Angstzustände und Panikattacken können den Alltag erheblich beeinträchtigen und führen oft zu einem Gefühl der Hilflosigkeit. Neben professioneller Therapie gibt es zahlreiche natürliche Methoden, die beruhigend wirken, das Nervensystem stabilisieren und sowohl akute als auch langfristige Linderung bringen können. In diesem Artikel stellen wir bewährte Hausmittel gegen Angst und Panik vor, darunter auch Omas Hausmittel gegen Angstzustände, die auch auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und langjähriger Erfahrung beruhen.
Pflanzliche Helfer gegen Angst
Viele Menschen sind von Natur aus unruhiger und ängstlicher. In einem gewissen Masse ist dies auch legitim - der Körper zeigt uns damit auf, dass uns eine Situation mental und/oder körperlich «stresst». Die Anzahl der an Angst leidenden Personen hat jedoch in den letzten Jahren deutlich zugenommen - der Grund dafür ist unter anderem auch unser heutiger Lebensstil. Die körperlichen Ausdrucksformen der Angst sind natürliche Vorgänge, die den Körper in einer Gefahrensituation auf Kampf oder Flucht vorbereiten soll. Achten Sie in einer solchen Situation auf eine ausreichende Versorgung an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.
Lavendel
Sehr bekannt in der Naturheilkunde ist die angstlösende Wirkung von Lavendel. Die Pflanze enthält ätherische Öle, die auf den Reizfilter in unserem Körper wirken. Jeder Mensch wird täglich von zahllosen Reizen überflutet. Müssten wir uns mit allem auseinandersetzen, wären wir hoffnungslos überfordert. Ein natürlicher Reizfilter bewirkt zum Glück, dass wir nur das wahrnehmen, was uns auch wirklich angeht. Funktioniert dieser Filter bedingt durch Stress oder eben auch durch die hormonellen Umstellungen in den Wechseljahren nicht optimal, kommt es zu einer Übererregung der Nerven. Das ätherische Öl des Lavendel sorgt dafür, dass die Botenstoffe, mit denen unser Reizfilter arbeitet, wieder ins Gleichgewicht kommen. Die Ängste lassen nach.
Zubereitung: 2 TL getrocknete Blüten mit 250 ml kochendem Wasser übergiessen, den Tee ca. 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Auch die kondensierten Tropfen am Deckel der Tasse in den Tee schütteln, denn sie sind besonders reich an ätherischen Ölen. Tee abseihen und möglichst ohne Zucker geniessen.
Johanniskraut
Die gelbe Blume ist vor allem als pflanzliches Mittel gegen leichte und mittelschwere Depressionen bekannt. Doch sie wirkt auch angstlösend. Die Inhaltsstoffe Hypericin und Hyperforin bewirken, dass der Spiegel bestimmter Botenstoffe im Gehirn ansteigt. Ein Tee aus Johanniskraut ist zu schwach, weil sich die Wirkstoffe nicht so gut mit Wasser aus der Pflanze lösen lassen. Ratsam ist die Anwendung von standardisierten Extrakten aus der Apotheke. Wichtig zu wissen: Nimmt man Johanniskrautextrakte regelmässig ein, wird die Haut lichtempfindlicher.
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Baldrian
Er ist der Klassiker unter den pflanzlichen Beruhigungsmitteln. Baldrian lindert ausserdem nervöse Erregungszustände. Das kann auch bei verstärkter Ängstlichkeit von Nutzen sein. Verantwortlich für diese Effekte sind ätherische Öle, die in der Wurzel reichlich vorkommen. Sie interagieren mit unseren Nervenzellen, respektive mit den von diesen produzierten Botenstoffen. So entsteht eine entspannende und entkrampfende Wirkung. Allerdings ist diese nicht sofort bei der ersten Verwendung von Baldrian spürbar, sondern erst bei regelmässiger Anwendung über mindestens eine Woche. Das Besondere: Baldrian fördert zwar die Schlafbereitschaft des Körpers, er macht aber nicht schläfrig oder unkonzentriert.
Die Wurzel des Baldrians enthält neben ätherischem Öl auch die Inhaltsstoffe Valepotriate und Lignane. Sie erhöhen die Ausschüttung und verringern die Wiederaufnahme von hemmenden Botenstoffen. Reiner Baldrian schmeckt eher bitter. Deshalb wird er in der Regel als Tee, Tablette oder Tinktur eingenommen. Baldrian wirkt allerdings erst nach zwei Wochen so richtig.
