Co-Abhängigkeit, Narzissmus und ihre Merkmale in Beziehungen

Viele Menschen, die sich in Beziehungen mit Narzissten befinden, geben mehr, als sie sich leisten können, bis nichts mehr übrig ist. Finde heraus, ob du betroffen bist und wie du endlich ausbrechen kannst.

Was ist Co-Narzissmus?

Die Co-Narzisstin (Empath) - weiblich oder männlich - unterstützt nicht nur die Illusionen des Narzissten, sondern auch ihre eigene. Alles, was sie macht, ist formvollendet. Sie will dafür geliebt werden und wird es trotzdem nicht. Sie erwartet Respekt. Doch auch dieser bleibt ihr verwehrt. Sie lebt mit dem Defizit, mit der Entsagung. Wenn sie trotz allem versagt, wird sie fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Undank ist ihr Lohn. Sie weiß es und nimmt es hin, ausgeliefert und ohnmächtig. Sie nährt sich von Ablehnung, Erniedrigung und weiterem niederträchtigen Verhalten ihr gegenüber. Falls sie keinen Partner hat, macht sie sich selbst fertig und verurteilt sich für alles Mögliche. Die Rolle ist in ihrer Komfortzone angesiedelt. Damit kennen sie sich aus, damit können sie umgehen. Co-Narzissten befriedigen und nähren das Bild des Narzissten. Sie suchen sich zwanghaft einen Narzissten als Partner. Sie sind süchtig nach diesem Gegenüber. Er verzaubert sie mit seiner Ausstrahlung, mit seinem Erfolg, mit seinem Charme. Sein Auftritt ist für sie unwiderstehlich. Die liebenswürdige, stets adrett gekleidete First-Lady, bewundert von anderen Co-Narzissten.

Für Männer ist es jedoch noch viel schlimmer zu erkennen, dass sie in einer solchen Beziehung gefangen sind. Also quälen sie sich selber mit dem Thema herum, versuchen die Situation auszuhalten und lassen sich von Narzissten vorführen. Männliche Co-Narzissten sind genauso Opfer wie weibliche Co-Narzissten. Ungleichgewicht von Animus und Anima (Theorie von C.G. Diese Eigenschaften werden kaum gelebt und die Co-Narzissten glauben, dass das schlechte Eigenschaften sind, die man nicht leben darf/soll. Deshalb sind sie für Narzissten nicht so leicht manipulierbar. Die beiden ziehen sich gegenseitig nicht an, sie stoßen sich ab.

Merkmale von Co-Narzissten

  • Co-Narzissten haben das Helfersyndrom.
  • Sie haben nicht gelernt, Wut, Zorn und Ärger auszudrücken.
  • Eine Co-Narzisstin, die sich auf einen Narzissten einlässt, wird ihm die Wünsche von den Augen ablesen.
  • Sie will für ihn da sein, voll und ganz.
  • Hat der Narzisst schlechte Laune oder ist er unzufrieden, fühlt sie sich schuldig und glaubt, sie hätte versagt.
  • Die Co-Narzisstin ist bereit, sich weit über ihre Grenzen aufzuopfern.

Sogenannte “Gutmenschen” sind von der Grundhaltung her liebevolle, achtsame und grosszügige Menschen. Durch die frühkindliche Prägung haben sie jedoch nicht gelernt, für sich zu sorgen. Diese Menschen sind für den Narzissten unbrauchbar.

Der Unterschied zwischen Narzissmus und narzisstischer Persönlichkeitsstörung

Wichtig ist es, zwischen Narzissmus und einer echten narzisstischen Persönlichkeitsstörung zu unterscheiden. Narzissten sind oft sehr ehrgeizig. Sie sind daher auch in Führungspositionen wiederzufinden und können ein sehr erfolgreiches Leben führen. Wenn der Narzissmus jedoch stark ausgeprägt ist und für den Betroffenen und seine Umwelt zu Leid führt, wird der Narzissmus krankhaft (pathologischer Narzissmus). Der Übergang von der Persönlichkeitseigenschaft zur Störung ist fliessend.

