Neid und Missgunst: Psychologische Ursachen und Wege zur Überwindung

Neid und Missgunst sind tief verwurzelte menschliche Emotionen, die oft im Verborgenen wirken und sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft negative Folgen haben können. Um diese Gefühle besser zu verstehen und zu bewältigen, ist es wichtig, ihre psychologischen Ursachen zu erforschen und Wege zur Überwindung zu finden.

Ursachen von Neid und Missgunst

Die Wurzeln von Neid und Missgunst sind vielfältig und oft in der Kindheit und den frühen Lebenserfahrungen zu finden.

  • Mangelndes Selbstwertgefühl: Menschen mit geringem Selbstwertgefühl neigen dazu, sich ständig mit anderen zu vergleichen und sich minderwertig zu fühlen. Dies kann zu Neid und Missgunst führen, insbesondere wenn andere scheinbar mehr Erfolg oder Glück haben.
  • Vergleich mit anderen: In einer Gesellschaft, die von sozialen Medien und Leistungsdruck geprägt ist, ist es leicht, sich ständig mit anderen zu vergleichen. Dies kann zu dem Gefühl führen, nicht gut genug zu sein und Neid auf diejenigen zu entwickeln, die vermeintlich besser dastehen.
  • Frühe Kindheitserfahrungen: Wenn Kinder in ihrer Kindheit nicht genügend Liebe, Aufmerksamkeit oder Anerkennung erhalten haben, können sie ein Gefühl des Mangels entwickeln, das sich später in Neid und Missgunst äussern kann.
  • Opfermentalität: Eine Opfermentalität, bei der man sich als Opfer der Umstände sieht und anderen die Schuld für das eigene Unglück gibt, kann ebenfalls zu Neid und Missgunst führen. Menschen mit dieser Mentalität sind oft nicht in der Lage, die Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen und beneiden diejenigen, die scheinbar mehr Kontrolle haben.
  • Unsicherheit: Auch Unsicherheit spielt eine Rolle. «Unsicherheit ist eine subjektiv wahrgenommener, emotionaler Zustand und eine Art von Vermeidungsstrategie», definiert der Lifecoach. Oft bedeutet das, dass man sich selbst nur wenig vertraut.
  • Erwartungen der Gesellschaft: Die moderne Gesellschaft vermittelt uns, dass unser Sein nicht genügt und nichts Gutes kommen kann. Wir lernen sehr früh im Leben, uns nicht sein zu lassen. Unser Sein zu spalten in Gut & Böse. Richtig & Falsch. Wünschenswert & Abscheulich.

Anzeichen für Neid und Missgunst

Neid und Missgunst können sich auf unterschiedliche Weise äussern.

  • Anderen nichts gönnen: Man gönnt anderen keine Erfolge und auch sonst nichts, ist immer neidisch und missgünstig.
  • Negative Selbstgespräche oder Selbstsabotage: Menschen mit einer Opfermentalität führen häufig negative Selbstgespräche und sabotieren sich selbst.
  • Wütend, frustriert oder nachtragend sein: Menschen mit einer Opfermentalität fühlen sich oft frustriert, wütend, isoliert und einsam.
  • Konfrontation scheuen: Jemand scheut es, Konfrontationen einzugehen und versucht, diesen konsequent aus dem Weg zu gehen.

Opfermentalität

Opfermentalität ist die Überzeugung, dass die Welt gegen einen selbst ist und dass man keine Kontrolle über das hat, was einem selbst widerfährt. Menschen mit dieser Mentalität neigen dazu, anderen die Schuld für alles zu geben, was ihnen widerfährt, anstatt die Verantwortung zu übernehmen.

Zu den Anzeichen gehören anhaltende Gefühle der Unterdrückung oder Depression, übermässige Bedürftigkeit, das Beschuldigen anderer für die eigenen Probleme, ständige Beschwerden und eine insgesamt negative Einstellung. Drei oder mehr Ja-Stimmen können auf eine Opfermentalität hindeuten.

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Zur Überwindung einer Opfermentalität gehört es, die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen und zu lernen, Nein zu sagen. Auf diese Weise kann der Einzelne den Kreislauf durchbrechen und zu einer Protagonistenmentalität übergehen, bei der er die volle Verantwortung für seine Handlungen übernimmt und in der Lage ist, die Situationen, die sich ereignen, anzugehen und zu lösen, indem er Entscheidungen trifft.

