ADHS Medikamente für Kinder: Ein Überblick

ADHS ist nicht heilbar, aber die Symptome können durch eine individuell angepasste Behandlung gelindert beziehungsweise stabilisiert werden.

Was ist ADHS?

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung.

Es handelt sich um eine neurologische Störung, die oft in der Kindheit beginnt und sich durch Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Hyperaktivität auszeichnet.

Es ist wichtig zu verstehen, dass ADHS eine neurobiologische Störung ist und keine Folge von schlechter Erziehung oder mangelnder Disziplin ist.

Nicht alle Menschen mit ADHS müssen alle diese Symptome haben, und die Intensität der Symptome kann von Person zu Person variieren.

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Symptome von ADHS

Die Symptome von ADHS unterliegen einer Entwicklung parallel zum Alter der Betroffenen.

So sind Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität auch bei Erwachsenen mit ADHS die Hauptsymptome, jedoch kommt es zu gewissen Änderungen ihrer Ausprägung.

Die motorische Unruhe der Kinder und Jugendlichen wird in den meisten Fällen ersetzt durch eine «innere Unruhe» bei der erwachsenen Person.

Ebenfalls hat die Impulsivität eine eigene Ausdrucksform, die sich von derjenigen im Kinder- und Jugendalter unterscheidet.

Hier stehen Ungeduld und das Vermeiden von langen Veranstaltungen im Vordergrund.

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Zusätzlich zu den Hauptsymptomen der ADHS kommen im Erwachsenenalter weitere hinzu wie beispielsweise Desorganisation im Lebensalltag, schnelle Stimmungswechsel, Stressüberempfindlichkeit und Schwierigkeit bei der Temperamentskontrolle.

Ursachen von ADHS

ADHS geht von einer Fehlfunktion zentraler Neurotransmittersysteme aus.

Das bedeutet, dass im Zwischenraum zweier Nervenzellen nicht ausreichend Botenstoffe zur Verfügung stehen.

Diese Unterversorgung führt zu einer Dysfunktion des Gehirns.

Diese Fehlfunktion betrifft jene Bereiche des Gehirns, wo sich das Aufmerksamkeitssystem befindet.

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Ungünstige Umgebungsbedingungen können das Risiko erhöhen, an ADHS zu erkranken.

Hierzu gehören perinatale Komplikationen, niedriges Geburtsgewicht, instabile Familienverhältnisse ohne Struktur, eine Belastung mit Suchtkrankheiten und weitere Faktoren.

Diagnose von ADHS

Die Diagnose der ADHS im Erwachsenenalter beruht auf einer klinischen Untersuchung.

Zentral hierfür ist nach DSM-5 (die fünfte Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders), dem amerikanischen Diagnoseinstrument, der Nachweis von 18 diagnostischen Kriterien (Tabelle 1).

Zusätzlich muss nachgewiesen werden, dass einzelne Symptome von ADHS bereits vor dem 12. Lebensjahr bei der betreffenden Person vorhanden waren.

Weiter sollen in mehr als einem Lebensbereich die mit ADHS verbundene Auffälligkeiten erkennbar sein.

Neuropsychologische Testverfahren sind bei speziellen Fragestellungen hilfreich.

Es ist wichtig festzuhalten, dass aus der Diagnose einer ADHS im Erwachsenenalter sich nicht zwangsläufig eine Behandlungsnotwendigkeit ableitet.

So wird in diesem Zusammenhang nochmals genau erörtert, ob die funktionellen Einschränkungen im Leben der Betroffenen und die damit verbundenen Problematiken im sozialen Leben eindeutig durch ADHS verursacht sind.

