Depression ist eine quälendes und anhaltendes emotionales Tief mit Antriebslosigkeit, Interessenverlust, Hoffnungslosigkeit und Lebensüberdruss. Sie kann einen Menschen völlig lähmen. Depression ist die häufigste psychische Erkrankung und eine der häufigsten Krankheiten überhaupt. In der Öffentlichkeit wird sie immer noch zu wenig wahrgenommen, weil viele Betroffene die Krankheit aus Scham verschweigen und verdrängen.
Wer kann bei Depressionen helfen?
Erster Ansprechpartner bzw. erste Ansprechpartnerin ist der Hausarzt oder die Hausärztin. Er oder Sie wird mit Ihnen besprechen, ob eine Therapie ratsam wäre. Sie können sich bei uns selber anmelden oder Ihre Ärztin oder Ihr Arzt meldet Sie an.
Da eine Depression in verschiedenen Ausprägungen und Erscheinungsformen auftreten kann, erfordert die Diagnosestellung eine sorgfältige Untersuchung durch eine Fachperson, d.h. einen Psychologen, eine Psychologin oder eine Psychiaterin, einen Psychiater. Zögern Sie nicht, den Rat einer Fachperson einzuholen. Wenn eine Depression erkannt und richtig behandelt wird, hat sie eine gute Prognose.
Depressionen werden in allen Behandlungssettings also ambulant, tagesklinisch, stationär und auch durch den Aufsuchenden Psychiatrischen Dienst, an allen unseren Standorten behandelt.
Wie werden Depressionen behandelt?
Die Depression ist eine gut behandelbare Krankheit mit günstiger Prognose. Wichtigstes Element der Behandlung ist die Psychotherapie in verschiedenen Formen. Vor allem bei mittelschweren bis schweren Depressionen werden zusätzlich Medikamente empfohlen. Neben den üblichen Therapieformen können Selbsthilfegruppen und die Mitbehandlung körperlicher Krankheiten bedeutend sein.
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Psychotherapie
Die adäquate Behandlung der Depression muss stets Psychotherapie beinhalten. Da jede Patientin und jeder Patient über ein individuelles emotionales Profil verfügt, ist eine jeweils hierauf abgestimmte Behandlung erforderlich. Diese führt idealerweise zu einem veränderten Umgang mit Stress und zur Korrektur der negativen individuellen Bewertung und Verarbeitung der persönlichen stressreichen Lebensereignisse.
An psychotherapeutischen Verfahren sind die kognitive Verhaltenstherapie (VT) und die interpersonelle Psychotherapie (IPT) aktuell am besten untersucht und in ihrer Wirksamkeit belegt. Fühlen, Denken und Handeln beeinflussen sich ständig gegenseitig und die Körperfunktionen (z.B.
Medikamente
Fachärztinnen und Fachärzte können bei mittelschweren und schweren Depressionen neben der Psychotherapie auch zusätzlich Antidepressiva verordnen. Es gibt viele verschiedene Antidepressiva, die jeweils anders im Gehirn wirken. Je nach Präparat wirken sie antriebssteigernd, stimmungsaufhellend, angstlösend oder beruhigend. Menschen reagieren unterschiedlich auf die Wirkmechanismen der Antidepressiva.
Wie bei den Antidepressiva der ersten Generation, beruht das Wirkprinzip der modernen Antidepressiva immer noch hauptsächlich auf der Unterstützung und Erhöhung der Konzentration der Neurotransmitter (Botenstoffe) Serotonin, Noradrenalin und Dopamin an den Kontaktstellen der Neurone (Nervenzellen) im Gehirn. Diese Neurotransmittersysteme sind bei Depressionen aus dem Gleichgewicht geraten.
Je nach verwendetem Antidepressivum unterscheiden sich die Zielorte der Wirkung voneinander. Deshalb haben moderne Antidepressiva oft unterschiedliche Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile, die sich vorteilhaft in der Therapie nutzen lassen können. So haben einige Antidepressiva zusätzlich eine schlaffördernde oder schmerzlindernde Wirkung, oder sie verbessern auch die durch das Krankheitsbild eingeschränkten geistigen (kognitiven) Funktionen wie Aufmerksamkeit, klares Denken und Handeln.
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Entgegen eines immer noch vorhandenen und gefährlichen Unwissens, gibt es keine Belege, dass Antidepressiva abhängig machen oder eine Veränderung der Persönlichkeit bewirken.
