Aussagekraft unserer Urteile. Urteilsfehler zeigen, dass wir uns nicht immer auf unseren gesunden Menschenverstand verlassen können. Ein wissenschaftlicher Zugang ist daher notwendig.
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Beispiel: Wenn ein Kind in der Schule versagt, werden Eltern und LehrerInnen nach den Zusammenhängen und Bedingungen, die für dieses Verhalten ursächlich sind, suchen. Liegen die Gründe in einer schwierigen Entwicklungsphase? Gibt es im Umfeld der Familie Ereignisse, die für das Versagen in der Schule als Ursache in Frage kommen? Ist das Umfeld der Schule (Klasse, Lehrkraft) für das Kind leistungs- oder motivationshemmend? Solche oder ähnliche Fragen beschäftigen uns beinahe täglich. Können wir uns dabei auf unseren gesunden Menschenverstand verlassen?
Wissenschaftliche Psychologie
Auch die wissenschaftliche Psychologie versucht Erklärungen für Erleben und Verhalten zu liefern, allerdings mit einem wesentlich differenzierteren methodischen Instrumentarium. Die wissenschaftliche Psychologie ist aus folgenden Gründen notwendig. Wir überschätzen die Aussagekraft unserer Urteile Unsere Erinnerung wird durch nachträgliche Einsicht verzerrt. Rückschaufehler Hindsight - Bias.
Unterschiede zwischen Alltagspsychologie und wissenschaftlicher Psychologie
| Alltagspsychologie | Wissenschaftliche Psychologie | 
|---|---|
| Aussagen sind selten überprüfbar | Aussagen sind in der Regel überprüfbar | 
| Einzelergebnisse werden verallgemeinert | Aussagen haben Allgemeingültigkeit | 
| Methode: Einzelbeobachtungen | Aussagen werden systematisch gewonnen, das methodische Vorgehen ist geplant, organisiert und wiederholbar. | 
Populärwissenschaftliche Psychologie
Wissenschaftliche Themen der Psychologie werden allgemein verständlich aufbereitet. Aufgrund einer begrenzten Anzahl von Fachtermini und durch die Verwendung einer leicht verständlichen Sprache werden wissenschaftliche Inhalte so einfach aufbereitet, dass sie auch dem Laien, dem breiten Publikum zugänglich werden. Die Vereinfachung der Darstellung kann allerdings auf Kosten der Richtigkeit der Wissenschaftlichkeit gehen. Es entstehen unseriöse Aussagen wie z. B. der Mythos „Gegensätze ziehen sich an.
Wissenschaftliche Psychologie
Die Wissenschaft hat sich zum Ziel gesetzt, das Erleben und Verhalten zu beobachten und zu beschreiben, Zusammenhänge zu erkennen sowie Gesetze und Gesetzmäßigkeiten aufzustellen.
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Gegenstand der Psychologie
Das Erleben einer anderen Person ist nicht direkt beobachtbar. Wir können durch Selbstbeobachtung unser eigenes Erleben, unsere Gedanken und Gefühle erforschen. Verhalten lässt sich beobachten. Wir können anhand von Handlungen, Mimik, Gestik, Sprache beobachten, wie andere sich verhalten. Folgende Faktoren beeinflussen menschliches Verhalten: Eigenschaften, Fähigkeiten, Einstellungen, Erfahrungen Bedürfnisse Motive Psychisches und physisches Empfinden Gefühle Aktuelle Umwelt (Vgl. Rettenwender, S. 9) Anlage, Umwelt Hunger, Durst, Geltungsbedürfnis Gesundheit, Krankheit Trauer, Freude Herkunft, Alter, Geschlecht, soziales Umfeld
Ziele der Psychologie
Die psychologische Forschung zielt darauf ab, ihren Gegenstand zu beobachten und zu beschreiben, zu erklären und zu bewerten und durch Vorhersage und Beeinflussung zu kontrollieren und zu verändern.
