Risiken und Nebenwirkungen in der Psychotherapie

In jeder Behandlung können "Risiken und Nebenwirkungen" auftreten - so auch in einer Psychotherapie. Keine Therapie ohne Risiken, Nebenwirkungen oder gar Komplikationen: Das gilt auch für die Psychotherapie.

Allgemeine Überlegungen zu Risiken und Nebenwirkungen

Nicht nur die Wirkung der Therapie selbst, sondern ebenso die Interaktion zwischen Therapeut und Patient, das Verhalten des Therapeuten oder das Setting bergen Risiken für beide Seiten. Ausgehend von einer grundlegenden Definition, Klassifikation und den empirischen Befunden zu Psychotherapienebenwirkungen werden die wesentlichen Risiken verschiedener Psychotherapieverfahren und -formen dargestellt.

Das Thema wird aus der Perspektive des Therapeuten wie auch des Patienten abgehandelt, die beide Nebenwirkungen ausgesetzt sein können. Es werden konkrete Strategien zur Vorbeugung und Reduktion von Risiken und Nebenwirkungen gegeben.

Nebst der Anpassung von Tempo und Intensität der Behandlung auf Ihre individuellen Bedürfnisse, kann es dennoch nach Therapiebeginn wie auch im Therapieverlauf nach spezifischen Interventionen (z.B. EMDR- Bearbeitung belastender Erlebnisse) oder aufgrund von Veränderungen (z.B. Wiedereinstieg in den beruflichen Alltag) zu einer Symptomverschlechterung kommen und es Ihnen zunächst schlechter gehen. Generell handelt es sich dabei um typische Therapieverlaufsprozesse.

Bitte besprechen Sie die Phasen der Stagnation, der Verschlimmerung, der Unlust usw. mit mir, bevor Sie die Therapie beenden.

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Was ist Psychotherapie?

Im Rahmen einer Psychotherapie behandelt man seelisch bedingte Probleme - beispielsweise, wenn das Denken, Fühlen, Erleben und Handeln eines Menschen gestört ist und man dafür keine organische Ursache als Auslöser finden kann. Häufige psychische Störungen sind zum Beispiel Angststörung, Depression, Zwangsstörung und Suchterkrankungen.

Formen der Psychotherapie

Eine Psychotherapie kann stationär, teilstationär oder ambulant, als Einzel- oder Gruppentherapie durchgeführt werden.

Stationäre Psychotherapie

Die stationäre Psychotherapie hat den Vorteil, dass die Patienten und Patientinnen bei Krisen sowohl tagsüber als auch nachts sofort Hilfe bekommen. Sie können zudem ein umfangreiches Angebot an verschiedenen Therapieformen nutzen.

Es besteht jedoch das Risiko, dass die Erkrankten nach einem stationären Aufenthalt zu Hause wieder in ihre alten Denk- und Verhaltensmuster zurückfallen. Denn nach der Zeit „unter der Käseglocke“ sind sie wieder mit ihrem Alltag und dessen Herausforderungen konfrontiert. Selbst unscheinbare Details, beispielsweise Gerüche, können die psychischen Probleme wieder aufleben lassen.

Die Betroffenen werden daher während des stationären Aufenthalts auf die Zeit zu Hause vorbereitet. Zudem betreut der Therapeut den Patienten bei einer stationären Behandlung in der Regel noch einige Zeit im Anschluss an dessen Rückkehr nach Hause.

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Teilstationäre Psychotherapie

Eine Zwischenlösung sind Tageskliniken, die eine teilstationäre Psychotherapie ermöglichen. Tagsüber ist der Patient in der Klinik, abends kehrt er nach Hause zurück.

Ambulante Psychotherapie

Der Vorteil einer ambulanten Therapie ist, dass der Patient das Gelernte sofort in seinem Alltag anwenden kann. Die therapeutische Betreuung ist jedoch nicht so intensiv wie bei einem stationären Aufenthalt.