Zubereitung: 250 ml heisses Wasser (ca. 85 Grad Celsius) über 2 TL zerkleinerte Baldrianwurzel giessen. Zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen.
Helmkraut
Aus Nordamerika stammt diese Pflanze, der in einer englischen Studie (Universitiy of Westminster) eine sehr gute angstlösende Wirkung bescheinigt wurde. Verantwortlich für den positiven Effekt ist die Substanz Scutellarin. Sie hat ausserdem krampflösende Eigenschaften. Konzentrationsprobleme oder Müdigkeit sind auch bei einer Anwendung am Tag nicht zu befürchten.
Zubereitung: 1 TL Kraut mit 250 ml Wasser überbrühen. Rund 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Täglich ein bis zwei Tassen kurmässig über etwa vier Wochen trinken.
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Passionsblume
Flavonoide sind verantwortlich für die beruhigende Wirkung der Passionsblume. 1 TL Kraut in 250 ml Wasser rund 5 Minuten leicht köcheln lassen, abseihen. Hochdosiert kann die Pflanze bei Angstzuständen und Panikattacken helfen.
Die Passionsblume (Passiflora incarnata), die im 17. Jahrhundert aus Peru eingeführt wurde, wurde nach ihrer Ähnlichkeit mit der Kreuzigung Christi benannt. Ursprünglich von den peruanischen Ureinwohnern als Beruhigungsmittel verwendet, wird sie in Europa schon seit einigen Jahrhunderten zur Behandlung von innerer Unruhe eingesetzt. Heute geht man davon aus, dass die Passionsblume bei Angstzuständen, Schlaflosigkeit und anderen nervösen Problemen Linderung verschaffen kann. Einige Studien haben gezeigt, dass die Passionsblume, die als Mittel gegen Angstzustände eingesetzt wird, die Schlafqualität bei Personen verbessert, die sieben Tage lang Kräutertee trinken.
Kava-Kava
Gekaut sollen sie auch ein sehr guter Angstlöser sein und entspannen. Die angstlösende Wirkung für Extrakte ist belegt. Allerdings gab es in der Vergangenheit Hinweise auf eine leberschädigende Wirkung von Kava-Kava.
Kava ist möglicherweise eines der stärksten bekannten pflanzlichen Mittel gegen Angstzustände, und das Gefühl der Entspannung setzt fast unmittelbar nach dem Trinken ein. Achten Sie darauf, dass Sie Ihr Kava in einem Teeladen kaufen, denn die Qualität des Tees ist bei der Bekämpfung von Angstzuständen enorm wichtig; Kava aus dem Lebensmittelladen ist oft nicht stark genug. Für eine optimale Wirkung sollten Sie ausserdem ein wenig Kokosmilch hinzufügen.
Rosmarin
Iranische Wissenschaftler haben an Studenten die Wirkung des Küchenkrautes getestet. Die eine Hälfte bekam täglich 500 Milligramm Rosmarin als Nahrungsergänzung, die andere Hälfte erhielt ein Placebo. Nach einem Monat hatte sich in der Rosmarin-Gruppe die Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung gebessert. Ängste und depressive Verstimmungen wurden hingegen gelindert. Rosmarin kann als Gewürz verwendet werden.
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Zubereitung: 1 TL zerkleinerte Rosmarinnadeln mit 250 ml kochendem Wasser übergiessen, rund 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen, abseihen. Höchstens drei Tassen täglich trinken.
Weitere pflanzliche Mittel
Die Hopfenzapfen produzieren eine harzartige Substanz. Sie besteht grösstenteils aus sogenannten Hopfenbitterstoffen. Die ätherischen Öle des Zapfens wirken gleich wie ein Tee aus Hopfenblüten.
Melissenblätter enthalten ätherisches Öl und sogenannte Lamiaceengerbstoffe wie Kaffeesäure oder Rosmarinsäure.
Safran als natürliche Alternative
Sie blühen violett und nur einmal im Jahr für wenige Wochen im Herbst - die Safranblüten. Jeder kennt Safran als teures und edles Gewürz, doch dass die Pflanze auch traditionell als Arzneimittel verwendet wurde, ist weniger bekannt. Die stimmungsaufhellende Wirkung ist vermutlich auf den im Safran enthaltenen Farbstoff Crocin, der im Dünndarm zu Crocetin umgewandelt wird, zurückzuführen. Mittlerweile wurde in zwei Metaanalysen4, 5 die Wirksamkeit von Safranextrakten bei milden bis moderaten depressiven Erkrankungen analysiert. Safranextrakte können milde bis moderate depressive Symptome verbessern. Wichtig ist jedoch, dass gut standardisierte und klinisch geprüfte Extrakte eingesetzt werden, z. B. affron®.
