Umgang mit Depressionen: Was Sie tun können

Depressionen sind eine häufige psychische Erkrankung, von der etwa jede zweite Person in der Schweiz im Laufe ihres Lebens betroffen ist. Neun Prozent der Bevölkerung sind von einer Depression betroffen. Das zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik. Es ist wichtig zu verstehen, dass eine Depression mehr als nur ein momentanes Stimmungstief ist.

Was ist eine Depression?

Depressionen sind die häufigsten psychischen Krankheiten überhaupt und entsprechen einem psychischen, körperlichen und verhaltensbezogenen Reaktionsmuster auf Überforderung. Anzeichen für eine Depression ist eine anhaltende traurige, trübsinnige, gereizte Stimmung. Lustlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, das Gefühl innerer Leere, Konzentrationsstörungen und Neigung zum Grübeln sind weitere Beschwerden, die bei einer Depression auftreten. Antriebsstörungen, die manchmal ausgeprägt am Morgen auftreten, können äusserst quälend sein.

Frauen sind häufiger als Männer von Depressionen betroffen. Männer und Frauen können unterschiedliche Beschwerden zeigen. Frauen reagieren eher mit Niedergeschlagenheit, Ängsten und Verschlossenheit, während Männer nicht selten mit Verstimmtheit, Aggressivität, Gestresstsein reagieren.

Ursachen von Depressionen

Bei Depressionen kommt es zu Stoffwechselstörungen im Gehirn. Es handelt sich also um eine Erkrankung des Gehirns. Stress, Belastungen und Überforderungen können Auslösefaktoren für eine Depression sein. Wissenschaftler entdeckten 15 Genregionen, die mit der Krankheit in Zusammenhang stehen. Epigenetische Veränderungen (vererbbare Chromosomen-Modifikationen ohne Veränderungen der DNA-Sequenz) bestimmen, ob die Depression wirklich ausbricht.

Es gibt nicht den einen Auslöser für ein Stimmungstief. Diese drei Faktoren sind bei allen Menschen unterschiedlich gewichtet: Gene, Wahrnehmung und soziales Umfeld. Aber: «Meine Gene kann ich nicht beeinflussen - wie ich Dinge wahrnehme sowie meinen Alltag und mein soziales Umfeld gestalte, jedoch schon», sagt die Psychologin Anna Katharina Beer-Heuberger.

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Was tun bei Depressionen?

Die moderne Behandlung der Depression besteht aus einer Therapie mit Medikamenten (Antidepressiva) und der Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapien). Der grösste Behandlungserfolg kann bei einer Kombination von beiden Behandlungstypen erwartet werden. Damit der Stoffwechselhaushalt der Hirnzellen wieder ins Gleichgewicht kommt, helfen moderne antidepressive Medikamente.

Der Zyklus von Fühlen - Denken - Handeln hält eine Depression aufrecht und muss durchbrochen werden. Wenn man deprimiert und traurig ist sich trotzdem aufrafft und zwingt, etwas zu machen, was man schon lange einmal erledigen bzw. tun wollte, hat man wieder erste Erfolgserlebnisse und die Stimmung wird ein klein wenig besser. Um schrittweise Aktivitäten zu planen, hilft es, sich Ziele zu setzen.

Selbsthilfe-Tipps

  • Halte an Tagesstrukturen fest, auch wenn es dir schwerfällt.
  • Schreibe jeden Abend drei Dinge auf, welche dir an diesem Tag Freude bereitet haben oder für die du dankbar bist.
  • Richte dir Sorgen-Zeiten ein, damit du nicht den ganzen Tag grübelst. Nimm dir zum Beispiel täglich 15 Minuten Zeit, um alle belastenden Gedanken aufzuschreiben.
  • Bleiben Sie sozial aktiv und pflegen Sie Kontakte zu Menschen, die Ihnen guttun.
  • Leben Sie Ihre Kreativität aus und bewegen Sie sich regelmässig.
  • Lassen Sie zwischendurch einfach einmal die Seele baumeln.

Professionelle Hilfe

Hält die depressive Stimmung mehr als zwei Wochen konstant an und fühlst du dich den ganzen Tag verstimmt, leidest du möglicherweise an einer Depression. Betroffene fühlen sich antriebslos und haben keine Freude mehr an Dingen, welche ihnen normalerweise Freude bereiten. Hast du das Gefühl, dass du an einer Depression leidest, solltest du dir Hilfe holen. In einem ersten Schritt kannst du dich beispielsweise an die Schulsozialarbeit oder eine Jugendberatungsstelle wenden. Auch wir vom 147 sind jederzeit für dich da.