Gruppenpsychotherapie

Die Therapie in der Gruppe kann sowohl stationär als auch ambulant stattfinden. Sie stellt für viele Patienten eine Erleichterung dar, weil die Betroffenen in der Gruppe hautnah erleben, dass andere Menschen ganz ähnliche Probleme haben wie sie selbst.

Wenn eine Gruppe gut zusammenarbeitet, hat die Gemeinschaft sogar eine heilende Wirkung. Die Gruppenmitglieder können sich gegenseitig Kraft geben und bei der Lösung von Problemen unterstützen.

Allerdings fühlen sich nicht alle Menschen wohl, ihre Probleme in einer Gruppe mit anderen Menschen zu teilen. Doch gerade Personen, denen der Umgang mit Fremden schwerfällt, können sehr von einer Gruppenpsychotherapie profitieren. In der Gruppe können sie sich ausprobieren und zwischenmenschliche Interaktionen üben.

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Wann ist eine Psychotherapie notwendig?

Eine Psychotherapie ist notwendig, wenn die Gedanken, Gefühle und das Verhalten eines Menschen zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Diese Beeinträchtigung kann direkt durch die Symptome der Störung (beispielsweise starke Angst) entstehen oder aber durch die Folgen der psychischen Störung.

Manche Betroffene können beispielsweise ihren Beruf nicht mehr ausüben, die Partnerschaft geht in die Brüche und sie verlieren ihre sozialen Kontakte.

Nicht immer leiden die Patienten selbst unter den Symptomen. Es gibt auch psychische Störungen, wodurch das abweichende Verhalten der Betroffenen vor allem anderen Menschen schadet. Zum Beispiel fühlen sich Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung häufig sehr wohl in ihrer Haut. Wenn sie sich in Therapie begeben, dann meist deshalb, weil Angehörige sie dazu drängen.

Psychotherapie bei körperlichen Symptomen

Schon lange weiss man, dass Körper und Psyche zusammenspielen. Körperliche Erkrankungen wirken sich oft auf die Psyche aus, und psychische Störungen gehen fast immer mit körperlichen Beschwerden einher.

Eine Psychotherapie wird daher auch bei psychosomatischen Beschwerden empfohlen - also bei körperlichen Beschwerden, die ganz oder teilweise in einer psychischen Ursache wurzeln.

Eine Psychotherapie hilft aber auch bei:

  • chronischem Tinnitus,
  • Magen-Darm-Problemen,
  • lebensbedrohlichen Erkrankungen (z. B. Krebs).

Gerade bei Krebs kann eine Psychotherapie helfen, besser mit den massiven psychischen Belastungen umzugehen, die mit der Diagnose und Therapie einhergehen. Diese können sich sehr negativ auf die Lebensqualität, aber auch auf den Therapieerfolg auswirken.

Auch in der Schmerztherapie sind psychotherapeutische Methoden eine wirksame Unterstützung. Die innere Haltung beeinflusst erheblich, wie Schmerzen bewertet und wie stark sie wahrgenommen werden.

Einweisung in die stationäre Psychiatrie

Leidet ein Patient an einer sehr schweren psychischen Störung oder besteht die Gefahr, dass er sich oder anderen eine Verletzung zufügt, muss er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden.

Die eigentliche Psychotherapie kann aber erst dann erfolgen, wenn der Betroffene in der Lage ist, sich freiwillig am Therapieprozess zu beteiligen. Nur dann kann das Therapieziel auch erreicht werden. Damit die Therapie wirkt, muss das Ziel ausserdem realistisch sein.

Menschen, die von einer akuten Psychose betroffen sind, haben keine Krankheitseinsicht und leiden unter Wahnvorstellungen, Halluzinationen sowie Denkstörungen. Ihnen hilft eine medikamentöse Behandlung, bevor eine Psychotherapie begonnen wird.