Fazit: Safran kann als natürliche Alternative zur Behandlung von Stimmungsschwankungen und leichten Depressionen verwendet werden. Übrigens zeigen auch Mikronährstoffe positive Wirkungen bei Verstimmungen des Gemüts.
Ashwagandha: Wirkung und Anwendungsgebiete
Ashwagandha (Withania somnifera) gilt rund um den Globus als Wundermittel der Komplementär- und Alternativmedizin. Die Pflanze soll eine heilkräftige Wirkung bei unzähligen Beschwerden besitzen - angefangen bei Erkrankungen der Haut und Haare über Infektionen bis hin zu Nervenerkrankungen und Unfruchtbarkeit. Sehr häufig nutzt man dabei die Wurzel von Ashwagandha. Oftmals sind aber auch andere Pflanzenteile in arzneilicher Verwendung, zum Beispiel die Blätter oder Früchte der Schlafbeere.
Traditionelle Anwendungsgebiete
Hier eine Auswahl der volksmedizinischen Anwendungsgebiete von Withania somnifera:
- Nervensystem: Ashwagandha soll eine positive Wirkung auf die Psyche haben. Bei Stress, Schlafstörungen, Ängsten und nervöser Erschöpfung kommt die Heilpflanze deshalb oft zur Anwendung.
 - Auch bei Konzentrations- und Gedächtnisproblemen sowie neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson soll sie hilfreich sein - in der Ayurveda-Medizin zählt Ashwagandha zu den Medhya-Rasayana. Das sind Mittel zur Verbesserung von Hirnleistungen (wie Auffassungsgabe, Gedächtnis, Konzentration).
 - Darüber hinaus setzt man Ashwagandha auch beispielsweise gegen Epilepsie und Multiple Sklerose ein.
 - Herz-Kreislauf-System: Ashwagandha soll hohen Blutdruck senken. Umgekehrt soll sich auch niedriger Blutdruck damit behandeln lassen - ebenso wie eine Kreislaufschwäche.
 - Herzprobleme sind ebenfalls ein traditionelles Anwendungsgebiet. Die Schlafbeere soll den Herzmuskel stärken.
 - Zudem nutzt man die Heilpflanze, um den Cholesterinspiegel zu regulieren und Blutarmut (Anämie) zu behandeln.
 - Auch bei Hämorrhoiden - also einem vergrösserten Gefässpolster am Ausgang des Enddarms - vertraut die Volksmedizin in verschiedenen Regionen der Erde auf die Heilkraft von Withania somnifera.
 - Immunsystem: Die Heilpflanze gilt in der Ethnomedizin als wirksames Mittel bei Infektanfälligkeit und Immunschwäche. Auch verschiedenste Infektionen, etwa mit Bakterien oder Viren, soll Ashwagandha bekämpfen.
 - Wann man die Pflanze laut Ethnomedizin noch erfolgreich einnehmen kann, sind Allergien.
 - Skelett und Muskeln: Bei Entzündungen im Bereich des Skelettsystems wird die Heilpflanze ebenso angewendet wie beispielsweise bei Rheuma sowie allgemein bei Muskel-, Gelenk- und Rückenschmerzen.
 - Ausserdem soll Ashwagandha die Muskeln stärken. Deshalb nutzen manche Menschen sie zum Muskelaufbau.
 - Mann & Frau: Ashwagandha wird eine Wirkung gegen Unfruchtbarkeit bei Mann und Frau nachgesagt. Die Pflanze soll gegen eine Schwäche der Sexualorgane helfen und zudem als Aphrodisiakum wirken.
 - Haut und Haare: Mit der Heilpflanze behandelt man beispielsweise Hautgeschwüre, Furunkel, Krätze (Skabies), Schnittwunden und andere Wunden. Auch Schuppenflechte (Psoriasis) und Lepra tauchen in der Literatur als Anwendungsgebiete auf.
 - Darüber hinaus soll Ashwagandha gegen Haarausfall und graue Haare helfen.