Wege zur Überwindung von Neid und Missgunst

Obwohl Neid und Missgunst unangenehme Gefühle sind, gibt es Möglichkeiten, sie zu überwinden und ein erfüllteres Leben zu führen.

  1. Selbstreflexion: Nehmen Sie sich Zeit, um über Ihre eigenen Gefühle und Gedanken nachzudenken. Fragen Sie sich, warum Sie neidisch sind und was Sie wirklich wollen.
  2. Selbstakzeptanz: Akzeptieren Sie sich selbst mit all Ihren Stärken und Schwächen. Jeder Mensch ist einzigartig und hat seine eigenen Talente und Fähigkeiten.
  3. Dankbarkeit: Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie in Ihrem Leben haben, anstatt auf das, was Ihnen fehlt. Dankbarkeit kann Ihnen helfen, Ihre Perspektive zu verändern und Ihre Zufriedenheit zu steigern.
  4. Freude am Erfolg anderer: Versuchen Sie, sich mit anderen über ihre Erfolge zu freuen. Dies kann Ihnen helfen, Neid und Missgunst abzubauen und positive Beziehungen aufzubauen.
  5. Eigene Ziele setzen: Konzentrieren Sie sich auf Ihre eigenen Ziele und arbeiten Sie daran, diese zu erreichen. Dies kann Ihnen helfen, Ihr Selbstwertgefühl zu stärken und weniger auf andere zu schauen.
  6. Unterstützung suchen: Sprechen Sie mit Freunden, Familie oder einem Therapeuten über Ihre Gefühle. Unterstützung kann Ihnen helfen, Ihre Emotionen zu verarbeiten und neue Perspektiven zu gewinnen.
  7. Behandeln Sie sich selbst mit Freundlichkeit: Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Rolle bei Ihren Schwierigkeiten zu erkennen. Suchen Sie bei sich selbst nach Verzeihung und gönnen Sie sich etwas, das Ihnen ein gutes Gefühl gibt.

Es ist wichtig, Wege zu finden, um die Gefühle des Betroffenen zu validieren.

Mitgefühl ist wichtig, aber Sie müssen sich nicht von der Person verletzen lassen. Eine Möglichkeit, jemandem mit einer Opfermentalität zu helfen, besteht darin, Lösungen anzubieten.

Umgang mit Unsicherheit

Investiere ab jetzt bis zum Ende des Jahres all Deine Entwicklungsenergie in die Fähigkeit, Unsicherheit auszuhalten. Unsicherheit. Trotz schlechter Laune. Trotz Müdigkeit, Faulheit, Erschöpfung, Angst, Trauer, Wut. Nichts dagegen zu unternehmen. Nein, wirklich nichts.

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Also, meistens gilt: Wenn Du Dich dem Sein, Deinem Sein, der Präsenz, dem Leben öffnest, löst das ein Gefühl von Verletzlichkeit und Unsicherheit aus.

Hier spricht der Therapeut, Coach, Improvisationsschauspieler, Meditierende, der sich tagtäglich mit dem Thema Unsicherheit befasst.

Hochsensibilität

Hochsensibilität ist keine Krankheit oder Störung, sondern eine Wahrnehmungsbegabung und Wesenseigenschaft. Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das durch eine intensive Wahrnehmung von Reizen gekennzeichnet ist.

Aktuell gehen die meisten Forschenden davon aus, dass Hochsensibilität vererbt wird. Darauf deuten Zwillingsstudien hin, die zeigen, dass Hochsensibilität in Familien gehäuft vorkommt. Bei einigen Betroffenen zeigt sich die Hochsensibilität bereits von Geburt an, bei anderen verstärkt sie sich im Verlauf des Lebens.

Leistungsdruck

Leistungsdruck betrifft Menschen aller Altersgruppen. Betroffene fühlen sich stark unter Druck gesetzt, eine bestimmte Leistung zu erbringen. Leistungsdruck hat eine grosse Bedeutung für das persönliche Stressniveau: Je höher der Druck, desto mehr Stress empfinden die Betroffenen.

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Leistungsdruck kann sich zudem auf den Schlaf auswirken und Bluthochdruck verursachen. Leistungsdruck betrifft auch Kinder und Jugendliche. So ist Leistungsdruck in der Schule keine Seltenheit.

Eine Strategie gegen Leistungsdruck besteht darin, mit dem Kind offen über das Thema zu sprechen, seine Sorgen anzuhören und es zu unterstützen. Fördern Sie die individuellen Stärken und Interessen Ihres Kindes.

