Elvanse ist ein Medikament, das den Wirkstoff Lisdexamfetamin enthält und hauptsächlich zur Behandlung von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eingesetzt wird.
Anwendungsbereiche von Elvanse
Elvanse behandelt ADHS bei Kindern ab 6 Jahren, Jugendlichen und Erwachsenen. Es wird als Teil eines umfassenden Behandlungsplans verwendet und ist indiziert, wenn Methylphenidat nicht ausreichend wirksam war.
Die Symptome von ADHS umfassen Unaufmerksamkeit, Flüchtigkeitsfehler, Schwierigkeiten beim Zuhören, Aufgaben nicht abschliessen, Ablenkbarkeit, Impulsivität, Unruhe und störendes Verhalten.
Diese Symptome beeinträchtigen das Lernen und das soziale Umfeld und können auch im Erwachsenenalter fortbestehen. Elvanse wird verwendet, wenn Verhaltensmassnahmen allein nicht ausreichen, und immer als Teil eines umfassenden Therapieplans.
Es darf nur auf ärztliche Verschreibung verwendet werden und unter regelmässiger ärztlicher Kontrolle erfolgen.
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Wichtige Hinweise vor der Einnahme
Elvanse darf nicht eingenommen werden, wenn Sie:
- an einer Herzkrankheit leiden, z. B. unter einer arteriellen Durchblutungsstörung
 - an Magersucht (Anorexia nervosa) oder psychotischen Störungen leiden
 - in der Vergangenheit Anfälle hatten
 
Elvanse kann den Herzrhythmus beeinflussen. Bei Herzklopfen oder unregelmässigem Puls kontaktieren Sie sofort Ihren Arzt.
Vor der Einnahme sollten Sie:
- Ihre persönliche und familiäre Krankengeschichte klären
 
Elvanse darf nicht mit MAO-Hemmern kombiniert werden - diese Mischung kann lebensgefährlich sein.
Elvanse kann Schwindel oder Sehstörungen verursachen.
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Elvanse und Schwangerschaft
Die verfügbaren Daten zur Einnahme von Elvanse in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft zeigen keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für angeborene Fehlbildungen.
Allerdings wurde ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie (eine Erkrankung, die typischerweise nach der 20. Schwangerschaftswoche auftritt und durch Bluthochdruck sowie Eiweiss im Urin gekennzeichnet ist) und Frühgeburten festgestellt.
Neugeborene, die während der Schwangerschaft Amphetamin ausgesetzt waren, können Entzugserscheinungen wie Zittern, Reizbarkeit und Muskelverspannungen entwickeln.
In Tierversuchen wurden bei den Nachkommen Verhaltensänderungen beobachtet.
Elvanse wird im Körper in Substanzen umgewandelt, die über die Plazenta auf das Ungeborene übertragen werden können.
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Auch in die Muttermilch kann es übergehen.
Wenn Sie schwanger sind, eine Schwangerschaft vermuten oder eine Schwangerschaft planen, sollten Sie vor der Einnahme von Elvanse unbedingt mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin sprechen.
Dosierung und Anwendung
Nehmen Sie Elvanse stets genau nach den Anweisungen in der Packungsbeilage oder gemäss der Vereinbarung mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ein.
Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie Ihren Arzt, Apotheker oder Apothekerin.
Elvanse wurde speziell für Sie verschrieben. Geben Sie das Medikament nicht an Dritte weiter, auch wenn diese ähnliche Beschwerden haben.
Während der Behandlung mit Elvanse kann Ihr Arzt oder Ihre Ärztin regelmässig Blutuntersuchungen, Herzfunktionstests und Blutdruckkontrollen durchführen.
Bei Kindern, die Elvanse einnehmen, sollten Grösse und Gewicht regelmässig überprüft werden.
Die übliche Anfangsdosis für Kinder und Erwachsene beträgt 30 mg einmal täglich. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann jedoch entscheiden, mit 20 mg zu beginnen.
Die Dosis kann schrittweise angepasst werden, bis die für Sie oder Ihr Kind optimale Dosis erreicht ist. Die maximale Tagesdosis beträgt 70 mg.
Wenn sich die Dosis ändert, bleibt möglicherweise noch Restmedikation der vorherigen Dosisstärke übrig. Nehmen Sie Elvanse immer genau wie vom Arzt oder der Ärztin verordnet ein.
Elvanse ist in Form von Hartkapseln mit 6 verschiedenen Stärken erhältlich.
Nehmen Sie Elvanse einmal täglich am Morgen ein. Es kann mit oder ohne Mahlzeit eingenommen werden.
Die Kapseln können ganz geschluckt oder geöffnet und das Pulver mit Weichnahrung (z. B. Joghurt) oder in ein Glas Wasser oder Orangensaft gemischt werden.
Wenn es schwierig ist, die Kapseln zu schlucken, können Sie das Pulver in Weichnahrung oder Flüssigkeit leeren.
Verwenden Sie das gesamte Pulver, um die volle Dosis zu erhalten, und rühren Sie gut um, bis es sich aufgelöst hat. Nehmen Sie die Mischung sofort ein und bewahren Sie sie nicht für später auf.