Eine Depression lässt sich mit einer Psychotherapie gut behandeln. Fachpersonen können dir helfen, dass es wieder besser wird und dir neue Perspektiven aufzeigen. Suchen Sie zudem professionelle Hilfe auf, wenn sich Ihr depressiver Zustand über mehrere Wochen nicht verändert, sich vielleicht sogar verschlechtert.

Was Angehörige tun können

Nicht nur die Betroffenen leiden unter der Erkrankung des geliebten Menschen, sondern auch Angehörige und nahestehende Personen. Kinder leiden besonders, wenn es einem Elternteil nicht gut geht. Es ist deshalb sehr wichtig, die Kinder altersgerecht mit einzubeziehen.

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Seien Sie in dieser schweren Zeit geduldig. Die Hilflosigkeit und Trauer - auch Ärger und Wut -, die Sie durch das Miterleben der Erkrankung oft empfinden, sind eine häufige und normale Reaktion. Es ist sehr wichtig, sich über die Krankheit Depression gut zu informieren. Oft ist dies im Rahmen eines gemeinsamen Termins beim behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten möglich.

Tipps für Angehörige

  • Unterstützen Sie den Betroffenen bei der Einhaltung der Therapie und der regelmässigen Medikamenteneinnahme.
  • Ergreifen Sie wenn nötig die Initiative und vereinbaren Sie für den Erkrankten einen Arzttermin.
  • Geben Sie auch Unterstützung bei der wichtigen Rückfallvorbeugung, wenn es wieder besser geht.
  • Helfen Sie dem Betroffenen, Therapie- und Kontrolltermine einzuhalten.

Kostenübernahme

Je nach Art der Behandlung werden die Kosten von der Grundversicherung oder von der Zusatzversicherung der Krankenkasse gedeckt oder müssen selber getragen werden. Ärztliche Psychotherapien - also Therapien durch eine Psychiaterin oder einen Psychiater - werden von der Grundversicherung übernommen. Dasselbe gilt seit dem 01.07.2022 auch für psychologische Psychotherapien (durchgeführt von Psychologinnen und Psychologen), sofern diese durch eine Ärztin oder einen Arzt angeordnet werden. Informieren Sie sich über die Leistungen bei Ihrer Versicherung.

Vorbeugung

Es ist wichtig, die eigene psychische Gesundheit zu pflegen. Stärken Sie deshalb Ihre Abwehrkräfte, achten Sie auf Ihre Work-Life-Balance und setzen Sie Ihre Ressourcen optimal ein. Dadurch beugen Sie Krankheiten und Depressionen vor. Ignorieren Sie die Anzeichen einer psychischen Belastung nicht. Reden Sie darüber und lassen Sie sich rasch helfen.

Unterschied zwischen depressiver Verstimmung und Depression

Der grösste Unterschied zwischen einer depressiven Verstimmung und einer Depression bezieht sich vor allem auf die Dauer und Schwere der Symptome: halten Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit und Trauer über mehr als zwei Wochen an und kommen weitere Beschwerden hinzu, sprechen Fachpersonen in der Regel von einer Depression. Fühlen Sie sich jedoch nur einige Tage lang schlecht, handelt es sich vermutlich um eine depressive Verstimmung.

Was Sie tun können, um aus einer depressiven Verstimmung herauszukommen

  • Nehmen Sie Ihre Gefühle an, aber lassen Sie sich nicht von ihnen beherrschen.
  • Essen Sie viel Obst, Gemüse und Nüsse.
  • Nehmen Sie leichte und bekömmliche Nahrung zu sich und bewegen Sie sich an der frischen Luft.
  • Zur Unterstützung können Sie Präparate mit Johanniskraut einnehmen.
  • Gehen Sie Aktivitäten nach, die Ihnen Freude bereiten.
  • Versuchen Sie, die gegenwärtige Lebenssituation zu akzeptieren, so wie sie ist.
  • Überlegen Sie, was Ihnen Ihre depressive Verstimmung sagen möchte.

Wichtige Anlaufstellen

Es ist äusserst wichtig, dass Sie sehr rasch eine ärztliche Behandlung aufsuchen, sei dies der Hausarzt oder Psychiater. Nicht nur die depressive Stimmung, sondern auch speziell Suizidgedanken und -absichten können wirksam behandelt werden. Es ist daher sehr wichtig, depressive Personen dazu zu bewegen, einen Arzt aufzusuchen oder aber zumindest anonym die Telefonseelsorge, dargebotene Hand oder ein Kriseninterventionszentrum oder einen Psychosozialen Dienst anzurufen.

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Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Psychotherapeut:innen für die Behandlung bieten entweder Ihr Hausarzt, die Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen, der Schweizerischer Berufsverband für angewandte Psychologie oder die Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten.

Symptome Dauer Behandlung
Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit Mehr als zwei Wochen Psychotherapie, Medikamente, Selbsthilfe
Kurzzeitige Traurigkeit Wenige Tage Selbsthilfe

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