 - Stärkung und Verjüngung: Ayurveda-Mediziner ordnen Ashwagandha den Rasayanas zu. Das sind "Verjüngungsmittel" - sprich Arzneipflanzen und andere Natursubstanzen, die besonders stärkend (tonisierend), nährend und verjüngend auf Zellen, Gewebe und Organe wirken.
 
Wissenschaftliche Untersuchungen
Ob und über welche Mechanismen Ashwagandha tatsächlich heilkräftige Wirkungen entfalten könnte, wurde und wird in vielen vorklinischen Studien (z.B. im Reagenzglas, an Tieren) und teils auch in Studien mit Menschen untersucht.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Withania somnifera - je nach dem verwendeten Pflanzenextrakt beziehungsweise der Zusammensetzung und dem Gehalt der Inhaltsstoffe - unter anderem folgende Wirkungen haben kann:
- nervenschützend (neuroprotektiv)
 - herzschützend (kardioprotektiv)
 - antioxidativ, d.h. wirksam gegen oxidativen Stress - verursacht durch aggressive Sauerstoffverbindungen, die Zellstrukturen wie die "Kraftwerke" (Mitochondrien) und das Erbgut (DNA) schädigen
 - immunmodulierend, d.h. Immunreaktionen beeinflussend
 - Blutzucker-senkend (hypoglykämisch) bei Diabetes
 - antimikrobiell, d.h. wirksam gegen Mikroben wie Bakterien, Viren oder Pilze
 - entzündungshemmend
 - antidepressiv
 - angstlösend
 - stresslindernd
 
Wichtig: Bevor Ashwagandha tatsächlich zur Behandlung bestimmter Erkrankungen empfohlen werden kann, sind weitere und umfassendere Studien nötig - auch zu möglichen giftigen (toxischen) Effekten. Deshalb rät zum Beispiel das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zur Zurückhaltung bei der Einnahme von Ashwagandha (Stand: 10.09.2024).
Grüner Tee: Ein paradoxer Ansatz
Grüner Tee ist seit langem als gesundheitsfördernd bekannt. Insbesondere den darin enthaltenen Katechinen namens ECG und EGCG wird eine lebensverlängernde Wirkung zugesprochen. Die beiden Substanzen gehören in die Gruppe der Polyphenole. Sie werden als Antioxidantien betrachtet, die im Körper oxidativem Stress durch aggressive Sauerstoffradikale entgegenwirken respektive vorbeugen.
ETH-Forschende um Michael Ristow haben nun den Wirkmechanismus der Katechine im Fadenwurm C. elegans genauer unter die Lupe genommen. Und sie kommen zu einem anderen, paradox erscheinenden Ergebnis: die Katechine aus dem Grüntee unterdrücken oxidativen Stress nicht, sondern sie fördern ihn. In einer Studie zeigen sie, dass diese Polyphenole aus dem Grüntee oxidativen Stress zuerst kurzfristig erhöhen, was nachfolgend die Abwehrfähigkeit der Zellen und des Organismus’ steigert. Dadurch verhelfen die Katechine aus dem Grüntee den damit gefütterten Fadenwürmern zu einem längeren Leben und grösserer Fitness.
«Grüntee-Polyphenole respektive Katechine sind also nicht Antioxidantien, sondern vielmehr Pro-Oxidantien, die ähnlich wie eine Impfung die Abwehrfähigkeit des Organismus verbessern», erklärt Studienleiter Michael Ristow. Diese Steigerung der Abwehrfähigkeit geschieht allerdings nicht durch das Immunsystem, sondern durch die Aktivierung von Genen, welche bestimmte Enzyme wie die Superoxid-Dismutase (SOD) und die Catalase (CTL) hervorbringen. Diese Enzyme inaktivieren in den Fadenwürmern die freien Sauerstoffradikale, sind also quasi körpereigene Antioxidatien.
Der ETH-Professor empfiehlt denn auch, täglich grünen Tee zu trinken, wie er das auch selbst mache. Hingegen rät er davon ab, Grüntee-Extrakte oder -Konzentrate zu sich zu nehmen. «Ab einer gewissen Konzentration wird es toxisch», sagt er. Hochdosierte Katechine hemmen die Mitchondrien so stark, dass dies zum Zelltod führe, was insbesondere in der Leber gefährlich werden könne. Wer diese Polyphenole in zu hohen Dosen zu sich nehme, riskiere Schäden an Organen.
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