Wirkung und Dauer der Einnahme
Die Wirkung von Antidepressiva entfaltet sich über Tage und Wochen. Wenn aber nicht innerhalb der ersten zwei Wochen zumindest ein Wirkungsbeginn festgestellt werden kann, sollte die Therapie angepasst werden, sei dies mit höherer Dosis, einem anderen Medikament oder gar einer Kombination von Medikamenten. Das Ziel muss sein, eine weitgehende Symptomfreiheit zu erreichen. Dies gelingt während der Akuttherapie bei ca. 40-50% der Patienten.
Da depressive Episoden in der Regel 6-12 Monate dauern, muss die Therapie mindestens solange fortgesetzt werden, um Rückfälle während dieser kritischen Zeitperiode zu vermeiden. Beim vorzeitigen Absetzen der Therapie (weil es einem ja wieder gut geht, könnte man denken, die Therapie jetzt abbrechen zu können) erleiden nämlich ca. 80% der Patienten einen Rückfall.
Die Medikamente sollten nach der ersten Episode noch mindestens vier bis neun Monate eingenommen werden. Sonst ist das Rückfallrisiko zu hoch.
Nebenwirkungen
Dabei können auch Nebenwirkungen auftreten, wie Schlafstörungen, Übelkeit oder Kopfschmerzen.
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Weitere Behandlungsmethoden
Johanniskraut
Das stimmungsaufhellende Johanniskraut wird zur Behandlung von leichten und mittelschweren Depressionen eingesetzt. Ähnlich wie chemische Antidepressiva bringt es die Botenstoffe im zentralen Nervensystem ins Gleichgewicht. Johanniskraut kann zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen, etwa mit der Antibabypille und darf nicht mit anderen Antidepressiva kombiniert werden.
Lichttherapie
Eine Lichttherapie kann bei der Winterdepression sinnvoll sein. Diese saisonale Depression tritt im Herbst und Winter auf, wenn die Tage kürzer sind und weniger Sonnenlicht auf uns wirkt. Weil unser Körper bei Dunkelheit mehr vom Schlafhormon Melatonin produziert, sind wir auch tagsüber müde. Wenn tägliche Spaziergänge im Freien nicht mehr ausreichen, kann eine Lichttherapie sinnvoll sein. Dafür gibt es spezielle Tageslichtlampen mit mindestens 10 000 Lux.
Diese nahezu nebenwirkungsfreie Therapie hat sich nicht nur in der Behandlung der Winterdepression, sondern bei allen Depressionsformen als wirksam erwiesen. Jeden Morgen werden 30 bis 60 Minuten vor einer hellen Lichtquelle (2’500 bis 10’000 Lux) verbracht. Währenddessen kann auch gelesen werden. Je früher im Krankheitsverlauf die morgendliche Lichttherapie stattfindet, desto besser ist in der Regel der Behandlungserfolg.
Schlafentzug
Eine Nacht ohne Schlaf verbessert die Stimmung. Dies klingt zunächst eher merkwürdig, da viele depressive Patienten ohnehin schon an Schlafstörungen leiden. Auch ein teilweiser Schlafentzug ab morgens um ca. 1 Uhr ist antidepressiv wirksam. Man geht also normal zu Bett und wird gegen 1 Uhr morgens wieder geweckt. Wichtig ist, dass man während des Rests der Nacht und während des ganzen folgenden Tages keinesfalls auch nur für ganz kurze Zeit einschläft. Sobald wieder geschlafen wird, verschwindet die stimmungsaufhellende Wirkung wieder.
Elektrokonvulsionstherapie (EKT)
Die EKT wird zur Behandlung therapieresistenter Depression und schwerer depressiver Episoden angewandt - in der Regel dann, wenn andere Therapieverfahren versagt haben oder nicht genügend wirksam waren. Die Behandlung gilt als wirksam und nebenwirkungsarm, und der Wirkeintritt erfolgt in der Regel rasch. Das Behandlungsprinzip ist ein in Kurznarkose und Muskelentspannung schonend ausgelöster therapeutischer Krampfanfall im Gehirn. Während dieses etwa eine Minute dauernden Ereignisses wird der Patient anästhesiologisch überwacht.
Was können Betroffene tun?