Es ist normal, dass nach der Einnahme Rückstände an der Innenfläche des Glases oder Gefässes verbleiben. Die Dosierung darf nicht durch die Verwendung eines Teils der Kapsel verändert werden.
Haben Sie die Einnahme vergessen, nehmen Sie die nächste Dosis wie gewohnt am folgenden Morgen ein. Nehmen Sie keinesfalls eine doppelte Dosis, um die vergessene Dosis nachzuholen.
Sollten Sie zu viel Elvanse eingenommen haben, wenden Sie sich sofort an einen Arzt oder rufen Sie den Notdienst. Geben Sie dabei an, wie viel Sie eingenommen haben.
Symptome einer Überdosierung können sein: Unruhe, Zittern, unkontrollierte Bewegungen, schnelle Atmung, Verwirrung, Streitlust, Halluzinationen, Panik, hohes Fieber, Muskelschwäche, gefolgt von Müdigkeit und Depression.
Das Abbrechen der Einnahme von Elvanse kann zu einem Wiederauftreten der ADHS-Symptome führen. Setzen Sie das Medikament nicht eigenmächtig ab, ohne vorher mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu sprechen.
Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird vor Beginn der Behandlung einige Untersuchungen durchführen, um sicherzustellen, dass Elvanse für Sie geeignet ist und dass Sie von der Behandlung profitieren.
Nach Beginn der Behandlung wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin regelmässige Untersuchungen durchführen, insbesondere alle 6 Monate oder bei jeder Dosisanpassung.
Elvanse muss nicht lebenslang eingenommen werden.
Mögliche Nebenwirkungen
Wie jedes Medikament kann auch Elvanse Nebenwirkungen verursachen, die jedoch nicht bei jedem auftreten müssen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird mit Ihnen über mögliche Nebenwirkungen sprechen.
Einige Nebenwirkungen können ernsthaft sein. Elvanse kann bei einigen Kindern und Jugendlichen zu Untergewicht führen oder die Gewichtszunahme verlangsamen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird regelmässig Ihre Körpergrösse, Ihr Gewicht und Ihren Appetit überwachen.
Alternative Therapieansätze bei ADHS
Internationale Leitlinien sehen in der Pharmakotherapie bei der Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter die primäre Therapieoption.
Im Vergleich dazu positioniert sich die deutsche Leitlinie zurückhaltender und betont vor dem Hintergrund eines modernen Krankheitsverständnisses der ADHS als Spektrumstörung die Notwendigkeit für ein an die Symptomschwere angepasstes Vorgehen.
G rundbaustein jeder Behandlung ist eine ausführliche Psychoedukation (1). Die Vermittlung von spezifischem Krankheitswissen wirkt entstigmatisierend, indem es eine objektive, bewertungsfreie Erklärung für die eigenen Schwierigkeiten liefert und diese den bisherigen, oft selbstwertschädigenden Selbstund Fremdzuschreibungen wie Faulheit, Willensschwäche oder Dummheit etwas entgegensetzt (2). Zudem wird im Rahmen der Psychoedukation über Strategien informiert, die helfen können, mit individuellen Schwierigkeiten sowohl im Privatleben als auch im Beruf besser umzugehen. Hierzu kann ein spezifisches ADHS-Coaching sinnvoll sein.
Darüber hinaus kann ein Zeugnis zum Nachteilsausgleich, insbesondere für Studenten, wichtige Entlastung bieten.
Für die Wirksamkeit der Pharmakotherapie bei ADHS liegt inzwischen breite Evidenz vor.
So zeigte die Netzwerk-Metaanalyse von Cortese et al. (8), dass alle für die Behandlung von ADHS bei Erwachsenen zugelassenen Medikamente grundsätzlich effektiv sind. Dabei bewegen sich die Effektstärken zwischen 0,45 für Atomoxetin (ATX), 0,49 für MPH und 0,79 für AMP und liegen damit deutlich über den Effektstärken von Antidepressiva (SMD = 0,29) (9).
Umgang mit ADHS im Erwachsenenalter
Die Prävalenz der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Erwachsenen wird auf zirka 4,5% geschätzt.
Viele dieser Patienten leiden unter komorbiden psychischen Störungen, sodass in psychiatrischen Populationen sogar bis zu jedem Dritten von ADHS betroffen ist.
Bei Patienten mit ausgeprägten psychiatrischen Komorbiditäten wie Schizophrenie, bipolarer Störung, Substanzabhängigkeit oder schweren depressiven Episoden sollten diese grundsätzlich zuerst behandelt werden.
Eine wichtige Frage ist, wie man AD(H)S am besten bei Bewerbungen, Arbeitskollegen oder neuen Freundschaften kommuniziert.
Die Kommunikation von Diagnosen ist und bleibt nicht immer einfach. Meine Empfehlung ist, dass Sie sich zuerst selbst überlegen: Aus welchem Grund möchten Sie die Diagnose kommunizieren? Welche Vor- und Nachteile kann das mit sich bringen?
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