Ein weiterer Sonderfall sind Suchterkrankungen. Vor der Psychotherapie muss zunächst eine Entgiftung stattfinden. Menschen mit einer Abhängigkeitsproblematik sollten sich an eine Ambulanz oder Klinik wenden, die auf Suchtbehandlungen spezialisiert ist.

Begriffsklärung: Psychotherapeut, Psychologe, Psychiater

Die verschiedenen Berufsbezeichnungen im psychotherapeutischen Umfeld sind auf den ersten Blick schwierig zu unterscheiden. Psychische Störungen können zwar sowohl von Psychiatern als auch von Psychotherapeuten und vielen Psychologen gleichermassen behandelt werden. Dennoch handelt es sich dabei um verschiedene Berufsfelder.

Ein Psychologe hat einen Universitätsabschluss mit Diplom oder Master im Studienfach Psychologie erworben. Manche Psychologen arbeiten im klinischen Bereich, andere in der Wirtschaft oder in der Forschung.

Der Psychiater wiederum ist ein Arzt, der nach seinem Medizinstudium eine Facharztausbildung im Bereich der psychischen Erkrankungen absolviert hat. Er behandelt psychische Störungen mit Medikamenten. Nur eine psychotherapeutische Zusatzausbildung erlaubt ihm, seine Patienten auch psychotherapeutisch zu behandeln - als ärztlicher Psychotherapeut.

Davon zu unterscheiden ist der psychologische Psychotherapeut. Das ist ein Psychologe, der eine Zusatzausbildung im Bereich Psychotherapie abgeschlossen hat und deshalb ebenfalls eine Psychotherapie anbieten darf. Nicht jeder Psychologe ist also auch ein (psychologischer) Psychotherapeut - die Zusatzausbildung macht den Unterschied!

Der Begriff Psychotherapeut ist in der Schweiz geschützt. Nur wer eine psychotherapeutische Ausbildung durchlaufen hat, darf sich Psychotherapeut nennen und - sofern er im Rahmen der entsprechenden psychotherapeutischen Formen praktiziert - über die gesetzliche Krankenkasse abrechnen.

Kosten der Psychotherapie

Krankenkassen übernehmen die Kosten für verschiedene Therapieformen. Die Kosten werden allerdings nur dann erstattet, wenn eine psychische Störung diagnostiziert wurde, die bei der Person einen Leidensdruck erzeugt.

Die ersten Sitzungen erkennen die Krankenkassen in der Regel als Probesitzungen, weil das Verhältnis zwischen dem Therapeuten und dem Patienten sehr wichtig ist.

Nicht alle Krankenkassen übernehmen die gleiche Anzahl an Therapiestunden. Betroffene sollten sich vor Behandlungsbeginn bei ihrer Versicherung erkundigen, für wie viele Sitzungen diese die Kosten übernimmt. Lassen Sie sich diese Antwort schriftlich geben, damit Sie im Zweifelsfall auf der sicheren Seite sind.

Es besteht ausserdem die Möglichkeit, als Selbstzahler (privat) eine Therapie zu machen und die Kosten zu übernehmen. Weder der Hausarzt noch die Krankenkasse werden darüber informiert, und der Therapeut unterliegt der Schweigepflicht. Werden verschwiegene psychische Störungen jedoch zu einem späteren Zeitpunkt bekannt, kann das negative Folgen haben.

Wenn Betroffene sich an einen Naturheilpraktiker mit einer Ausbildung zum psychosozialen Berater mit eidgenössischem Diplom wenden, sollten sie im Vorfeld abklären, wer die Kosten dafür übernimmt. Nur nach einer Zuweisung durch die hausärztliche Praxis übernimmt die Grundversicherung die Kosten, sofern der Berater diese Abrechnung anbietet. Ob eine Zusatzversicherung die Kosten trägt, kommt auf den versicherten Leistungskatalog an.