Es ist äusserst wichtig, dass Sie sehr rasch eine ärztliche Behandlung aufsuchen, sei dies der Hausarzt oder Psychiater. Nicht nur die depressive Stimmung, sondern auch speziell Suizidgedanken und -absichten können wirksam behandelt werden. Es ist daher sehr wichtig, depressive Personen dazu zu bewegen, einen Arzt aufzusuchen oder aber zumindest anonym die Telefonseelsorge, dargebotene Hand oder ein Kriseninterventionszentrum oder einen Psychosozialen Dienst anzurufen. Telefonnummern sind vom Arzt zu erfragen bzw.
- Seien Sie geduldig mit sich. Eine Depression entwickelt sich meist langsam und bildet sich auch unter Behandlung eher schrittweise zurück.
- Wenn Sie Medikamente benötigen, nehmen Sie diese bitte genau nach ärztlicher Verordnung. Fragen Sie bei unangenehmen Begleiterscheinungen sofort nach. Auch wenn Sie sich besser fühlen, setzen Sie die Medikamente nicht ab.
- Planen Sie jeden Tag jeweils am Vorabend möglichst genau (z.B. mit einem Stundenplan). Setzen Sie sich kleine und überschaubare Ziele.
- Führen Sie ein Stimmungstagebuch.
- Nach dem Aufwachen sollten Sie sofort aufstehen und das Bett verlassen. In der Depression ist das Wachliegen im Bett eine «Grübelfalle». Oft fällt dies sehr schwer.
- Wenn es besser geht: Finden Sie mit Ihrem Arzt oder Therapeuten heraus, wie Sie Ihr persönliches Risiko für einen Rückfall vermindern können. Zum rechtzeitigen Erkennen und Verhindern einer neuen depressiven Episode kann es hilfreich sein, Frühwarnsymptome richtig zu erkennen.
- Es kann für Betroffene sehr hilfreich sein, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschliessen, um sich unter Personen mit denselben Erfahrungen auszutauschen.
Wie können Angehörige helfen?
Das veränderte Verhalten eines depressiven Angehörigen, eines Arbeitskollegen oder Freundes ist oft schwierig zu verstehen und kann dazu verleiten, ungeduldig und vorwurfsvoll zu reagieren. Zweifellos ist es für Angehörige eine grosse Belastung, mit dem Betroffenen die Krankheit durchzustehen. Sie führt dazu, dass Ihr Lebenspartner oder Freund plötzlich desinteressiert, abweisend und lustlos erscheinen kann.
- Seien Sie in dieser schweren Zeit geduldig. Die Hilflosigkeit und Trauer - auch Ärger und Wut -, die Sie durch das Miterleben der Erkrankung oft empfinden, sind eine häufige und normale Reaktion.
- Vorsicht ist nicht nur bezüglich einer möglichen Überforderung des Erkrankten geboten, sondern auch bezüglich der Überforderung des Helfers.
- Es ist sehr wichtig, sich über die Krankheit Depression gut zu informieren. Oft ist dies im Rahmen eines gemeinsamen Termins beim behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten möglich.
- Die Betroffenen sind krank, sie können nicht mehr «etwas wollen». Einem Depressiven fällt es oft sehr schwer, Aktivitäten zu beginnen und durchzuführen. Bereits das Aufstehen, Waschen und Ankleiden oder einfachste Tätigkeiten im Haushalt können für die Betroffenen enorm grosse Hürden sein. Hier können Angehörige und Freunde Hilfe leisten, indem sie den Erkrankten behutsam dabei unterstützen, zu einem geregelten Tagesablauf zu finden.
- Depressive Patienten haben zudem krankheitsbedingt sehr grosse Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen. Helfen Sie mit, Geduld aufzubringen. Die Depression ist behandel- und heilbar, aber sie bessert sich meist in kleinen Schritten.
- Geben Sie Unterstützung zur Einhaltung der Therapie und zur regelmässigen Medikamenteneinnahme. Ergreifen Sie wenn nötig die Initiative und vereinbaren Sie für den Erkrankten einen Arzttermin.
- Bei Besserung ist es für Betroffene oft schwer, die notwendige Behandlung geduldig fortzuführen. Hier können Sie wertvolle Hilfe leisten. Geben Sie auch Unterstützung bei der wichtigen Rückfallvorbeugung, wenn es wieder besser geht. Helfen Sie dem Betroffenen, Therapie- und Kontrolltermine einzuhalten.
Symptome der Depression
Anzeichen für eine Depression ist eine anhaltende traurige, trübsinnige, gereizte Stimmung. Lustlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, das Gefühl innerer Leere, Konzentrationsstörungen und Neigung zum Grübeln sind weitere Beschwerden, die bei einer Depression auftreten. Häufig machen sich depressive Menschen erhebliche Schuldvorwürfe.