- Beobachtung und Beschreibung: Objektive Beobachtung ohne Bewertung!
 - Erklärung und Bewertung: Ein beobachteter Sachverhalt wird mit allgemeinen Gesetzmäßigkeiten erklärt.
 - Vorhersage und Kontrolle: Weiß man, wann und warum bestimmte Verhaltensweisen auftreten, ist es möglich, Verhalten vorauszusagen, zu beeinflussen und zu verändern.
 
Wissenschaftliche Methoden der Psychologie
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Als erstes wird eine Forschungsfrage formuliert, z. B: Gibt es einen Zusammenhang zwischen häufigem Fernsehkonsum bei Kindern und Konzentrationsstörungen? Anschließend wird eine Hypothese aufgestellt. Z. B: Je häufiger Kinder fernsehen, desto unkonzentrierter sind sie. Wissenschaftliche Hypothesen sind Annahmen, die überprüfbar sein müssen, das heißt, durch die die Untersuchung bestätigt (verifiziert) oder widerlegt (falsifiziert) wird.
Die Ergebnisse gelten nur dann als wissenschaftlich gültig, wenn sie mit wissenschaftlichen Methoden gesammelt, überprüft und begründet wurden.
Methoden der Forschungsarbeit
- Selbstbeobachtung
 - Fremdbeobachtung
 - Fragebogen
 - Tests
 - Experimente
 
Experiment
Zum Unterschied von der Beobachtung in natürlichen Situationen kann man mittels des Experiments Versuchspersonen in künstlichen Situationen systematisch beobachten. Das klassische Experiment will Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung aufdecken und eine Gesetzmäßigkeit herausfinden. Das klassische Experiment hat eine UV (unabhängige Variable URSACHE) und eine AV (abhängige Variable Wirkung). WICHTIG: Die AV muss messbar sein. Meist besteht das Experiment aus einer Versuchs- und einer Kontrollgruppe.
Beispiel: Alkohol beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit PPt Präsentation
Vorteile des Experiments
- Genaue Planung und Beobachtung möglich Z. B: genaues Festlegen der Alkoholmenge, die getrunken wurde)
 - Alle Faktoren, die zusätzlich einen Einfluss auf das Ergebnis haben könnten, kann man besser kontrollieren (z. B. Alter einer Person, Gewicht, Trinken auf nüchternen Magen.)
 
Grenzen von Experimenten
- Nicht für alle Forschungsziele sind Experimente möglich
 - Manche Experimente sind moralisch oder rechtlich nicht vertretbar
 - Es wird immer wieder angezweifelt, ob das, was man in einem Labor feststellt, dann auch auf die tatsächliche Situation zutrifft
 
Gütekriterien für empirische Methoden
Alle empirischen Methoden der Psychologie (Beobachtung, Test, Experiment ) können in ihrer wissenschaftlichen Bedeutung an folgenden Gütekriterien gemessen werden:
- Objektivität: Eine Messung ist objektiv, wenn mehrere Testleiter/innen bei der gleichen Untersuchung zum gleichen Ergebnis kommen.
 - Reliabilität: Zuverlässigkeit der Messverfahren. Eine Messung ist zuverlässig, wenn der Tester zu unterschiedlichen Zeitpunkten zum gleichen Ergebnis gelangt, sofern sich die Person nicht wesentlich geändert hat (Therapie).
 - Validität: Gültigkeit Grad der Genauigkeit, mit dem ein Test das misst, was es zu messen vorgibt.