Als Selbstzahler kostet die Psychotherapie unterschiedlich viel: Die Preise einer Psychotherapiestunde bewegen sich meist zwischen 50 und 250 Franken pro Stunde. Auch diese Informationen sollten Sie im Vorfeld abklären, wenn Sie sich für eine private Abrechnung entscheiden.

Wie läuft eine Psychotherapie ab?

Die Inhalte der Psychotherapie sind von der jeweiligen Therapieform geprägt. Unabhängig von der Therapieform gibt es jedoch bestimmte Elemente, die das Gerüst jeder psychotherapeutischen Behandlung bilden.

Für eine Psychotherapie können Sie sich vom Hausarzt zu einem Therapeuten überweisen lassen oder auch direkt einen Termin mit einem Therapeuten vereinbaren. Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin müssen Sie nicht zwingend darüber informieren.

Wie bekommt man eine Psychotherapie?

Nehmen Sie Hilfe in Anspruch: In fast allen mitteleuropäischen Ländern gibt es Einrichtungen und Institutionen, die den Patientinnen und Patienten helfen, einen zeitnahen Termin für eine Psychotherapie zu erhalten.

In der Schweiz gibt es mehrere Internetseiten, die ebendiese Suche unterstützen und Anlaufstellen auflisten. Eine kurze Internetrecherche reicht meistens schon aus, um die verschiedenen Plattformen der Verbände ausfindig zu machen, auf deren Seite man nach einem Therapeuten oder einer Therapeutin suchen kann.

Versuchen Sie es bei mehreren Therapeuten: Es lohnt sich, mehrere Praxen zu kontaktieren. Lassen Sie sich auf viele Wartelisten setzen und bitten Sie auf dem Anrufbeantworter um einen Rückruf, wenn Sie eine Praxis nicht persönlich erreichen.

Machen Sie sich eine Liste, auf der Sie markieren, welche Praxis wann erreichbar ist und ob Sie dort bereits auf einer Warteliste stehen oder noch einmal anrufen sollen.

Achten Sie nicht auf das Fachgebiet oder die Spezialisierung: Für ein Erstgespräch spielt es keine Rolle, ob der Therapeut oder die Therapeutin die benötigte Spezialisierung hat. Ob Tiefenpsychologie, analytische Psychotherapie oder Verhaltenstherapie - diese Feinheit sollte für das Erstgespräch keine Rolle spielen.

Nehmen Sie Tipps an: Auch wenn Sie bei einer Praxis nicht erfolgreich sind, fragen Sie dennoch, ob es Tipps gibt, welche Praxen noch Plätze frei haben. Die Therapeuten wissen meistens eher, welcher ihrer Kolleginnen und Kollegen noch Kapazitäten hat.

Fragen Sie Ihren Hausarzt: Der Hausarzt oder die Hausärztin weiss oft, welche Praxis noch Patienten aufnehmen kann und welche nicht. Vielleicht kann Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin Sie sogar selbst vermitteln. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Halten Sie durch: Geben Sie nicht auf. Die Suche nach einem Therapieplatz ist oft anstrengend und frustrierend. Resignieren Sie nicht. Befolgen Sie die Tipps und versuchen Sie es immer wieder, dann werden Sie auch einen Platz finden.

Je nach Wohnort und aktueller Situation kann es zu langen Wartezeiten kommen. Daher sollten Sie wissen, dass Sie in schweren Fällen jederzeit ein Krankenhaus aufsuchen oder Rettungskräfte rufen dürfen.

Erstgespräch, Diagnose und Prognose

Zu Beginn der Therapie schildert der Patient dem Therapeuten die Problematik. Daraufhin erläutert der Therapeut, wie die Therapie ablaufen könnte. In diesem Erstgespräch kann der Patient also testen, ob er sich bei dem Therapeuten wohlfühlt, und erfahren, was er von der Psychotherapie erwarten kann.

Soll die Therapie fortgesetzt werden, muss der Therapeut eine Diagnose stellen. Ohne solch eine Diagnose übernehmen die Krankenkassen keine Kosten.

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