Bausteine für eine erfolgreiche ADHS-Behandlung

Folgende Bausteine sind grundsätzlich für eine erfolgreiche ADHS-Behandlung bei Kindern wichtig:

  • Aufklärung und Beratung der Eltern, des Kindes/Jugendlichen und des Erziehers beziehungsweise des Klassenlehrers
  • Zusammenarbeit mit Erziehern und Lehrern (Kindergarten, Schule)
  • Elterntraining, Miteinbeziehen der Familie (einschliesslich Familientherapie), um die Symptomatik im familiären Umfeld zu vermindern
  • Kognitive Verhaltenstherapie des Kindes/Jugendlichen (ab dem Schulalter): Impulsives und unorganisiertes Verhalten kontrollieren lernen und Selbstmanagement lernen (Umgang mit Problemverhalten)
  • Medikamente (meist Amphetamine wie Methylphenidat), um Symptome in der Schule, im Kindergarten, im Familienkreis oder in anderen Umgebungen zu vermindern

Verhaltenstherapie bei ADHS

Die Verhaltenstherapie umfasst die Zusammenarbeit mit den Kindern, deren Eltern und auch der Schule.

Die Kinder lernen, ihren Alltag zu strukturieren und ihr Verhalten besser zu kontrollieren.

In vielen Fällen ist es sinnvoll, dass ein professioneller Helfer die Kinder einige Zeit auch in der Schule unterstützt.

Auch das Üben in Modellsituationen kann hilfreich sein.

Im Rahmen von Rollenspielen, zum Beispiel unter Gleichaltrigen, üben ADHS-Kinder in einer praxisnahen Situation ein Verhalten, das sie später auch zu Hause oder in der Schule anwenden können.

Erleben sie dabei Anerkennung, werden sie das neue Verhaltensmuster schnell in ihr Repertoire aufnehmen.

Elterntraining bei ADHS

Ein wichtiger Bestandteil der ADHS-Therapie ist das Elterntraining.

Um ihre Sprösslinge besser zu unterstützen, lernen die Eltern einen konsequenten, aber liebevollen Erziehungsstil.

Dazu gehören unter anderem:

  • klare Strukturen vorgeben, sich unmissverständlich ausdrücken
  • eigenes Verhalten mit den Anweisungen in Übereinstimmung bringen
  • Ablenkungen von einer gerade anstehenden Aufgabe vermeiden
  • Rückmeldung geben, ob sie das Verhalten des Kindes positiv oder negativ finden
  • erwünschtes Verhalten deutlich erkennbar belohnen

Viele Eltern suchen auch Hilfe bei Elterninitiativen.

Der Austausch mit anderen hilft ihnen aus der Isolation und kann mögliche Schuldgefühle reduzieren.

Oft schaffen Eltern von ADHS-Kindern es erst dank des Rückhalts durch die Gruppen, ihr hyperaktives Kind so zu akzeptieren, wie es ist.

ADHS-Behandlung je nach Alter

Die ADHS-Behandlung wird an das Alter des Betroffenen angepasst.

Das liegt zum Beispiel daran, dass einige Medikamente erst ab einem bestimmten Alter zugelassen oder wirksam sind.

Zudem sind jüngere Kinder psychisch noch nicht ausgereift, sodass Mediziner hier die noch ausstehende Entwicklung berücksichtigen müssen.

Therapie im Vorschulalter

Im Vorschulalter stehen vor allem das Elterntraining sowie die Aufklärung des Umfeldes über die Störung im Vordergrund.

Eine kognitive Therapie ist in diesem Alter noch nicht möglich.

Haben die Kinder Schwierigkeiten, längere Zeit bei einer Sache zu bleiben, kann ein Spieltraining diese Fähigkeit fördern.

Einige Kliniken bieten eine spezielle Mutter-Kind-Kur an.

ADHS wird in diesen Kliniken unter anderem mit einer Kombination aus Lerntraining und Beziehungsarbeit behandelt.

Experten warnen davor, bereits Vorschulkinder mit Medikamenten gegen ADHS zu behandeln.

Für den Einsatz von Methylphenidat bei Kindern unter sechs Jahren liegen bisher nur wenige Erfahrungen vor.

Es ist unklar, wie sich Medikamente wie Methylphenidat auf die kindliche Entwicklung auswirken.

Manche Fachleute befürchten, dass ADHS-Medikamente die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen.

Therapie im Schul- und Jugendalter

Im Schul- und Jugendalter sind die Aufklärung und Beratung der Kinder und Eltern sowie das Elterntraining die Grundlage der Therapie.

Eine wichtige erste Massnahme ist das sogenannte Selbstinstruktionstraining.

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