Psychologie Studium in Münster: Inhalte und Aktuelle Forschung

Das Psychologie Studium bietet einen breiten Einblick in das menschliche Erleben und Verhalten. Hier finden Sie Berichte über interessante psychologische Forschungsbefunde, die wir für Sie aus der aktuellen Fachliteratur herausgesucht und verständlich zusammengefasst haben.

Aktuelle Forschungsergebnisse in der Psychologie

Die psychologische Forschung ist vielfältig und beleuchtet unterschiedlichste Aspekte des menschlichen Lebens. Im Folgenden werden einige interessante Studien vorgestellt:

Bumerangfragen

Stellen Sie sich vor, eine Kollegin fragt Sie freundlich: «Wie war Dein Wochenende?» Kaum haben Sie geantwortet, erzählt sie ausführlich von ihrem eigenen Wochenende. Dieses Gesprächsmuster kennen viele - und es hat nun sogar einen Namen: Bumerangfragen.

Gesundheitsziele bei der Arbeit

Sie wollen gesünder leben, also setzen Sie sich Ziele wie mehr Wasser trinken, weniger naschen oder öfter die Treppe nehmen. Doch der Haken an der Sache ist, dass Sie die meiste Zeit unter der Woche bei der Arbeit verbringen. Wie können Sie also echte Fortschritte bei der Verwirklichung Ihrer Gesundheitsziele erzielen, während Sie gleichzeitig Aufgaben, Besprechungen und Termine jonglieren?

Einfluss von Online-Inhalten auf die mentale Gesundheit

Menschen verbringen durchschnittlich 6,5 Stunden pro Tag online. Aber wussten Sie, dass das, wonach Sie online suchen und was Sie lesen, tatsächlich Ihre Stimmung und mentale Gesundheit beeinflussen kann? Eine neue Studie von Forschenden des University College London (UCL) und der Stanford University zeigt genau das.

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Kulturelle Unterschiede durch Reisanbau

Warum sind manche Gesellschaften eher individualistisch und andere eher kollektivistisch? Laut einer Studie von Talhelm und Kollegen, die in der Fachzeitschrift Science publiziert wurde, könnte die Antwort in der Agrargeschichte einer Region liegen. Demnach könnte es unser Denken und Verhalten bis heute beeinflussen, ob unsere Vorfahren Reis oder Weizen angebaut haben. Belege für ihre Theorie liefern die Autoren durch einen Vergleich von Menschen aus traditionellen Reis- und Weizenanbaugebieten in China.

Das Vertrauen von Kindern

Stellen Sie sich vor, Sie lernen eine neue Person kennen. Als Erwachsene sind Sie vorsichtig und warten ab, bevor Sie entscheiden, ob Sie jemandem vertrauen können oder nicht. Kinder sehen die Welt anders. Sie sind optimistischer, vertrauen anderen schneller und sehen eher das Gute in Menschen und Situationen. Manche Forscher sagen, dass Kinder sogar «hyper-optimistisch» sind.

Witzforschung

Sie mögen es kaum glauben, aber Freud beschäftigte sich ausgiebig mit der Rolle eines gut erzählten Witzes: „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ (1905) trug der Titel des Werkes zur Witzforschung. Ohne Witz jetzt. Doch wie ist der Stand zum Thema Humor heute?

Verlustaversion

Verlustaversion («Verluste wiegen stärker als Gewinne») ist ein vielbeachtetes Prinzip in der Entscheidungsforschung. Dabei stellt sich die Frage, ob Verlustaversion ein stabiles Merkmal von Personen ist und inwiefern Verlustaversion von bestimmten Situationen abhängt.

Stereotyp Einzelkind

Im Alltag und in der Forschung treffen wir immer wieder auf folgendes Stereotyp: «Einzelkinder sind narzisstischer als Geschwisterkinder». Doch wie verbreitet ist dieses Stereotyp wirklich? Wie sehr trifft es tatsächlich auf Einzelkinder zu?

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Achtsamkeitstraining

Wandernde Gedanken können mittels Achtsamkeitstraining vermindert werden.

Schadenfreude

Nicht nur im Wettkampf, sondern auch im täglichen Leben stehen wir im Vergleich zu unseren Mitmenschen. Auch bei der Schadenfreude spielt das Sich-Vergleichen eine Rolle. Wenn jemandem, der uns unsympathisch ist oder auf den wir neidisch sind, ein Missgeschick passiert, dann ist die Freude besonders gross. Aber hat Schadenfreude auch Konsequenzen für die soziale Dominanz der vom Missgeschick oder Unglück betroffenen Person?