Typisch bei einer Depression sind die gedrückte Stimmung, die negativen Gedanken und der fehlende Antrieb - das Lustempfinden, das Selbstwertgefühl, die Leistungsfähigkeit, das Einfühlungsvermögen und das Interesse am Leben gehen verloren. Bei einer Depression sind diese Symptome andauernd und stark ausgeprägt.
Die Depression hat viele Gesichter, nicht alle Betroffenen leiden unter denselben Symptomen. Meist steht die bedrückte Stimmungslage im Vordergrund, dazu kommen fehlender Antrieb und Kraftlosigkeit. Bei einigen zeigt sich eine innere Unruhe, die oft zusammen mit Schlaflosigkeit, Nervosität, teilweise auch Angst auftritt. Viele Betroffene beklagen Konzentrationsstörungen und körperliche Beschwerden. Auch Suizidgedanken können auftreten und zu Suizidgefährdung führen. Depressionen können zudem wiederkehrend sein.
Frauen sind häufiger von einer depressiven Verstimmung betroffen. Fachpersonen vermuten, dass Hormonschwankungen durch die Menstruation und Hormonumstellungen in der Pubertät, in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren die Psyche stark beeinflussen.
Bei Männern mit einer depressiven Verstimmung können zudem eine erhöhte Risikobereitschaft, Unruhe, Nervosität, Unzufriedenheit und aggressives Verhalten auftreten.
Vermehrt betroffen von depressiven Verstimmungen sind ältere Menschen. Lebensveränderungen, Krankheiten und Medikamente schlagen im fortgeschrittenen Alter vermehrt aufs Gemüt.
Ursachen von Depressionen
Im Unterschied zu einer vorübergehenden Verstimmung oder Lebenskrise, liegt bei der Depression eine ausgeprägte und anhaltende Niedergeschlagenheit vor. Diese führt zu einer deutlichen Beeinträchtigung der sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit.
- anhaltende Belastungen und Lebensschwierigkeiten wie Stress, Konflikte, Einsamkeit, Misserfolge, Kränkungen, Vernachlässigung, Armut
- Verlusterlebnisse, Trennungen, Todesfälle
- körperliche Krankheiten, Gebrechlichkeit, Alter
- biographische Belastungen, Traumata
- Persönlichkeits- und Charaktereigenschaften
- erbliche und familiäre Anfälligkeit (Disposition)
Stress, Belastungen und Überforderungen können Auslösefaktoren für eine Depression sein.
Es gibt oftmals einen Zusammenhang mit belastenden Lebenserfahrungen in Kindheit und Jugend.
Gerade bei einer Winterdepression kann Lichtmangel während der Herbst- und Wintermonate ein Auslöser sein. In der Folge geraten Hormone und Botenstoffe (zum Beispiel Dopamin, Noradrenalin, Serotonin und Endorphine) im Gehirn durcheinander und können so zu Stimmungsschwankungen, depressiven Verstimmungen oder einer saisonal abhängigen Depression führen.
Als weitere Ursachen gelten permanenter Stress, Verlust des Arbeitsplatzes, Trennung oder der Tod eines geliebten Menschen.
Depression ist eine Frage der Gene
Wissenschaftler entdeckten 15 Genregionen, die mit der Krankheit in Zusammenhang stehen. Epigenetische Veränderungen (vererbbare Chromosomen-Modifikationen ohne Veränderungen der DNA-Sequenz) bestimmen, ob die Depression wirklich ausbricht. Bei Depressionen kommt es zu Stoffwechselstörungen im Gehirn. Es handelt sich also um eine Erkrankung des Gehirns.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Eine Ärztin oder ein Arzt stellen die Diagnose einer depressiven Verstimmung wie einer Winterdepression oder einer saisonal abhängigen Depression anhand der Anamnese (Krankheitsgeschichte). Bestehen die Symptome, die in Haupt- und Zusatzsymptome eingeteilt sind, länger als zwei Wochen, kann eine saisonal abhängige Depression vorliegen. Für eine sichere Diagnose müssen zusätzlich zur depressiven Verstimmung zwei Hauptsymptome (Interessensverlust, Antriebsmangel) sowie zwei Zusatzsymptome (Konzentrationsprobleme, vermindertes Selbstwertgefühl, pessimistische Sichtweisen) vorliegen.
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