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Typen von Narzisstischer Persönlichkeitsstörung

Nach einer Studie von Russ und Kollegen (2008) kann man die Narzisstische Persönlichkeitsstörung in drei Typen einteilen:

  • grandios-maligner Narzissmus
  • vulnerabel-fragiler Narzissmus
  • exhibitionistischer Narzissmus mit hohem Funktionsniveau

Der grandios-maligne Narzissmus

Menschen mit dem grandios-malignen oder bösartigen Typus von Narzisstischer Persönlichkeitsstörung können zu einer Gefahr für die Gesellschaft werden. Der maligne Narzissmus ist nämlich eine Kombination aus Narzissmus, Aggression, Paranoia und antisozialem Verhalten - eine teuflische Mischung, die Betroffene zu extrem grausamen Taten bewegen kann. Maligne Narzissten sind von ihrer Grossartigkeit überzeugt. Fühlen sie sich von anderen nicht angemessen wertgeschätzt, rächen sie sich ohne Reue. Die Ablehnung oder mangelnde Wertschätzung durch Andere muss dabei gar nicht real sein. Durch ihre paranoide Tendenz sehen maligne Narzissten in ihren Mitmenschen schnell Feinde.

Der vulnerabel-fragile Narzissmus

Der vulnerabel-fragile Narzissmus wirkt zunächst untypisch, da er durch depressive Stimmung, Ängstlichkeit und Scham geprägt ist. Man bezeichnet diese Form daher auch als „verdeckten Narzissmus“. Menschen mit diesem Typus von narzisstischer Persönlichkeitsstörung reagieren sehr sensibel auf Kritik und Misserfolge. Im Vergleich zu anderen Typen suchen sie aufgrund von Depressionen und anderen psychischen Symptomen häufiger therapeutische Hilfe.

Der exhibitionistische Narzissmus

Menschen mit dem exhibitionistischen Typus einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung - auch "offener Narzissmus" genannt - stellen ihre Grossartigkeit öffentlich heraus. Dadurch ziehen sie die Aufmerksamkeit auf sich, die sie brauchen.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Symptome

Von einer Persönlichkeitsstörung spricht man, wenn Menschen ein bestimmtes Muster im Verhalten, Denken und in den Gefühlen zeigen, das stark von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht. Diese unflexiblen Persönlichkeitsmerkmale führen zu Leiden und Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen und/oder anderen Bereichen.

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Nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-IV) müssen mindestens fünf der folgenden Symptome für die Diagnose der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung vorliegen:

  • Die Betroffenen haben ein übertriebenes Gefühl ihrer eigenen Wichtigkeit.
  • Haben Phantasien von grenzenlosem Erfolg, Macht, Schönheit oder idealer Liebe.
  • Glauben, besonders und einzigartig zu sein und nur von besonderen oder angesehenen Personen verstanden zu werden.
  • Erwarten von anderen übermässige Bewunderung.
  • Erwarten, dass andere sie besonders bevorzugt behandeln und automatisch auf ihre Erwartungen eingehen.
  • Nutzen andere aus, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
  • Haben wenig Empathie; wollen sich nicht in andere hineinversetzen.
  • Empfinden oft Neid für andere oder glauben, andere sind neidisch auf sie.
  • Verhalten sich arrogant und überheblich.

Menschen mit einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden vielmehr unter innerer Leere und sind sehr auf die Anerkennung durch andere Menschen angewiesen. Die Aufwertung der eigenen Person oder Abwertung anderer ist ein Versuch, negative Gefühle zu bewältigen.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Ursachen und Risikofaktoren

Die Narzisstische Persönlichkeitsstörung entsteht aus einer Wechselwirkung verschiedener Faktoren. Nach neuesten Zwillingsstudien haben die Gene bei der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung einen grösseren Einfluss als bei anderen Persönlichkeitsstörungen. Es spielen aber auch Umwelteinflüsse eine wichtige Rolle.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Umweltfaktoren

Viele Experten sehen die Wurzeln des Narzissmus in der Kindheit. Die Theorien über die Entstehung variieren jedoch stark, und derzeit gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Einigkeit besteht nur darüber, dass die narzisstische Störung auf ungünstige Interaktionen mit Bezugspersonen zurückzuführen ist.

Tipps für den Umgang und die Trennung von einem Narzissten

Um sich aus dem Co-Narzissmus zu lösen, kommt man nicht um eine Psychotherapie herum. Ziel einer Therapie ist es, die Betroffenen wieder zu sich selbst zurückzuführen. Eine solche Therapie reduziert die Abhängigkeit vom Außen und fördert die innere Freiheit. Dadurch sind sie weniger manipulierbar und fühlen sich nicht mehr zu Narzissten hingezogen.