 
Kognitivismus
Etwa um 1960 läuteten Vertreter des Kognitivismus eine neue Aëra innerhalb der Psychologie ein. Sie durchbrachen mit ihren Ansichten die starren Reiz-Reaktions-Denkmuster der Behavioristen und lenkten den Blickpunkt auf die kognitiven (=Denk-) Fähigkeiten des Menschen. Ihr Beitrag für eine moderne Psychologie ist aus diesem Grund äusserst wichtig und fruchtbar. Die Kognitivisten gehen davon aus, dass der Mensch Einsicht und Voraussicht und daher auch Verantwortung und Entscheidungsfreiheit besitzt. Als ein denkendes Wesen ist er in der Lage, seine Handlungen zu planen und auch zu überdenken. Der Mensch hat die Entscheidungsgewalt darüber, ob und wie er seine Probleme lösen kann und will. In Humanexperimenten zeigte sich der Einfluss von Instruktion, Erwartung, Selbstbewertung, Selbstindoktrination usw. auf den Therapieprozess, z.B. bei der Desensibilisierung, aber auch bei den operanten Ansätzen (Lefrançois, 2006). Offensichtlich ist es nicht gelungen, vor allem in Bezug auf therapeutische oder pädagogische Ansätze, d.h. Charakteristisch für die Entwicklung kognitiver Theorien ist die Berücksichtigung sozialer und kognitiver Merkmale des Lernens.
Eigentlich war schon im Rahmen der frühen amerikanischen Lerntheorien (und selbst auf Versuche mit Ratten beschränkt) die Position des Behaviorismus nicht durchzuhalten. Der Mensch ist kognitiv veranlagt: typisches Kennzeichen ist sein reflexives Bewusstsein. Neben der Perspektive sind auch die Erwartungen wichtig. Eine Person stellt Vermutungen an und hat Erwartungendarüber, wie sie von einer andern Person wahrgenommen wird.
Auch in den behavioristischen Therapien zeigte sich der grosse Einfluss von Instruktion, Erwartung, Selbstbewertung, Selbstindoktrination etc. auf den Therapieprozess. Diese Befunde aus Forschung und vor allem auch aus täglicher Praxis veranlassten Verhaltenstherapeuten schon früh, kognitive Elemente in ihre Behandlungsmodelle zu integrieren, und dies mit Erfolg. So enstanden immer mehr kognitiv begründete Modifikationen verhaltenstherapeutischer Ansätze, wie das Modelllernen(Bandura, auch als soziales Lernen bezeichnet) und die Problemlösungstherapien(Kriz, 2007). Der wohl bekannteste Ansatz ist die kognitive Therapie von Aaron T.
Als entscheidendes Argument gegen das «behaviorale Subjektmodell» führen sie das Selbstanwendungsargumentan: Der behavioristische Psychologe und Forscher sieht sich selbst kognitivistisch, als erkennendes, aktives Subjekt, welches sich z. B. bestimmte Experimente überlegt, sie durchführt, auswertet und die Ergebnisse interpretiert. Seine Versuchspersonen sieht er - gemäss orthodoxer behavioristischer Auffassung - als überwiegend umweltabhängig und reizdeterminiert, weder zur Reflexivität und Rationalität noch zur Autonomie befähigt. Diese Auffassung läuft auf zwei Psychologien hinaus: dort die weitgehend determinierte Versuchsperson, hier der zu Einsicht und autonomer Entscheidung befähigte behavioristische Psychologe und Forscher.
In der kognitiv orientierten Psychologie wird zwischen Wissenschaftler und Laien eher eine Gleichrangigkeit angestrebt. Konstruktivistische Auffassungen gehen noch einen Schritt weiter. Sie gehen mehr oder weniger radikal davon aus, dass der Mensch sich die Wirklichkeit selbst kognitiv konstruiert und in einer Welt aus individuellen Wahrnehmungen und Wissensbeständen lebt. In einem selbstgesteuerten Lernprozess eignet sich der Lernende diese Wissensbestände an. Sie bilden die Folie für alle weiteren Erfahrungen, verändern sich ständig, sind einzigartig und bestimmend für das jeweilige Individuum. Das erworbene Wissen ist demnach kein Kopie der Wirklichkeit, sondern eine idiosynkratische Konstruktion, abhängig von der individuellen subjektiven Erfahrung. Zwischen Stimulus und Reaktion werden nun (kognitive) vermittelnde Prozesse und Strukturen angenommen (z. B. Überdauernde oder akute interne oder externe Bedingungen und Ereignisse (z. B. Bartling, G., Echelmeyer, L. & Engberding, M. (2008). Problemanalyse im therapeutischen Prozess. Leitfaden für die Praxis (5. Aufl.). Nolting, H.-P. & Paulus, P. (2012). Psychologie lernen. Eine Einführung und Anleitung.