Ansteckendes Gähnen

Wer kennt das nicht: Gähnt das Gegenüber, dann muss man fast zwangsläufig auch selber gähnen. Doch wussten Sie, dass „ansteckendes Gähnen“ mit der Empathie-Fähigkeit einer Person zusammenhängt?

Die Geschichte der Psychologie in Zürich

Die Psychologie hat eine lange Tradition in Zürich. Hier einige wichtige Stationen:

  • 1874: Wilhelm Wundt wird für zwei Semester als Professor für Philosophie nach Zürich berufen.
  • 1877-1896: Richard Avenarius ist in Zürich tätig und entwickelt seinen Ansatz des Empiriokritizismus.
  • 1897: Ernst Meumann gründet das Psychologische Laboratorium und bietet experimentalpsychologische Praktika an.
  • 1902-1911: Gustav Störring, ein Schüler von Wundt, ist Ordinarius in Zürich und veröffentlicht Vorlesungen über Psychopathologie.
  • 1905: Friedrich Schumann, zuvor Assistent bei Carl Stumpf in Berlin, wird nach Zürich berufen.
  • 1914: Die Eröffnung des Psychologischen Instituts findet im neuen Universitäts-Hauptgebäude statt, Institutsdirektor ist Gottlob Friedrich Lipps.

Nach dem Tod von Lipps verzichtete die Philosophische Fakultät auf die Neuberufung eines Psychologen, so dass das Psychologische Institut in der Folge nur eine Scheinexistenz ohne für Psychologie berufene Lehrstuhlinhaber führte.

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Durch das starke Wachstum der Anzahl der Studierenden wurde das Institut in den Folgejahren vergrössert. Im Mai 1966 wurde das Institutsgebäude in der Zürichbergstrasse 43 eröffnet.

Carl Gustav Jung und die Analytische Psychologie

So prägte C. G. Er sollte die Psychologie tiefgreifend verändern. Vor 150 Jahren kam C. G.

Um ein Haar wäre der heute weltberühmte Psychiater und Begründer der analytischen Psychologie Carl Gustav Jung (1875-1961) nicht Arzt, sondern wie sein Vater Pfarrer geworden. Davon abgehalten hat ihn ein Wachtraum auf dem Basler Münsterplatz. Aus heiterem Himmel erschien dem Zehnjährigen eine gottähnliche Figur auf einem Thron und liess ein riesengrosses Exkrement fallen. Direkt auf das Basler Münster pflatschte es. Eine schockierende und wegweisende Erfahrung für den frommen Jungen. Für ihn: ein Wink mit dem Zaunpfahl, die theologische Karriere zu meiden.

So widmete er sich später der Medizin und wurde Arzt an der psychiatrischen Uniklinik Burghölzli in Zürich. So wurde Jung zu dem, als den wir ihn kennen: ein Pionier der Tiefenpsychologie. Ihm lag die Selbstentwicklung des Menschen am Herzen. Eines seiner zentralen Anliegen wird häufig mit «werde, der Du bist» paraphrasiert. Er selbst nannte dies «Individuation». Dieser Prozess hat das Ziel, durch die einzelnen Lebensphasen hindurch authentisch zu werden.

Die analytische Psychologie wurde von Carl Gustav Jung begründet und ist sowohl eine Theorie also auch eine Praxis zur Erforschung der menschlichen Psyche. Nach seinem Verständnis umfasst das Unbewusste eine persönliche und eine kollektive Ebene.

Er unterteilte Menschen in intro- und extraverierte Persönlichkeiten und sprach von vier grundlegenden psychischen Funktionen, wobei mindestens eine davon jeweils ausgeprägt sei: das Denken, das Fühlen, das Empfinden und die Intuition. Diese sind heute Teil von weitverbreiteten Persönlichkeitstests.

Sich aufmerksam dem Ich und seiner Befindlichkeit zu widmen und die eigene Resilienz zu stärken sind Motive, die wir heute gut kennen. Das dürfte einer der Gründe sein, weshalb auf Social Media regelmässig Zitate von Jung mit seinem Konterfei zirkulieren. Auch in der Popkultur wurden seine Ideen und Theorien adaptiert.

Er ist zum Beispiel auf dem Cover des «Sergeant Pepper»-Albums («Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band») der Beatles zu sehen. Seine Theorie der Archetypen, also universellen Grundmustern des menschlichen Erlebens - etwa der Held, die Mutter oder der Schatten - wurde in Filmen wie «Herr der Ringe» oder «Star Wars» aufgenommen, und in «A Dangerous Method» wird Jung 2011 von Michael Fassbender gemimt.

Dass die Halluzination auf dem Münsterplatz handlungsleitend wurde, sagt viel über Jung und seine grosse Faszination für Mythologie, Alchemie und Träume aus. Sogar seine Dissertation widmete er dem Thema Geisterglauben.