Überlegen Sie sich genau, welche Aufgabe wann ansteht, und packen Sie sie direkt an. Wichtig dabei: Setzen Sie sich realistische Ziele und gesunde Grenzen. Ist Ihr Job der Grund für Ihren Leistungsdruck, sprechen Sie mit der verantwortlichen Person. Eventuell verteilt sie Ihre Aufgaben um oder verlängert die Fristen.

Neid unter Geschwistern

Wenn Geschwister im Erwachsenenalter neidisch aufeinander sind, wirken alte Sehnsüchte aus der Kindheit. Kinder kämpfen um die Liebe der Eltern. Diesen stellt sich die schwierige Aufgabe, jedem zu zeigen, dass es einzigartig und liebenswert ist, und ihm in seiner Position des älteren oder jüngeren Kindes klare Privilegien zuzugestehen.

Wenn sich so ein Kleinkrieg ins Erwachsenenalter hinzieht, gehts immer noch ums Gleiche: die Liebe der Eltern. Darum ist ein wirksames Mittel dagegen, sich von Eltern abzulösen und selbst zu finden. Das heisst, sich mit den Eltern auseinander zu setzen. Ihnen zu verzeihen. Das anzuerkennen, was sie einem gegeben haben. Sich ein neues Leben zu suchen, das der eigenen Person besser gerecht wird. Weil man damit eine Zufriedenheit erlangt, die es einem erlaubt, anderen ihr Glück zu gönnen.

Wenn sie ihr Glück Tina unter die Nase hält, wird Tina ihr das garantiert übel nehmen. Es hilft auch, Tina ehrlich von ihrem eigenen Neid zu erzählen: «Ich war früher so neidisch auf dich. Du warst die Interessantere.» Der Austausch über die Kindheit und die kindlichen Sehnsüchte hilft, ein Verständnis füreinander zu entwickeln.

Tipps für den Umgang mit Neid unter Geschwistern

  • Halte dein Glück nicht den Geschwistern unter die Nase, die unzufrieden sind.
  • Wenn ein Gespräch möglich ist, redet miteinander über euren Neid und eure Kindheitssehnsüchte. Verständnis füreinander entschärft schwierige Situationen.
  • Erwäge eine vorübergehende Distanzierung.

Vertrauen und Misstrauen

Immer mehr beeinflusst das Wirtschaftsklima aber auch die persönlichen Beziehungen. Mit der zunehmenden Ökonomisierung hat das Misstrauen auch im Privatleben Einzug gehalten.

Ob man misstrauisch oder vertrauensvoll auf die Welt und den anderen zugeht, hängt eben von den gemachten Erfahrungen ab. Wenn sich eine Person ohne ein Wort aus dem gemeinsamen Leben verabschiedet, lässt das den anderen nicht nur ratlos zurück, sondern tut auch oft fürchterlich weh.

Wenn ein Mensch schon in seiner Kindheit mit Ablehnung und Verlust umgehen musste und nicht so geborgen aufgewachsen ist, ist er anfälliger für diese negativen Wirkungen des Ghostings.

Ghosting

Ghosting bedeutet Kontrollverlust. Deshalb ist es sehr wichtig, sich auf das zu konzentrieren, was man tatsächlich selbst in der Hand hat. Der Umgang mit den eigenen Gefühlen ist sehr wertvoll.

Es sollte einem selbst aber nicht schaden und es kann auch sein, dass nichts dabei rumkommt. Dann sollte man den Fokus wieder auf sich selbst lenken.

Übungen gegen Ghosting

  1. Stellen Sie sich vor, Ihr Verstand wäre ein Spürhund. Bedanken Sie sich für all die Arbeit, die er geleistet hat, seine Ausdauer und seine Loyalität - und gönnen Sie ihm seine wohlverdiente Pause. Er darf sich hinlegen und ausruhen.
  2. Such das, was mich in meinem Leben glücklich macht und erfüllt" oder etwas kleiner: "Such, was mir jetzt gerade gut tun würde".
  3. Stellen Sie sich vor, Sie lesen ein Buch, in dem die Geschichte von Ihnen und der anderen Person steht. Sie lesen und blättern darin, es fühlt sich gut am beim Lesen und Sie sind neugierig, wie es weitergeht. Doch dann blättern Sie um und - bäm! Plötzlich ist die Seite leer.

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