Die Liebe ist ein faszinierendes und komplexes Thema, das uns alle betrifft. Guy Bodenmann, Psychologie-Professor und Paarforscher, betont, dass die Liebe aufrechtzuerhalten die wahre Kunst ist. Kurzfristiges Verliebtsein fällt den meisten Menschen nicht schwer, aber die Liebe über Jahre zu nähren und wachsen zu lassen, ist eine Herausforderung.
Die Komponenten der Liebe nach Sternberg
Robert Sternberg entwickelte ein Modell, das Liebe in drei Komponenten unterteilt: Vertrautheit, Leidenschaft und Entscheidung/Bindung. Dieses Modell findet aktuell viel Aufmerksamkeit, da noch nie zuvor so viele Variationen von Beziehungsmodellen ohne Angst vor staatlichen oder religiösen Konsequenzen gelebt werden konnten!
Vertrautheit bzw. Intimität
Die Vertrautheit umfasst positive Gefühle wie Nähe, Respekt, Bindung, Verbundenheit, Wärme, Wertschätzung und Unterstützung. Es geht darum, sich miteinander zu verbinden, sich aufeinander einzulassen und anzuvertrauen. Das Vertrauen wird gepflegt und das Ziel wird verfolgt, dem anderen Gutes zu tun. Sie ist sozusagen die emotionale Komponente der Beziehung.
Leidenschaft
Die Leidenschaft beinhaltet sexuelle Bedürfnisse, gegenseitige Anziehung und körperliche Hingabe. Es ist die motivationale Komponente der Liebe. Die Sehnsucht und das Verlangen sich vom anderen angezogen zu fühlen und somit Berührung und Nähe zu leben. Selbstverständlich geht es auch darum Einsamkeit zu vermeiden.
Entscheidung bzw. Bindung
Die Entscheidung/Bindung ist die kognitive Komponente der Liebe und beinhaltet die bewusste Entscheidung für eine feste Liebesbindung mit einem anderen Menschen. Es geht darum, sich für den anderen zu entscheiden.
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Sternberg ging davon aus, dass wir unterschiedliche Arten von Liebe im Laufe unseres Lebens durchlaufen können, mit unterschiedlichen Partnern oder sogar mit demselben Partner, abhängig von der Situation und dem Stadium der Beziehung.
Verschiedene Formen der Liebe
Basierend auf den drei Komponenten lassen sich verschiedene Formen der Liebe ableiten:
- Nicht-Liebe: Hierbei handelt es sich um eine sehr oberflächliche Beziehung, denn es fehlt an Vertrautheit, Leidenschaft und Bindung.
 - Sympathie: Eine gewisse Form von Intimität ist gegeben, dies jedoch ohne Leidenschaft und tiefer Bindung.
 - Verliebtheit: Hier ist die Komponente der Leidenschaft am stärksten ausgeprägt. Sie kann sehr schnell stattfinden, aber auch rasch wieder vergehen. Sie wird oft auch als «Liebe auf den ersten Blick» umschrieben.
 - Leere Liebe: Es gibt kein «Kuschelhormon» für den Alltag und durch den Faktor Zeitspanne in einer Beziehung lässt die Leidenschaft als auch die Intimität einfach nach, bis schlussendlich «nur» noch die Bindung übrigbleibt.
 - Romantische Liebe: Vertrautheit und Leidenschaft sind sehr stark ausgeprägt, aber aus verschiedenen Gründen wird sich nicht füreinander entschieden. Es gibt keine Verbindlichkeit in dieser romantischen Liebe.
 - Kameradschaftliche Liebe: Sie basiert auf Vertrautheit und auf Verbindlichkeit, auf der Entscheidung füreinander.
 - Alberne/törichte Liebe: Hier fehlt es an Vertrautheit.
 - Vollkommene Liebe: Hier sind alle drei Komponenten erfüllt - Vertrautheit, Leidenschaft und Bindung. Meist findet sie in langfristigen Beziehungen statt, aber bei weitem nicht alle Beziehungen erreichen diese vollkommene Liebe!
 
Die Rolle der Sexualität
Sexualität ist wichtig und trägt zur Beziehungszufriedenheit sowie zur Stabilität von Partnerschaften bei. Jedoch, so Bodenmann, ist Sex nicht der stärkste Kit der Liebe.
Was die Liebe längerfristig aufrechterhält, ist das Engagement beider Partner, die Zeit, die man für die Partnerschaft einbringt, die Qualität der Kommunikation, die Kompromissbereitschaft bei Konflikten und der angenehme und wohlwollende Umgang miteinander im Alltag.
Die Bedeutung von Werten und Einstellungen
Eine glückliche Beziehung erfordert ein solides Fundament, das auf Ehrlichkeit, Respekt, Vertrauen und Akzeptanz basiert. Die romantische Vorstellung von Beziehungen als ewiger Zustand von Glück und Verliebtheit führt oft zu unrealistischen Erwartungen und kann letztendlich eine Partnerschaft destabilisieren. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass Beziehungen auch schwierige Zeiten durchlaufen und dass es notwendig ist, gemeinsam durch Höhen und Tiefen zu gehen.
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Praktische Tipps für eine gelungene Partnerschaft
Ruth und Urs Bärtschi, Experten im Bereich Paarberatung, betonen, dass Liebe eine Aufgabe ist, die Zeit, Aufmerksamkeit und Engagement erfordert. Sie schlagen folgende Bausteine für eine gelungene Partnerschaft vor:
- Denken in Zuneigung: Üben Sie, wohlwollend über den Partner zu denken und sich auf liebenswerte Eigenschaften zu konzentrieren.
 - Schlupflöcher stopfen: Vermeiden Sie Ausreden und sprechen Sie ehrlich über Ihre Bedürfnisse und Wünsche.
 - Soziale Gleichwertigkeit: Leben Sie Liebe auf Augenhöhe und freuen Sie sich über die Talente und Erfolge des Partners.
 - Prioritäten setzen: Ordnen Sie die Beziehungspyramide und räumen Sie Ihrer Partnerschaft die oberste Priorität ein.
 - Zugehörigkeit und Gemeinschaftsgefühl: Bemühen Sie sich um einander und erfüllen Sie die Wünsche des Partners.
 
Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Aspekte für eine gelingende Partnerschaft zusammen:
| Aspekt | Beschreibung | 
|---|---|
| Kommunikation | Offene und ehrliche Kommunikation über Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen. | 
| Vertrauen | Gegenseitiges Vertrauen und Ehrlichkeit als Basis für eine stabile Beziehung. | 
| Respekt | Respektvoller Umgang miteinander, Wertschätzung der Individualität des Partners. | 
| Engagement | Bereitschaft, Zeit und Energie in die Beziehung zu investieren. | 
| Kompromissbereitschaft | Fähigkeit, Kompromisse einzugehen und gemeinsame Lösungen zu finden. | 
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