Das Tageszentrum ist eine ambulante Einrichtung, die sich an Menschen mit lang andauernden psychischen Erkrankungen richtet. Das Konzept der Tageszentren gründet auf der Milieu-Soziotherapie.
Angebote und Leistungen
Die Tagesstätten bieten ein vielfältiges Angebot, um den Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden:
- Begegnungsmöglichkeiten in einer stressarmen, nicht leistungsorientierten Atmosphäre
 - Ressourcenfördernde Gruppenaktivitäten, Bewegungsgruppen, Aktivitäten im Freien, Gesprächsgruppen
 - Kreatives Gestalten im Atelier, Malen, Töpfern und Speckstein bearbeiten
 - Aktivitäten, die den Fähigkeiten der Patienten angemessen sind; dazu gehören z.B. Kochen, gemeinsames Essen, Backen, Spiele
 
Ziele der Behandlung
Die wichtigsten Behandlungsziele umfassen:
- Aktivierung der Patienten
 - Reintegration (Überwinden der sozialen Isolation)
 - Förderung der Sozialkompetenzen
 - Wiedererlernen und Erhalten von Alltagsfunktionen
 - Aufbau einer Tagesstruktur
 - Psychische Stabilisierung
 
Soziale Integration im Fokus
Dem Aspekt der sozialen Integration gilt unsere besondere Aufmerksamkeit. Im Sinne einer ganzheitlichen Betreuung findet die Aktivierung daher überwiegend in Gruppen statt.
In den Tageszentren lernen Patienten, ihrem Leben eine Struktur zu geben, ihre Alltagsfertigkeiten zu stärken und einen angemessenen Umgang mit psychischen Beschwerden zu finden.
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Ergänzende Wohnangebote
Älteren Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen stehen wenig passende Wohnalternativen zur Auswahl, wenn es ihnen wegen ihrer psychischen und sozialen Probleme nicht mehr möglich ist, einen eigenen Haushalt zu führen. Stationäre Alterswohnangebote richten sich zunehmend an - meist hochaltrige - Personen mit intensivem Pflegebedarf.
Die psychisch beeinträchtigten Personen haben aber häufig bereits vor oder im frühen Rentenalter den Bedarf nach Unterstützung in der Alltagsbewältigung, wenn sie noch kaum Pflege benötigen. Institutionen wiederum, die sich auf die Betreuung von psychisch kranken Erwachsenen spezialisiert haben, fokussieren in der Regel auf die Arbeitsmarktintegration. Für Personen im Rentenalter sind auch dort die Betreuungskonzepte und das Wohnumfeld suboptimal.
Die VESO Wohngemeinschaft Gutschick bietet eine angepasste Wohnsituation für ältere Menschen mit psychischer Beeinträchtigung, die ihren Haushalt nicht allein führen können. So wird ein Heimeintritt erst dann nötig, wenn der Pflegebedarf hoch ist.
Beispielhafte Angebote und Entwicklungen: Stiftung Wisli
Die Stiftung Wisli engagiert sich ebenfalls für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und bietet vielfältige Angebote:
- 2008: Rose und Claus Herger gründen die Textwerkstatt. Betroffene finden einen neuen Umgang mit sich selbst und ihrer Krankheit durch die Auseinandersetzung mit der Sprache.
 - 2015: Radio Schrägformat nimmt den Betrieb auf. Menschen mit psychischer Beeinträchtigung produzieren Sendungen, welche einmal pro Monat auf Radio Stadtfilter ausgestrahlt werden.
 - 2018: Auseinandersetzung mit dem Recovery-Ansatz und dessen Einführung als Grundhaltung in der Stiftung Wisli.
 - 2019: Die Stiftung ruft den Wisli-Rat ins Leben. Er soll Raum für Meinungen, Bedürfnisse und Verbesserungsvorschläge bieten.
 - 2020: Die Stiftung Wisli nimmt erstmals bei der Gesundheitsaktion «bike to work» teil.
 - 2021: Seit Dezember besucht Lena Tobler mit ihrer Hündin Ajka die Tagesstätte Wisli. Ajka ist frisch ausgebildete Herzenshündin.
 - 2022: Eine Projektgruppe "Recovery" aus Klientinnen und Klienten sowie Fachmitarbeitenden wird ins Leben gerufen und arbeitet an sechs Schwerpunkten-Themen.
 - 2023: Ein Konzept Rahmenbedingungen zur Umsetzung und Verankerung von Recovery in der Stiftung Wisli wurde erarbeitet und erfolgreich im QMS integriert.
 - 2024: Die Wisli-Academy wird zu einem inklusiven Bildungsangebot und ist für alle Interessierte (Mitarbeitende, Teilnehmende und Fachmitarbeitende) geöffnet.
 - 2025: Ein Ausbildungskonzept in Genesungsbegleitung wurde erarbeitet und erfolgreich im QMS verankert.
 
Der Begriff «Recovery» wurde anfangs der 80-/90er Jahre in den USA von Betroffenen geprägt, die sich mit ihren eigenen psychischen Erkrankungen auseinandersetzten und daran glaubten, dass sie der Erkrankung nicht hilflos ausgeliefert sind. Recovery steht für die Überzeugung, dass es trotz psychischer Erschütterung oder Lebenskrise möglich ist, ein selbstbestimmtes, und hoffnungsvolles Leben - trotz gelegentlicher Rückschläge - zu führen. Recovery kann als Weg zur Neuorientierung, Gesundung und zu einem erfüllten Leben gesehen werden.
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