Carl Gustav Jung
So prägte C. G. Er sollte die Psychologie tiefgreifend verändern. Vor 150 Jahren kam C. G. Um ein Haar wäre der heute weltberühmte Psychiater und Begründer der analytischen Psychologie Carl Gustav Jung (1875-1961) nicht Arzt, sondern wie sein Vater Pfarrer geworden. Davon abgehalten hat ihn ein Wachtraum auf dem Basler Münsterplatz. Aus heiterem Himmel erschien dem Zehnjährigen eine gottähnliche Figur auf einem Thron und liess ein riesengrosses Exkrement fallen. Direkt auf das Basler Münster pflatschte es. Eine schockierende und wegweisende Erfahrung für den frommen Jungen. Für ihn: ein Wink mit dem Zaunpfahl, die theologische Karriere zu meiden. So widmete er sich später der Medizin und wurde Arzt an der psychiatrischen Uniklinik Burghölzli in Zürich.
So wurde Jung zu dem, als den wir ihn kennen: ein Pionier der Tiefenpsychologie. Ihm lag die Selbstentwicklung des Menschen am Herzen. Eines seiner zentralen Anliegen wird häufig mit «werde, der Du bist» paraphrasiert. Er selbst nannte dies «Individuation». Dieser Prozess hat das Ziel, durch die einzelnen Lebensphasen hindurch authentisch zu werden. Die analytische Psychologie wurde von Carl Gustav Jung begründet und ist sowohl eine Theorie also auch eine Praxis zur Erforschung der menschlichen Psyche. Nach seinem Verständnis umfasst das Unbewusste eine persönliche und eine kollektive Ebene. Er unterteilte Menschen in intro- und extraverierte Persönlichkeiten und sprach von vier grundlegenden psychischen Funktionen, wobei mindestens eine davon jeweils ausgeprägt sei: das Denken, das Fühlen, das Empfinden und die Intuition. Diese sind heute Teil von weitverbreiteten Persönlichkeitstests.
Sich aufmerksam dem Ich und seiner Befindlichkeit zu widmen und die eigene Resilienz zu stärken sind Motive, die wir heute gut kennen. Das dürfte einer der Gründe sein, weshalb auf Social Media regelmässig Zitate von Jung mit seinem Konterfei zirkulieren. Auch in der Popkultur wurden seine Ideen und Theorien adaptiert. Er ist zum Beispiel auf dem Cover des «Sergeant Pepper»-Albums («Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band») der Beatles zu sehen.
Seine Theorie der Archetypen, also universellen Grundmustern des menschlichen Erlebens - etwa der Held, die Mutter oder der Schatten - wurde in Filmen wie «Herr der Ringe» oder «Star Wars» aufgenommen, und in «A Dangerous Method» wird Jung 2011 von Michael Fassbender gemimt. Dass die Halluzination auf dem Münsterplatz handlungsleitend wurde, sagt viel über Jung und seine grosse Faszination für Mythologie, Alchemie und Träume aus. Sogar seine Dissertation widmete er dem Thema Geisterglauben.
Zeitlebens sei C. G. Jung ein gläubiger Mensch gewesen, erzählt der Psychologe und Wissenschaftsjournalist Steve Ayan. Davon zeugt auch das Eingangsportal seines Hauses in Küsnacht am Zürichsee, das heute ein Museum beherbergt. Dort findet sich das Motto «vocatus atque non vocatus, deus aderit» eingemeisselt, zu Deutsch: Gerufen oder nicht, Gott wird da sein.