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Die Trennung muss heimlich geplant werden. Das ist zwar schwierig, weil man den Partner nicht hintergehen möchte, und man sich hinterlistig vorkommt. Eines muss man sich jedoch bewusst sein: Bei der Trennung droht dem Narzissten ein Gesichtsverlust. Dies triggert den Narzissten dermassen, dass er fähig ist, bis zum Äussersten zu gehen. Nicht selten eskaliert die Situation und kann brandgefährlich werden. Die Trennung von einem Narzissten kann tödlich enden.

Es braucht genügend Geld, um drei Monate zu überleben. Entweder man legt Geld zur Seite, ersucht eine Institution um Unterstützung oder organisiert sich einen Job, um möglichst schnell finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen. Um sich erfolgreich trennen zu können, braucht es ein eigenes Dach über dem Kopf. Eine Wohnung mieten oder ins Frauenhaus. Unterschlupf bei Freunden ist meistens die naheliegende Lösung. Da ist man jedoch “nur” Gast und wird sich bald unwohl fühlen, auch wenn es die Freunde gut meinen. Zu Freunden kann man allenfalls als Übergangslösung ziehen, bevor man z.B.

Alleine hält man die Trennung kaum aus. Zu groß ist der Schmerz. Deshalb sollte man sich mit Freunden und anderen Menschen umgeben, die einen unterstützen. Das können auch fremde Menschen sein, z.B. in einer Selbsthilfegruppe. In solchen Gruppen haben andere Ähnliches erlebt und können ihre Erfahrungen teilen. Da erkennt man, dass man mit diesem Thema nicht allein ist.

Falls der Narzisst die Beziehung aufrechterhalten möchte, wird er mit dem sogenannten Hoovering die Rückeroberung planen. Darin ist er dermaßen geschickt, dass man ihm kaum widerstehen kann. Es kann auch sein, dass er durch Gespräche noch wütender und gefährlicher wird. Deshalb braucht es einen kompletten Kontaktabbruch, dem Narzissten zuliebe und sich selbst zuliebe.

Auch wenn alle Punkte eingehalten werden, ist die Trennung schmerzhaft. Schließlich beginnt der kalte Entzug ein paar Tage nach der Trennung. Sogar körperliche Symptome wie Schweißausbruch, Schlafstörung, Angststörung machen einem das Leben schwer. Deshalb ist es hilfreich, wenn man therapeutisch unterstützt wird. In der Regel braucht es sieben Anläufe, um einen Narzissten zu verlassen. Es führt zu einem emotionalen Chaos, das Gehirn sendet über längere Zeit Notsignale ab. Der Schmerz ist kaum zu ertragen. Der Ex-Partner wird auf einen Sockel gestellt und idealisiert. Umso wichtiger ist es, dass man sich vorgängig in einem Tagebuch aufschreibt, wie es einem in der Beziehung geht, wie man sich fühlt. In diesen Momenten des Entzugs kann man nachlesen. Man darf nicht vergessen. Dieser Schmerz ist Teil des Heilungsprozesses. Es ist wie eine Geburt. Nach dem Entzug beginnt man wieder zu atmen, erwacht aus einem Dämmerschlaf, sieht die kleinen Dinge wieder, die unser Herz erfreuen. Wer es einmal geschafft hat, einen Narzissten zu verlassen, wird gestärkt aus dieser Erfahrung geboren, wie Phönix aus der Asche.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Therapie

Narzisstische Menschen haben keine Einsicht darin, dass ihr eigenes Verhalten Probleme erzeugt. Sie sind - zumindest oberflächlich - überzeugt von der Grossartigkeit ihres Selbst und suchen den Fehler bei anderen Menschen. Wenn sich Narzissten also in Behandlung begeben, dann meistens aufgrund einer zusätzlichen psychischen Störung, beispielsweise Depressionen, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit.

Zur Behandlung der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung werden psychotherapeutische Verfahren eingesetzt. Der Therapeut hilft dem Betroffenen, seine Verhaltensweisen und Gefühle besser zu verstehen. Narzisstische Verhaltensweisen sind oft der Versuch, negative Gefühle zu kompensieren. Um die Beziehung zu anderen Menschen zu verbessern, muss der Betroffene daher an seiner Empathiefähigkeit arbeiten und gemeinsam mit dem Therapeuten neue Verhaltensstrategien entwickeln, welche die Interaktion mit anderen Menschen verbessert.

Letzten Endes geht es in der Therapie darum, Leiden zu verringern. Ein wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche Narzissmus-Therapie ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen dem Betroffenen und dem Therapeuten. Narzisstischen Personen fällt es oft sehr schwer, sich auf den Therapeuten einzulassen.

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