Zeitlebens sei C. G. Jung ein gläubiger Mensch gewesen, erzählt der Psychologe und Wissenschaftsjournalist Steve Ayan. Davon zeugt auch das Eingangsportal seines Hauses in Küsnacht am Zürichsee, das heute ein Museum beherbergt. Dort findet sich das Motto «vocatus atque non vocatus, deus aderit» eingemeisselt, zu Deutsch: Gerufen oder nicht, Gott wird da sein.

Mit einem Bein in der Wissenschaft, mit dem anderen in der Esoterik? Die Fähigkeit, Brücken zu schlagen, war vermutlich Teil seines Erfolgsrezepts. So ging es Jung auch mehr um das Gefühl der Verbindung mit etwas Höherem. «Für ihn war das Unbewusste gewissermassen gleichbedeutend mit Gott.» Sich mit etwas so Grossem, Überdauerndem verbunden zu fühlen, gehe mit einer enormen Selbstaufwertung einher, so Ayan.

Kritik an C.G. Jung

Allerdings gibt es auch Kritik am Weisen vom Zürichsee. Seine Schriften enthalten problematische Passagen. In den 1930er-Jahren äusserte er sich wiederholt zur «unterschiedlichen seelischen Struktur» von «Ariern» und «Juden». «Er hat schon in den Schriften nach dem Ersten Weltkrieg zwischen dem jüdischen und dem germanischen Unbewussten unterschieden und ihnen verschiedene Eigenschaften zugewiesen», so Ayan. Ein Versuch, kulturelle Unterschiede psychologisch zu deuten, der heute als rassistisch kritisiert wird. Jung selbst versuchte diese Äusserungen nach dem Krieg als missverstanden oder aus dem Kontext gerissen darzustellen.

Obwohl er nie etwas damit zu tun hatte, lebt seine Lehre der Archetypen etwa im MBTI, dem Myers-Briggs-Typenindikator, fort, einem alltagspsychologischen Persönlichkeitstest, den man online in zehn Minuten durchgeführt hat und auf dessen Basis man mehr über die eigenen Stärken und Schwächen erfahren soll.

Allerdings weist der Test selbst gravierende Mankos auf. Die Einteilung sei wissenschaftlich wertlos, weil er ausschliesslich auf Entweder-oder-Kategorien basiere. «Man ist entweder ein Fühl- oder Denktyp, das wird bestimmt durch Befragungen wie zum Beispiel: ‹Mögen Sie lieber Liebesromane oder Kriminalromane?›», kritisiert der Psychologe Ayan.

Bruch mit Freud

Das sollte 1913 zum Bruch mit Sigmund Freud führen. Der 20 Jahre ältere Begründer der Psychoanalyse war für Jung wie ein Ziehvater. Die Freundschaft der beiden begann mit einem 13-stündigen Gespräch in Wien - und endete in einem persönlichen und intellektuellen Zerwürfnis.

Freud sah in Jung seinen geistigen Erben, den «Kronprinzen» der Psychoanalyse. Bloss: Jung ging Freuds Theorie des Unbewussten nicht weit genug - sie sei zu sehr auf Sexualität verengt, zu mechanistisch gedacht. Er glaubte an eine tiefere, transzendente Dimension der Seele.

Jung beschreibt diese krisenhafte Zeit als «Auseinandersetzung mit dem Unbewussten» und dokumentierte sie im sogenannten «Roten Buch». Er sei damals in eine Dunkelheit abgeglitten, habe sich «einwärts und abwärts bewegt» und seiner «eigenen Psyche entlanggetastet».

Bezeichnenderweise wurde die Krise zum Katalysator seiner eigenen Theorie: Statt nur das Vergangene zu deuten, wollte Jung dem Menschen helfen, zu sich selbst zu finden. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte er ein psychologisches Weltbild, das den Menschen ganzheitlich betrachtete: Mythen, Träume und Sehnsüchte. Eine Lehre, die zunächst skeptisch beäugt wurde, weil sie zu mystisch und nicht empirisch gestützt ist. Heute treibt sie neue Blüten.

Begriffe wie Schatten, Archetypen oder das Selbst tauchen in Coachingangeboten, Podcasts und Alltagspsychologie auf, häufig ohne direkten Verweis auf seine Theorie. Dabei trifft Jung wohl einen Nerv: Er bietet eine Sicht auf die Psyche, die nicht nur auf Symptome zielt. Sein Modell betont die Bedeutung von Symbolen und innerem Wandel - Elemente, die in einer zunehmend rationalisierten Welt offenbar wieder gefragt sind.

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