Allerdings gibt es auch Kritik am Weisen vom Zürichsee. Seine Schriften enthalten problematische Passagen. In den 1930er-Jahren äusserte er sich wiederholt zur «unterschiedlichen seelischen Struktur» von «Ariern» und «Juden». «Er hat schon in den Schriften nach dem Ersten Weltkrieg zwischen dem jüdischen und dem germanischen Unbewussten unterschieden und ihnen verschiedene Eigenschaften zugewiesen», so Ayan. Ein Versuch, kulturelle Unterschiede psychologisch zu deuten, der heute als rassistisch kritisiert wird. Jung selbst versuchte diese Äusserungen nach dem Krieg als missverstanden oder aus dem Kontext gerissen darzustellen.
Obwohl er nie etwas damit zu tun hatte, lebt seine Lehre der Archetypen etwa im MBTI, dem Myers-Briggs-Typenindikator, fort, einem alltagspsychologischen Persönlichkeitstest, den man online in zehn Minuten durchgeführt hat und auf dessen Basis man mehr über die eigenen Stärken und Schwächen erfahren soll. Allerdings weist der Test selbst gravierende Mankos auf. Die Einteilung sei wissenschaftlich wertlos, weil er ausschliesslich auf Entweder-oder-Kategorien basiere. «Man ist entweder ein Fühl- oder Denktyp, das wird bestimmt durch Befragungen wie zum Beispiel: ‹Mögen Sie lieber Liebesromane oder Kriminalromane?›», kritisiert der Psychologe Ayan.
Das sollte 1913 zum Bruch mit Sigmund Freud führen. Der 20 Jahre ältere Begründer der Psychoanalyse war für Jung wie ein Ziehvater. Die Freundschaft der beiden begann mit einem 13-stündigen Gespräch in Wien - und endete in einem persönlichen und intellektuellen Zerwürfnis. Freud sah in Jung seinen geistigen Erben, den «Kronprinzen» der Psychoanalyse. Bloss: Jung ging Freuds Theorie des Unbewussten nicht weit genug - sie sei zu sehr auf Sexualität verengt, zu mechanistisch gedacht. Er glaubte an eine tiefere, transzendente Dimension der Seele.
Bezeichnenderweise wurde die Krise zum Katalysator seiner eigenen Theorie: Statt nur das Vergangene zu deuten, wollte Jung dem Menschen helfen, zu sich selbst zu finden. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte er ein psychologisches Weltbild, das den Menschen ganzheitlich betrachtete: Mythen, Träume und Sehnsüchte. Eine Lehre, die zunächst skeptisch beäugt wurde, weil sie zu mystisch und nicht empirisch gestützt ist. Heute treibt sie neue Blüten. Begriffe wie Schatten, Archetypen oder das Selbst tauchen in Coachingangeboten, Podcasts und Alltagspsychologie auf, häufig ohne direkten Verweis auf seine Theorie. Dabei trifft Jung wohl einen Nerv: Er bietet eine Sicht auf die Psyche, die nicht nur auf Symptome zielt. Sein Modell betont die Bedeutung von Symbolen und innerem Wandel - Elemente, die in einer zunehmend rationalisierten Welt offenbar wieder gefragt sind.
„Kein Ding auf dieser Welt ist besser verteilt als der gesunde Menschenverstand“, sagt René Descartes in seinem Buch Abhandlung über die Methode. Doch gibt es diesen gesunden Menschenverstand überhaupt?
In der Psychologie erfahren die Lernenden, dass die wissenschaftliche Psychologie oftmals zu anderen Ergebnissen gelangt als die sogenannte „Alltagspsychologie“. Kurz: Den „gesunden Menschenverstand“ gibt es nicht. Vielmehr ist er ein ideologisches Konstrukt.
Als Lehrpersonen möchten wir die Lernenden auf Berufsmöglichkeiten in Feldern wie der Arbeits-, Sozial- und Bildungsberatung, dem Gesundheitswesen sowie der Unternehmensberatung aufmerksam machen.
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